Jähzorn bei Kindern - wie reagiert man da am besten?

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Ich muss mich mal darüber aufregen, dass hier lauter Möchtegerntherapeuten meinen, aufgrund deiner vier Sätze über deinen Erziehungsstil inklusive gemachter Fehler urteilen zu dürfen. Es tut mir echt leid, dass du dich dem aussetzen musst.

Jähzorn kann in der Tat eine Familienerbschaft sein. Es kann aber auch Ausdruck tiefergehender Probleme sein. Hat sich sein Verhalten verändert oder war er schon immer so?

Für mich wäre eine weitere Frage, in welchen Situationen der Jähzorn auftritt. Ist es Zorn gegen Menschen (weil die nicht machen, was man erwartet), gegen Umstände (weil man nicht zu Omas Geburtstag will), gegen sich selbst (z.B. weil man irgendwas nicht so hinbekommt, wie man es will?).

Wie groß ist der Leidensdruck bei deinem Sohn, bei Euch, bei anderen? Das sollte der Indikator sein, ob man weitere Schritte unternimmt. Eine Erziehungsberatung ist sicher nicht das schlechteste!

Im allgemeinen Umgang mit dem Kind würde ich versuchen, mit ihm ins Gespräch zu kommen bzw. zu bleiben, sobald die Emotionen runter sind. Absprachen treffen, wie mit dem Gefühl umgegangen werden kann (wie darf man das Gefühl raus lassen und wie nicht, geht er dazu in sein Zimmer, braucht er Zornbälle zum Werfen?). Mir wäre es wichtig, dem Kind zu vermitteln, dass das Gefühl zu haben erstmal in Ordnung ist und dass es nur darum geht, es so rauszulassen, dass die Probleme nicht noch größer werden.

Wenn das Kind ansprechbar ist, während der Zornattacke, dann würde ich versuchen, ihn bestätigend zu spiegeln: "du bist wütend, weil Hannes nicht mit dir spielen will." "Du bist traurig, weil du nicht bei Hannes übernachten darfst." etc.pp. Meistens fühlen sich die Menschen dann einfach verstanden und kommen aus der Wut ein bisschen raus. die Hoffnung dahinter ist, dass das Kind selber versteht, was seinen emotionalen Ausbruch auslöst und es sich weniger hilflos dabei fühlt.

Solange es nicht ansprechbar ist, würde ich - nicht als Strafe, sondern aus Selbstschutz (mich macht so ein Wüten selbst kirre) - den Raum verlassen.

Soweit meine Alltagstipps. Aber wie gesagt, es ist alles eine Frage des Leidensdrucks. Wenn es häufig passiert, neu ist und / oder sehr zerstörerisch, dann würde ich mir einen unparteiischen Dritten holen, der mich und das Kind von außen coacht.

@ebinus

Wir haben ihn noch nie geschlagen und sind auch sehr geduldig mit ihm.

DAS ist im Prinzip eine empfehlenswerte Erziehungsmethode - was ich aber nicht rauslese, ist, mit welcher Konsequenz Erziehung bei euch stattfindet.

Kinder schlägt man nicht, es ist erwiesen, das Schlagen schadet und nur Angst erzeugt - also keinen Erziehungeffekt hat.

Dennoch muss man Kindern grenzen aufzeigen. Kinder die "grenzenlos" aufwachsen nehmen ebenso Schaden, wie Kinder, die geschlagen werden.

Sprich: Es muss klare Absprachen geben - kein Hüh und keine Hott (sprich: du sagst so, dein Göga sagt anders). Dein Kind muss seine Grenzen kennen und wissen, dass es unmittelbare Konsequenzen hat, wenn er sich nicht einhält.

Die Konsequenz sollte aber immer unmittelbar etwas mit der Grenzüberschreitung zu tun haben.

Klar ist: Sachen rumschmeißen geht gar nicht -da müsst ihr direkt reagieren.

Welche Gründe/Vorkommnisse führen denn zu seinen Wutanfällen??

Wobei: Ich denke es führt zu weit, das ganz hier "öffentlich" zu aufzudröseln; ich empfehle euch, eine Erziehungsberatungsstelle aufzusuchen - die analysieren die Situation mit euch, sprechen mit Eltern und Kinder - gemeinsam oder getrennt und ich bin sicher, sie werden euch helfen können.

Therapeut ist (zumindest vorerst) völliger Unsinn....


ebinus 
Beitragsersteller
 29.11.2011, 07:59

Wir zeigen ihm ganz klar Grenzen. Bei uns gibt es feste Regeln und wir geben auch nicht nach, wenn er so jähzornig ist.

Aber wir haben ihn halt nie geschlagen oder bestraft wegen seine Jähzorns. Das heißt aber nicht, dass wir uns auf der NAse herum tanzen lassen. Er treibt viel Sport , bekommt dosiert Fernsehen, da er schon von klein auf, sehr lautstark und polternd reagiert, wenn ihm was nicht passte. Meine Angst ist jetzt nur, dass er wenn er 14 oder 15 Jahre alt ist, womöglich die Hand gegen uns hebt.

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user1545  21.11.2011, 11:23

Sein aggresives Verhalten kann also nicht an uns liegen.

