Latein: Besondere Grammatik und Stilmittel in Ovid Metamorphosen: Die Vier Weltalter?
Hallo, ich benötige mal wieder eure Hilfe: Ich muss bald in Latein eine Präsentation über die Vier Weltalter von Ovid halten. Mein Text ist zum Glück nur 9 Verse lang. Trotzdem finde ich keine besondere Grammatik oder Stilmittel darin. Könnt ihr mit bitte helfen?
Hier der Text:
(89) Aurea prima sata est aetas, quae vindice nullo,
(90) sponte sua, sine lege fidem rectumque colebat.
Poena metusque aberant, nec verba minantia fixo
aere legebantur, nec supplex turba timebat
iudicis ora sui, sed erant sine vindice tuti. …
(97) Nondum praecipites cingebant oppida fossae;
non tuba derecti, non aeris cornua flexi,
non galeae, non ensis erat: sine militis usu
(100) mollia securae peragebant otia gentes
Jede Hilfe ist Willkommen. Danke euch!
Meine Übersetzung:
Das goldene Zeitalter entstand als erstes, es pflegte von selbst ohne Richter und ohne Gesetz und Treue und Recht. Strafe und Furcht fehlten, drohende Worte wurden nicht auf aufgestellten Gesetzestafeln gelesen und die flehende Schar fürchtete nicht das Wort des Richters, sondern sie waren sicher ohne Richter.
Steile Gräben umgaben die Städte noch nicht, es gab keine Tuba aus geradem Erz, keine Hörner aus gebogenem Erz, Werder Helma noch Schwerter. Ohne den Gebrauch des Soldaten verbrachten die Völker sicher einen angenehmen Frieden.
Ein Stilmittel habe ich gefunden:
- Pars pro toto: sine militis usu
Wie schon vor einem Jahr: Wie lautet deine eigene Übersetzung?
PS: Stilmittel gibt es zahlreiche.
Du wieder hier. Danke für die schnelle Antwort. Bei der Übersetzung bin ich mir nicht 100% sicher, bin ein wenig aus dem Latein-"Flow" rausgekommen
2 Antworten
ÜS
Das goldene Zeitalter entstand als erstes; dieses pflegte von selbst, ohne Richter und ohne Gesetz die Treue und das Recht. Strafe und Furcht fehlten, drohende Worte wurden nicht auf aufgestellten Gesetzestafeln gelesen und die flehende Schar fürchtete nicht das Wort ihres Richters, sondern sie waren sicher ohne Richter.
Steile Gräben umgaben die Städte noch nicht, es gab keine Tuba aus geradem Erz, keine Hörner aus gebogenem Erz, weder Helme noch Schwerter. Ohne den Gebrauch des Soldaten verbrachten die Völker als Sichere angenehme Mußestunden.
STILMITTEL:
• Hyperbaton
Aurea prima sata est aetas, quae
• Trikolon, Asyndeton, Klimax(?)
- vindice nullo,
- sponte sua,
- sine lege
(Über d. Klimax kann man streiten).
• Dikolon
fidem rectumque colebat.
• Dikolon
Poena metusque aberant,
• Anapher, Dikolon
nec verba minantia fixo aere legebantur, nec supplex turba timebat iudicis ora sui, sed erant sine vindice tuti.
• Hyperbaton
iudicis ora sui
• Hyperbaton + abbildende Wortstellung: Die steilen Gräben (praecipites fossae) umschließen auch im Textbild die Städte (oppida). Geniales Stilmittel!
Nondum praecipites cingebant oppida fossae;
• Anapher, Asyndeton, Tetrakolon,
non tuba derecti, non aeris cornua flexi,
non galeae, non ensis erat:
• Ellipse, Paralelismus
non [aeris] tuba derecti, non aeris cornua flexi, (= ABCD , ABCD)
• Parallelismus, Antithese
non galeae, non ensis
• Parallelismus (Akk, Nom (Präd) Akk, Nom)
mollia securae peragebant otia gentes
Das waren jetzt 18 Stilmittel. Es gibt sicher noch mehr zu entdecken. Dein Pars pro toto habe ich da gar nicht mitgezählt. Dann ora (=Münder) als Metapher für "Worte/Urteile". Das habe ich auch vergessen.
GRAMMATIK-AUFFÄLLIGKEITEN
• Prädikativa: prima / securae = als erstes / als sichere
• Tempuswechsel: erst "est". Danach Imperfekt.
• Genitivus qualitatis: directi / flexi
Hast du die Metrik schon analysiert? Oder ist das bei euch kein Thema?
VG
Wenn du willst, stell ein Foto deiner metrischen Analyse ein. Dann kontrollier ich es.
Metrische Analyse zählt zum Glück sehr wenig in die Note hinein. Wichtiger wäre die Ätiologie / das Aition. Also wie der Text Dinge im echten Leben erklärt. Findest du dazu etwas in dem Text? Das kann aus dem gesamten Kapitel zu den Weltzeitaltern von Ovid sein (also 89 - 150). Danke. Bis jetzt habe ich nur irgendwas zu goldenen Zeitaltern, wie den goldenen Zwanzigern, das ist aber recht schwammig und wahrscheinlich nicht ganz richtig. Danke
Ein echtes Aition gibt es in der Weltalterpassage nicht. Vielleicht hieß das goldene Zeitalter so, weil es noch keine Waffen/Ferrum/Eisen gab, sondern nur gediegene (Edel-)Metalle. Aber das ist als Aition nicht so dolle. Mehr gibt's da nicht.
Was hältst du von meiner Idee: Das Aition beantwortet die Frage nach dem Zustand der Menschheit: durch vermeintlichen Fortschritt kommen wir immer weiter vom paradiesischen Zustand weg
In Deinen Versregeln wird nur eines der 4 Weltalter; nämlich das ,,goldene" behandelt.
Ich finde keine besondere Grammatik oder Stilmittel darin
Ich auch nicht. Es wird hauptsächlich aufgezählt, welche mit dem Kriege verbundene Waffen andere Vorkehrungen und Gefühle es im goldenen Zeitalter nicht gab.
Danke für deine Hilfe. Die Lehrerin erwartet leider Grammatik und Stilmittel, also werde ich mir jetzt wohl irgendwelche sehr billigen Sachen aus dem Text ziehen. Oder hast du eine andere Idee?
Klar. Poste mal eine eigene Übersetzung, auf deren Grundlage wir nach dem Gewünschten suchen.
Vielen Dank für die vielen Stilmittel und Grammatiken. Das hilft mir sehr. Man muss den Text metrisch vorlesen, das kann ich so mehr oder weniger.