Körper - Geist - Seele?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich sehe in "Körper, Geist und Seele" recht prosaisch eine andere Bezeichung für drei Eigenschaften

  • Körper = physischer Teil des Menschen
  • Geist = psychischer Teil des Menschen
  • Seele = emotionaler Teil des Menschen

Der "Körper" steht für unsere körperlichen Bedürfnisse. Atmung, Nahrung usw. Dagegen steht der "Geist" bildlich für unseren Intellekt und das rationale Denken, während die die "Seele" für unser Gemüt. das emotionale Empfinden steht.

Nicht umsonst  sagt man angesichts eines Sonnenuntergangs "das tut meiner Seele gut" oder ein Lob sei "Balsam für die Seele" - obwohl hier definitiv nicht von übersinnlichem, sondern von Emotionen gesprochen wird.

Wen an die Existenz eines ewigen Selbst (Seele) glaubt, kann dies aber natürlich  auch anders interpretieren.

  • Körper = physischer Teil des Menschen
  • Geist = psychischer Teil des Menschen
  • Seele = metaphyisch-spiritueller Teil des Menschen

In diesem Fall stände der Begriff "Körper" für die materielle Existenz, "Geist" könnte Intellekt und Emotion gleichermaßen umfassen und "Seele" wäre die Bezeichnung für die spirituelle Vorstellung eines ewigen Selbst.

Interessanterweise wird aber hier die Emotion  ebenfalls häufig mit der Seele in Verbindung gebracht, auch wenn Emotionen nun wirklich nichts "ewiges" sind.

Herz oder Verstand

Bei dieser Redewendung steht "Herz" für emotionale Impulse, oder Instinkte und der "Verstand" für das rationale Denken. Es geht nicht um einen Muskel.

Meist soll damit ein Widerspruch, etwa bei der Entscheidungsfindung bezeichnet werden.

Rational gesehen ist es klug, den Sohn eines reichen Managers zu heiraten. Emotional empfindet man aber überhaupt nichts für ihn, sondern hat Gefühle für einen arbeitslosen Studenten.

Eine rein verstandesmäßige Entscheidung würde aufgrund von Faktoren wie "sozialer Sicherheit", "finanzieller Absicherung" und "gesellschaftlicher Status" getroffen werden.

Eine emotionale, "von Herzen kommende" Entscheidung würde dagegen emotional, aufgrund von Zuneigung, Sympathie und Liebe getroffen werden und rationale Gründe außen vor lassen.

In der Regel geht man davon aus, dass das persönliche Wohlbefinden stärker durch die Erfüllung emotionaler "Herzenswünsche" erreicht wird, als durch materiellen Wohlstand.

Fühlt man sich mit der Entscheidung emotional wohl? Empfindet man Glück dabei? Hier fällt dann oft die Floskel "Höre auf dein Herz"

Da hat der Begriff "Herz" nichts mit EKG und Arhythmien zu tun, sondern ist die Aufforderung, sich seiner emotionalen Bedürfnisse bewusst zu werden.

ich frage mich auch, ob man nach seinem Verstand oder nach seinem Herz (Seele) handeln sollte

Das lässt sich nicht pauschal sagen, sondern ist Situationsabhängig.

Nehmen wir als Beispiel eine lebensbedrohliche Situation - ein Unfall bei einer Bergwanderung. Man selbst hält sich mit der einen Hand an einem dünnen Ast fest, die andere Hand wird vom Freund umklammert, der über dem Abgrund hängt.

Emotional will man seinen Freund nicht sterben sehen, man fühlt sich verantwortlich und will daher die Hand nicht loslassen.

Rational sagt der Verstand jedoch, dass der dünne Ast das Gewicht zweier Menschen nicht ewig halten kann und man den Freund loslassen sollte.

Ob man nun seinem Freund sagt, dass man lieber gemeinsam mit ihm in den Tod stürzen will, anstatt ihn sterben zu lassen, oder ob man beschließt, zumindest das eigene Leben zu retten, muss jeder selbst wissen.

Ein Patentrezept gibt es da nicht - obwohl der Überlebensinstinkt des Menschen ihn in einer Krise eigentlich immer dazu antreibt, egoistisch zu handeln und das eigene Leben zu retten.

weil er hin und wieder eben doch gewalttätig ist,

Bei deinem Beispiel mit dem gewalttätigen "Traumpartner" würde eine Art Hörigkeit vorliegen, also eine Art Unterwerfung unter den Willen des anderen, aufgrund emotionaler Bedürfnisse. Es besteht eine Art emotionale Abhängigkeit.

In solch einem Fall liegt häufig auch eine vorsätzliche Manipulation durch den anderen Menschen vor - nach dem Motto "Zuckerbrot und Peitsche".

