Schwarzbuch des Kommunismus verbieten?


11.08.2024, 21:42

PS: Für alle die nach glaubwürdigen Schätzungen für Mao und Stalin suchen, für die habe ich auch noch ein paar Berechnungen angestellt:

Problematisch ist hierbei dass die Schätzungen (vor allem bei Mao) stark variieren. Ich hab mich hier im halbwegs sicheren Bereich gehalten.

9 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Schwarzbuch des Kommunismus ist ein reines Propagandawerk zur Diffamierung des Antikapitalismus. Es ist inhaltlich kaum wertvoll, die Quellenlage ist ohnehin unzureichend und die Aufarbeitung im Buch ist tendenziöser Schwachsinn.

Das Buch war von Anfang an als propagandistische Diffamierung vorgesehen. Das ursprünglich vorgesehene Kapitel zur DDR im französischen Originalwerk wurde fallengelassen, weil die Autorin dieses Kapitels nicht bereit war, diese tendenziös, propagandistische Darstellung zu übernehmen.

Mehrere der Mitautoren haben sich bereits vor der Veröffentlichung von dem Gesamtwerk distanziert und andere haben der Veröffentlichung ihrer Texte im Rahmen dieses Buches nur unter Androhung juristischer Konsequenzen zugestimmt.

Selbst die Mitautoren haben klargestellt, dass die im Buch errechnete Zahl von 100 Millionen Toten völliger Schwachsinn ist. Courtois als Hauptautor sei regelrecht bessesen davon gewesen die Zahl irgendwie auf 100 Millionen anzuheben. Alleine die Anrechnung der Hungertoten, deren exakte Zahl vollkommen unbekannt ist, zur künstlichen Erhöhung der Zahlen ist hanebüchener Schwachsinn.


LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 12.08.2024, 00:33

Genau so sieht's aus! Deine Antwort ist ein Lichtblick!

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ForzaFerrari178  12.08.2024, 00:40
@LeftistSkeptic

Um die eigentliche Frage noch zu beantworten, was gerade ein wenig untergegangen ist. Ich denke, wir sollten in jedem Fall diskutieren, ein solches Propagandawerk zu verbieten. Man kann verschiedene Ansichten haben, ob das der richtige Weg ist, aber angesichts des Ausmaßes an Falschbehauptungen und Diffamierungen in diesem Werk sollte man ein Verbot nicht kategorisch ausschließen. Die diffuse, unterschwellige Verharmlosung des Nationalsozialismus bildet in jedem Fall eine mögliche Grundlage für das Verbot, falls die Diffamierung dafür nicht ausreichen sollte.

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LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 12.08.2024, 00:46
@ForzaFerrari178

Ich denke, wer dieses Buch als Hauptquelle verwendet, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. Wenn selbst die Mitautoren öffentlich bestätigen, dass die Zahl 100 Millionen absoluter Hirnspunk ist...

Im Buch werden teilweise Menschen die aufgrund zurückgehender Geburtenraten nie geboren wurden und sogar hingerichtete Nazi-Offiziere als "Opfer des Kommunismus" gezählt.

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ForzaFerrari178  12.08.2024, 01:31
@LeftistSkeptic

Das Schwarzbuch des Kommunismus ist nur ein Teil der breiten, systematischen Propagandakampgane gegen Antikapitalisten. Angebliche Todeszahlen, die zum Teil auf eine absurde Weise erfunden worden sind, wie beispielsweise mit den zurückgehenden Geburtenraten oder Hinrichtungen von Nazis oder Hungersnöten, die in keiner Weise spezifisch auf den Kommunismus zurückzuführen sind, sind ein entscheidender Teil dieser Agenda.

Mittlerweile wurde das Bild des Kommunismus als tödliche Gewaltherrschaft in weiten Teilen der Gesellschaft etabliert. Es ist quasi unmöglich, eine Diskussion über Kommunismus zu führen, ohne dass die Gegenseite von hunderten Millionen Toten des Kommunismus fabuliert und Stalin oder Mao Zedong als kommunistischen Adolf Hitler darstellen will.

