Niedergang der Volksparteien

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das liegt daran, dass beiden großen Volksparteien eine Zukunftsvision fehlt.

Auf diese Weise sind sie gezwungen einzelne Projekte in den Vordergrund zu stellen (z. B. die SPD den Mindestlohn), die aber nur einen Teil der Bevölkerung betreffen. Es fehlt das Gesamtkonzept. Das stellt sie dann auf eine Stufe mit kleinen Parteien, die nur ein oder zwei Themen besetzen. Und weil das Gesamtkonzept fehlt, sind sie bei jedem tagespolitischen Ereignis gezwungen es zu kommentieren, anstatt sich an einer Richtschnut orientieren zu können. Das wirkt und ist unsicher und auch oft widersprüchlich, was der Wähler auch bemerkt. Da fühlt er sich sicherer, wenn eine kleine Partei klare Ansagen macht.

Allerdings kann man von einem Niedergang nicht sprechen. Wenn eine der beiden großen Volksparteien seine Hausaufgaben endlich machen würde, wäre die jeweils andere Partei gezwungen, darauf entsprechend zu reagieren und ebenfalls ein Gesamtkonzept zu erstellen. Da würden die Wähler schnell wieder zurück kommen. Denn die entscheidende Frage ist doch: Wie soll unsere Gesellschaft in 10 oder 20 Jahren aussehen und was soll der gesellschaftliche Wertmaßstab sein?

Nur dann hätte der Wähler die Möglichkeit selbst eine Wahl zu treffen. Aber so lange die CDU versucht ist, die SPD links zu überholen und die SPD sich verwundert die Augen reibt und Ihrerseits ihren rechtsruck in ihrer Regierungszeit nicht erklärt und diskutiert, werden sie noch eine Zeitlang, nur noch ein Abbild dessen bleiben, was sie mal waren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen

starbucks11 
Beitragsersteller
 22.11.2011, 19:57

wieso wurden sie früher dann so oft gewählt? ist es weil sie da ein klares gesamtkonzept hatten, was heute nicht mehr der fall ist?

0
pacalypse  23.11.2011, 15:30

Wie immer super Antwort!

0
Vorlaut  23.11.2011, 23:26

Gerade dein letzter Absatz ist meines Erachtens nach der wichtigste. Fühlte sich die SPD früher noch wirklich dem Proletariat verpflichtet und hatte die CDU ihre Stammwähler in der Bürgerschaft, so fingen beide Parteien irgendwann vermehrt an in den Gebieten des einstigen Gegners zu wildern. Die Folge war, dass sich beide Parteien immer weiter annäherten, so dass es heute schlicht keinen Unterschied mehr macht, welcher der zwei grossen Parteien man seine Stimme gibt. Die Sozis sind so christlich wie die Demokraten sozial sind und da ist bei beiden nicht viel übrig geblieben. Das merkt auch langsam der deutsche Michel, und er beginnt nun wohl sich nach Alternativen umzuschauen, die eben noch klare Positionen beziehen.

0

Früher haben sich SPD und CDU gewissermassen ergänzt, sie haben unterschiedliche Wählergruppen angesprochen, während sie heute um ein und dieselbe Wählergruppe kämpfen.

Die restlichen Wähler werden marginalisiert und wählen andere Parteien.

Das Klientel dieser "Volksparteien" liegt entweder in Krankenhäusern oder bereits auf dem Friedhof. Daher wählt diese Parteien eben keiner mehr. Und bitte, wer braucht auch eine CDU/CSU oder FDP? Niemand! Sie haben Deutschland nur erheblichen Schaden zugefügt.


Vorlaut  23.11.2011, 23:35

Kommt auf den Zeitraum deiner Betrachtung an, aber gebe dir für die letzten Jahrzehnte schon Recht.

0

ihre bindungskraft ist zurückgegangen. es gibt weniger traditionell gewerkschaftsgebundene fabrikarbeiter, die SPD-Stammwähler waren, und diese wenigeren wählen heute als Gewerkschafter auch die Linke und anders sozial bewegte die Grünen) und weniger regelmäßige katholische Kirchgänger, die ehemalige CDU-Stammwählerschaft (weil auch die bindungskraft der Kirchen insgesamt nachgelassen hat und in den Kirchen selbst auch eine geringere bindug an die CDU besteht als früher.

Hinzu kommt eine allgemeine Politikverdrossengheit, die schon seit gut 20 Jahren anhält und immer Wähler kleineren Protestparteien zutreibt und die großen somit stimmen kostet.