Da bedarf es dann vermutlich einer Therapie, um die emotionalen Bedürfnisse zu ordnen, damit die Person die Destruktivität der emotionalen Abhängigkeit bzw. Hörigkeit selbst erkennt.

Aber woher kommt der Verstand?

Der Verstand ist ein Prozess unseres Bewusstseins. Dieses Bewusstsein entsteht durch Gehirnaktivität. Bestimmte Grundfähigkeiten sind durch die Evolution bereits im Gehirn angelegt, doch in der Regel entwickelt sich der Intellekt erst durch entsprechende Lernprozesse und Training.

Verstand (Gehirnaktivität) auf einem ganz niedrigen Niveau sind Reflexe und Instinkte, bei denen keine bewusste intellektuelle Leistung erforderlich ist.

Hält man die Hand zu nah über die Flamme löst das einen Schmerzreiz aus, der zum reflexartigen Zurückziehen der Hand führt.

Diese Art der neurologischen Funktion ist so primitiv, dass es nicht wirklich als geistige Leistung angesehen wird. Zumindest neurologisch liegt aber ein Prozess im Nervensystem vor. Ein Verstand ist jedoch mehr als das

Der Verstand entwickelt sich wie gesagt durch Lernprozesse weiter - Affen, die feststellen, das sandige Kartoffeln vom Strand besser schmecken, wenn sie vorher ins Meerwasser gelangen, erleben einen Lernprozess

Sandkartoffel + Meerwasser = Kartoffel ohne Sand = Lecker.

Nun setzt der Verstand ein:

Sandkartoffel ins Meerwasser legen = Kartoffel ohne Sand = Lecker

Das Tier versteht also, dass es nicht darauf warten muss, dass die Kartoffeln ins Meer kugeln, sondern es sie selbst dort waschen kann

Je nachdem wie intelligent ein Tier ist - wie etwa der Mensch - kann es sogar abstrakt denken

Meerwasser = Wasser

Fluss = Wasser

Sandkartoffel im Fluss waschen = Kartoffel ohne Sand = Lecker.

Das ist schon recht komplex, weil der Verstand abstrakt genug denken können muss, um zu erkennen, dass das kalte flüssige Salzzeug im Meer letztlich das gleiche ist, wie das kalte, flüssige salzlose Zeug im Fluss.

Den Menschen zeichnet dann eben darüber hinaus aus, dass er nicht nur über konkrete Dinge nachdenken kann, sondern auch langfristig planen, Sinnfragen stellen, über sich selbst reflektieren.

Sehr komplexe Verstandesprozesse solcher Art sind bei anderen Tieren nicht vorhanden, oder zumindest noch nicht nachgewiesen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

SibelAk 
Fragesteller
 11.04.2016, 00:12

Sehr ausführliche und Informationsreiche Antwort, vielen Dank und Am (Y)Israel Chai!

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Also die Seele ist nach allgemeinem Verständnis eine Art gespenstisches Abbild von dir selbst, welches nach dem Tod in das entsprechende Jenseits einkehren soll.

Als solches Abbild sagt man der Seele nach sie würde nicht nur die Erinnrungen und den Charakter des Verstorbenen erhalten, sondern auch über Emotionen und haptisches Empfinden verfügen. Also alles in allem absoluter Schwachsinn, wenn man es logisch betrachtet.

Geist und Verstand bezeichnen so ziemlich dasselbe, deine Fähigkeit zu denken und deinen Charakter.

Der Körper ist das wo du gerade drin steckst, die Maschine aus Fleisch die du zum Überleben hier brauchst.

Der Spruch "Herz oder Verstand" beruht auf dem Irrglauben dass unser Herz für unsere Gefühle und Emotionen zuständig sein soll. Du hast Recht, es ist nicht mehr als ein Muskel, eine Pumpe, eine Maschine.

Aber bei der Frage "Herz oder Verstand?" geht es darum ob man seine Entscheidungen von seinen Gefühlen abhängig macht (also Herz) oder seine Gefühle durch seine Gedanken kontrolliert (Verstand).

Alle Klarheiten beseitigt?


SibelAk 
Fragesteller
 10.04.2016, 23:07

Nicht ganz Sir, aber ich bin nah dran! :) Danke vielmals.

