Philosophie-Frage: Kants synthetische Urteile a priori

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Bei Kant können die Ideen nicht synthetischen Urteilen a priori einfach gleichgesetzt werden. Wenn die Ideen als Aussagesätze formuliert werden (z. B. es gibt Seelen, die Natur bildet eine Einheit, Gott existiert), gehören sie aber zu den synthetischen Urteilen a priori, als ein besonderer Fall, bei dem die Aussagen nicht beweisbar sind.

Urteile sind bei Kant Verbindungen/Verknüpfungen von Begriffen, sprachlich Verbindungen von Subjekt und Prädikat, die Gültigkeit beanspruchen.

Das Begriffspaar a priori - a posteriori bezieht sich auf eine Unterscheidung der Erkenntnis nach ihrem Ursprung/Ihrer Quelle im Erkennen des Verstandes/der Vernunft oder der Erfahrung.

a priori (lateinisch wörtlich: „vom Früheren her"): vor aller Erfahrung, weil die Begründung des Urteils von aller Erfahrung (Eindrücken der Sinne) unabhängig ist a posteriori (lateinisch wörtlich: „vom Späteren her"): nach der Erfahrung, auf ihrer Grundlage

Urteile a priori zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:

1) strenge Notwendigkeit: Etwas kann nicht anderes sein als es ist.

2) uneingeschränkte Allgemeingültigkeit: Die Urteile gelten immer und überall, ohne Ausnahme.

Die Notwendigkeit kann nicht der Erfahrung entnommen werden. Aus Erfahrung könnte sich höchstens eine Wahrscheinlichkeit ergeben, mit der etwas erwartet werden kann. Erfahrung kann nur Tatbestände belegen, aber weder die Unmöglichkeit des Andersseinkönnens noch die Unmöglichkeit einer Ausnahme.

Das Begriffspaar analytisch - synthetisch bezieht sich auf die Frage, woran sich die Wahrheit eines Urteils entscheidet.

Analytische Urteile sind solche, bei denen das Prädikat schon im Begriff des Subjekts steckt/enthalten ist und durch bloße Zergliederung (Analyse) aus ihm gewonnen werden kann (Erläuterungsurteile).

Beispiele:
Alle Körper sind ausgedehnt.
Jede Wirkung hat eine Ursache.

Die Wahrheit der Sätze gilt – unter Verwendung der sprachlichen Bedeutungsregeln – allein mit Hilfe logischer Gesetze.

Synthetische Urteile sind solche, bei denen das Prädikat dem Begriff des Subjekts etwas hinzufügt und damit Wissen erweitert (Erweiterungsurteile).

Beispiele:
Einige Körper sind schwer.
Die Sonne erwärmt den Stein.

Kants Argument ist jeweils, daß die Wahrheit dieser Sätze nicht über eine Zergliederung der in ihnen enthaltenen Begriffe, sondern nur über ein Zusammenspiel von Begriff und Anschauung einleuchtet.

Von den vier Arten der Kombination der Urteile ist das Vorhandensein analytischer Urteile a priori und synthetischer Urteile a posteriori ziemlich unproblematisch. Analytische Urteile a posteriori kann es nicht geben, weil analytische Urteile von Erfahrung unabhängig sind. Für Problem, dem die Philosophie Aufmerksamkeit entgegenzubringen hat, erklärt Kant synthetische Urteile a priori.

Nach Kant gibt es synthetische Urteile a priori:

a) des Verstandes: Grundsätze des reinen Verstandes als Bedingungen möglicher Erfahrung, auch für die Urteile reiner Mathematik und reiner Naturwissenschaft

b) der Vernunft: Ideen, freilich als regulative Prinzipien, ohne objektive Gültigkeit hinsichtlich einer tatsächlichen Existenz entsprechender Dinge

Reine Vernunftbegriffe setzen an den auf Erscheinungen bezogenen Verstandesbegriffen an und erweitern sie hin zum Unbedingten und in einer Einheit Umfassenden. Dies geschieht unter der Voraussetzung der Existenz entsprechender Objekte, ohne daß diese aber in den Sinnen als Erfahrung gegeben sind. Beim Ablauf dieses Denkens sind regulative Ideen der Vernunft als Voraussetzungen nötig (z. B. die Welt als Natur, die eine Einheit bildet, um sich eine mit sich selbst identische und sich selbst tragende Außenwelt vorzustellen). Das reale Dasein eines der Idee entsprechenden Gegenstandes folgt daraus allerdings nicht. Ein Versuch, das Absolute und Unbedingte erkennen zu wollen, begibt sich in den Bereich unsicherer Spekulation.

Nach Kant gibt es folgende Unterscheidung: Syntetische Urteile posteriori, analytische Urteile a priori und syntetische Urteile a priori.

Syntetische Urteile a posteriori sind Urteile, die auf Erfahrung basieren. Analytische Urteile a priori sind Urteile, die sich aus dem Sinn von Begriffen ergeben. Beispiel von Kant: "Alle Körper sind ausgedehnt" ist ein analytisches Urteil a priori, da es sich aus dem ergibt, was man sich unter einem Körper vorstellt. Das Urteil "Alle Körper sind schwer" ist ein syntetisches Urteil a posteriori, da dieser Satz auf Erfahrungstatsachen beruht. Beispiele für syntetische Urteile a priori sind die mathematischen Sätze. Das Thema bei Kant ist nun: Gibt es syntetische Urteile a priori in der Metaphysik? Wenn ja, was kann man aussagen über die Theologie, über moralische Begriffe, Tugenden, das rechte Verhalten usw. Eine Idee an sich ist noch kein syntetisches Urteil a priori. Es wird erst dann zu einem solchen, wenn man Aussagen darüber treffen kann, die man mit dem Verstand nachvollziehen kann (deshalb sind sie dann a priori). Eine Theologie, die auf Offenbarung beruht, gehört deshalb nicht zu Urteilen im Kantschen Sinne, da man die getroffenen Aussagen nicht allein mit dem Verstand nachvollziehen kann. Es bleibt aber z.B. die Frage, ob es Richtlinien für die Lebensgestaltung und das Verhalten gibt, die rein auf Vernunft basieren und wie diese dann aussehen. Solche Urteile sind dann syntetische Urteile a priori.


Yasi1206 
Beitragsersteller
 30.01.2013, 21:46

Kurz, knapp und einleuchtend :-)

Vielen lieben Dank! Wirklich!!!!

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