Musikverein: Keine Wertschätzung im Orchester?
Hallo zusammen,
Erstmal soll das nicht böse oder wütend klingen, ich fühle mich nur etwas ausgenutzt und will wissen ob das gerechtfertigt ist und ob es euch vielleicht genauso geht.
Ich bin seit über 10 Jahren Mitglied in einem Musikverein und spiele dort im Orchester. Ich spiele dort das Tenorhorn, und bin auch die einzige. Bei der Musik, die wir dort spielen, ist das Tenorhorn ein wichtiger Bestandteil. Deswegen muss ich eigentlich immer verfügbar sein für Konzerte und Auftritte. Ansonsten werden Aushilfen organisiert, die dann bezahlt werden müssen.
Weil ich mich einerseits mit allen gut verstehe und wir mehr oder weniger eine Familie sind (das Orchester ist eher klein), komme ich so gut es eben geht immer zu allen Proben und Auftritten.
Ohne arrogant klingen zu wollen, aber ohne Tenorhorn (mich) ist das Orchester komplett aufgeschmissen. Der Druck ist also ziemlich hoch. Deswegen finde ich es teilweise schon etwas ungerecht, dass die Aushilfen bezahlt werden und ich das so mache. Natürlich mache ich es einerseits auch gern, aber... Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Wenn ich jetzt aufhören würde, in dem Orchester zu spielen, würden sie mich ja wahrscheinlich als Aushilfe organisieren und bezahlen.. Also, ich würde natürlich nicht dort aufhören, aber nur so als logische Schlussfolgerung..
Findet ihr das gerecht? Das Orchester ist halt schon von mir abhängig und ich bekomme nichts dafür. Nicht mal Wertschätzung wirklich. Jeder rechnet einfach damit, dass ich immer da bin weil das in den letzten 10 Jahren fast immer der Fall war.
Klar ist das im Musikverein so, dass man das als Hobby macht und nichts dafür erwartet.. Aber es kommt mir eben mehr wie ein Job vor, weil es so viel Zeit beansprucht. Ich könnte eben sicher als Aushilfe für andere Orchester viel Geld verdienen.
Was meint ihr dazu?
5 Antworten
Ohje, ich kann total nachvollziehen, wie du dich fühlst. Es klingt, als ob du eine echte Stütze für dein Orchester bist, und das schon seit über 10 Jahren. Es ist klar, dass man da irgendwann mal darüber nachdenkt, ob das alles noch fair läuft, vor allem, wenn man sieht, dass Aushilfen bezahlt werden und du quasi selbstverständlich immer da sein sollst.
Ich finde, es ist absolut verständlich, dass du dich ein bisschen ausgenutzt fühlst. Du bringst so viel Zeit und Energie ein, und wenn man dann nicht mal die Wertschätzung bekommt, die man sich wünscht, ist das einfach frustrierend. Gerade, weil du sagst, dass es dir fast wie ein Job vorkommt – das ist ja mehr als nur ein Hobby, wenn man so viel Verantwortung trägt.
Vielleicht wäre es eine gute Idee, das Thema im Verein mal offen anzusprechen. Manchmal merken die anderen gar nicht, wie sehr man sich engagiert und was das alles bedeutet. Es muss ja nicht gleich um Geld gehen, sondern eher darum, dass deine Rolle mehr anerkannt wird. Wenn du darüber nachdenkst, was für dich selbst am besten ist, ist das völlig legitim.
Falls du noch mehr Rat suchst oder dir unsicher bist, kannst du auch mal bei Musikberater.digital vorbeischauen. Die bieten echt gute Unterstützung bei solchen Fragen an. Außerdem findest du auf Blasmusik.digital viele Infos und Angebote zur Weiterbildung, falls du mal überlegen solltest, auch in anderen Orchestern als Aushilfe zu spielen.
Am Ende sollte die Musik dir Spaß machen und dich nicht belasten. Vielleicht lässt sich ja eine Lösung finden, die für dich und den Verein passt, damit du dich wieder mehr geschätzt fühlst.
Liebe Grüße!
Wenn du auf das Geld angewiesen bist und ohne ein Bezahlen deiner Zeit in sonstigen Leben Einbußen hast, dann geh lieber Geld verdienen. Musizieren, muss ohne Verzicht und ohne sich ärgern müssen Spass machen und Zeit kosten, die sich lohnt.
Vielleicht kannst du in einem anderes Instrument lehren für Geld. Ich hatte als Kind mein Taschengeld mit Musikstunden geben verdienen können. Deshalb mein Vorschlag.
Vieles im Leben ist nicht gerecht. Es ist nur wichtig, ob du genug Freude am Musizieren und dich einbringen hast, oder das Geld wichtig ist. Ob es sich lohnt das Risiko einzugehen und es drauf ankommen zu lassen? Du könntest beides verlieren. Aber horch dich rum, vielleicht findest du was, wo du musizieren und Geld bekommst.
Offenbar seit ihr ein Laienorchester. Da kann man eigentlich davon ausgehen, dass ihr da aus purem Spaß an der Sache mitspielt. In vielen Laienorchestern bezahlen die Mitspieler sogar regelmäßig einen kleinen Betrag.
Wenn das Orchester eine Aushilfe engagiert, weil jemand kurzfristig ausfällt und jemand im Sinne aller Mitglieder engagiert werden muss, um beispielsweise einen Auftritt zu retten, und dafür Geld ausgegeben wird, liegt das nicht daran, dass die Aushilfe mehr wertgeschätzt wird sondern daran, dass eben das notwendige getan wird, damit das Orchester reibungslos weiter machen kann.
