Regeln für 11jährigen Jungen?

13 Antworten

Hallo,

es ist für das Kind natürlich enorm schwierig von jetzt ab von 0 auf 100 % sich an Regeln halten zu müssen.

Regeln müssen her, das sind Richtlinien für Kinder und Eltern, die dem Kind Sicherheit und Vertrauen geben. Leider darfst du nicht erwarten, dass dies jetzt durch gemeinsames Erarbeiten von Regeln sofort funktioniert.

Die Einsicht und die Herangehensweise ist selbstverständlich gut, Beginne zunächst mit den störendsten Situationen, aber nicht alle, sondern nur einige. Das Kind muss die Möglichkeit haben, sich langsam umzustellen und sich Schritt für Schritt verändern zu dürfen. Du kannst das Kind nicht für deine Fehler der Nachsicht und des Duldens dieser Verhaltensweisen bestrafen. Schließlich hat das Kind diese Verhaltensweisen gelernt und du hast es zugelassen, es kam nicht schon so zur Welt. Ich möchte dich nicht angreifen, ich möchte es dir nur deutlich machen.

Du benötigst Geduld und Konsequenz. Verändere die Regeln nach und nach, du gibst die Veränderungen vor, nicht das Kind. Ein Beispiel: du forderst, dass dein Sohn die Wäsche runter trägt. Bitte ihn höflich und lieb darum, zeige ihm auf warum dir das wichtig ist. Dein Sohn hat nun 2 Möglichkeiten, entweder er trägt die Wäsche runter und du kannst sie waschen und du lobst ihn kräftig daür oder er lässt sie im Zimmer liegen und sie wird eben nicht gewaschen, solange bis er keine Klamotten mehr im Schrank hat. Bleibe dabei konsequent, sonst lernt er nichts daraus. Mit den Getränkeflaschen funktioniert es auch so. Wenn er sie nicht herunterträgt, kaufst du eben keine Getränke mehr, dann muss er Wasser trinken. Hat bei mir erstklassig gewirkt. Beim Computer machst du es klar, wie lange er ran darf, für Hausaufgaen machen und 1/2 Std. zusätzlich. Wenn er sich nicht daran hält, ist die Tastatur weg. Wenn es klappt, lobst du ihn, spiel statt dessen ein schönen Spiel mit ihm, Monopoli o.ä.

Für jedes Unwort streichst du ihm 50 Cent Taschengeld.....

Ich wuerde mich auch Jule 59 weitgehend anschliessen.

Man darf es in dem Alter keinersfalls uebertreiben mit den Regeln, sonst diskutierst Du die naechsten Jahre drueber. Und man muss alles auf das Wesentliche beschraenken und ueber Kleinvieh locker hinwegsehen. Und die Strafen muessen durchsetzbar sein. Wenn er einfach sagt, nein, mache ich nicht, dann seit ihr geliefert.

Diskutiert die einzelnen Punkte (4 sind sicher nicht verkehrt und ausreichend) gemeinsam am Familientisch und findet gemeinsame Kompromisse. Und der Sohn muss ausreichend mitreden duerfen. Und seit bitte auch flexibel, seinen Argumenten gegenueber und gebt da etwas nach. Hausaufgaben z.B. muessen sein, klar, aber wann sie gemacht werden, ist diskutierbar. Viele Menschen (ich auch) brauchen auch erst mal eine Auszeit, bevor sie wieder was tun, wenn sie aus der Schule/von der Arbeit kommen. Lasst euren Sohn selbst eine geeignete Zeit suchen. Um 8 Uhr abends ist es natuerlich zu spaet, damit zu beginnen, aber erst mal Essen, dann eine Stunde Spass und um 4 Uhr an die Hausaufgaben waere ja auch okay. Mit Ausnahme, wenn noch was anliegt Mittags, dann halt frueher. Das waere ein moeglicher Kompromiss.

Klar, Bildschirme kann man zeitlich begrenzen, handelt eine Zeit aus, am WE moeglicherweise laenger. Auch schlafenszeiten kann man moeglicherweise mal neu durchdenken und etwas nach hinten verschieben, wenn das Kind groesser wird.

Dreckige Waesche, wenn die im Zimmer bleibt, wird sie auch nicht gewaschen und da ist die Konsequenz gleich dabei. Es gibt keine neue Kleidung, so lange das Zeug auf dem Boden liegt und dann hat man irgendwann nichts mehr anzuziehen. Da muss man als Eltern halt nur lernen, das auch sehen zu koennen fuer einige Wochen ohne selbst Hand an zu legen.

Haushaltsmithilfe kann man auch diskutieren, was koennte und moechte er machen und warum muessen sich alle beteiligen. Begruendet alles entsprechend vor ihm und lasst ihn begruenden, warum er das nicht findet.

