Kein Unterschied zwischen Deduktion und Induktion?

4 Antworten

Deduktion ist vom allgemeinem ins spezielle. Induktion von speziellem ins allgemeine.

Wenn du deduktiv eine Annahme machst, musst du von wahren Voraussetzungen ausgehen, denn wenn du sagst: Ein Sack mit Gold wiegt 100 kg, halber Sack wiegt demnach 50 kg. Wäre die erste Aussage nicht 100%, z.B. wäre im Sack ein Stück Eisen, so müsste man den Eisen genau halbieren um auf die 50 kg zu kommen, was nicht immer der Fall sein kann.

Sagst du induktiv, dass Gold etwas wiegt, dann kann man annehmen, dass alle Metalle etwas wiegen. Da das Wort Metall algemeine Bedeutung für alle Metalle hat, fallen drunter alle Metalle, die noch nicht entdeckt wurden, also ist es eine wahrscheinliche Annahme.


Energiekugel 
Beitragsersteller
 18.06.2021, 07:45

Aber es gibt doch keine Möglichkeit formal zu beweisen dass du einen Sack mit 100kg Gold vor dir hast. In der physikalischen Welt sind Szenarien möglich, die diese Aussage unwahr sein lassen können, auch wenn ein Subjekt es für wahr hält. Dabei kann man in Frage stellen ob es sich beim Material wirklich um einen Sack handelt, ob darin wirklich Gold enthalten ist und ob es wirklich 100 kg wiegt. Man kann eine Untersuchung der chemischen Zusammensetzung machen, um zu prüfen ob es sich um Gold handelt oder die Menge mit verschiedenen Waagen wiegen. Nach einigen Untersuchungen kann man sagen ja es handelt sich mit einer extrem hohen Wahrscheinlichkeit um einen Sack mit Gold das 100 kg wiegt. Aber da alle Untersuchungsmethoden unentdeckte Fehler oder Täuschungen enthalten können, lässt sich schlussendlich nur mit einer Wahrscheinlichkeit sagen dass die Aussage wahr ist. Selbst wenn du das Gewicht mit tausenden verschiedenen Waagen auf der Welt wiegst oder die Zusammensetzung in Hunderten Laboren prüfen lässt, erhöhst du lediglich die Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit der Aussage. Die mag irgendwann bei 99,99999... Prozent liegen, wenn man überhaupt die Wahrscheinlichkeit exakt berechnen kann. Es erreicht aber nie die 100%. Aus dieser Perspektive kann es für mich daher keine 100% Wahrheit geben sondern nur wahrscheinliche Wahrheiten.

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Dein Beispiel für Induktion hinkt.

  1. Die Aussagen A und B können doch völlig beliebig sein .
  2. Gibt es in Deinem Beispiel ausschließlich Sokrates, der zugleich Mensch und sterblich sei: Der Schluss auf "alle Menschen" ist nicht zwingend. Man braucht also zwingend zwei: Sokrates und Napoleon sind sterblich und Menschen, deswegen gilt ...
  3. Induktion kann nie zu einer endgültigen Wahrheit führen: A) Der Schwan 1 ist weiß. B) Der Schwan 2 ist weiß. C) Alle Schwäne sind weiß.

Unter Punkt 3 zeigt sich, was auch Kant an der reinen Vernunft kritisiert und Karl Popper schon in den 1940er Jahren postulierte: Eine Aussage muss an der Wirklichkeit überprüfbar sein . "Kritik" bedeutet nichts anderes, als "Prüfung an der Wirklichkeit". Der "unzerbrechliche Kamm", der beim ersten und zweiten Biegen nicht zerbricht, darf auch 85. Biegen nicht zerbrechen und nicht beim millionsten, sonst ist er eben nicht unzerbrechlich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Deine Gedankengänge beschäftigten mich auch - vor 40 Jahren als jungen Philosophiestudenten.

Ich vermutete, dass nur der Begriff Wahrheit den logischen Konflikt hervorruft:

Dieses deutsche Wort ist philosophisch unbrauchbar, weil er in der Umgangssprache verwendet wird - und so seine Bedeutung verwässert wird. Wahr ist da nicht nur das Gegenteil vom logischen (nur die kausale-konsekutive Beziehung) falsch, sondern auch von gelogen und sogar von das habe ich nicht so wahrgenommen. Und nur dafür verwende ich seit längerer Zeit den Begriff (in) Wahrheit.

Philosophisch spreche ich lieber vom Ideal der Gewissheit - von Wissen abgeleitet, dem Ziel des Denkens (also des Verstandes ohne die über Gut und Böse urteilende Vernunft) bzw. vom Ideal der Geborgenheit, dem Ziel des Fühlens (also des Gefühls, seit wir vor wenigen Jahrzehnten biologisch-neurologisch erkannt haben, dass die emotionale Intelligenz gleichwertig wichtig für Erkenntnisse und nicht an das Denken angeheftet störenden "Leidenschaften" sind.). Beides nämlich plus dem "Lebensantrieb" bewirken und steuern unser Bewusstsein, mit dem wir "Gott und die Welt" erfahren und zu erklären versuchen.

Und u.a. Karl Popper hat uns klargemacht, dass die Wahrheitsfindung aus verschiedenen Gründen unsinnig ist, dass der einzige Weg zur Gewissheit über die Erkenntnisse der Falschheit (Falsifizierung) verläuft, so dass auch die Deduktion und die Induktion der Antike stets gemeinsam eingesetzt werden müssen.

Alle Wissenschaften versuchen das längst, um zu ihren "wissenschaftlichen Ergebnissen" zu gelangen. ABER deren Problem ist, dass bei der Induktion immer von einer spezielleren, individuelleren "Basisfrage" begonnen werden muss und dass deshalb die Zahl der entscheidenden Parameter zur Erforschung wächst und wächst. Folglich benötigen wissenschaftliche Studien zu nur einem Ziel immer mehr Jahre der Forschung.

BEISPIEL

A Sokrates ist sterblich

B Sokrates ist ein Mensch

C Alle Menschen sind sterblich

D Mein Hund ist gestorben, er ist also sterblich

E Mein Hund ist ein Tier

F Alle Tiere sind sterblich

G Alle Menschen sind alle Tiere ODER Menschen sind Tiere ODER Menschen sind wie Tiere oder?

H Sokrates ist ein Hund

Wir müssen also die Begriffe immer spezieller erklären, um das Falsche in der Wirklichkeit, nicht nur in der Sprache zu erkennen, um Gewissheit zum speziellen Thema zumindest vorstellbar zu machen. Sie wird allerdings spekulativ, ein Ideal, bleiben, weil wir immer wieder zu wenig wissen, auch wenn wir unser Wissen immer selbst mit definieren.

Vielleicht helfen dir meine Gedanken etwas weiter für deine beiden letzten Abschnitte - auch zum Thema "Axiom"!? Schön wär´s ja.

Lies https://home.uni-leipzig.de/methodenportal/deduktion_induktion/ .

Danach wird dir klar sein:

Weit mehr als Deduktion kann Induktion nur zu Vermutungen führen. Ob so eine Vermutung dann tatsächlich zutrifft, muss separat geprüft werden.