Reichen die coding skills aus dem bachelor?

5 Antworten

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Ich denke, an der Stelle muss wahrscheinlich erst einmal ein Missverständnis im Hinblick auf das Studium und dessen Zeitverteilung aufgelöst werden.

Die Studienzeit ist ein extra dazu geschaffener Raum, der dir gute Bedingungen stellt, um dich einem großen Themenbereich (in dem Fall Informatik) zu widmen. Die Vorlesungen sind nur ein Teil davon. Über die bekommst du von den Dozenten ein Grundgerüst und Stichworte zur Orientierung. Du kannst bei den Vorlesungen nicht erwarten, dass man dich wie in der Schulpflichtzeit an die Hand nimmt, um Sachverhalt XY mehrmals an Übungen durchzuexerzieren, denn für so etwas fehlt die Zeit. Für weitere Recherchen und die Vertiefung in ausgewählten Themen ist die vorlesungsfreie Zeit gedacht. Anteilig umfasst sie den größten Zeitraum in der Studienzeit.

Je Woche solltest du auf ungefähr 40 Arbeitsstunden kommen. Dieser Arbeitsaufwand ist auch durch den Studienplan (Stichwort: Creditpoints) geregelt.

Womit du dich nun genauer beschäftigen möchtest, kannst du selbst entscheiden. Als Hilfe stehen dir mehrere Mittel zur Verfügung. Sei es eine Bibliothek, seien es Uni-interne Kurse, Studentenprogramme (an so manche Software oder Lernplattform kommst du als Studium kostenlos) oder deine Kommilitonen (Dozenten und Tutoren sind da inbegriffen).

Aus diesem Grund eignet sich ein Informatikstudium an einer Universität oder Fachhochschule auf jeden Fall, um Programmieren / Softwareentwicklung zu lernen. An all diese Vorteile in gebündelter Form kommst du außerhalb eines Studiums nicht so leicht heran. Das Abschlusszertifikat, welches man erhält, sollte man dabei ebenso nicht vergessen.

Meine frag ist ob die coding skills die man dort lernt ausreichen um gut coden zu können.

Mit welchem Wissensstand du aus einem Studium letzten Endes gehst, kommt zu einigen Teilen auf dich an. Wenn du dich nur auf die Informationen aus den Vorlesungen verlässt und ansonsten kaum Eigeninitiative zeigst, wirst du nach dem Studium gewiss nur oberflächliche Kenntnisse haben. Wenn du zusätzlich keine Dozenten hattest, die sich Methoden überlegt haben, dich mit praktischen Pflichtübungen o.ä. zu triezen, wird dir mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso Praxiserfahrung im Umgang mit den Grundlagen fehlen.

Sich also nur durch das Studium treiben lassen, wäre kein guter Ratgeber.

Aber auch wenn du dich extrem motiviert durch das Studium powerst, wirst du dich bezogen auf das Berufsleben auf eine Umstellung einrichten müssen. In der Regel kommt man weder im Studium noch im Hobbybereich in die Verlegenheit, an tatsächlich komplexen Systemen zu arbeiten. Du kannst damit rechnen, dass du dich in neue Tools einarbeiten musst (irgendwelche Frameworks, administrative Systeme, Planungstools, u.ä.). Ebenso neu sind meist die Arbeitsprozesse und die Zusammenarbeit mit anderen Entwicklern im Team. Nur mit einer Programmiersprache guten Programmcode kreieren zu können, reicht also nicht aus.

Erst durch die Konfrontation mit praxisbezogenen, komplexen Projekten kannst du zu einem guten Programmierer reifen. Was ich darunter verstehe, habe ich in diesem Beitrag schon einmal geschrieben.

Ich denke, eine gute Grundlage baust du dir auf, indem du darauf hinarbeitest, einen sicheren, praktischen Umgang mit den Grundlagen einer Programmiersprache zu finden und indem du dich mit vielen weiterführenden Themen rund um die Softwareentwicklung beschäftigst. Mehrere verschiedene Projekte wären hilfreich.

