Rüde oder Hündin kastrieren lassen?
Wir haben einen Rüden (3 Jahre alt) und eine Hündin (4 Monate alt). Damit sie später ungestört zusammen leben können wollen wir eins der Tiere kastrieren lassen.
P.S. unsere Hündin war noch nicht läufig.
Rüde oder Hündin kastrieren? Wie denkt ihr darüber?
18 Stimmen
7 Antworten
Es gibt schon Gründe, warum selbst die meisten erfahrenen Hundehalter nicht Rüden und Hündinnen zusammen halten. Einfach weil es kaum möglich ist dies artgerecht zu tun (ohne die Tiere zu kastrieren; was aber eben ein Verstoß gegen das Gesetz wäre sowie absolut nachteilhaft für die Tiere). Einzige Option die ihr in Erwägung ziehen könntet wäre eine chemische Chip Kastration des Rüden. Oder die Hunde entsprechend während der Läufigkeit der Hündin trennen. Alles andere wäre unverantwortlich.
Eine Kastration ohne triftigen Grund (und das ist bei Hunden nur der Medizinische) ist in Deutschland verboten. Auch wenn es viele Tierärzte mit irgendwelchen scheinheiligen Argumentationen machen. Und wenn wird oft viel zu früh kastriert. Verhaltensbiologen empfehlen frühestens ab 2, besser 3 Jahren.
Oft wird das Argument "Wegen stark gesenktem Risiko an Tumorerkrankungen" gerne genutzt aber: es ist kein triftiger Grund einen Hund kastrieren zu lassen. Im Gegenteil: man will Feuer mit Feuer besiegen da es jetzt zahlreiche Studien gibt die zeigen, dass kastrierte Hunde ein deutlich höheres Risiko für mehrere Krebsarten haben. Vorher hat die Hündin also nur ein Risiko, nach der Kastration gleich viel mehr. Ein Tierarzt der eine Kastration begründet weil der Hund/die Hündin Mammatumoren/Hodentumore bekommen könnte ist ähnlich als wenn ein Humanmediziner vorschlagen würde man amputiert nun die Brüste der Frau weil sie Brustkrebs bekommen könnte. Ein sehr guter Artikel eines Tierarztes zum Thema: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951
Auch sonst hat die Kastration nur Nachteile, keine Vorteile. Und wenn doch kastriert werden soll (warum auch immer) dann frühstens mit 2 Jahren, besser 3 Jahren. Da der Hund sonst quasi für immer "Kind im Kopf" sein würde da die nötigen Hormone zum Erwachsenwerden fehlen.
- Hund werden nicht ruhiger oder ähnliches - das ist ein Mythos. Eine Kastration ersetzt keine Erziehung.
- Oft wird das Argument genutz (wie bereits oben erklärt) "Verminderung des Risikos von Hoden/Milchleisten Tumoren. Mittlerweile ist bewiesen und es gibt zahlreiche aussagekräftige Studien dazu: kastrierte Hunde sind anfälliger für mehrere verschiedene Krebsarten! Quelle 1Quelle 2 Man nimmt also eine Weg aber addiert mehrere dazu. Man möchte also Feuer mit Feuer bekämpfen.
- Wie bereits erwähnt, es ist in Deutschland verboten, einen Hund ohne triftigen Grund zu kastrieren - der einzige triftige Grund wäre eben wenn anders die Gesundheit des Hundes nicht gewährleistet wäre.
- Auch Verhaltensbiologisch wird viel verändert - oft hat der Hund dann zb. schwierigkeiten mit Artgenossen weil er komisch riecht (Artgenossen können nicht Einordnen zu welchem Geschlecht der Hund gehört, vorallem bei Rüden).
Ein wenig zum einlesen, zusätzlich zu den Links oben:
https://www.sitzplatzfuss.com/wp-content/uploads/2012/12/SPF_2_Kastration.pdf
Und das hat jetzt was genau mit meiner Antwort zu tun? Das habe ich auf jedenfall nie behauptet.
Es hilft auch nicht die Tiere in der gleichen Wohnung räumlich zu trennen, wenn die Hündin läufig wird. Der Rüde riecht es trotzdem und wird sehr unruhig. Während der Läufigkeit sollte einer von beiden ganz woanders untergebracht werden. Das ist aber auch nicht die optimale Lösung für die Tiere, deswegen sollte man allgemein nicht Rüden und Hündinnen zusammen halten.
Ich kenne ganz viele die ihre Hunde haben kastrieren lassen. Damit Hunde, egal ob Rüden oder Hündinnen, die vertragen sich auch nicht immer, friedlich zusammen leben können.
Und nur weil es Leute machen, ist es nicht besser. Leider drängen viele Tierärzte noch dazu, weil sich damit gut Geld machen lässt. Erlaubt ist es trotzdem nicht und es werden fadenscheinige Ausreden genutzt.
