Meine Schwager wollen ein Kind adoptieren ist das wirklich so schwer?

4 Antworten

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Ich würde mal sagen, die Chancen sind gleich 0.

Ich weiß nicht mal, ob ich die Frage bzw. deinen Schwager ernst nehmen kann.

Beide waren Studenten und haben jetzt ein eigenes Haus? Wie konnten sie sich das leisten, als Studenten? Und das Haus zahlen sie jetzt ab und müssen bereits 3 Kinder versorgen?

Und was ist die Motivation für die Adoption? Nur weil sie einem Kind ein schönes Zuhause bieten wollen? Wenn das Jugendamt so eine Begründung hört, schütteln die nur mit dem Kopf. Es gibt eh kaum Kinder, die man adoptieren kann, und ohne eine sinnvolle Begründung ...
Es gibt Paare, die weder mit normalem Sex, noch mit künstlicher Befruchtung schwanger werden konnten. Oder einer der Partner hat ein Gendefekt, der nicht weitergegeben werden soll, etc. So etwas sind gute Gründe. Aber einem Paar, was bereits 3 Kinder hat noch eines geben, nur weil die denken, sie würden damit was gutes tun ... nee, lass mal.

Was auch noch zu erwähnen wäre: ein Kind großzuziehen kostet Geld. Dein Schwager hat schon 3 und will noch ein viertes? Und dann noch das Haus? Und das kann er sich alles leisten? Das Jugendamt hat kein Interesse daran, eine Familie in finanzielle Schieflage zu bringen, indem sie ihnen noch ein Kind geben. Und einer der beiden Partner muss ja daheim bleiben, für eine ganze Weile. Im ersten Jahr sollte ein Adoptivkind nicht fremdversorgt werden. Also keine KiTa, kein Kindergarten und auch nicht zur Oma geben, während man arbeiten geht ...

Dazu kommt: ein Adoptivkind ist oft traumatisiert. Die haben immer die Frage im Hinterkopf nach dem "warum". Hier mal ein Text aus einer Adoptivgruppe:

wir haben vor fast 7 Jahren ein damals 7 1/2-jähriges Mädchen aus Haiti adoptiert. Sie war damals erst seit 2 Jahren im Kinderheim und hatte vorher bei Ihrer Mutter gelebt. Das Trauma ihres abgegeben worden seins als älteste von 3 Kindern hat sie bisher, trotz schon früher Therapie, nicht verarbeiten können. Verstärkt durch die Pubertät wurden ihre Depressionen und ihre posttraumatische Belastungsstörung so stark, dass wir sie nunmehr schweren Herzens in eine Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie geben mussten.

Hier geht es zwar um eine Auslandsadoption, aber auch beim Inland ist es oft nicht anders. Das ist natürlich ein extremer Fall, aber eine Adoption hinterlässt immer Spuren beim Kind.

Und mal so nebenbei: selbst wenn man als Adoptivbewerber zugelassen wird, bedeutet das nicht automatisch, dass man ein Kind bekommt. Die Wartezeit dauert in der Regel Jahre. In meinem Landkreis konnte in den letzten 3 Jahren kein Kind adoptiert werden. Auch 5 Jahre sind keine Seltenheit. Es kann sogar passieren, dass man nie ein Kind bekommt, wenn man z. B. im Lauf der Wartezeit zu alt wird.
Wäre dein Schwager überhaupt bereit, mehrere Jahre auf ein Kind zu warten, oder würde er mittendrin das Interesse verlieren?

Es reicht völlig, wenn er seinen eigenen Kindern ein gutes Zuhause bietet, es macht keinen Sinn, wenn er versucht, noch welche zu adoptieren.


RedBull174 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 10:10
Wäre dein Schwager überhaupt bereit, mehrere Jahre auf ein Kind zu warten, oder würde er mittendrin das Interesse verlieren?

Würde er nicht, er saß immer im goldenen Käfig, materiell hatte er immer alles, nur seine Eltern besonders seine Mutter waren echt kühl und narzisstisch.

Zumindest würde ich ihm das nicht zutrauen. Aber danke für die Antwort 🙏 vielleicht wäre ja Pflegepapa auf begrenzte Zeit ja auch besser für ihn und seine Freundin.

Mit Kindern können beide gut umgehen

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Tasha  16.08.2023, 16:14

Darf ich mal als Laie fragen: Warum ist "wir wollen gern einem Kind ein schönes Zuhause bieten, wir hätten gern vier Kinder" keine Begründung, "Wir haben einen Gendefket und können kein Kind bekommen" (ohne weitere Motive, ohne Idee vom Familienleben, ohne zu wissen, wie diese Eltern das Kind behandeln würden) aber schon?
Sollte die Motivation nicht sein, dem Kind ein schönes Familienleben zu bieten? Und warum wird immer gesagt, dass es nicht um die Eltern, nur um das Kind gehen sollte? Das IST dann doch ein Helfersyndrom, oder? Sollte es nicht - wie bei jedem Kinderwunsch - um den Wunsch gehen, ein schönes Leben MIT Kind zu haben, also sich auch an der Elternschaft und allem, was sie mitbringt - Erziehung, Förderung, emotionale Unterstützung etwa bei Problemen des Kindes oder im Krankheitsfall, Spaß an der Interaktion mit Kindern, also am Spielen etc.?

Ich hätte gedacht, dass, vor allem, wenn "Savior Complex" im Raum steht, "wir wünschen uns, Eltern zu sein, eine Familie zu gründen" schwerer wiegen würde als "uns ist total egal, wie es uns geht, wir möchten nur einem Kind helfen".

Denn wie wird es emotional beim Kind ankommen, wenn die Eltern sich gar nicht am Zusammensein mit dem Kind freuen, sondern nur "helfen möchten"? Dann wären sie ja eher so etwas wie fremde Erzieher?