Viel Glueck!

Ist was festgelegt, dann muesst ihr auch dabei bleiben und es muessen auch geeignete Strafen folgen. Auch darueber kann man mit ihm diskutieren.

Am meisten folgen die Kinder ihren selbst bestimmten Regeln und nie das Rad ueberspannen. Sonst geht gar nichts mehr. Man muss lernen, sehr oft ruhig zu bleiben, auch wenn man einfach ausrasten und rumschreien moechte. Und wenn er ausrastet, dann ihn in Ruhe beruhigen lassen, nicht weiter nachsetzen. Bei uns flogen immer die Tueren heftig ins Schloss und es ging Stundenlang nichts mehr. Irgendwann klappt es mit der Konversation in normaler Lautstaerke dann auch wieder, aber das dauert einige Jahre.

Ich halte dein Vorhaben für wenig aussichtsreich. Ein Regelwerk erstellen bedeutet leider noch lange nicht, dass es auch eingehalten wird. Dann müssen Konsequenzen (Strafen) folgen. Und wenn euer Sohn clever ist, wird er schnell erkennen, dass ihr machtlos seid, wenn er die Strafen einfach nicht annimmt oder aussitzt.

Die Folge ist eine völlige Verhärtung der Fronten - und wenn es hart auf hart kommt, werdet ihr den Kampf verlieren. Druckmittel funktionieren nur, solange der andere sich diesen beugt. Verweigert er das, braucht man stärkere Druckmittel. Und über kurz oder lang sind auch die wirkungslos.

Mein Tipp: Macht eine Familienkonferenz, in der jeder 4 Dinge aufschreibt, die ihm im täglichen Umgang miteinander wichtig sind. Nicht mehr als 4, auch wenn die Versuchung groß sein mag. Ihr Eltern zählt natürlich als eine Person, sonst hättet ihr ja 8 Dinge gegenüber den 4 eures Sohnes. Ihr könnt aber überlegen, ob jeder von euch Erwachsenen zwei Dinge nennen darf. In jedem Fall zwingt euch selbst dazu, für euch selbst eine Prioritätenliste festzulegen.

Dann vergleicht, was ihr geschrieben habt. Und dann versucht, einen Deal auszuhandeln. Der funktioniert dadurch, dass ihr bereit seid, Zugeständnisse in Bereichen zu machen, die eurem Sohn wichtig sind, wenn er sich umgekehrt an eure 4 Maßgaben hält.

Danach besprecht ihr, welche Konsequenzen folgen, wenn die Vereinbarung nicht eingehalten wird. Überlasst die Vorschläge hierfür zunächst ruhig eurem Sohn. Nachbessern, wenn er allzu gnädig mit sich umgehen will, könnt ihr immer noch, indem ihr sagt, dass die Folgen schon auch bemerkbar für ihn sein müssen.

Dazu gehören auch Konsequenzen für Vereinbarungsverstöße eurerseits. Wenn du z.B. wieder wegen der Wäsche meckerst, obwohl ihr vereinbart habt, dass du das nicht mehr machst, muss auch für dich eine Konsequenz folgen.

Dann setzt einen Zeitraum fest, in dem die Vereinbarungen ausprobiert werden und bis eine neue Konferenz folgt. Ich empfehle 3 Wochen.

In der Folge empfehle ich, dass ihr Erwachsenen sehr bewusst jedes Einhalten der Vereinbarung bei eurem Sohn lobt. Er muss das Gefühl bekommen, dass sich sein Einsatz lohnt. Nehmt nichts als selbstverständlich, weil es das in dieser Situation nämlich nicht ist. Bemüht euch bewusst um wertschätzenden Umgang mit eurem Junior - auch deswegen, weil ihr unbedingt eigene neue Verhaltensmuster in Sachen Meckern und Schimpfen einüben müsst.

Ihr werdet feststellen, wie schwer es auch euch fallen wird, alte Fahrwasser zu verlassen.

Wenn sich Dinge besonders gut entwickeln, überlegt euch eine Belohnung. Auch dann, wenn andere nicht so gut klappen und eventuell negativ sanktioniert werden müssen. Es ist wichtig, das Kind beim Bravsein zu erwischen :).

Nach 3 Wochen schaut euch an, wie es funktioniert hat und überlegt, ob ihr es so beibehalten wollt oder ob etwas verändert werden muss. Legt NICHT nach. Heißt: Ihr könnt einen der 4 Punkte durch einen anderen ersetzen, aber keinen neuen hinzufügen.