Damit wiederrum könntest du ganz schön falsch liegen. Solche Dinge passieren unbewusst, wie gesagt, fehlende Grenzen können auch zu aggressivem Verhalten führen, neben vielen weiteren Dingen, die doch ihr als Eltern möglicherweise (unbewusst) falsch macht oder gemacht habt.

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Parajo  21.11.2011, 15:27
@user1545

monaT dann sind alle alten leute >geschädigt< denn die antiautoritäre erziehung gabs damals noch nicht...was es allerdings damals nicht (oder ganz selten) gab sind kinder und jugendliche die völlig aggressiv sind(ohne rücksicht auf verluste wie die medien ja berichten)....wie begründest du das?...in 2 punkten gebe ich dir recht...konsequenz ist das A und O....und schlagen ist nicht ok.(deswegen ein DH von mir)...aber......ich darf doch keine angst vor meinem eigenen kind haben.....ihr kind..kann sie oder deren mann verletzen nur weil der kleine herr meint wieder mal alles um sich zu schlagen.....ehrlich gesagt bin ich extrem froh dass unsere tochter nicht so geartet ist und auch nie war....ich wüsste ehrlich gesagt nicht was ich tun würde.....eltern sind nicht die prügelknaben der kinder!!!!!

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user1545  21.11.2011, 20:17
@Parajo

@Parajo

glaubst du, ALLE "alten" Leute sind mit Schlägen erzogen worden?

Ich nicht, es gab genügend Familien, die das aus Überzeugung nicht praktiziert haben.

Ich selber entstamme einer Generation, in der sich das Denken im Umbruch befand und ich hatte Eltern, die körperliche Züchtigung abgelehnt haben. Ich selber habe keine Schläge erleben müssen.

Ich kenne sehr viele Menschen, die der Generation "Prügelstrafe" entstammen und ich weiß, dass viele Menschen dieser Generation emotionale Probleme haben - die oft aber nicht nach außen transportiert werden.

Gerade bei den Männern herrscht ja noch der Irrglaube: "Jungen/Männer" weinen nicht.

Der Fragesteller hat übrigens NIRGENDWO davon gesprochen, dass das Kind die Eltern schlägt - das war DEINE Idee.

Ich persönlich habe durchaus auch Verständnis für Eltern, denen "einmal die Hand ausrutscht", wenn es der pupertäre Nachwuchs gar zu bunt treibt - aber ich habe NULL Verständnis für Leute, die propagieren, dass Kinder nur mit Schlägen gefügig zu machen sind - am besten von klein auf.

Solche Menschen haben meine vollste Verachtung - ob du mich deswegen "primitiv" findest oder nicht (deine Aussage weiter unten), geht mir gepflegt am Allerwertesten vorbei...

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user1545  21.11.2011, 20:21
@user1545

und noch eines @Parajo

ich habe NIRGENDWO die antiautoritäre Erziehung propagiert oder gutgeheißen - im Gegenteil.

Hättest du mein obiges posting gelesen UND verstanden, wüsstest du das.

Es gibt nicht nur schwarz und weiß...

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Wenn er seine Anfälle kriegt einfach nicht reagieren.Links liegen lassen,er wird sich schon wieder beruhigen ,wenn er merkt das keiner reagiert.

Auch ich unterstütze MonaTs Ansatz.

Konsequenz muss man als Eltern aber auch lernen. Wenn er sich weigert, seinen Teller weg zu räumen (als kleines Beispiel), dann hilft es nicht zu denken, er ist doch noch so klein, oder ein Junge oder er tut Euch leid - oder es ist soooo anstrengend und deshalb braucht er es doch nicht zu tun.

Jähzorn kann man beherrschen - Selbstbeherrschung nennt man das. Aber wenn man ihm seinen Willen ständig gibt und es gerade dann tut, wenn er mal wieder ausflippt, dann lernt sein Gehirn (auf einer Belohnungsebene!!), dass er damit Erfolg hat. Dann braucht er doch sein Verhalten nicht zu ändern. Als Eltern stabilisiert ihr doch sein System - warum sollte er was anderes lernen.

Das könnt ihr nur gemeinsam tun. Gemeinsam müsst ihr lernen, wie er sich beherrschen kann. (Als Ausgleichssport könnte er z.B. Karate lernen)

Aber Ihr tut Euch und ihm keinen Gefallen, wenn Ihr keine gemeinsame Therapie macht. Das kann dazu führen, dass er sein Verhalten auch als Erwachsener beibehält - auch Euch gegenüber. Und das könnt Ihr Euch nicht wünschen.

aufmerksam

Jähzorn ist eine Anlage in der Persönlichkeitsstruktur deines Kindes, mit 40 Jahren wird er immer noch in bestimmten Situationen Jähzornig sein, ist so - und du wirst es auch nicht ändern.

Versuche damit umzugehen, mit Liebe Empathie und Toleranz.

Viel Erfolg.


Affia  21.11.2011, 11:35

Und wo bleibt die Konsequenz für das Kind???? Irgendwann wird er sich sogar noch ermutigt fühlen bei soviel Verständnis für seinen Jähzorn, dass er auf die eigenen Eltern losgeht.

Das kann es ja wohl auch nicht sein.

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Doctores  21.11.2011, 11:39
@Affia

Ja, ja - träum mal schön weiter ... - und alles wird gut.

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