Es ist ein Mythos, dass Hunde die kastriert werden "ruhiger" werden oder sich besser mit anderen Hunden vertragen. Eine Kastration ersetzt keine Erziehung! Zumal (vorallem kastrierte Rüden) kastrierte Hunde deutlich mehr probleme mit Artgenossen haben, da kastrierte Hunde ganz anders riechen und schwierig einzuordnen sind für intakte Hunde.
Kommt darauf an. Werden die Hunde gearbeitet und besteht das Risiko, dass der Trieb durch die Kastration verloren geht? Wie stark reagiert der Rüde auf läufige Hündinnen?
Ich würde erstmal abwarten, wie sich die Tiere entwickeln.
Der Rüde reagiert sehr stark auf läufige Hündinnen. Ist dann extrem unruhig und zieht an der Leine. Er hat sich dann kaum noch unter Kontrolle. :(
In dem Fall würde ich erstmal eine chemische Kastration in betracht ziehen. Nicht immer liegt so ein Verhalten im Sexualtrieb begründet.
Hab ich schon chemisch versucht dann ist er nicht mehr so gestresst
Ein Punkt fehlt in der Frage: "Beide".
Es ist sicherlich richtig, dass die OP bei einem Rüden einfacher und weniger risikobehaftet ist und günstiger ist sie in aller Regel auch.
Das hilft jedoch der Hündin gesundheitlich nicht, weil ein Risiko besteht, dass sie mal Tumore entwickelt, die insbesondere an Gebärmutter und Gesäuge auftreten.
Auch Scheinträchtigkeit und Läufigkeit beugt man durch eine Kastration dauerhaft vor.
Das ist leider nicht ganz richtig. natürlich kann eine kastrierte Hündin keinen Gesäugekrebs bekommen. Aber wenn ein Hund Krebs bekommen soll - dann bekommt er ihn halt an anderen Organen. So eine OP bei der Hündin ist nicht "vorbeugend". Und birgt auch eine Menge Risiken. Der Hormonhaushalt ist etwas sehr empfindliches. Und wenn man da schon früh eingreift dann hat man eben später einen Hund der alle möglichen Krankheiten bekommen kann. Das Bindegewebe wird schwach - Bänder und Sehnenrisse häufig. Wenn es dumm läuft wird die Hündin inkontinent, die Fellstruktur kann sich ändern, der Fettstoffwechsel kann entgleisen. So ganz einfach ist es eben doch nicht.
Das ist sicherlich nicht unbegründet, was du schreibst aber es gibt völlig unterschiedliche Meinungen.
HIer eine Meinung zum Thema Mammatumore bei Hündinnen:
Ich kenne diese Artikel. Es gibt aber auch neuere Erkenntnisse... Nur wird Dir kein Tierarzt sagen dass es an der Kastration liegt wenn ein Hund an einem Milztumor verstirbt. Da kommt ja niemand drauf.
Man sollte der Natur so wenig wie möglich ins Handwerk pfuschen. Und wenn - dann nur mit wirklich zwingenden Gründen. Dass ich eine Hündin und einen Rüden gleichzeitig halten will - das ist kein Grund einem Hund die Gesundheit zu ruinieren.
Es gibt keine Studie , die belegt , daß eine "vorbeugende" Kastration die Hündin vor Tumorerkrankungen schützt und "einer Läufigkeit vorbeugen" ist widersinnig.
weil ein Risiko besteht, dass sie mal Tumore entwickelt, die insbesondere an Gebärmutter und Gesäuge auftreten.
Und Kastrierte Hunde ein deutlich höheres Risiko für mehrere verschiedene Krebsarten haben. Du willst also Feuer mit Feuer bekämpfen. Und nu?
Beim Rüden ist es ein kleiner Eingriff der keine 5 Minuten dauert und mit 2-4 Stichen genäht wird. Das hat er in einer halben Stunden verdaut und hinter sich.
Bei der Hündin muss der komplette Bauchraum geöffnet werden und die Eierstöcke entfernt werden. Der Eingriff dauert ca eine 1 Stunde in Vollnarkose und die Naht ist ca 10 cm lang!
Also, welcher Eingriff denkst du ist weniger Aufwand und wird schneller heilen?
Rüden kastrieren. Da werden dem Rüden ja nur die Hoden abgeschnitten. Bei der Hündin ist das ein viel größerer Eingriff;)
Bei einer Kastration von Hunden, egal ob Rüde oder Hündin, machen sich sowohl der Tierarzt als auch die Halter strafbar.
Die Kastration bei Hunden ohne medizinische Notwendigkeit, ist in Deutschland ganz klar verboten.
Vorbeugung von gesundheitlichen Probleme bei Hündinnen, die Vermehrung zu verhindern, oder um Rüde und Hündin zusammen halten zu können, fällt nicht unter medizinische Notwendigkeit.
