Rüde oder Hündin kastrieren lassen?


09.03.2023, 14:04

P.S. unsere Hündin war noch nicht läufig.

Rüde oder Hündin kastrieren? Wie denkt ihr darüber?

Rüden kastrieren 94%
Hündin kastrieren 6%

18 Stimmen

7 Antworten

Es gibt schon Gründe, warum selbst die meisten erfahrenen Hundehalter nicht Rüden und Hündinnen zusammen halten. Einfach weil es kaum möglich ist dies artgerecht zu tun (ohne die Tiere zu kastrieren; was aber eben ein Verstoß gegen das Gesetz wäre sowie absolut nachteilhaft für die Tiere). Einzige Option die ihr in Erwägung ziehen könntet wäre eine chemische Chip Kastration des Rüden. Oder die Hunde entsprechend während der Läufigkeit der Hündin trennen. Alles andere wäre unverantwortlich.

Eine Kastration ohne triftigen Grund (und das ist bei Hunden nur der Medizinische) ist in Deutschland verboten. Auch wenn es viele Tierärzte mit irgendwelchen scheinheiligen Argumentationen machen. Und wenn wird oft viel zu früh kastriert. Verhaltensbiologen empfehlen frühestens ab 2, besser 3 Jahren.

Oft wird das Argument "Wegen stark gesenktem Risiko an Tumorerkrankungen" gerne genutzt aber: es ist kein triftiger Grund einen Hund kastrieren zu lassen. Im Gegenteil: man will Feuer mit Feuer besiegen da es jetzt zahlreiche Studien gibt die zeigen, dass kastrierte Hunde ein deutlich höheres Risiko für mehrere Krebsarten haben. Vorher hat die Hündin also nur ein Risiko, nach der Kastration gleich viel mehr. Ein Tierarzt der eine Kastration begründet weil der Hund/die Hündin Mammatumoren/Hodentumore bekommen könnte ist ähnlich als wenn ein Humanmediziner vorschlagen würde man amputiert nun die Brüste der Frau weil sie Brustkrebs bekommen könnte. Ein sehr guter Artikel eines Tierarztes zum Thema: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951

Auch sonst hat die Kastration nur Nachteile, keine Vorteile. Und wenn doch kastriert werden soll (warum auch immer) dann frühstens mit 2 Jahren, besser 3 Jahren. Da der Hund sonst quasi für immer "Kind im Kopf" sein würde da die nötigen Hormone zum Erwachsenwerden fehlen.

  • Hund werden nicht ruhiger oder ähnliches - das ist ein Mythos. Eine Kastration ersetzt keine Erziehung.
  • Oft wird das Argument genutz (wie bereits oben erklärt) "Verminderung des Risikos von Hoden/Milchleisten Tumoren. Mittlerweile ist bewiesen und es gibt zahlreiche aussagekräftige Studien dazu: kastrierte Hunde sind anfälliger für mehrere verschiedene Krebsarten! Quelle 1Quelle 2 Man nimmt also eine Weg aber addiert mehrere dazu. Man möchte also Feuer mit Feuer bekämpfen.
  • Wie bereits erwähnt, es ist in Deutschland verboten, einen Hund ohne triftigen Grund zu kastrieren - der einzige triftige Grund wäre eben wenn anders die Gesundheit des Hundes nicht gewährleistet wäre.
  • Auch Verhaltensbiologisch wird viel verändert - oft hat der Hund dann zb. schwierigkeiten mit Artgenossen weil er komisch riecht (Artgenossen können nicht Einordnen zu welchem Geschlecht der Hund gehört, vorallem bei Rüden).

Ein wenig zum einlesen, zusätzlich zu den Links oben:

https://www.sitzplatzfuss.com/wp-content/uploads/2012/12/SPF_2_Kastration.pdf


Elke83208  09.03.2023, 15:55

Sehr gute Antwort von NoLies.