Diese Art der Propaganda gegen Kommunismus ist erforderlich, um das bestehende menschenverachtende System des Kapitalismus zu rechtfertigen. Es soll als alternativlos dargestellt werden.

Und selbst das würde als alleiniger Bestandteil nicht ausreichen, um das System zu rechtfertigen. Wäre das der einzige Bestandteil der systematischen Selbstschutz-Propaganda würden Menschen irgendwann beginnen zu hinterfragen und die Falschbehauptungen erkennen, also muss das genauso verhindert werden.

Wenn Menschen beginnen, das System zu hinterfragen, wird die geringe Bildung großer Teile der Bevölkerung gezielt ausgenutzt und eine "Alternative" erschaffen. Eine Alternative, die vorgibt gegen das System zu sein, aber sämtliche Probleme auf eine spezifische Bevölkerungsgruppe zurückführt. Rassismus, Antisemitismus und weitere diskriminierende Ideologien sind Krisenideologien des Kapitalismus.

Wenn Menschen erkennen, dass die Löhne und die Renten zu niedrig sind, die Mieten immer weiter steigen und Menschen auf der Straße Flaschen sammeln müssen um zu überleben, sind sie kurz davor zu erkennen, dass all das Folgen des Kapitalismus sind.

Eine Partei, die diese Probleme den Juden oder den Ausländern zuschreibt, ist systematisch gewollt, weil sie davon ablenkt, dass es der Kapitalismus ist, der diese Probleme verursacht. Menschen, die diesen Alternativen verfallen, sind letztendlich Opfer des Systems.

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Ich kenne das Buch nicht, halte aber eine so niedrige Zahl der Opfer ebenfalls für sehr merkwürdig und bin nicht Deiner Meinung, dass es sich um einen Zufall handelt. Hast Du die Autoren mal gegoogelt, ob die ggf. rechtsextrem sind? Ein Verbot wäre schwierig, aber eine Diskussion darum, die Du ja dankenswerterweise angestoßen hast, ist äußerst wichtig.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die von 25 Millionen Toten ausgegangen sind. Eine grundlegende Verharmlosung des Nationalsozialismus kann ich nicht erkennen und Holocaustleugnung erst recht nicht. Die wäre nämlich strafbar.

Wir haben Meinungsfreiheit. Schon das Gesetz bezüglich Holocaustleugnung ist nicht unumstritten. Nein, das Schwarzbuch sollten wir nicht verbieten. Zudem kommen auch andere Quellen auf sehr viele Opfer des Marxismus.


LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 11.08.2024, 21:50

Im Schwarzbuch ist schwarz (haha ich bin so lustig) auf weiß von 25 Millionen Opfern des NS-Regimes die Rede, obwohl es in Wahrheit doppelt so viele waren. Für mich ist die Behauptung, die Nazis hätten nur halb so viele Menschen umgebracht wie es in der Realität waren, eine klare Verharmlosung und Relativierung des Nationalsozialismus.

Was Mao und Stalin angeht, habe ich realistische Schätzungen angehängt. Wobei hier das Problem ist, dass (gerade bei Mao) die Schätzungen sehr weit auseinandergehen, und es keinen einheitlichen Konsens darüber gibt, was man zählen sollte und was nicht.

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BelfastChild  11.08.2024, 21:53
@LeftistSkeptic
Im Schwarzbuch ist schwarz (haha ich bin so lustig) auf weiß von 25 Millionen Opfern des NS-Regimes die Rede, obwohl es in Wahrheit doppelt so viele waren. Für mich ist die Behauptung, die Nazis hätten nur halb so viele Menschen umgebracht wie es in der Realität waren, eine klare Verharmlosung und Relativierung des Nationalsozialismus.

Ich kann mich wie gesagt nicht daran erinnern.