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Saturnknight  16.08.2023, 18:11
@Tasha
"Wir haben einen Gendefket und können kein Kind bekommen" (ohne weitere Motive, ohne Idee vom Familienleben, ohne zu wissen, wie diese Eltern das Kind behandeln würden) aber schon?

Wer sagt, dass dies der Fall ist?

Das Jugendamt fragt da richtig ausführlich nach. Ein 5 Minuten Gespräch reicht da nicht. Es braucht da einige Gespräche zu verschiedenen Zeiträumen.

Das Jugendamt fragt beispielsweise nach, wie man (also die Bewerber) erzogen wurden. Wie der eigene Lebenslauf ist. Wie es im Umfeld aussieht: gibt es dort kleine Kinder? Wie oft hat man Kontakt zu kleinen Kindern? Wie will man das Kind erziehen?

Warum ist "wir wollen gern einem Kind ein schönes Zuhause bieten, wir hätten gern vier Kinder

Wie ich bereits weiter oben schrieb: ein Adoptivkind hat bereits einiges erlebt, selbst wenn es als Säugling adoptiert wurde. Das kann eine richtige Herausforderung werden. Das Jugendamt würde in so einem Fall dann auch fragen, ob man nicht bereits genug zu tun hat, mit 3 Kindern, und wie man sichergehen will, dass das Adoptivkind nicht zu kurz kommt?

Beim Thema Motivation ging es mir auch eher darum: hier bei GF liest man immer wieder Fragen bzw. Antworten, bei denen teilweise total irrsinnige Gründe genannt werden, für eine Adoption. Eine erwachsene Frau hat mir sogar mal eine Liste geschickt, mit 30 Gründen, warum sie adoptieren will, aber kein leibliches Kind haben will. Eine der Gründe war z. B. sie wollte keine Schwangerschaftsstreifen, wenn sie schwanger wäre, würde jeder sehen können, dass sie Sex hatte, sie wolle keine Morgenübelkeit, etc.

Wenn man dann liest: "wir haben noch ein Zimmer frei, wir könnten noch ein Kind adoptieren, wir haben ja erst 3 ..."

Denn wie wird es emotional beim Kind ankommen, wenn die Eltern sich gar nicht am Zusammensein mit dem Kind freuen, sondern nur "helfen möchten"? Dann wären sie ja eher so etwas wie fremde Erzieher?

Deswegen sollte man auch nie schlecht über die leiblichen Eltern des Kindes sprechen. So was kann dem Kind emotionell sehr schaden.

Ein Kind muss das Gefühl haben, geliebt zu werden. Nur so kann es eine gute Bindung aufbauen.

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RedBull174 
Beitragsersteller
 01.01.2023, 12:33

Ich denke mit dem bürokratischen Zeug sind die beiden vertraut. Habe eher auf persönliche Erfahrungen gehofft aber danke

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Rango82  01.01.2023, 12:36
@RedBull174

Da immer individuell geprüft wird, kann man da keine persönliche Erfahrung als Referenz nehmen.

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Gering - auf ein adoptionswilliges Paar kommen mehr als 8 Kinder. Und es ist unglaublich aufwändig, man wird durchleuchtet, wie sonst höchstens, wenn man beim Geheimdienst arbeiten möchte. Das ganze Verfahren kann 2-5 Jahre dauern.

Es wird etwas einfacher, wenn man nicht auf ein gesundes Kleinkind besteht, sondern auch ein älteres oder behindertes Kind akzeptieren würde.

Auslandsadoptionen sind auch keine Option mehr, da kaum noch Länder Kinder ins Ausland geben und es auch da kaum noch Kinder gibt (ich vermute, auch Russland als wichtiges Herkunftsland ist inzwischen weggefallen, eventuell schon länger).

Irgendwie finde ich es auch ein klein bisschen zweifelhaft, wenn sich Menschen, die bereits drei eigene Kinder haben mit verzweifelten, kinderlosen Paaren um eines der wenigen Kinder konkurrenzieren. Auch steht in Deutschland das Kindswohl bei jeder Adoption an vorderster Stelle und es ist deshalb nicht nötig, deshalb ein Kind zu adoptieren.


October2011  01.01.2023, 13:03

Dazu kommt, dass es gut sein kann, das sich eine Berufstätigkeit mit einem behindertem Kind nicht vereinbaren lässt. Und dann stellt sich die Frage wer wird Hausman oder Hausfrau und kümmert sich Vollzeit um das adoptierte Kind und die eigenen Kinder? Also wer verzichtet dann auf seinen Beruf oder die Karriere nach einem langen und anstrengendem Studium?

Einfach darauf zu hoffen, dass ein adoptiertes Kind keine seelischen oder körperlichen Probleme mit sich bring und sich ohne viel Aufwand in den Tagseablauf einfindet, ist reichlich naiv.

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Es wäre wohl besser wenn sie erst einmal das Päckchen tragen das sie aktuell haben zusammen. Beide stehen noch am Anfang der Karriere. Sie haben 3 Kinder die volle Aufmerksamkeit benötigen (Baby, Kindergartenkind, Grundschulkind).

Wo wollten sie da jetzt noch ein Kind zur Pflege oder ein Adoptivkind unterbringen in ihren Tagesablauf? Jeder Mensch hat nur ein gewisses Maß an Energie, an Möglichkeiten sich aufzuteilen. Würden sie "jetzt" ein Adoptivkind haben bzw. mit dem Adoptionsprozess beginnen, dann käme noch zusätzliche Belastung auf sie zu.

So ein Adoptionsprozess ist langwierig. Man wird "auf Herz und Nieren" überprüft. Backgroundcheck, heimische Situation, etc pp.