AchatzWitzleben 
Beitragsersteller
 09.03.2023, 14:35

Tiere haben kein Vergnügen beim Geschlechtsakt. Das kann man nicht mit den Brüsten einer Frau vergleichen. Die machen das nicht zum spaß sondern um sich fortzupflanzen.

NoLies  09.03.2023, 16:03
@AchatzWitzleben

Und das hat jetzt was genau mit meiner Antwort zu tun? Das habe ich auf jedenfall nie behauptet.

sammyok  09.03.2023, 13:58

Es hilft auch nicht die Tiere in der gleichen Wohnung räumlich zu trennen, wenn die Hündin läufig wird. Der Rüde riecht es trotzdem und wird sehr unruhig. Während der Läufigkeit sollte einer von beiden ganz woanders untergebracht werden. Das ist aber auch nicht die optimale Lösung für die Tiere, deswegen sollte man allgemein nicht Rüden und Hündinnen zusammen halten.

NoLies  09.03.2023, 14:03
@sammyok

Doch hilft schon, wenn die Tiere entsprechend erzogen sind und ausgelastet sind. Kriegen viele halt leider nicht hin. Und wie gesagt, eine chemische Kastration kann abhilfe schaffen.

AchatzWitzleben 
Beitragsersteller
 09.03.2023, 13:36

Ich kenne ganz viele die ihre Hunde haben kastrieren lassen. Damit Hunde, egal ob Rüden oder Hündinnen, die vertragen sich auch nicht immer, friedlich zusammen leben können.

NoLies  09.03.2023, 13:38
@AchatzWitzleben

Und nur weil es Leute machen, ist es nicht besser. Leider drängen viele Tierärzte noch dazu, weil sich damit gut Geld machen lässt. Erlaubt ist es trotzdem nicht und es werden fadenscheinige Ausreden genutzt.

Es ist ein Mythos, dass Hunde die kastriert werden "ruhiger" werden oder sich besser mit anderen Hunden vertragen. Eine Kastration ersetzt keine Erziehung! Zumal (vorallem kastrierte Rüden) kastrierte Hunde deutlich mehr probleme mit Artgenossen haben, da kastrierte Hunde ganz anders riechen und schwierig einzuordnen sind für intakte Hunde.

Kommt darauf an. Werden die Hunde gearbeitet und besteht das Risiko, dass der Trieb durch die Kastration verloren geht? Wie stark reagiert der Rüde auf läufige Hündinnen?

Ich würde erstmal abwarten, wie sich die Tiere entwickeln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 20 Jahren Teil einer RHS(Fläche) und des Greyhoundkults

AchatzWitzleben 
Beitragsersteller
 10.03.2023, 19:16

Der Rüde reagiert sehr stark auf läufige Hündinnen. Ist dann extrem unruhig und zieht an der Leine. Er hat sich dann kaum noch unter Kontrolle. :(

Jekanadar  10.03.2023, 19:18
@AchatzWitzleben

In dem Fall würde ich erstmal eine chemische Kastration in betracht ziehen. Nicht immer liegt so ein Verhalten im Sexualtrieb begründet.

AchatzWitzleben 
Beitragsersteller
 10.03.2023, 19:32
@Jekanadar

Hab ich schon chemisch versucht dann ist er nicht mehr so gestresst

Ein Punkt fehlt in der Frage: "Beide".

Es ist sicherlich richtig, dass die OP bei einem Rüden einfacher und weniger risikobehaftet ist und günstiger ist sie in aller Regel auch.

Das hilft jedoch der Hündin gesundheitlich nicht, weil ein Risiko besteht, dass sie mal Tumore entwickelt, die insbesondere an Gebärmutter und Gesäuge auftreten.

