Lernt man im Studium wichtige Dinge für die Arbeit?

9 Antworten

Jeder Job, in dem man neu anfängt, erfordert eine Einarbeitungszeit, weil jedes Unternehmen bzw. jede Organisation ein bisschen anders funktioniert und ihre "Eigenheiten" hat.

Das Wissen, was man in der Ausbildung oder im Studium erwirbt, ist allerdings die Basis, auf der man in dieser Einarbeitung dann wiederum schnell mit den Aufgaben an sich zurechtkommen kann. Also, wenn du z. B. im Studium gelernt hast, wie das System der Buchführung grundsätzlich aufgebaut ist, dann kannst du mit diesem Wissen im Job recht schnell auch die Funktionsweise einer dir bislang unbekannten Software nachvollziehen und verstehst auch zügig, welchen Weg Belege in diesem Unternehmen so nehmen müssen, bevor sie verbucht werden und wie es danach weitergeht.

Im Gegensatz zur Schule sind Ausbildung und Studium dabei nicht allgemein-, sondern berufsbildend. Du lernst also eine große Bandbreite an Themen und Zusammenhängen, die im späteren Beruf eine Rolle spielen KÖNNEN.

Das bedeutet natürlich noch lange nicht, dass alles, was du dort lernst, auch in jedem einzelnen Job danach Anwendung findet. Und nicht alles, was dann im Job eventuell eine Rolle spielt, muss auch zwingend vorher Ausbildungs- oder Studieninhalt gewesen sein. Aber mit dem erworbenen Fachwissen hast du die nötige Basis, um dich auch per Transferleistung in diese Punkte einzudenken und sie hinzubekommen!

Solange das Studium (und auch die Schule) so aufgebaut ist, dass man für eine Prüfung lernt und dann den Inhalt wieder merkbefreiend vergisst, kann man dazu neigen, die Frage mit "ja" zu beantworten bezüglich "also muss man dann später im Beruf richtig eingearbeitet werden weil man das meiste aus dem Studium nicht gebrauchen kann und es auf die Stelle nicht zutrifft". In einigen Fächern ist der Ballast an Ideologie verheerend. Die Praktikums-bezogenen praktischen Erfahrungen und Lernerfolge retten noch einiges herüber.

Ein Studium kann i.d.R. einen hauptsächlich theoretischen Grundstock vermitteln. In Fächer wie Humanmedizin wird viele wichtig bleiben, um fachlich bestehen zu können. In der Praxis wird man sich "fachidiotisch" weiterbilden und dann nur noch in seiner Blase tätig sein. Am Ende zählt der materielle Wohlstand.

Falls man dann doch keine allzu gleichgültige Einstellung zur eigenen Fachmaterie besitzt, wird im sich im Laufe des Lebens kritisch damit auseinandersetzen und vieles in Frage stellen. Das kann dann bezüglich Karriere jedoch mehr Probleme bereiten.

Du hast offenbar etwas ganz Wichtiges noch nicht verstanden: Ein Studium ist keine Berufsausbildung!

Ein Studium ist eine Fachausbildung und eine wissenschaftliche Ausbildung. Dass man sich in einem Fachgebiet besonders gut auskennt und dass man wissenschaftlich arbeiten kann, d.h. auf der Basis von bekanntem Wissen neues Wissen generieren. Berufspraxis ist eher Nebenwerk - an der Uni fast vollkommen, an der FH wird zwar auch in der Richtung ausgebildet, aber es steht nicht im Vordergrund.

Die wenigsten Studiengänge führen zu einem ganz bestimmten Beruf. Sondern nachdem man sein Studium abgeschlossen hat, sucht man sich damit irgendeinen Job - in dem dieses Fachwissen mal in größerem Umfang gefragt ist, mal in weniger großem Umfang. Für den man mal eh keine Ahnung von der Praxis haben muss und mal nicht genug hat.

Dementsprechend wird man, je nachdem was man studiert hat und was für einen Beruf man dann ergreift, ggf. sogar das Gefühl haben, überhaupt nichts von seinem Studium für den Beruf zu benötigen... einfach, weil in der Praxis das ganze Fachwissen überhaupt nicht gefragt ist. Oder man braucht einen Teil vom Studium - in diesem Job ist ein anderer Teil des Fachwissens gefragt, im nächsten Job ist ein anderer Teil des Fachwissens gefragt. Oder es ist tatsächlich nur die wissenschaftliche Kompetenz gefragt, die man im Studium erlernt hat, ohne dass es was mit dem harten Wissen zu tun hat, das man sich angeeignet hat.

Hier gibt es keine pauschale Antwort, da einige Studiengänge zu ganz klaren Berufen hinführen (bspw. Medizin), andere aber nicht (bspw. Germanistik). Eingearbeitet werden wird man aber wohl überall, da man in ein laufendes Unternehmen o.ä. einsteigt.

Dass man im Studium Dinge lernt, die für den späteren Beruf wichtig sind, sollte außer Frage stehen. Wieso sollte man mit der Qualifikation des Studiums sonst den jeweiligen Beruf antreten können?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Postdoc / Wissenschaftlicher Mitarbeiter

toomuchmoon5 
Beitragsersteller
 28.02.2025, 12:19

Okay aber du würdest schon eher sagen dass das was man lernt sinnvoll ist also nicht so wie in der Schule dass man irgendwelche Jahreszahlen auswendig lernt die man nie wieder braucht

Adomox  28.02.2025, 12:22
@toomuchmoon5

Wenn man einen Studiengang erwischt, der inhaltlich sinnvoll aufgebaut ist, würde ich das sagen, ja.

Kann man pauschal nicht sagen. In Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement wird z.B. auch viel Forstwissenschaft gelehrt, was aber als Revierleiter komplett sinnlos ist. Ich kenne keinen Förster, der erst mit einem Ertragstafelbuch in den Wald geht, dort Zahlen interpoliert oder sich über Graphen in Wachstum und Zuwachs einen Kopf macht, wenn er dort auszeichnet. Finde auch Zellbiologie und Jura unpassend für einen Revierleiter. Bei uns ist es halt so, dass wir vieles nur für Klausuren lernen und dann wieder vergessen, um den Kopf für wichtige Sachen frei zu haben. Stichwort Auszeichnen üben, Stichwort neuen Stoff lernen etc. Habe noch nie einen Revierleiter gesehen, der mit Forstwissenschaft, Jura etc. sein Geld verdient. Die Revierleiter, die ich kenne, machen und nutzen solchen Stuss nicht. Sachbearbeiter ja!! Doch wer Sachbearbeiter werden will, sollte in meinen Augen dann Jura, BWL/VWL oder Forstwissenschaft studieren. Uns wurde auch aufgezeigt, dass man im Sägewerk als Holzeinkäufer tätig werden kann, wenn man einen Abschluss als Bc. S in oben genannten Studiengang hat. Was mich wiederum zu der Frage bewegt, warum sollte ich dann Holzeinkäufer werden, wenn diese Studienrichtung klar auf Revierdienst deutet ??? Sollte ich als Holzeinkäufer dann nicht Holzwirtschaft in Eberswalde studieren ?? Also ja, man lernt einen Haufen Grütze, die man nicht braucht. Zumindest bei uns. Andere Sachen können da anders aussehen. Und ohne vernünftige Einarbeitung kommt man nicht drumherum.