Macht es Sinn eine Ausbildung (Chemielaborant) vor dem Studium (Chemieingenieurwesen oder Chemietechnik) zu machen?

3 Antworten

Wenn du zuvor eine Ausbildung machst ist vermutlich das Studium in den ersten Semestern etwas leichter. Außerdem wird eine Ausbildung in gewissen themen Gebieten teilweise bei Auswahlverfahren zur studiumszulassung positiv gewertet. Relativ oft ist Chemie aber kein NC begrenzter studiumsgang, weswegen das eigentlich relativ egal sein sollte. Mit einer Ausbildung kannst du auch nicht die Studienzeit verkürzen.

Hat man irgendwelcher Vorteile, wenn man zuerst eine Ausbildung macht?

Jap, an eine Ausbildung kommst du schwieriger als an einen Studienplatz.

Umso älter du wirst, desto schwerer findest du Ausbildungsplätze, was dann natürlich ärgerlich wird wenn du schon viel Zeit ins Studium gesteckt hast, aber merkst dass du es nicht packst oder es dir keinen Spaß mehr macht.

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Zudem wird dir in der Ausbildung viel praktisches Arbeiten beigebracht und auch viele Inhalte die dir in den Praktika im Studium etwas bringen werden.

Ich habe derzeitig eine kleine Sonderstellung und kenne beide Seiten ganz gut, weil ich eine Ausbildung zum Chemielaboranten an einer TU mache, wo ich auch Chemiker bei den Praktika betreue.

Kann dir sagen, dass viele die vorher eine Ausbildung gemacht habe besser mit den Versuchen klarkommen und schon einiges an Grundwissen durch die Ausbildung haben.

Kommt aber hier ganz stark auf den Betrieb an wo man lernt.

Ist die Regelstudienzeit kürzer?

...kommt drauf an.

Wenn du in deinem Betrieb viel machst was in den Praktika im Studium dran kommt, dann kannst du dein Berichtsheft wo die Informationen hinterlegt sind vorzeigen um einige Praktika zu verkürzen/überspringen.

Davon würde ich persönlich jedoch abraten, weil dir dann vieles durch die Lappen geht, was für das einarbeiten in den Laboren an einer Uni relevant ist.

Auch erkennen nicht alle Professoren und Praktikumsleiter die Inhalte aus der Ausbildung an, was dazu führen kann dass du dann trotzdem alles mitmachen musst (was manchmal gar nicht so schlecht ist).

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Alles in allem würde ich mich nicht darauf verlassen, dass du mit einer Ausbildung großartig Zeit sparen wirst.

Was es jedoch ganz klar bringt, ist dass du ein zweites Standbein hast, falls das Studium nicht dein Ding ist.

Wenn es sich einrichten lässt, solltest du nach der Ausbildung noch 1-2 Jahre weiterarbeiten um Berufserfahrung zu sammeln, da bei Arbeitgebern nichts schlechter ankommt als jemand der direkt nach der Ausbildung was anderes gemacht hat.

Alles in allem würde ich es dir dennoch empfehlen, wenn du dir nicht zu 100% sicher bist was du machen willst und deine Leistungen in Chemie, Mathe und Physik nicht komplett überragend sind.

Meine Erfahrung ist eher (aber schon einige Zeit her) dass Menschen die von einer Ausbildung an die Uni kommen Probleme mit dem theoretischen Arbeiten haben, das gerade in den Ingenieur- und Naturwissenschaften am Anfang des Studiums steht. Sie kennen zwar praktische Themen aus dem ff und vielleicht sogar besser als manche Dozentinnen und Dozenten, aber die stark formale Sprache, die Mathematisierung des jeweiligen Themas und Höhere Mathematik selbst können eine ganz schöne Hürde darstellen, insbesondere wenn man aus dem schulischen Lernen eben bereits zwei bis drei Jahre raus ist.