Warum ist die SPD beim Wähler so unbeliebt?

4 Antworten

Aus meiner Sicht, geht die Wahlniederlage direkt auf das Konto von Herrn Scholz. Als Kanzler agiert er sehr unglücklich, um nicht zu sagen überfordert und er ist absolut unbeliebt. Eigentlich müsste jetzt direkt Pistorius übernehmen, damit man nächstes Jahr, bei der Bundestagswahl, überhaupt noch irgendeine Chance hat.

Dazu kommt eine unfähige Kampagnenleitung durch einen Generalsekretär, den niemand ernst nehmen kann und bei dem sogar noch Altkanzler Schröder ein paar Lacher holt, wenn er in einem Interview über ihn sagt, "der arme Wicht". Es war einfach eine dumme Idee, im Europawahlkampf so offensiv auf den Kanzler zu setzen.

Mal davon abgesehen, ist die Sozialdemokratie schon seit Jahren in der Sinnkrise. Das Arbeiter- und Gewerkschaftsilieu haben sie schon lange verloren und mit Bürgergeldempfängern gewinnt man auch keine Wahlen. Hier muss man sich, glaube ich, vielleicht auch mal grundsätzlich neu aufstellen und sich mal überlegen, welche Wähler man ansprechen möchte.


Schwuttcke 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:37

Als Volkspartei müsste man sich meiner Meinung nach auf den Großteil des Volkes konzentrieren, sonst schrumpft man vermutlich auf FDP-Größe.

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Mit der Agenda 2010 hörte die SPD auf, sozialdemokratisch zu sein. Die Sozialdemokraten verließen sie und wechselten zur WASG. Entscheidendes Merkmal der Agenda 2010 war: wer einmal seine qualifizierte Arbeit verloren hatte durfte auf gar keinen Fall seine Karriere wiederherstellen, sondern ihm wurde mit unsinnigen Zwangsschulungen alle Zeit gestohlen die er für die Stellensuche gebraucht hätte. Netzwerkadministratoren wurden in Zwangsschulungen geschickt wie "Einführung in MS Office für Anfänger". Davon hat sich die SPD nie richtig distanziert. Schröder ist immer noch Mitglied.

Im Ukraine-Krieg hat Scholz alles getan, um der Ukraine die nötigen schweren Waffen zu verweigern, den Krieg zu verlängern und Putin zu helfen. Der Gipfel war und ist die Verweigerung von Taurus-Systemen auf Basis der LÜGE, man könne damit Russland angreifen es sei denn Bundeswehrsoldaten bedienen das System in der Ukraine. Es ist eine Lüge, weil sich in der Steuerungssoftware mathematisch sehr einfach das Zielgebiet auf ein Polygon begrenzen lässt, das die Ukraine oder Teile davon darstellt.

In der Regierungskoalition hat die SPD viel zu wenig getan um die Grünen an der Durchsetzung einer Ideologie zu hindern: Auf jedem Gebiet restlos jeglichen Klimaschutz behindern oder verbieten, mit Ausnahme einer einzigen Technologie.


Schwuttcke 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:42
Im Ukraine-Krieg hat Scholz alles getan, um der Ukraine die nötigen schweren Waffen zu verweigern

Wobei sich bei diesem Thema die Geister scheiden. Die einen sagen, er macht zu wenig, und die anderen sagen, er macht zu viel.

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Was denkt Ihr, was die Gründe dafür sind?

Mehrere Dinge, wobei das teilweise fast schon schizophren aussieht.

  1. Zum einen hängt ihr bis heute das Märchen nach, ihre Wähler verraten zu haben. Die Rede ist beispielsweise dann von der Einführung von H4, dereinst durch Schröder. Was viele vergessen ist, dass Deutschland damals sozial und finanziell an der Wand stand. Wir rannten von Rekordschulden zu Rekordschulden, hatten 6-8 Millionen Dauer-Arbeitslose und keiner wusste mehr, was noch gemacht werden sollte. Auch die ersten Versuche Schröders, das hinzubekommen, scheiterten. Besonders schizophren sieht es aus, wenn dieselben, die der SPD das vorwarfen und bis heute vorwerfen, plötzlich dieselben sind, die die Abschaffung von Bürgergeld fordern usw., die also die Situation noch schlimmer machen wollen.
  2. Das zweite Problem der SPD ist, dass sie irgendwie nicht mehr die echten Charakterköpfe in den Vordergrund stellen kann. Sobald das mal jemand wagt, wird er auch von Medien zerrissen oder stellt sich sonst wie ins Abseits. Wenn man aber kaum Charakterköpfe hat, dann ist man beliebig und austauschbar.
  3. Das dritte Problem ist, dass es den Menschen viel zu gut geht. Das klingt nun sehr paradox. Aber was ich damit meine ist Folgendes: In den 1990ern bewohnten die Menschen beispielsweise noch 30% weniger Wohnraum. (Fast) Alle in Deutschland haben also deutlich mehr Platz zuhause und können sich das leisten. Auch sonst: Die Arbeitslosigkeit ist extrem niedrig, überall findet man Arbeit usw. Die Kriminalität ist seit 2017 so niedrig, wie zuletzt 1992. Also in vielen Fällen einfach eine solide Arbeit durch die SPD, sowohl schon damals in der GroKo, als auch durch die Ampel. Man bekommt das aber nicht in die Köpfe der Menschen.
  4. Das vierte Problem ist ein Kommunikationsproblem. Die SPD wird nicht mehr als positive Kraft wahrgenommen. Die Erfolge, die zahlreich sind, die werden entweder Merkel zugeschrieben, obwohl sie sich teilweise massiv wehrte oder sie werden nicht mehr wahrgenommen zwischen den Schreien nach Weltuntergang.
  5. Das fünfte Problem ist ein Phänomen, dass die Menschen heutzutage lieber Lügen und Wundermärchen hinterherlaufen. Beispielsweise den wirren Lügen der AfD, dass die Ampel und die SPD die Inflation verursacht hätten. Oder der Wundererzählerin Wagenknecht, die alle Kriege der Welt mit Fingerschnipsen beenden würde (ich übertreibe hier natürlich ein bisschen).