Was Mao und Stalin angeht, habe ich realistische Schätzungen angehängt. Wobei hier das Problem ist, dass (gerade bei Mao) die Schätzungen sehr weit auseinandergehen, und es keinen einheitlichen Konsens darüber gibt, was man zählen sollte und was nicht.

Viele Quellen gehen von 20 Millionen Toten in der Sowjetunion aus und auch von mindestens 45 Millionen Opfern während Maos Diktatur. Zudem kommen noch andere Sachen, etwa Pol Pot.

Du kannst gerne eine Anzeige aufgeben, daran hindert dich niemand. Erfolg wirst du nicht haben.

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LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 11.08.2024, 21:57
@BelfastChild

Viele Quellen gehen von 20 Millionen Toten in der Sowjetunion aus und auch von mindestens 45 Millionen Opfern während Maos Diktatur. Zudem kommen noch andere Sachen, etwa Pol Pot.

Wie gesagt, es gibt hier nunmal keinen einheitlichen Konsens. Ich habe mich hier an das gehalten was (mehr oder weniger) faktisch einwandfrei belegt werden kann. Im allgemeinen halte ich mich an die Faustregel: Je höher die Schätzung, desto dünner das Eis.

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BelfastChild  11.08.2024, 21:59
@LeftistSkeptic

Ich bezweifle deine Schätzungen.

Egal. Wenn es schwarz auf weiß im Schwarzbuch steht, dann erstatte doch Anzeige.

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Ich habe noch nie vom Schwarzbuch des Kommumismus gehört. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass Karl Marx ein starker Verfechter von Demokratie war. Trotzdem heißt es, wenn ein Diktator in einem "kommunistischen" Land Menschen ermorden lässt, dass daran der Marxismus Schuld sei.

In den Geschichtsbüchern gibt es auch jede Menge Diktatoren in kapitalistischen Systemen, aber für deren Morde wird nicht der Kapitalismus verantwortlich gemacht. Wobei das auch ein schlechter Vergleich ist, denn die eigentlichen Opfer des Kapitalismus sind Kolonialstaaten – der Kolonialismus diente schließlich der Bereicherung der Kolonialmächte. Allein in Amerika starben durch den Kolonialismus ca. 55 Millionen indigene Menschen. In Indien kostete er etwa 100 Millionen Leben (Quelle). Der Kapitalismus ist mit großem Abstand das System, das am meisten Leid verursacht hat. Ist Kapitalismus deswegen "böse"? Theoretisch nicht. Allerdings ist es in der Praxis kaum möglich, Ausbeutung zu verhindern, solange Gewinnstreben belohnt wird. Das wollte Marx ändern. Leider scheitert auch Kommunismus oft an der Praxis. Deswegen sollten wir aber "Kommunismus" nicht mit "Stalin" gleichsetzen.

P.S. Russland ist heute ein kapitalistisches Land, und zeigt auch klare kolonialistische Züge, zuletzt bei dem Angriffskrieg auf die Ukraine.

Ich halte es für absolut gerechtfertigt, Hitler alle 50 Millionen Kriegstoten in Europa zuzuschreiben, schließlich waren es seine expansionistischen und menschenverachtenden Ambitionen, weshalb der Krieg ausgebrochen ist (ich verzichte hier zwecks der Einfachheit darauf, der UdSSR oder den Westalliierten aufgrund der Appeasement-Politik oder dem "Hitler-Stalin-Pakt" eine signifikante Teilschuld am Krieg zu geben).

Hast Du vergessen, dass Hitler den Krieg zusammen mit der Sowjetunion begonnen hat? Hitler hat Polen angegriffen - und Stalin ebenfalls. Abgesichert wurde dies durch einen Nichtangriffspakt. Das polnische Territorium wurde zwischen dem "Dritten Reich" und der nicht minder verbrecherischen Sowjetunion aufgeteilt. Die Sowjetunion hat auch Finnland, Estland, Lettland und Litauen überfallen. Warum verschweigst Du das?

