Ausbildung vor Chemiestudium?
Ich bin mittlerweile entschlossen, später Chemie zu studieren (lediglich unsicher, ob Lehramt oder "normal"). In letzter Zeit habe ich aber öfters mit dem Gedanken gespielt, davor eine Ausbildung zum Chemielaboranten zu absolvieren, um im Studium (und eventuell auch im späteren Beruf) besser dazustehen.
Wäre diese Idee sinnvoll, gerade auch in Anbetracht der Tatsache, dass ein Chemiestudium mit Promotion an sich schon sehr lange dauert? Wäre eine mehr als 3-jährige Ausbildung davor zu viel des Guten oder doch ratsam?
Danke im Voraus :)
3 Antworten
Wenn Du Abitur hast, kannst Du die Laborantenausbildung verkürzen auf 2 1/2 Jahre (Bayern). Du kannst Dich an der Uni erkundigen, ob vielleicht das eine oder andere Praktikum im Chemie-Studiums anerkannt wird, wenn Du eine Berufsausbildung als Chemielaborant hast. Während die anderen Studenten erst mal ihre Büretten befüllen, hast Du die Titration schon längst erledigt.
Wenn Du Laborant bist, hast Du schon 2 1/2 Jahre "Berufserfahrung" in einem Industrieunternehmen (oder einer Behörde), diese Erfahrungen lernst Du an keiner Uni. Du hast in der Lehrzeit bereits an realen Entwicklungsprojekten oder am realen Berufsalltag mitgearbeitet. Du gewinnst soziale Kompetenz im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten und lernst, wie es in der realen Berufswelt zugeht. Dabei lernst Du vielleicht auch kennen, was die studierten und promovierten Chemiker arbeiten und ob Dir diese Tätigkeit (vorwiegend am Schreibtisch) gefallen würde.
Wenn Du am Studium scheitern solltest (was ich nicht hoffe), dann hast Du ja bereits einen Berufsabschluß. Dann kannst Du später immer noch Deinen Meister machen (ja, das gibts auch als Laborant) oder den Chemie-Techniker nachmachen. Die Ausbildungsinhalte der Meisterausbildung (z.B. Führungsverhalten, Arbeitsrecht, Konfliktbewältigung, disziplinarische Personalgespräche....) kann Dir kein Studium vermitteln. Als Chemiker mit einer praktischen Laborantenausbildung kann Dir später kein Dir unterstellter Laborant oder Chemikant etwas vormachen.
Ich würde keine Ausbildung davor machen, wenn es dir möglich ist. Du wirst später keine großen Vorteile haben und viele Dinge doppelt lernen.
Die Zeit könntest du auch in ander Dinge investieren. Wie z.B. eine Doktorarbeit, einen Auslandssemester oder einfach Reisen .
Eine Ausbildung als Chemielaborant ist schon sehr anspruchsvoll und würde auch für ein Chemiestudium was bringen; allerdings wäre das ein Zeitverlust von mindestens 3 Jahren.
Wenn du überzeugt bist, dass du ein Chemiestudium schaffst, geht es auch ohne die Ausbildung als Chemielaborant.
Das stellt sich in der Uni heraus, ob du bei der Gravimetrie auf +/-1 % an den tatsächlichen Wert herankommst ;-) Wenn nicht, hast du den gefällten Feststoff nicht vollständig aus dem Filter herausgekriegt, oder du hast den Niederschlag schlecht gewaschen, sodass noch Salz drinnen ist.