Und sämtliche Tierheime und Tierschutzorgas ebenso? Wage ich zu bezweifeln...
Das Verhindern der unkontrollierten Zucht ist durchaus legitim.
Da braucht man nicht gegen an gehen. Fakt ist, es ist verboten. Unkontrollierte Vermehrung, lässt sich ohne Kastration bei Hunden vermeiden. Ist daher KEIN Grund. Das wird gesetzlich auch nicht als Begründung akzeptiert.
Unkontrollierte Zucht findet trotzdem statt, weil diese Tiere überhaupt nicht gemeldet und dementsprechend auch keinem Tierarzt vorgestellt werden.
Nach § 1 TierSchG trägt der Mensch die Verantwortung für das Tier als Mitgeschöpf und hat dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Wer ein Tier hält oder betreut, muss es nach § 2 TierSchG tiergerecht ernähren, unterbringen und pflegen. Verstöße gegen tierschutzrechtliche Vorschriften können als Ordnungswidrigkeiten oder Straftatbestände geahndet werden (§ 17 und 18 TierSchG).
§ 6 TierSchG
Nach Absatz 1 dieser Vorschrift ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen eines Wirbeltieres verboten. Jedoch gilt das Verbot nicht, wenn der Eingriff im Einzelfall nach tierärztlicher Indikation geboten ist (§ 6 Abs. 1 Nr. 1a) bzw. zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder - soweit tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen - zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wird (§ 6 Abs. 1 Nr.5).
Kastrationen gelten im Tierschutzgesetz als Amputation.
Die unkontrollierte Fortpflanzung findet vor allem bei freilaufenden Katzen statt, weswegen diese auch nach der bestehenden Rechtslage kastriert werden können. Viele Gemeinden haben daher bereits per kommunaler Ordnung verfügt, dass Katzenhalter/-innen, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, diese vorher von einem Tierarzt kastrieren lassen müssen. Für die Zucht von Rassekatzen können Ausnahmen von der Kastrationspflicht zugelassen werden. Ob diese Regelung gegen Grundrechte der Tierhalter verstößt, da denen zwingend seitens der Behörde vorgegeben wird, wie sie beispielsweise mit ihrem Eigentum umzugehen haben, ist zwischen Juristen noch nicht endgültig geklärt.
Die Ausnahmeregelung der unkontrollierten Fortpflanzung bezieht sich jedoch nicht auf den Haushund. Dazu gibt es eine Aussage aus dem Tierschutzbericht der Bundesregierung, wonach man bei in geordneten Verhältnissen lebenden Familienhunden davon ausgehen kann, dass auch mit weniger tief greifenden Eingriffen eine Fortpflanzungskontrolle zuverlässig möglich wäre. Infolge dessen sind auch Tierüberlassungsverträge aus Tierheimen, die die Kastration eines Hundes verbindlich fordern, vertragsrechtlich nicht nur bedenklich sondern in ihrer tatsächlichen Ausgestaltung häufig unwirksam.
Und trotzdem verlässt kein Tier unkastriert das Tierheim. Wo liegt der Sinn in so einem Papiertiger? Warum machen sich so viele Menschen strafbar? Und warum wird das nicht strafrechtlich verfolgt?
Weil es nicht kontrolliert wird, bzw. werden kann. Tierheime werden nicht staatlich unterstützt, da es leider nach wie vor nicht die Priorität hat, die es haben müsste. Tierschutzverein fallen fast ganz unter den Radar, da ehrenamtlich. Der Staat ist froh, dass sich andere drum kümmern. Deswegen werden auch Spenden benötigt, da es keinerlei Unterstützung gibt.
Zudem muss man unterscheiden, ob die Hunde ehemalige Straßenhunde z.B. aus Rumänien sind (da wird nach Möglichkeit kastriert, wegen unkontrollierte Vermehrung) die kastriert zu uns kommen, ob es Listenhunde sind, da bei einigen Rassen eine Kastrationspflicht besteht um die Rasse auszulöschen, und viele Hunde sind schon kastriert worden bevor sie im Tierheim gelandet sind.
Gesetze sind schnell geschrieben, aber die Umsetzung wird in vielen Situationen stark vernachlässigt. Sowohl im Tierschutz, als auch bei allgemeinen Gesetzen wie z.B. im Straßenverkehr, Schwarzarbeit, Betrug, etc. Man kommt mit so vielem ungestraft davon. Manchmal weiß ich gar nicht, warum überhaupt Gesetze gemacht werden.
Wird ein Tierarzt allerdings offiziell erwischt, verliert er seine Lizenz.
Tiere haben kein Vergnügen beim Geschlechtsakt. Das kann man nicht mit den Brüsten einer Frau vergleichen. Die machen das nicht zum spaß sondern um sich fortzupflanzen.