Pferd biegt eigenmächtig ab?
Hallo,
ich habe eine Reitbeteiligung auf einem neunjährigen Wallach, seit letztem Jahr im Oktober. Wir haben eine Reitanlage mit Halle, Dressurviereck und Springplatz. Die Halle kann man an allen Seiten zumachen, der Springplatz hat zwei offene Eingänge und das Dressurviereck nur so eine weiße niedrige Begrenzung mit offenem Eingang wie fürs Turnier.
Anfangs bin ich wegen des Wetters, und weil ich mich drinnen einfach sicherer fühle mit einem fremden Pferd, nur in der Halle geritten. Da hatten wir das Problem auch schon ein bisschen, dass er auf der linken Hand immer über die äußere Schulter abgehauen ist, bzw manchmal auch einfach auf die rechte Hand abdrehte oder sogar zum Ausgang rannte und dort dann stoppte. Das macht er inzwischen aber nicht mehr, weil ich es oft mit entweder wieder zurückdrehen (spätestens wenn er im Ausgang in der geschlossenen Tür steht) oder ganz viel Gerte auf die äußere Schulter und innen auch mal unsanft werden "korrigiert" habe.
Normalerweise läuft er bei mir schon ordentlich über den Rücken und lässt sich mit Gewicht, Bein und äußerem Zügel wenden. In solchen Momenten geht da aber gar nichts, da macht er sich fest und man kann höchstens den Kopf komplett rumziehen.
Laut Besitzerin hatte er mal ein Problem mit den Zähnen, weswegen er sich das angewöhnt hat, das Problem ist behoben, das Verhalten aber eben nicht. Bei ihr macht er das aber auch nicht, weil sie besser reitet.
Jetzt versuche ich seit dem Frühjahr immer mal draußen zu reiten, aber da macht er das eben auch. Übers Dressurviereck geht er einfach drüber, am Springplatz läuft er unlenkbar in die Ecken und stoppt dann kurz vor knapp. Auf der freien Fläche haut er auch manchmal zur Seite ab (ich reite momentan nicht im Gelände, aber eben auf der Reitanlage). Da musste sich meine Freundin, die mich probehalber draußen geführt hat, mal richtig reinhängen. Bei der Besitzerin macht er das nicht (oder sie korrigiert es unsichtbar).
Ansonsten ist er auch echt lieb, aber ich kann ja nicht für immer nur drin reiten. Unterricht habe ich natürlich einmal die Woche sicher, manchmal ein zweites Mal bei einem Springtrainer, der bei uns auch etwas Stangengymnastik macht. Beides aber bisher nur in der Halle, weil ich nicht meine Reitstunde mit solchen Grundsatzdiskussionen verschwenden wollte. Da läuft er dann auch schön.
Ich reite wohl so E Richtung A Niveau (normalerweise), die Besitzerin ist mit ihm schonmal A auf Turnier geritten, ist aber bestimmt eigentlich besser.
Irgendwie habe ich draußen auch echt immer Angst, ich würde ihn ja auch gerne mal auf dem großen Platz etwas vorwärtsgaloppieren, aber ich hätte viel zu große Angst, dass er dann wirklich mal rausrennt / springt.
Habt ihr einen Tipp, was ich in genau dieser Situation machen kann, um ihn wieder "auf Spur" zu bringen? Vielleicht ein "Trick", um ihn da mal kurz zu überlisten? Weil Reitbeteiligungen sind rar gesät, deshalb möchte ich ihn nicht aufgeben...
5 Antworten
„…weil ich nicht meine Reitstunde mit solchen Grundsatzdiskussionen verschwenden wollte.“
Dieser Satz enthält sehr viel mehr, als du ahnst - dies zu entschlüsseln und entsprechend umzudenken, wird dich auf die richtige Spur bringen. Ich hoffe, das ist dir jetzt nicht zu komplex, denn wie schön sagte es schon Einstein:
“Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern, als ein Atom“.
Die vorgefasste Meinung des Pferdes hat offensichtlich bereits die Besitzerin „zertrümmert“, denn bei ihr hat das Pferd ja bereits mit dem Prozess des „Umdenkens“ begonnen. Nun bist Du an der Reihe…
Mein Reitlehrer sagt immer „Diskutiert nie mit eurem Pferd - denn ihr zieht dann immer den Kürzeren“. Und was er damit meint, ist sicher nicht, dem Pferd keine Grenzen zu setzen, sonst wäre er kein erfolgreicher S- Reiter.
Aber „Dikussionen“ sind fehl am Platz, ob mit oder ohne Unterricht. Und vom „Grundsatz“ her macht das Pferd genau das, was es soll - bzw, was es meint, dass richtig sei.
Ihm konsequent zu vermitteln, was du von ihm erwartest, kannst du nicht durch ein paar Tips und Tricks lernen. Sondern genau dazu ist der Reitunterricht da. Genau dort, wo es schwierig ist, das Pferd bei Dir zu behalten (ich denke, du verstehst diese Redewendung?) ist nur möglich durch zeitlich perfekt koordinierte Reaktionen in der Hilfengebung. Dadurch gelingt es auch der Besitzerin. „Weil sie besser reiten kann“. Und genau dazu ist doch der Unterricht da, oder wozu sonst?