Viel Erfolg!


bavariablack  07.05.2013, 08:19

Eine wunderbare Antwort und ein toller Ansatz, aber erfordert viel Konsequenz und noch mehr Geduld. Und wenn Eltern dazu fähig wäre, wäre ein solches Modell garnicht nötig. Ganz schlimm in Erziehung finde ich "Versuche", d.h. wenn man sich was vornimmt, dann sollte es wirklich zu 100% klappen, es auszuprobieren und zu lassen und nachher was anderes auszuprobieren ist der Tod von Erziehung.

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DoRaOe  07.05.2013, 06:31

besser hätte ich es nicht schreiben können, pädagogisch wertvolle Antwort, ergänzend lies das Buch von Gordon, Familienkonferenz da geht es um aktives zuhören, spiegeln und einfach respektvolles miteinander, durch die Pubertät muss jeder durch und alle Eltern sollten ihre Kinder da gut begleiten, schließlich spielen die Hormone verrückt und das Verhalten ist ein Beispiel dafür alles in Frage zu stellen und sich auch mal zu verweigern. Gute Nerven und viel Erfolg

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Bei allem Respekt meiner Eltern gegenüber!

Sie haben mich gut erzogen, wenn ich dass so sagen darf. Jedoch muss dass Kind "angst" vor Konsenquenzen haben, aber nicht zu viel, sonst wird es Schwierigkeiten geben, wenn er wirklich in der Pubertät ist.

Ich bin 18, und das mit dem Aufräumen klappt jetzt selbst noch nicht ohne Druck meiner Eltern. Zumindest sehen die es so, und schieben dementsprechend ziemlichen Stress. Dieses Wochende lief es so ab.

Ich habe bis 12 geschlafen, bin aufgestanden, dies hat mein Dad mitbekommen. Er hat hochgerufen " XXX bist du wach?" ich antwortete "Ja, dir auch guten Morgen" und entgegen kam ein "Gut dann geh jetzt putzen, ich bin seit 7 wach und arbeite am laufenden Band und du machst rein gar nichts"

Du kannst dir ja vorstellen wie der Rest des Tages mit uns abgelaufen ist ;)

Ihr solltet nicht ZU streng sein, und das Kind auch loben wenn es etwas von alleine gemacht hat. Dann habe ich früher immerwieder gern geholfen, mach ich sogar jetzt noch, aber jetzt springt natürlich nichtmehr so ein Lob raus wie früher, da es meine Eltern als selbstverständlich ansehen. Wichtig ist es ihm klar zu machen, warum er es machen muss. Und nicht "Lern in der Schule, damit du später einen guten Beruf hast" Das hat mich auch nicht in der Schule dazu gebracht mehr zu machen. Ich weis ich schreib dass jetzt auch einfach so, ich habe auch keine Erfahrung mit dem erziehen. Ich kann nur sagen, wie meine Erziehung in etwa abgelaufen ist. Und ich bin wirklich nicht schlecht erzogen, das perfekte Kind gibt es in meinen Augen nicht.

Hi, meiner ist zwar erst 9, verhaelt sich aber auch manchmal recht pubertär und die aelteren Nachbarskinder die hier viel rumlaufen, sowieso.

Wir haben auch einige Regeln und die erfolgreichsten (die, ueber die nie diskutiert wird) sind die, die Kinder selbst vorgeschlagen haben. Bei euch koennen die natuerlich ganz anders aussehen. Aber ich finde es woichtig, dass den Kids erklaert wird, dass hier ein Problem ist und dass sie selbst aktiv werdeb koennen, um es zu loesen. Das koennen sie naemlich ganz gut.

  1. Die Kinder haben neue Aufgaben bekommen und dafuer bekommen sie, dass ich mir Samstag voll Zeit fuer die Kinder nehme (ich bin selbststaendig, arbeite von zu Hause und zwar zuviel fuer den Geschmack meiner Kinder).

  2. Schmutzwaesche in den Korb, Schuhe ins Regal. (Das sind Sachen die mich enorm genervt haben.)

  3. Mein Sohn bringt den Muell zur Muelltonne und hebt Waescheklammern auf, die mir aus dem ersten Stock in den Hof gefallen sind. Die Aufgaben hat er sich selbst ausgesucht.

  4. Im Umgang mit anderen: nie die anderen beleidigen und der Gast ist Koenig. (Auf dem Gebiet haben wir wenig Probleme).

  5. Um 8:30 gehts ins Bett, wer will, kann noch lesen soviel er will.

  6. Bildschirme aller Art nicht mehr als 2 Std. taeglich.

  7. Maximal eine Suessigkeit am Tag.


StefHuVie 
Beitragsersteller
 06.05.2013, 16:46

Super! Vielen Dank für Deine Antwort! Die Regel mit den Bildschirmen und den Süßigkeiten werden wir übernehmen!

Danke :)

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