Pferd halten, ohne es zu reiten?

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Äh ... der Mensch und seine Ansichten ...

Also in einem haben sie Recht: Das Pferd braucht Bewegung. Aber das, was der Mensch mit dem Pferd arbeitet, braucht kein Pferd! Gut, es gibt gesundheitsfördernde Arbeit, die einem Pferd das Leben angenehmer macht, aber sowas kann man auch sehr gut an der Hand machen - meines Erachtens sogar um einiges besser als unter dem Sattel und ich gehe so weit, dass ich sage, solche Arbeit an der Hand ist die Voraussetzung dafür, dass ich mich drauf setzen darf, denn das Pferd ist nunmal von seiner Biomechanik her nicht in erster Linie Lastenträger. Wenn ich möchte, dass es mich trägt, dann muss ich vorher mit Bodenarbeit (das kann von gezielten Übungen, die einem ein manueller Therapeut empfiehlt bis zur Longenarbeit gehen oder auch Berge an der Hand gehen) dafür sorgen, dass es mich von der ersten Sekunde an, wo ich aufsitze, so tragen kann, dass es keinen Schaden nimmt.

Aber das ist der NUTZEN, den wir Menschen aus den Pferden ziehen, sie als Reit- oder Zugtiere zu gebrauchen, das ist nicht Voraussetzung dafür, dass Pferde gesund überleben! Wir sollten dringend diesen Gedanken ablegen, reiten zu MÜSSEN, damit Pferde gesund bleiben. So lange Menschen so wenig vom Pferd wissen, braucht man sich nicht wundern, wenn sie es lieb gemeint zugrunde richten.

Was wollen wir Menschen mit einer Stunde Bewegung ausrichten, wenn das Tier die ganze Zeit stehen muss? Denn die, die so sehr drauf pochen, das Pferd muss geritten werden, sind auch grade immer die, die ihre Pferde in der Box halten. Das Stündchen ist da ein Tropfen auf den heißen Stein und schadet dem vom Stehen steifen Tier auch noch eher als es ihm nützt.

Viel wichtiger ist doch die Haltung, wo Offenstall, wie Du Dein Pferd untergebracht hast, das A und O ist für die Gesundheit von Bewegungsapparat und Verdauungssystem. Und selbst bei den Offenstallhaltungen gibt es noch deutliche Unterschiede: Welche, die einmal am Tag einen Eimer umhängen und alles Kraftfutter in einer Portion geben und welche mit Futterautomaten. Welche mit sumpfigen Böden, wo sich die Pferde nicht bewegen wollen und wo es auch nicht gesund ist und welche mit verschiedenen festen Böden, die Bewegungsanreize setzen, indem eben der Weg vom Heu zur Tränke besonders lang ist o.ä. Je besser der Stall hier ausgebaut ist, desto mehr bringt es dem Pferd, aber alleine sich bewegen zu dürfen, wenn es will, wäre für viele, viele Pferde Luxus.

Und es muss keine Entscheidung für's Leben sein, also mach es Dir nicht so schwer. Solltest Du dieses Pferd doch wieder reiten wollen, dann bereite das Pferd vom Boden aus gut vor und kletttere hoch. Ganz einfach. Keine Sorge, man muss nicht die Ausbildung von vorne beginnen oder sowas, was einem immer eingeredet wird und die Pferde sind nach langen Pausen auch nicht "heftiger" - es sei denn, man geht mit ihnen völlig falsch um, hält sie falsch, füttert sie falsch ... aber Du hast ja weder vor, die Haltung und Fütterung zu verschlechtern, noch irgendwelche Kamikaze-Aktionen zu starten. Im Gegenteil, durch eine Pause werden viele Pferde, die mit dem Reiten nichts mehr anfangen können, wieder entspannter, man hat eine neue Chance, es richtig zu machen, sodass Stürze etc. der Vergangenheit angehören.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Baroque  06.12.2013, 13:43

Von einer Reitbeteiligung würde ich auch abraten ... aber nach meiner Erfahrung tut es generell nicht gut, das aus der Hand zu geben. Ich kenne eigentlich niemanden, der ein echt gutes Gespür für Pferde hat und noch eine Beteiligung auf seinem Pferd hat. Viele haben es probiert, aber die, die ihre Pferde gut kennen und einschätzen können, sahen nur Nachteile - mal abgesehen vom Geld, aber letzteres ist ja nicht der Grund Deiner Überlegungen.