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SibelAk 
Fragesteller
 11.04.2016, 00:09

Ich habe jetzt echt ne' Menge an Informationen erhalten, die ich jetzt erstmal alle sortieren werde. Sollte ich noch fragen habe, werde ich mich melden, Danke. :)

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Ich denke, jeder Mensch begreift diese Bezeichnungen auf eine individuelle Art, aber ich kann ja einfach mal beschreiben, wie ich sie sehe :)

Körper: Die "Hülle" aus Fleisch und Blut, von der viele Menschen das Gefühl haben, darin zu stecken. Ich persönlich halte meinen Körper nicht nur für eine Hülle, sondern für meinen Zugang zur Welt und für einen unverzichtbaren Teil von mir, da Emotionen, Gedanken, Sinneswahrnehmungen... ohne ihn nicht möglich wären.

Geist: Schwieriger Begriff... Im Zusammenhang mit Körper und Seele bezeichnet er wohl wirklich den Verstand des Menschen, kann meiner Erfahrung nach aber auch in variierender Bedeutung benutzt werden. Ich benutze dieses Wort selbst nicht, weil ich es zu unklar finde.

Seele: Wird meiner Erfahrung nach benutzt, um den unsterblichen Teil des Menschen zu bezeichnen. Ich persönlich glaube, dass die Seele entweder nicht existiert oder aber als Synonym für Existenz verstanden werden kann.

Herz: Ja, das ist nur ein Blut pumpender Muskel. Symbolisch steht es aber für den emotional empfindenden Teil eines Menschen.

Verstand: Der rational denkende Teil des Menschen.

Du hast gefragt, wer wem Anweisungen gibt. Ich glaube nicht, dass das passiert. Stattdessen denke ich, dass ein Mensch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Komponenten ist, von denen aber keine die Oberhand hat.

So würde ich auch die Frage beantworten, wem man letztendlich die Beachtung schenken soll - beiden, da beide zusammenspielen. In deinem Beispiel ist die Entscheidung, nichts mit dem Mann anzufangen, nicht nur durch den Verstand begründet, auch wenn das auf den ersten Blick so scheinen mag. Doch die Überlegung, dass er dich verletzen würde, ruft wiederum Emotionen in dir wach - du willst nicht, dass es passiert, hast Angst davor, weißt, dass du unter den Schmerzen leiden würdest. Würde dir dein Gefühl an dieser Stelle hingegen sagen, dass du Masochistin bist und den Schmerz ganz gerne in Kauf nehmen würdest und ihm auch vertrauen könntest, dass er ihn dir nur einvernehmlich zufügt, wäre dein rationales Argument kein Argument mehr gegen ein Treffen, sondern dafür.

Woher kommt der Verstand? Auch das ist eine gute Frage.

An dieser Stelle taucht eine weitere spannende Frage auf, die kontrovers diskutiert wird: Angenommen, es gäbe ein Gehirn, das niemals einen Reiz von außen erhalten hätte. Würde dieses Gehirn trotzdem denken? Wenn ja, wie und worüber?

Doch die Beantwortung dieser Frage ist für die erste nicht wichtig. Fest steht, dass zu einem Gedanken, wie wir ihn kennen, zwei Dinge gehören müssen: Eine denkende Struktur, also unser Gehirn, und ein Inhalt, auf den sich der Gedanke richtet. Je mehr mögliche Inhalte wir durch Sinneserfahrungen aufnehmen können (also je mehr Erfahrungen wir sammeln), desto besser können wir unsere Gedanken dann meistens auch begründen. Doch nicht jede Form von Gedanken muss unmittelbar auf Erfahrungen basieren (einige mathematische Themen sowie Fabelwesen sind hier geeignete Gegenbeispiele). Einige entstehen durch schlichtes Nachdenken von selbst.

Das waren jetzt meine spontanen und subjektiven Gedanken dazu. Vielleicht kannst du ja was damit anfangen :) Schöne Frage jedenfalls!

Boah. Das ist ja mal eine interessante Frage.
Der Verstand ist meist das, was du selbst erlebt hast oder das, was dir andere eintrichtern. Das Beste ist, wenn du die allermeisten Erfahrungen selber machst, denn viele Menschen erzählen dir auch Stuss. Die Seele und der Geist sind davon eigenständig, sozusagen ein drittes Auge welches mehr sieht als deine beiden Augen. Das kann was Schlechtes sein, aber auch was Gutes. Schick mal PN. Da kann ich dir das vielleicht genauer erklären, wie ich das sehe.



SibelAk 
Fragesteller
 10.04.2016, 23:05

PN kann man doch nur senden, wenn man befreundet ist, oder?

