Kind total verändert seit Schulbeginn?

2 Antworten

So sind Jungs.. Er hat gut Anschluß gefunden, ist doch toll. Wenn er nur teilnahmslos in der Ecke sitzen würde, wäre es echt schlimmer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Dafür kann es hunderte von Gründen geben. Angefangen damit, dass die Einschulung und die folgenden Wochen eine intensive Wende im Leben eines Kindes sind. Es prasseln zig neue Eindrücke auf das Kind ein, die es verarbeiten muss.
Oft erfahren Kinder in dieser Zeit zum ersten Mal, was „Leistungsgesellschaft“ bedeutet. Plötzlich wird man verglichen mit anderen, „muss“ man Dinge machen, auf einmal will jemand ständig was von einem, es ist nicht mehr freiwillig, sondern Pflicht, man kann sich nicht - wie vielleicht noch im Kindergarten möglich - „ausklinken“, wenn einem alles zu viel wird und letztlich ist es alles auch einfach sehr anstrengend für die Kleinen. Die Umstellung ist nicht zu unterschätzen! So kleine Wichtchen haben dann oft kein anderes Ventil, als irgendwo anders „Dampf“ abzulassen. Meist dann eben in dem geschützten Umfeld der Familie. Das heißt aber nicht zwingend, dass es ihm zu schwer fällt, sondern nur, dass da was raus muss. Nach einer Phase höchster Konzentration folgt oft eine kleine Explosion. Nicht selten erlebe ich zb bei mir in der Praxis Kinder, die 40 min hoch konzentriert mit mir arbeiten und sobald „Schluss“ ist, drehen sie völlig frei. ;-) Es heißt doch so schön „Nach ‚müde‘ kommt ‚läpp‘sch‘!“ Ansonsten ist das familiäre Umfeld oft das einzige, wo die Kleinen noch „unangepasst“ sein können, wenn sie den ganzen Tag „angepasst“ sein mussten. Das wäre jedenfalls die „harmlosere“ Erklärung für alles. Natürlich kann es auch sein, dass Dein Sohn eventuell Schwierigkeiten in der Schule hat, mit Mitschülern oder auch der Lehrerin. Diese muss er noch nichtmal zwingend benennen können oder sie bewusst wahrnehmen, es reicht manchmal schon, dass die Kinder sehr gut sozial interagieren können und diese Schwierigkeiten augenscheinlich super meistern und die Probleme eigenständig - teils sogar intuitiv und unbewusst - lösen, es bleibt aber dennoch ein kleiner Kraftakt für sie und das resultiert dann anschließend in solchen Phasen. Zu guter Letzt kann es natürlich auch sein, dass er einfach schlechte Vorbilder in der Schule hat, denen er nacheifert. Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass Kinder, die in die Schule gekommen sind, schlichtweg ein Alter haben, in dem sie ihre Grenzen testen, schauen, wie weit man gehen kann und in dem sie auch anfangen, ihren Platz in einer Gruppe zu erkämpfen und sich zu behaupten. Dann zwischen Schule und Zuhause zu selektieren ist oft noch schwer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Noerle82  20.09.2019, 19:06

Ich kann dir diesbezüglich nur Mut machen, deinem Sohn die Grenzen liebevoll aber bestimmt aufzuzeigen. Kinder brauchen Grenzen. Wenn wir uns in neuem Terrain bewegen und unsicher fühlen, würde „grenzenlose Freiheit“ nicht unbedingt sicherer machen. Im Gegenteil. Grenzen geben uns Sicherheit, Beständigkeit und das ist es, was vor allem Kinder brauchen. Du kannst ihn innerhalb dieser Grenzen ja durchaus gewähren lassen und vielleicht auch mal über die Stränge schlagen lassen, aber das Schäfchen sollte im Fall der Fälle immer wissen, wo der sichere Stall ist, in den es zur Not auch mal zurück geführt wird, wenn es ihn aus den Augen verloren hat.
Die Unterscheidung zu machen zwischen Schulhofkumpels und Eltern in Sachen Tonfall, Respekt und ...nennen wir es liebevoll „Selbstverwirklichung“ ist etwas, was auch und gerade in diesem Alter ganz freundlich aber nicht minder verbindlich geklärt werden kann und sollte. ;-)

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