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walterfaber007 
Beitragsersteller
 20.12.2013, 21:55
@Baroque

hab mich dazu entschieden, ihn weiter zu reiten bis ich eine angemessene reitbeteiligung gefunden hab. bis frühling/sommer fahre ich aber langsam mit allem runter. dann wird er nur noch 2 bis 3 mal die woche geritten.

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ein pferd braucht nicht zwangsläufig einen reiter. was ein pferd braucht ist bewegung und geistige arbeit.

ein offen oder aktivstall ist schonmal gut um deinem pferd seinen täglichen auslauf und den kontakt mit artgenossen zu bieten.

vor allem junge pferde brauchen manchmal noch zusätzliche beschäftigung weil zb nicht genug altersgenossen dasind und die älteren nicht immer spielen wollen.

deinem pferd wird es also nix ausmachen, wenn du dich auf bodenarbeit, longieren und spazieren beschränkst, solange du ihm abwechslung bietest. wenn du zb merkst dass dein pferd lernen will, dann kannst du ihn ja genauso gut am boden weiterbilden.

wenn du zusätzlich zu deiner angst/unlust am reiten auch noch wenig zeit hast, kannst du natürlich auch noch überlegen, ob du dir eine reitbeteiligung suchst, die 1-2 mal die woche reitet. so musst du dein pferd nicht ganz vom reiten nehmen, kannst dich trotzdem noch mit ihm beschäftigen, hast 1-2 tage, an denen du nicht zum pferd musst sondern dich voll auf die schule konzentrieren kannst und kannst gleichzeitig die stallmiete unterstützen. außerdem bleibt das pferd so im training und muss sich nicht erst wieder ins reiten einfinden, falls du oder dein bruder doch wieder reiten wollen.

such dir eine reitbeteiligung die ihn aussreichend bewegt ....so ist er dann gelassener und er ist ausgelastet

Ist doch gut, deine Überlegung. Warum ein Pferd verkaufen, nur weil man (im Moment) die Lust am Reiten verloren hat ? Wenn er gut untergebracht ist, also ausreichend Bewegung und Sozialkontakte hat, führt er halt ein wunderbares Pferdeleben :-)

Eine Reitbeteiligung würde ich auch nicht anstreben. Die Frage, warum man dann ein Pferd behält, stellt sich doch gar nicht. Nur weil man es nicht "benutzen" möchte, heißt es doch noch lange nicht, dass man das Pferd deshalb weniger schätzt und im Sinne der übernommenen Verantwortung finde ich es toll, dass man sich überlegt, unter welchen Umständen man das Pferd dann am besten behalten kann und es eben nicht einfach zu verkaufen.

Ob man ein "Sportpferd" dann so einfach "runterfahren" kann, hängt meiner Meinung nach aber doch vom Pferd ab. In meinem Stall stehen zwei Western-Turnierpferde, die aufgrund der Arbeitsbelastung ihrer Besitzer auch kaum was tun. Da sie aber eine sehr gute Erziehung haben, die sie auch nur höchst selten vergessen, sind sie soweit ich das mitgekriegt habe, deshalb nicht schlechter zu händeln oder "explosiver" als in Zeiten, wo sie regelmäßig geritten worden sind und regelmäßig an Turnieren teilgenommen haben.

Lass dich also von deinen Mitschülern nicht verunsichern, die scheinen eine sehr "Nutzen-orientierte" Sichtweise auf ihre Pferde zu haben :-)

Wenn das Pferd genügend Möglichkeit hat, sich zu bewegen braucht es keinen Reiter...ein Offen- oder besser noch Aktivstall mit Artgenossen ist eigentlich das beste, was einem Pferd passieren kann. Mein Großer ist mit 17 durch einen Verletzung für nen längeren Zeitraum un- bzw. nur bedingt reitbar geworden.

Da er zudem noch ne fortgeschrittene Arthrose im Hals hatte, habe ihn dann auch so schnell es ging aus dem Stall in einen Offenstall umgestellt und da sehr viele Diskussionen drüber führen müssen mit den ehemaligen Stallkameraden. Mittlerweile ist er 21 und wenn ich Zeit und Lust habe, geht's ne Runde ins Gelände. Ansonsten lebt er sein Leben mit seinen Kumpels. Für eine Reitbeteiligung wäre er theoretisch fit genug, doch er macht nicht den Eindruck, dass ihm etwas fehlt.

Dein Pferd wird dir zeigen, wenn's ihm zu langweilig wird, aber prinzipiell muss es nicht geritten werden.