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Hallo Sibel, es ist schön, wieder etwas von Dir zu lesen, auch wenn Du nicht die Sibel Akkus bist, die ich persönlich kenne. Natürlich ist diese Frage ganz schwer zu beantworten. Aber man muss auch nicht jede Redensart für bare Münze nehmen, die wissenschaftlich längst überholt ist. Als meine Tochter ihr Psychologiestudium begann, begann der Professor seine Vorlesung mit den Worten; "Eine menschliche Seele gibt es nicht." Psychologie heißt aber Wissenschaft von der Seele, also ist die Seele das, womit sich die Psychologie beschäftigt. Es gibt aber auch die Psychoanalyse, die sich auch damit beschäftigt. Und es gibt die Hirnforschung. Die Seele ist eine spezielle, hochorganisierte Funktionsform des Körpers. Sie findet statt in der Zusammenarbeit des Großhirns, des Kleinhirns, der hormonellen Steuerung und des autonomen (Eingeweide-) Nervensystems. Das Bewusstsein (der Verstand) ist ein Teil der Seele. Es ist eine Funktion der Großhirnrinde vorwiegend der linken Gehirnhälfte. Emotionen un Affekte werden vom Verstand zwar beobachtet, gehen ihm aber voraus. Wenn man von "Herz und Verstand" redet, meint man mit Herz meistens sie. Sie sind noch recht wenig erforscht, bis auf die Angst. Bei ihr kann man sich das etwa so vorstellen: Die Sinne erhalten einen Reiz, der wird zuerst dem Kleinhirn zugeleitet. Das reagiert, Du zuckst zusammen. Das Kleinhirn schüttet Hormone aus in die Blutbahn. Das autonome Nervensystem reagiert darauf, Du fängst an zu zittern. Erst jetzt wird das Ganze Dir bewusst: Das Großhirn stellt diese Reaktionen fest und nimmt wahr, dass Du Angst hast, gleichzeitig verarbeitet es den Sinnesreiz, der jetzt bei ihm ankommt, und sagt Dir, wovor Du Angst hast, Schon das Kleinhirn hat Dich auf die Alternative Flucht oder Angriff vorbereitet, das Großhirn entscheidet. So weit die Hirnforschung. Die Psychoanalyse (Tiefenpsychologie) unterteilt die Psyche (das Selbst) entweder in das Unbewusste und das Bewusstsein oder in das Es, das Ich und das Über-Ich. Das Es ist das Ursprüngliche, es ist überwiegend unbewusst und geht dem Bewusstsein jedenfalls voraus, Es beinhaltet die Emotionen und Triebe, bei C.G.Jung auch die ererbten kollektiven Grundmuster, die Archetypen. Das Ich bildet sich erst im frühen Kindesalter, im dritten Lebensjahr. Es ist überwiegend bewusst, jedenfalls lässt es sich ins Bewusstsein rufen. Es steuert die bewussten Entscheidungen und vermittelt zwischen Es und Umwelt. Das Über-Ich wird als letztes gebildet. Es überprüft die Entscheidungen des Ich, indem es sie an verinnerlichten Werten misst. Die kann bewusst oder unbewusst geschehen. Die Unterscheidung "Herz und Verstand" kann sich dann auch auf Unbewusstes und Bewusstsein beziehen.


SibelAk 
Fragesteller
 10.04.2016, 23:12

Wow! Was eine Antwort! :) Und was löst letztendlich die in deinem Beispiel erwähnte Angst aus? Ich meine, warum betrachte ich etwas als "Gefahrensituation", woher kommen die Reize?

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Ottavio  11.04.2016, 10:58
@SibelAk

Eine gute Frage. Ich fürchte, ich weiß es gerade nicht mehr. Ich meine mich zu erinnern, dass Experimente mit Ratten durchgeführt wurden, und ich bin ziemlich sicher, das ich das in folgendem Buch gelesen habe: 

David J. Linden, Das Gehirn. Ein Unfall der Natur und warum es dennoch funktioniert, Reinbek 2011 (rororo). Ich habe es vor mir liegen, aber ich finde die Stelle auf die Schnelle nicht wieder.

Ich habe im Laufe des letzten Jahres 42 Titel zu ähnlichen Themen gelesen, und dies war einer der ersten, da ist die Erinnerung schon wieder etwas verblasst. Es war dabei nicht gerade genau diese Frage, die meine Erkenntnis leitete.

Wenn es hier tatsächlich schon das Kleinhirn ist, müsste es ja wohl ein Reiz sein, der schon von ihm als Angst auslösend erkannt werden kann, also wahrscheinlich aufgrund eines angeborenen Instinktes. Es gibt aber sicher auch andere, die erst angstauslösend sind, wenn sie mit einer Erfahrung verbunden werden. Und das geschieht vielleicht wohl erst im Großhirn. Aber wie kommt es dann zur Hormonausschüttung ? Die gibt es ja auch z.B. bei Prüfungsangst. Aber die Hormone werden doch vom Kleinhirn ausgeschüttet ? Man müsste dass Buch wohl noch einmal lesen, vielleicht versteht man es dann noch besser.

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