Diese Behauptung stellt eine klare Relativierung und Verharmlosung des Nationalsozialismus da, etwas, wofür ich (genau wie jeder normaldenkende Mensch) absolut keine Toleranz habe.

Es spielt keine Rolle wofür Du Toleranz hast. In Deutschland herrschen Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit. Und Bücher sind erlaubt, so lange sie sich nicht gegen Strafgesetze verstoßen. Ein solcher Verstoß liegt hier offenkundig nicht vor.

Woher ich das weiß:Hobby – Beobachte politische Entwicklungen seit meiner Jugend.

LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 11.08.2024, 21:52

Hast Du vergessen, dass Hitler den Krieg zusammen mit der Sowjetunion begonnen hat? Hitler hat Polen angegriffen - und Stalin ebenfalls.

Nach der Logik hätten die Westmächte auch Schuld am Krieg, (Appeasement, Flottenabkommen, etc.). In dieses "Rabbit Hole" möchte ich micht gar nicht erst hineinbegeben.

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Philippus1990  11.08.2024, 21:59
@LeftistSkeptic
Nach der Logik hätten die Westmächte auch Schuld am Krieg, (Appeasement, Flottenabkommen, etc.).

Haben die Westmächte einen Nichtangriffspakt mit Hitler abgeschlossen und Polen angegriffen und mit diesem aufteilt? Völliger Schwachsinn. Die sowjetischen Kriege in Polen, Finnland, Estland, Litauen und Lettland haben viele Todesopfer gefordert, die man nicht Hitler zuschreiben kann. Diese gehen auf das Konto des sowjetischen Killer-Kommunismus.

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LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 11.08.2024, 22:53
@Philippus1990

Haben die Westmächte einen Nichtangriffspakt mit Hitler abgeschlossen und Polen mit diesem aufteilt?

Willst du mich für blöd verkaufen? Natürlich haben die Westmächte auch Verträge mit Hitler geschlossen (Polen im übrigen auch), und das Jahre vor der UdSSR. Stalin wollte sich mit den Westalliierten defensiv gegen Hitler verbünden, aber da haben die Briten und Franzosen nein gesagt, und da hat er sich dann gedacht "Leck mich!" (was ich mir an seiner Stelle auch gedacht hätte lol). https://i.ibb.co/vxr4hbD/Nations-that-signed-treaties-with-Nazi-Germany.jpg

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Philippus1990  11.08.2024, 22:59
@LeftistSkeptic
 Natürlich haben die Westmächte auch Verträge mit Hitler geschlossen

Es geht nicht um irgendwelche Verträge. Es geht darum, dass Stalin mit Hitler einen Nichtangriffspakt geschlossen und mit ihm die Aufteilung von Polen vereinbar hat.

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LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 11.08.2024, 23:02
@Philippus1990

Es geht darum, dass Stalin mit Hitler einen Nichtangriffspakt geschlossen und mit ihm die Aufteilung von Polen vereinbar hat.

Das hat er gemacht weil er zuerst ein defensives Verteidigungsbündnis mit Frankreich und GB wollte, die haben aber NEIN gesagt, und er dachte sich "Leck mich doch am Oasch!" und wollte stattdessen durch den Nichtangriffspakt mit Hitler die Sicherheit seiner Nation gewährleisten.

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LeftistSkeptic 
Beitragsersteller
 12.08.2024, 00:04
@Philippus1990

Und um GB und Frankreich eins auszuwischen. Quasi ein "Fickt euch, ihr wolltet mich nicht, dann geh ich halt zu den anderen, habt ihr jetzt davon!"

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Hamburger02  12.08.2024, 08:29
@LeftistSkeptic

"Schuld" hat alleine derjenige, der den Angriffsbefehl gibt oder gab. Was man den Apeasment-Politikern aber vorwerfen muss ist ihre Mitverantwortung dafür, dass es überhaupt soweit gekommen ist und sie sich dermaßen von Hitler haben täuschen lassen.

Den Fehler dürfen wir z.B. betreffs Putin keinesfalls wiederholen.

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