Wenn du das Gefühl hast, oder eigentlich Geld bekommen solltest, bist du in einem Amateurorchester falsch. Die Anforderungen für ein professionelles Ensemble sind aber um ein vielfaches höher... ;-)
Dass du eine Sonderbehandlung gegenüber den anderen Orchestermitgliedern erwartest, weil du offenbar die einige Tenorhornistin bist und dich für besonders unentbehrlich hältst, finde ich jedoch grundsätzlich befremdlich.
"Und dann kommt natürlich noch das Üben dazu. Ich finde halt, in der Zeit könnte ich auch Geld verdienen, vor allem weil ich beruflich eben auch im musikalischen Bereich arbeite." Dann mach doch. Zwingt dich doch keiner in das Orchester, wenn's dir keinen Spaß mehr macht und du keine Lust mehr hast. Aber mit dem Anspruch anders als alle anderen regulären Mitglieder bezahlt werden zu wollen anzukommen geht halt eher nicht...
Wen du gehen würdest würde jemand anderes nachrücken. Der Verein würde auf dauer keine Aushilfe einstellen.
Dir is der Druck n bisschen zu Kopf gestiegen. Vieleicht solltest du dir mal klar machen das ihr ein Team seid. Die Geigen sin genauso wichtig wie dein Tenorhorn, das Schlagzeug und was weiß ich noch alles.
Nur zusammen könnt ihr das perfekte Ergebniss erzeugen. Auch in ner Band steht der Sänger im Mittelpunkt. Nur ohne die Musiker ist er plötzlich ganz klein.
Setz dich halt mit den anderen zusammen und bitte das du dir dein Instrument mit jemand anderen teilst. Mal spielst du, mal der andere.
Geld wirst du keins bekommen. Auch die anderen müssen bei den Proben anwesend sein. An den Tagen wo n Konzert stattfindet könnten die anderen auch was bessertes machen, sin trotzdem da...
Ja das ist schon klar. Es gibt leider niemanden, der nachrückt, sie suchen schon seit Jahren. Ich weiß, ich glaube das macht mich echt ein bisschen verrückt:( Ich will ja überhaupt nicht so arrogant klingen, ich weiß ja dass alle Instrumente wichtig sind für den Klang. Aber es gibt eben fast in jedem Stück Solos für Tenorhorn und die Melodie wird gespielt. Klar, sollten alle anderen auch zu Proben und Konzerten da sein, aber es fällt eben nicht so auf/macht nicht so einen großen Unterschied, wenn aus einem größeren Register jemand fehlt. Wenn von 7 Trompeten zwei nicht da sind, ist das wahrscheinlich nicht so schlimm. Deswegen ist da eben dieser Druck für mich, immer verfügbar sein zu müssen..
Hallo,
die Work Life Balance muss bei sowas stimmen. Wenn es dich also auslaugt und du vermehrt diesen Gedanken hast, würde ich mich von dem Orchester trennen.
Allgemein wenn du die Möglichkeit hast mit deinem Hobby Geld zu verdienen, würde ich das realisieren.
Das haben zB in meinem Fußballverein einige getan.
Ganz ehrlich, am Ende dankt dir das doch sowieso keiner...
Was gibt's da auch zu danken? In ein Hobbyorchester geht man normalerweise, weil man eine Möglichkeit sucht, mit anderen Leuten zusammen zu spielen.
Also, nochmal, ich weiß nicht genau ob das so richtig in meiner Frage rausgekommen ist.. Ich bin zwar kein Berufsmusiker, verdiene aber Geld durch Instrumentalunterricht und Musiktheorie-Unterricht. Ich bin Musikstudentin (zwar nicht auf dem Tenorhorn, aber das sollte ja nicht so wichtig sein). Ich frage mich nur, ob der Aufwand sich lohnt. Mir anderen zusammenspielen tue ich auch schon so in anderen Ensembles. Aber ich mag das Orchester, ich mag die Leute und die Musik. Und irgendwie auch die Tatsache dass es eben nicht 'professionell' ist. Es ist ein guter Ausgleich. Aber wenn es für ein Laienorchester so viel Zeit in Anspruch nimmt, lohnt es sich dann?
Ich erwarte ja keine Leistung, ich weiß ja, dass die meisten anderen auch nicht dafür bezahlt werden. Ich frage mich nur, ob sich der Aufwand dann lohnt. Ich spiele auch in einem professionellen Orchester, wo ich etwas verdiene und mache das Laienorchester eher nebenbei noch, bin aber viel mehr mit dem Laienorchester beschäftigt. Was ich eigentlich damit sagen will.. Klar, ich mache das, um Spaß zu haben. Und ich mache das auch für meine Orchesterkollegen und den Musikverein. Aber ist es gerechtfertigt, so viel Zeit zu beanspruchen wenn es nicht bezahlt wird? Es geht übrigens um 6 Stunden Probe die Woche und durchschnittlich 1 Stunde Auftritt (Wir haben öfter auch Auftritte für die wir den ganzen Tag unterwegs sind und ansonsten bestimmt 2 andere Konzerte pro Monat). Und dann kommt natürlich noch das Üben dazu. Ich finde halt, in der Zeit könnte ich auch Geld verdienen, vor allem weil ich beruflich eben auch im musikalischen Bereich arbeite. Andererseits will ich das Orchester auch nicht im Stich lassen, weil ich dort eben so lange war und alle mag.