Wenn du dich für einen bestimmten Anwendungsbereich interessierst (z.B. Web oder die Entwicklung mobiler Apps), würde ich empfehlen, dass du dich mit den Tools und Sachverhalten drumherum beschäftigst. Würdest du dich bspw. auf die Programmierung von Webanwendungen mit Java fokussieren wollen, wäre es sinnvoll, sich mit Webtechnologien wie HTML, CSS sowie dem Spring-Framework (oder JakartaEE, Play, Quarkus, ...) auseinanderzusetzen.


Anonym738202 
Beitragsersteller
 08.07.2023, 21:09

Du hast geantwortet wie ein löwe

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Ich habe jetzt wirklich eine Weile überlegt, ob ich hier antworten soll.

Seit Anfang 1987 arbeite ich hauptberuflich als Softwareentwickler.

Wenn ich mir (heute Freitag Abend) meine Woche (40 Stunden) anschaue: Eine Stunde "Coding". Der Rest war Diskussion mit den Kunden, mit dem Chef, mit meinen Kollegen. Auch Nachdenken über Algorithmen, Erklärungen, Diskussion mit der Projektleitung.

Nein, nicht für 2,5% meines Gehalts. Wirklich nicht.


Anonym738202 
Beitragsersteller
 07.07.2023, 23:13

Wie meinst du das: ich habe überlegt ob ich antworten soll kenne mich halt nicht mit Informatik aus und frage deswegen wenn du meinst dass das allgemeinwissen ist dass man Software entwickler kaum coded dann ist das dein Problem.

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Nein, zumal man dort auch meist nur 1-2 Programmiersprachen vollständig behandelt. Für den produktiven Einsatz sollte man sich jedoch mit mehreren Programmiersprachen und auch Framework auskennen. Was man im Studium vermittelt bekommt sind eher die Theorie und Grundlagen der Praxis, die reale Anwendung ist dann aber oft anders.


malte314  07.07.2023, 20:08
zumal man dort auch meist nur 1-2 Programmiersprachen behandelt

Also wir hatten im zweiten Semester schon 5 behandelt (Java, C, Haskell, Prolog und Python)

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guteantwort626  07.07.2023, 20:10
@malte314

Mit "behandelt" meinte ich ausführlich / nahezu vollständig, ich bezweifle, dass ihr wirklich alle 5 komplett genutzt habt.

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Ich habe in 35 Berufsjahren mehrfach Hochschulabgänger kennengelernt, deren praktische Kenntnisse den Anforderungen der Arbeitswelt nicht genügt haben. Solche Absolventen sind nicht einmal selten, aber die müssen dann im Rahmen eines Trainee-Programms sehr schnell nachlernen, was ihnen fehlt. Wenn lernwillige "Frischlinge" mit einem guten Mentor zusammenarbeiten, klappt das völlig problemlos. Schwierigkeiten kann es allerdings geben, wenn ein von seinen Kenntnissen sehr überzeugter Absolvent auf einen ungeduldigen Mentor trifft.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Berufstätigkeit als Software-Entwickler

tunik123  07.07.2023, 22:53

Der Betrieb, in dem ich arbeite, sucht händeringend nach Leuten. Wir haben auch schon einen Lehrling angenommen, der Aluminium als Nichtleiter bezeichnet hat. (Die anderen Kandidaten waren noch schlimmer)

(Wir sind ein Elektronik-Betrieb.)

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Von Experte mihisu bestätigt
Meine frag ist ob die coding skills die man dort lernt ausreichen um gut coden zu können.

Das reicht sicher nicht, zumal "Programmieren" genauso wenig der zentrale Aspekt eines Informatik-Studiums sein dürfte wie "Rechnen" in einem Mathematik-Studium.