Neue Schülerin in der Klasse, keine Sprachkenntnisse.
Guten Abend,
da wir heute eine neue Schülerin aus Kosovo in unserer Klasse begrüßen durften, welche leider kaum Sprachkenntnisse in Englisch und Deutsch vorweist, zerbreche ich mir nun die ganze Zeit den Kopf darüber, wie Ihr Vater es geschafft hat, sie erfolgreich auf ein staatliches Gymnasium anzumelden.
- Gab es nicht irgendeinen Test, um ihre sprachliche Kompetenz in Englisch zu testen?
- Wieso wurde nicht vorher ein Sprachkurs besucht bzw. wieso wurde sie auf einem Gymnasium angemeldet und nicht auf einer Realschule? (Greift der Staat hier denn nicht ein?)
- Wieso konnte Sie ein Fach als Leistungskurs wählen, das Sie vorher noch nie hatte?
- Wie lange wird es ungefähr dauern, bis sie uns einen kleinen wenig verstehen wird?
- Wie kann ich sie beim Erlernen der Sprache unterstützen? (Soll ich versuchen mit ihr auf Deutsch zu reden oder lieber auf Englisch? (Ihr Englisch ist zwar nicht auf einem sehr guten Stand, aber einige Sätze kann sie sprechen und verstehen)
- Sollte meine Klasse sie vorerst ein wenig allein lassen oder bewusst mit ihr ein Gespräch anfangen?
Ich warte gespannt auf eure Antworten und wünsche euch noch eine angenehme Nacht.
4 Antworten
Die ersten Fragen sind für dich ohnehin nicht relevant.
Was kümmert es dich denn, wieso sie an ein Gynmnasium gekommen ist? Wieso sollte der Staat eingreifen? Ist das Gymnasium der heilige Gral der akademischen Erziehung, wohingegen Leute mit schlechten Deutschkenntnissen an eine Realschule "verbannt" gehören?
Ich bin ein wenig erschrocken über deine Gedankengänge. Die Schulen in anderen Ländern haben tatsächlich auch Gymnasien - Oh ja, selbst im Osten ;) Ich selbst stamme ursprünglich aus Polen und der Stoff, der beispielsweise in der 10. Klasse eines polnischen Gymnasiums in Chemie gelehrt wird, würde jeden deutschen 12. Klässler aus dem LK die Tränen in die Augen treiben, da die Anforderungen in naturwissenschaftlichen Fächern dort weitaus höher sind.
Ob das im Kosovo ebenfalls so ist, vermag ich nicht zu sagen, aber die Leute dort haben es genau so "drauf" wie die gleichaltrigen deutschen Schüler, selbst wenn sie noch kein Deutsch können. Womöglich würde sie euch alle akademisch in die Tasche stecken wenn man ihre Leistungen mit euren vergleichen würde, wären dieselben sprachlichen Fähigkeiten da?
Und selbstredend müsst ihr mit ihr reden! Gar nicht mal so sehr, damit sie die Sprache lernt, sondern damit sie sich nicht weniger alleine fühlt und sich willkommen in eurer Klasse fühlt. Das ist doch das wichtigste überhaupt! Anscheinend ist sie noch sehr neu in Deutschland und wird ihre Freunde und Familie aus dem Kosovo vermissen.
Eine herzliche Aufnahme in eure Klassengemeinschaft wird ihr also bestimmt nicht schaden ;)
Du hast das Bildungssystem selbstredend nicht angegriffen, dieser Teil meines Textes hat deine Frage ein wenig ad absurdum geführt ;) "Greift der Staat hier denn nicht ein" ist halt ein wenig...... sehr dramatisch formuliert.
Also, ich kann nur aus Erfahrung sprechen und sagen, dass es im Grunde egal ist welche Schulform man besucht. Wir hatten Austauschschüler aus Argentinien auf dem Gymnasium, die anfangs kein Wort Deutsch sprachen,oder aber vielleicht nur Fetzen dieser Sprache beherrschten, nach diesen 12 Monaten allerdings unglaubliche Fortschritte gemacht haben.
