Rücktritt Kaufvertrag neuer PC mit Problemen - Darf das der Verkäufer?
Hallo, ich habe vor ca. 1 Monat einen neuen PC in Wert von 3300 Euro online gekauft. Dieser hatte laut einer Abbilddatei bzw. Dumpdatei schon vor Ort einen Bluescreen. Bei mir angekommen hatte er weitere sehr unterschiedliche Bluescreens und random Abstürze.
Nachdem ich den Verkäufer kontaktiert hatte, kam es zu einer Reparatur, welche dann im Endeffekt erfolglos war und die gleiche Problematik ist wie vor der Reparatur aufgetreten.
Nun bin ich schriftlich per Mail vom Kaufvertrag zurückgetreten. Doch in der E-Mail schreibt der Verkäufer, dass ich erst den PC auf meine Kosten zu Ihnen schicken soll und erst auf die Fehler geprüft werden soll. Wenn sie keine finden, dann würden sie den PC einfach wieder zurückschicken. Habe am Telefon gefragt, womit sie das rechtfertigen, aber habe nur leere Aussagen als Antwort bekommen. Ich habe ja Beweise für die Fehler. Eine konkrete Bestätigung, dass ich den vollen Kaufpreis bei Fehlerfindung bekomme, habe ich auch nicht bekommen.
Darf der Verkäufer sich diese Rechte nehmen?
3 Antworten
Nachdem du schreibst ein neuer PC, nehme ich jetzt mal an, du hast den PC von einem Händler gekauft und nicht von einer Privatperson?
Bei hochpreisigen Artikeln wie dem von dir genannten PC hat der Händler grundsätzlich das Recht auf zwei Reparaturversuche, bevor du vom Kaufvertrag zurücktreten kannst, außer du befindest dich bei Onlinebestellungen noch innerhalb der 14-tägigen Widerrufsfrist, was aber bei dir nicht mehr der Fall ist, wenn du den PC vor einem Monat gekauft hast.
Kosten dürfen dir dabei keine entstehen, der Händler hat sämtliche Kosten der Reparatur einschließlich der Versandkosten zu tragen, außer es stellt sich heraus, dass der Fehler durch dein eigenes Verschulden entstanden ist.
Heißt also: Der Händler ist nicht verpflichtet, deinen Rücktritt vom Kaufvertrag zu akzeptieren, er kann den PC stattdessen nochmal reparieren oder auch gegen ein identisches Gerät austauschen.
Kannst du mir bitte ein Gesetz nennen?
Der Verkäufer hat mir gegenüber kein zweites Recht auf ein Reparaturversuch ausgesprochen. Laut diesem Artikel: https://www.dahag.de/c/ratgeber/zivilrecht/mangelhafte-lieferung gibt es wohl auch seit 2022 nur noch das Recht auf einen Reparaturversuch.
Es galten auch vorher schon nicht zwingend 2 Versuche.
Es schreibt hier anscheinend jeder etwas anderes. Laut einem Artikel der Verbraucherzentrale aus dem Jahr 2024 haben Händler das Recht auf zwei, unter gewissen Umständen sogar drei Reparaturversuche. Manche Anwälte schreiben auch, es hänge seit 2022 vom Einzelfall ab, ob der Kunde 1, 2 oder 3 Reparaturversuche akzeptieren muss. Welche Aussage nun stimmt, kann ich dir nicht sagen.
Wenn du allerdings den von dir verlinkten Artikel weiterliest, steht dort:
Für Kaufverträge, die nach dem 1. Januar 2022 abgeschlossen wurden, können Sie nach bereits einem Versuch vom Kaufvertrag zurücktreten. Handelt es sich allerdings um technisch komplexe Geräte, können Ausnahmen gelten.
Ein PC ist definitiv ein technisch komplexes Gerät, für das mutmaßlich so eine Ausnahme gilt. Ich nehme daher an, dass der Händler noch eine zweite Möglichkeit zur Reparatur hat.
Was ich an der Stelle aber auch noch einwerfen möchte: Du hast einen PC um 3200€ gekauft. Du weißt was ein Dump ist. Man kann somit annehmen, dass du eine gewisse Ahnung von PCs hast.
Hast du denn selber schon einmal versucht, den Fehler einzugrenzen? Immer wieder auftretende BSOD müssen nicht zwingend bedeuten, dass ein Hardwarefehler vorliegt, in vielen Fällen gibt es einfach nur ein Problem mit einem Treiber oder einer anderen Software. Und auch wenn es ein Hardwarefehler ist, würde es die ganze Angelegenheit sowohl für dich als auch für den Händler viel einfacher machen, wenn du das Problem konkret benennen kannst und beispielsweise sagst, der RAM ist fehlerhaft. Dann schickt er dir einen neuen, du tauscht ihn aus und alles ist gut.
Also so Dinge wie Dumpfile auslesen (z.B. mit Whocrashed), Windows zurücksetzen, Memtest durchlaufen lassen würde ich dir auf jeden Fall raten, sofern du das kannst.
Ich habe den PC selbst schon extrem viel troubleshooted, es gibt keinen eindeutigen Fehler zu finden. Die Dumpfiles zeigen alle auf einen anderen Fehler bzw. gibt es keine eindeutige Fehlerquelle. BSOD sind in den wenigsten Fällen durch Software ausgelöst – eigentlich nur durch Software, die auf Kernel liegt.Treiber sind auch alle aktuell.
Ich habe dem Händler 2,5 Seiten detailliert beschrieben, was die Problematik ist, aber das wurde anscheinend vollkommen ignoriert, da sie einfach den RAM ausgetauscht hat, obwohl ich geschrieben habe, dass er laut einem Test in Ordnung ist und vor dem Austausch wurde anscheinend auch nichts mehr getestet. Das ist dann schon extrem enttäuschend und lässt mich am Händler zweifeln.
Das ist natürlich sehr ärgerlich. Ich würde den PC an deiner Stelle wie vom Händler gefordert nochmal hinschicken. Die Versandkosten muss er dir ohnehin erstatten.
Ich werde jetzt erstmal eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen. Danach weiß ich wenigstens, wo meine Rechte liegen.
Hier würde ich den PC mal von einem Live Linux Mint auf USB Stift booten, somit hast du einen guten Indikator, ob die Hardware in Ordnung ist. Das ist in 30 Minuten erledigt - auf YouTube sind zahlreiche Anleitungen die zeigen wie simpel das geht.
Die Festplatte und alle angeschlossenen Geräte erst mal entfernen.
Such dir hier einen Anwalt, speziellen Fachanwalt brauchste nicht, scheint mir dass der Verkäufer dich vor seinen Rechtspflichten drücken will
Ja, aber ich bin Studentin und habe kaum Geld. Wie soll ich das finanziell tragen?
Beratungshilfeschein oder Rechtsberatung im Studierendenwerk.
zudem besteht hier dir Möglichkeit die Rechtsanwaltskosten im Anschluss im Wege des Schadensersatzanspruches mit geltend zu machen
Laut diesem Artikel gilt aber folgendes: "Für Kaufverträge, die vor dem 1. Januar 2022 abgeschlossen wurden, gelten 2 Versuche, bis Sie vom Kaufvertrag zurücktreten können. Für Kaufverträge, die nach dem 1. Januar 2022 abgeschlossen wurden, können Sie nach bereits einem Versuch vom Kaufvertrag zurücktreten."
https://www.dahag.de/c/ratgeber/zivilrecht/mangelhafte-lieferung
Er hat den Kaufvertrag nach dem 1. Januar 2022 abgeschlossen.