Mein Pferd ist ein Kleber?
Hallihallo.
ich habe seit 3 Monaten mein erstes eigenes Pferd. Eine Stute 16 Jahre alt. In ihrem alten Stall war sie die letzten 9 Jahre Zuchtstute und mit ihr wurde nie etwas gemacht (Boden Arbeit etc), sie stand 24/7 auf der Koppel mit den anderen Müttern und Fohlen oder nur in der Box im Winter. Sie wurde vorher auch geritten. Ich habe schnell festgestellt, dass sie ein Kleber ist. Sie steht mit zwei Mutterstuten und deren Fohlen zusammen tagsüber und nachts Box. Wenn ich sie alleine von der Koppel hole oder was machen möchte (Reiten, Bodenarbeit, Spazieren…) dreht sie total durch. Sie hat panisch aufgerissene Augen und Nüstern, angespannter Hals, wiehert, rennt mich um, reißt sich los zurück zur Koppel, beim putzen scharrt sie und hängt sich fast auf. Sie nimmt mich überhaupt nicht wahr, egal was ich mache. Wenn allerdings eine der anderen Stuten dabei ist, ist sie wie ein Engel. Tiefenentspannt egal ob im Gelände oder angebunden am putzplatz. Selbst alleine mit ihr auf den reitplatz kann ich nicht, sie galoppiert minutenlang panisch im Kreis und ich komme überhaupt nicht an sie ran. Habe jetzt viel Boden Arbeit mit ihr gemacht, mittlerweile konzentriert sie sich auch auf mich, aber ich kann ja nicht immer verlangen dass die Besis mit ihrer Stute überall mitkommen. Alleine klappt allerdings gar nichts, sie ist total kopflos und ich habe jedesmal Angst, dass sie sich verletzt. Was kann ich tun? Ich könnte heulen 😞
4 Antworten
Wie sehr viele Reiter mit Pferden die Kleben, machst du den größten Fehler, den es hier gibt: du gibst deinem Pferd keine Zeit, zwingst es über seine Grenzen hinweg und dass alles, ohne dass du Führung und Sicherheit vermitteln kannst. Das Pferd ist neu - neu bei dir, scheinbar auch neu im Stall - und deiner Beschreibung nach auch neu in einem jz anderen Leben. Keine Zuchtstute mehr, jz soll es raus, arbeiten, wieder mehr Menschenbezug. Da fängt man eben ganz kleinschrittig an. Erstmal nur auf Sichtweite weg, wenn das funktioniert ohne dass das Pferd nervös und ängstlich wird, geht es ein paar Meter oder ein paar Minuten weiter, etc. pp.
Du bist dran, deinem Pferd Sicherheit und Führungsstärke zu vermitteln. Damit ist nicht gemeint, das Pferd grob zu behandeln oder zu disziplinieren. Pferde möchten Klarheit und einen berechenbaren Menschen. Dazu gehört, dass du dir gut überlegst, was du von deinem Pferd möchtest und erstmal klein anfängst: zB damit, dass es dich beim Führen nicht rempelt/umrennt. Dass es ruhig auf dem Putzplatz steht. Das geht natürlich nur, wenn du es dem Pferd auch möglich machst, zu leisten, was du von ihm willst. Und zwar möglichst einfach.
Heißt in der Praxis, das Pferd wird nicht gestresst, in dem es 2 h alleine auf dem Putzplatz stehen muss. Sondern Anfangs einfach nur ein paar Minuten. Ehe es überhaupt panisch werden kann und sich aufregt, Training beenden. Und wenn es zu Beginn nur heißt, kurz mal da hin stellen, Strick einklicken, weg machen, zurück zu den anderen. Das gleiche auf dem Reitplatz, Halle, Roundpen,... kurz mal da eine Runde drehen, zurück zu den anderen. Wenn solche Dinge dann gut klappen, kannst du einen Schritt weiter gehen.
Wenn du dir selbst unsicher bist, hol einen Trainer dazu - achte aber bitte drauf, dass dies jmd ist, der pferdegerecht vorgeht und nicht durch Druck, Zwang und vllt sogar Strafen ein solches Pferd noch mehr kirre macht. Auf Dauer bringt es hier wirklich nur Zeit, Geduld und planvolles Vorgehen.
ist doppelt schwierig, weil die gruppe zu klein ist. und die fohlenlose stute übernimmt oft hengstpflichten.
da sollte das pferd ausserdem in eine stutengruppe ohne fohlen.
Mit meiner "Klebestute" habe ich erstmal nur geübt, durch das Weidetor zu gehen, und davor stehen zu bleiben. Also sie hatte dann das Tor zwischen sich und der Herde. Als sie davon nicht mehr panisch wurde sind wir am Zaun entlang 5 Meter vor- und zurückgegangen. Dann 10 Meter, dann 20 Meter usw., und irgendwann kurz außer Sichtweite der Herde und wieder zurück. Das hat ein paar Wochen gedauert, aber dann ging sie ohne Probleme überall mit mir mit. Kleine Schritte! Das Pferd wurde ja offenbar seit 9 Jahren nicht von seiner Herde getrennt, da geht nichts schnell.
Sorry, aber was erwartest Du von einem Pferd, das mind. 9 Jahre lang "nix gemacht" hat ... und dessen vorherige Ausbildung auch fraglich ist?
Da fängst Du bei unter 0 an und mußt Dich gaaaanz langsam (das wird Wochen bis Jahre! dauern!) an die Ausbildung machen.
Und damit bist Du wahrscheinlich auch überfordert und solltest Dich schnellstmöglich nach Unterstützung von pferdeerfahrenen Menschen/Trainern umsehen.
Haltung optimieren, Fütterung anpassen, Blutbild machen lassen und dann nen Trainer holen, der mit euch daran arbeitet