Du wirst dich wundern: „verschwende“ deine Reitstunde einige Male dafür, das Pferd durch diese Schwierigkeiten hindurch zu reiten, und du wirst hinterher erstaunt feststellen, dass dich dies auch im dressurmäßigen Reiten weiterbringt. Denn es gelingt beides nur, indem du noch besser lernst, das Pferd korrekt an die Hilfen zu stellen. Es könnte sogar sein, wenn dein Reitlehrer wirklich gut ist, dass das Pferd überhaupt keine Zeit mehr hat für seine eigenen Ideen, wenn du es unter seiner fachlicher Anleitung gut beschäftigst.
Nebenher möchte i h dich ermutigen, täglich Reitergymnastik zu machen, damit du beim Unterricht auch Körper der Lage bist, die Anweisungen des Reitlehrers umzusetzen. Denn daran mangelt es uns leider auch öfter.
Es freut mich, dass ich helfen konnte, bedanke mich für den Stern, und wünsche viel Erfolg!👍
weil ich nicht meine Reitstunde mit solchen Grundsatzdiskussionen verschwenden wollte.
Das ist der Fehler. Wenn die Basis nicht klappt, ist jede Reitstunde zu anderen Themen überflüssig.
Dachte halt weil es in der Halle dann auch zwischen den Reitstunden mal klick gemacht hat, dass ich das draußen dann auch alleine hinkriege 🙈 aller Voraussicht nach habe ich am Wochenende aber eine Stunde draußen, dann wird es sich ja zeigen 👍🏻
Nun, wenn du ängstlich wird, ist das natürlich ungünstig. Aber auf eurer Anlage kann er ja nicht komplett abhauen, oder? Von daher, vielleicht musst du einfach denken "wird schon nix passieren". Und dich dann mit Unterricht an das Thema ranwagen. Lieber "verschwendest" du einmal eine Stunde daran und kannst dann draußen alleine auch an was anderem üben. Der Besitzerin gelingt es ja auch und sonst scheint es mit euch zu klappen. Daher wirst du dich da einmal überwinden müssen, es im Unterricht zu üben. Und für danach kannst du ja zumindest gucken, dass du eben nicht alleine da bist und weiter dran arbeiten, oder? :)
Es bringt dir ja nicht, übertrieben gesagt, wenn du in der Halle eine komplette Grand Prix Aufgabe fehlerfrei durchreiten kannst, wenn du sie nie jemandem zeigen kannst, weil du dich nicht raus traust, oder?
Ich habe tatsächlich das selbe Problem gehabt. Mit meiner RB (19 Jahre Altmärker Kaltblut) Und zwar im Gelände. Er ist einfach umgekehrt oder Abgebogen und das aus dem Schritt in den Vollen Galopp! Ich habe es immer korrigiert bis es irgendwann weg war. Ich hab ihn angebrüllt und mit ihm etwas doller mit den Schenkeln an den Bauch gedrückt. (So angebufft) (Natürlich nur wenn er das im Schritt gemacht hat. Und er wusste ganz genau was ist weil er nicht schneller geworden ist sondern Geräusche gemacht hat. In schnelleren Gangarten habe ich dann eine Volte gezogen und danach das ganze gemacht)
Ich habe irgendwann gemerkt wann und wo er abbiegen möchte dort hab ich ihn mit der Gerte nach vorne hin abgegrenzt! Und wenn er richtig böse wurde hab ich ihm mit der Gerte gedroht!
Zudem haben wir ihn vom Western auf Englisch reiten umgestellt seid dem läuft er traumhaft!
ich bin keine Trainerin und habe auch keine Ausbildung… aber er macht es nicht mehr und verhält sich super lieb (jetzt) im Gelände!
das sind meine Erfahrungen und es hat bei mir recht schnell geklappt!
Hi
wenn er bei den Reitstunde schön läuft, weißt du doch warum und wie die Reitlehrerin dir das gesagt hat. Ansonsten einfach sie mal nach der Reitstunde dein Problem erzählen und sie vielleicht mal fragen ob du mit ihr zusammen ausreiten kannst. Weil hier kann man dir jetzt nicht wirklich helfen weil ich dich ja nicht kenne und dich auch noch nicht reiten sehen haben.
LG
Danke für diese eher weniger nützliche Antwort. Er läuft in der Reitstunde schön, weil er unter mir grundsätzlich "schön" laufen kann. Auch, wenn ich alleine in der Halle reite. Auch draußen, bis dann das erste Mal so eine Eskapade kommt. D.h. in der Halle habe ich ihn im Griff, draußen aktuell nicht. Meine Reitlehrerin reitet nicht bei uns, die kann auch nicht mit mir ausreiten. Sie hat irgendwann meiner Freundin mal nach der Reitstunde die Longe in die Hand gedrückt mit dem Auftrag, mich draußen rumzuführen. Da hat er es auch probiert, obwohl er sich von mir ohne Reiter problemlos führen lässt.