Auch Scheinträchtigkeit und Läufigkeit beugt man durch eine Kastration dauerhaft vor.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjähriger Hundehalter - Tierschutz

William1307  09.03.2023, 13:55

Das ist leider nicht ganz richtig. natürlich kann eine kastrierte Hündin keinen Gesäugekrebs bekommen. Aber wenn ein Hund Krebs bekommen soll - dann bekommt er ihn halt an anderen Organen. So eine OP bei der Hündin ist nicht "vorbeugend". Und birgt auch eine Menge Risiken. Der Hormonhaushalt ist etwas sehr empfindliches. Und wenn man da schon früh eingreift dann hat man eben später einen Hund der alle möglichen Krankheiten bekommen kann. Das Bindegewebe wird schwach - Bänder und Sehnenrisse häufig. Wenn es dumm läuft wird die Hündin inkontinent, die Fellstruktur kann sich ändern, der Fettstoffwechsel kann entgleisen. So ganz einfach ist es eben doch nicht.

William1307  09.03.2023, 15:06
@JochenOWL

Ich kenne diese Artikel. Es gibt aber auch neuere Erkenntnisse... Nur wird Dir kein Tierarzt sagen dass es an der Kastration liegt wenn ein Hund an einem Milztumor verstirbt. Da kommt ja niemand drauf.

Man sollte der Natur so wenig wie möglich ins Handwerk pfuschen. Und wenn - dann nur mit wirklich zwingenden Gründen. Dass ich eine Hündin und einen Rüden gleichzeitig halten will - das ist kein Grund einem Hund die Gesundheit zu ruinieren.

RUBYNIA10  09.03.2023, 13:58

Es gibt keine Studie , die belegt , daß eine "vorbeugende" Kastration die Hündin vor Tumorerkrankungen schützt und "einer Läufigkeit vorbeugen" ist widersinnig.

NoLies  09.03.2023, 14:02
weil ein Risiko besteht, dass sie mal Tumore entwickelt, die insbesondere an Gebärmutter und Gesäuge auftreten.

Und Kastrierte Hunde ein deutlich höheres Risiko für mehrere verschiedene Krebsarten haben. Du willst also Feuer mit Feuer bekämpfen. Und nu?

JochenOWL  09.03.2023, 14:37
@NoLies

Ich will das nicht

Es gibt halt unterschiedliche Meinungen - wie bei den Juristen: Vier Juristen, fünf Meinungen.

Egal, was man tut oder empfiehlt, wahrscheinlich ist es falsch....

LG

Rüden kastrieren

Beim Rüden ist es ein kleiner Eingriff der keine 5 Minuten dauert und mit 2-4 Stichen genäht wird. Das hat er in einer halben Stunden verdaut und hinter sich.

Bei der Hündin muss der komplette Bauchraum geöffnet werden und die Eierstöcke entfernt werden. Der Eingriff dauert ca eine 1 Stunde in Vollnarkose und die Naht ist ca 10 cm lang!

Also, welcher Eingriff denkst du ist weniger Aufwand und wird schneller heilen?


AchatzWitzleben 
Beitragsersteller
 09.03.2023, 13:20

Rüden kastrieren. Da werden dem Rüden ja nur die Hoden abgeschnitten. Bei der Hündin ist das ein viel größerer Eingriff;)

Hündin kastrieren

Unbedingt die Hündin kastrieren.

Mit der Kastration des Rüden ist vielleicht das Problem im eigenen Heim gelöst, nicht aber die Aggression anderer Rüden gegen den Kastraten, erst recht, wenn die Hündin läufig ist.

Es ist ein Irrglaube, Kastraten würden gar nicht mehr auf läufige Hündinnen reagieren.

Kommt noch hinzu, das Kastraten für andere Rüden besser riechen können als läufige Hündinnen. Das dann 365 Tage im Jahr.

Kann auch sein, dass Kastraten angriffig werden.

Das Problem mit der läufigen Hündin ist auch für die Hündin in Bezug auf andere Rüden nicht gelöst.

Nur weil die Kastration beim Rüden einfacher und billiger ist, ist das noch lange nicht eine durchdachte Lösung.