Echte Sachgründe gibt es kaum. Oft ist es sogar so, dass das, was über die SPD erzählt wird, frei erfunden ist. Auf Sachebene scheint da kaum einer wirklich sagen zu können, was da los ist.

könnte ein phänomenaler begeisternder Kanzler der Grund sein aber natürlich auch andere Faktoren wie Krisen die Wärend der Regierungszeit aufkommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Schwuttcke 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:31

Wirklich begeisternd war Merkel ja auch nicht, die war auch eher das Modell "Schlaftablette". Darum würde ich eher auf "Krisen" tippen. Doch die hat sich ja die SPD nicht ausgesucht.

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xubjan  10.06.2024, 14:37
@Schwuttcke

Das Problem ist aber, dass die allgemeine Stimmung im Land auf "Alles ist zerstört" ausgelegt ist und darauf, dass die Ampel die Schuld an allem trägt. Natürlich ist das beides frei erfundener Blödsinn, aber so reden es Konservative wie Rechtsradikale und SW den Menschen erfolgreich seit Anfang an ein und statt sich mal zu hinterfragen, wieso die Union auf all das schimpft, was sie verbockt hat unter Kohl und Merkel, glauben es die Wähler einfach.

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Schwuttcke 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:40
@xubjan

Das mag bestimmt so sein, wobei die SPD 16 Jahre lang mit Merkel im Bettchen lag und somit ebenfalls Verantwortung für diese Jahre trägt.

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xubjan  10.06.2024, 14:51
@Schwuttcke

Ja und Nein. Es war oft so, dass Merkel und die Union gar nichts machen wollten. Die SPD hat sich in den Koalitionsverträgen teuer verkauft und wenn die Sachen dann ein Erfolg waren, war es plötzlich Merkels Ding.

Nehmen wir den Mindestlohn. Dafür kämpft die SPD schon das ein oder andere Jahrzehnt. Bis zuletzt. Merkel konnte dann nicht mehr anders, obwohl sie es nicht wollte. Die große Massenarbeitslosigkeit blieb aus, der Konsum sprang an und der wachsende Konsum brachte mehr Wohlstand. Der Mindestlohn somit eine Erfolgsgeschichte. Plötzlich waren sie alle schon immer dafür gewesen, sogar die FDP... Lächerlich. Absolut albern wurde es, als die Union öffentlich diskutierte, direkt zu Beginn von Corona, den Mindestlohn einfach wieder sofort abzuschaffen.

So kann man ganz viele Dinge aufzählen.

Man kann der SPD natürlich vorwerfen, da als Junior-Partner mitgemacht zu haben, ja. Andererseits: Die SPD hat wenigstens irgendwas gemacht. Auch nachdem die FDP zu feige war, so einen Stillstand mal mitzumachen in 2017.

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Schwuttcke 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:56
@xubjan

Das ist auch wieder richtig. Ich fände es deshalb nicht schlecht, wenn man in den Öffentlich-Rechtlichen regelmäßig ganz nüchtern und sachlich die Politik der verschiedenen Parteien analysieren würde. Damit der Wähler, der sich nicht besonders intensiv mit Politik beschäftigt, und das dürften die meisten sein, in der Lage ist, ein objektiveres Urteil zu treffen.

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xubjan  10.06.2024, 15:12
@Schwuttcke

Teilweise passiert das ja. Aber nur teilweise. Würde aber zu nüchtern und damit mitunter auch positiv darüber berichtet, würde dann aber gerade die AfD wieder mit dem Staatsfunk-Argument kommen und ihre Anhänger würden es blind glauben.

Nur irgendwie muss man diesen Kreis ja mal durchbrechen.

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