Du musst es auch aus dieser Sicht sehen: käme das Mädchen direkt auf eine Realschule, würde alles natürlich langsamer von Statten gehen, aber auf lange Sicht wird ihr so auch die Chance genommen ein Abi zu machen. Natürlich kann man von der Realschule auf ein Gymnasium wechseln, aber du hast selbst gesagt, dass manche Aspekte gravierend sind und ich selbst halte es für besser die schwerste Schulform besuchen zu dürfen (eine kleine Hinte auf das subtil geforderte Eingreifen des Staates), um DANACH vielleicht zu erkennen, dass es zu schwer ist, um nachträglich auf ein Gymnasium zu wechseln.
Klar, sprecht sie an :) Auch wenn es anstrengender ist für euch, aber was denkst du denn wie sie sich freuen wird wenn sie merkt, dass ihr aktiv etwas über sie erfahren wollt? Das fände doch jeder richtig schön ;) Und auch wenn ihr mit Händen und Füßen kommunizieren müsst am Anfang..... Klappt bei kleinen Kindern, klappt im Italienurlaub mit der Sommerliebe, wieso also auch nicht bei euch? :)
Auf jeden Fall nicht alleine lassen, sondern redet mit ihr und bindet sie in den Alltag mit ein.
Wie sie auf ein Gymnasium gekommen ist weiß ich nicht, vielleicht war sie dort auf einer guten Schule? (weiß nicht wie man das vergleichen kann) Auf jeden Fall wird es eben jetzt erstmal ungewohnt für sie sein und bestimmt wird sie auch nicht freiwillig da sein und möglicherweise wird sie mit niemandem reden wollen... aber ihr müsst darüber hinweg sehen und das verstehen
Aufjedenfall sprechen nicht alleine lassen (nur so lernt man die Sprache) und wie alt ist sie eigentlich? Das mit dem Staat kann ich dir jetzt leider nicht erklären versteh ich selbst nicht wie es sei denn sie war gut in ihrer alten Schule
Da ich 17 bin, schätze ich sie auch auf 16-17.
Naja, ich kann mir auch vorstellen, dass man durch zuhören mehr lernt, als durch den Versuch einige Sätze zusammen zu basteln.
Aber danke für deinen Rat und Mühe, die du für das Lesen des Textes aufgebracht hast (:
"Anmelden auf" + Dativ oder Akkusativ?
"Wieso konnte Sie ein Fach als Leistungskurs wählen, das Sie vorher noch nie hatte?"
"Wie lange wird es ungefähr dauern, bis sie uns einen kleinen wenig verstehen wird?"
Besuch doch mit ihr zusammen einen Deutschkurs, dann lernst auch du noch korrektes Deutsch. Wenn dein Urteil über dein eigenes Englisch so gut ist wie dein Deutsch, dürftet ihr im Englischen auf gleicher Stufe sein, wenn auch mit verschiedenartigen Schwächen -- ihre Schwächen fallen dir auf, deine eigenen nicht.
Du bezweifelst offenbar, dass sie das Recht hat, in deiner Klasse und in ihrem Leistungskurs zu sein. Dein Text liest sich so, als hättest du etwas dagegen, sie in der Klasse zu haben. So fängt Mobbing an. Meinst du nicht, sie hat schon genug durchgemacht -- oder hast du dir das nicht mal überlegt? Wenn du dir schon dein Köpfchen zerbrichst, wie sie es bis in deine Klasse geschafft hat: Geh mal ein bisschen weiter zurück als bis zur Anmeldung . . .
Es interessiert mich einfach, da es für mich persönlich nicht nachvollziehbar ist.
Ich wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass die Realschule in irgendeiner Weise schlechter ist als ein Gymnasium, aber ich glaube die kleinen Aspekte, die diese beiden Schulen unterscheiden ist für eine neue Schülerin, die die Deutsche Sprache kaum beherrscht, recht gravierend.
(Ein Beispiel wäre zum Beispiel die Selbständigkeit, denn auf Gymnasien, so hört man es jedenfalls, wird viel Wert auf eigene Erarbeitung gelegt, was auf Realschulen nicht der Fall sein soll.)
Es wurde von mir auch in keiner Weise das kosovarische Bildungssystem kritisiert (Fraglich wie du da drauf kommst.), ich sage lediglich, dass ihre Sprachkenntnisse im Bereich keinesfalls ausreichend sind, um sich in unserem Unterricht beteiligen zu können.
Selbstverständlich haben wir sie freundlich empfangen und sie keinesfalls allein gelassen. Ich habe mehr danach gefragt, ob wir sie ansprechen und nicht nur in unserem Stehkreis zuhören lassen sollen.