Kant: "a Priori und "a posteriori" anschaulichere Erklärung?

5 Antworten

Da stellen wir uns mal ganz dumm und sagen, dass zwischen dem Menschen und dem Rest der Welt ein Input-Output-Verhältnis besteht. Wenn sich der Rest der Welt beim Menschen als Input bemerkbar macht über diverse Inputschaltstellen (für Hören, für Sehen, für Fühlen, für Schmecken usw.) sich Erfahrung niederschlägt, dann haben wir keine nachträgliche (a posteriori) Beeinflussung dieser Schnittstellen unseres Körpers. Sie sind uns von Geburt gegeben. Unsere Augen sehen, wie sie sehen und unsere Ohren hören wie sie hören usw.. Die Qualität unserer Schnittstellen ist "a priori".

Jetzt gibt es einen Knall und man sieht, dass eine Tür zufällt und über die Hand spürt man einen Windzug. Drei Einzelempfindungen! Und was denkst Du: Aha, da hat einen Windzug eine Tür erfasst und die unkontrolliert mit lautem Knall ins Schloss knallen lassen. Diese Feststellung ist nicht "a priori", denn "a priori" haben Deine Sinnesorgane entsprechend ihrer Ausstattung nur drei einzelne Inputs (Knall, Bewegung Tür, Windhauch) registriert. Die Kombination, die Schlussfolgerung stammt von Dir, und zwar nachträglich, d.h. "a posteriori". Alle unsere Theorien, selbst die einfachsten, sind in der Regel Zusammensetzungen von Einzelinputs. Selbst das Wort Tisch bezeichnet nicht etwas "a priori", denn mit Tisch ist immer auch die Vorstellung verbunden, dass man einen Gegenstand sieht, dass man etwas festes erwartet, dass es einen Laut gibt, wenn man einen anderen Gegenstand draufstellt und dass man ihn normaler weise als Ablagegegenstand benutzt. "Tisch" ist also bereits eine zuammengesetzte Vorstellung. Unsere Sprache, erst recht unsere Sätze sind also "a posteriori".

Es gibt ein "Organ", das die "a priori" Inputs verknüpft, das ist unser Verstand. Aber, so fragt Kant, ist alles, was unser Verstand tut, "a posteriori", sprich Verknüpfung? Woher nimmt er z.B. die Vorstellung von ZEIT? Woher nimmt er die Unterscheidung in eins, zwei, drei und mehr? Er findet heraus, dass die Kategorien, nach denen unser Verstand die Einzelinputs verknüpft auch "a priori" sind und nicht "a posteriori". D.h. unser Verstand ist zwar ein "A-Posteriori-Verarbeiter" aber nach "A-Priori-Sortierfunktionen. Alle diese Sortierfunktionen sind z.B. bereits bei Tieren und Pflanzen zur Beurteilung ihrer Umwelt vorhanden, bevor der Mensch sich mit freieren Verknüpfungen zu Theorien davon abgehoben hat. Sie liegen vor unserem freien Denken.

du hast es doch schon gut erklärt...

also das gibt es in der politik auch: a priori ist der wille eines volkes, dabei hat jeder einen eigenen willen...durch besprechung und abstimmung kommt dann a posteriori eine einzelne meinung raus als konsens, die von allen akzeptiert wird.


saeco  25.02.2013, 09:13

Das Beispiel ist Quatsch

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Dann versuche ich auch einmal mein Glück.

Wenn ein Kind auf eine heiße Herdplatte fasst, dann stellt es fest, dass diese heiß ist. Das ist eine Erkenntnis a posteriori, eine Erkenntnis aus der Erfahrung.

Wenn einem Kind gesagt wird, dass eine Herdplatte heiß ist und das Kind schon einmal Erfahrung mit "heiß" gemacht hat, dann muss das Kind nicht mehr auf die Herdplatte greifen, um zu erkennen, dass sie heiß ist.

Erkenntnisse rein a priori sind selten. Selbst in dem Beispiel ist das Kind auf vergangene Erfahrungen angewiesen. Irgendjemand muss schon einmal eine Erfahrung mit "heiß" gemacht haben.


Suboptimierer  25.02.2013, 12:43

Dann fällt mir noch Mathe ein als Beispiel für eine Disziplin, in der viele Urteile a priori gefällt werden.

Niemand muss es nachgezählt haben, um zu wissen, dass wenn man zu 1.000.000.000 Sandkörnern eines hinzufügt, man danach 1.000.000.001 Sandkörner hat.

Die versteckte Erfahrung liegt hierbei in den Axiomen, die einem das Rechnen erlauben. Diese sind auf der Erfahrung begründet.

Also die Frage finde ich schon einmal super!
Bin gespannt auf die Profi-Antworten.

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Suboptimierer  25.02.2013, 12:40

"Ich denke, also bin ich" könnte eine der wenigen Erkenntnisse a priori sein. Obwohl zu denken man ja auch als eine Form von Erfahrung bezeichnen könnte.

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Sinngemäße Übersetzungen:

zu 1: Im Voraus, von selbst und ohne langes Nachdenken

zu 2: nachträglch zu vorherigenÜberlegungen, im Anschluss