Kann man sich einfach als ein anderes Geschlecht identifizieren (Triggerwarnung)?

TheOddness  13.06.2022, 04:48

Kannst du das auch Kurzfassen? Ich hab nicht genügend Schlaf (garkeinen) um alles durch zu lesen

Haki126 
Beitragsersteller
 14.06.2022, 05:27

Es gibt genügend Leute, welche sich der ausführlichkeit dieser Frage annehmen.

Mayahuel  13.06.2022, 07:04

Kann man sich als Vater/Mutter fühlen, obwohl man nicht der biologische Erzeuger ist? ZB 20 Jahre ein Kind wie sein eigenes aufziehen?

Haki126 
Beitragsersteller
 14.06.2022, 05:29

Gute Gegenfrage, aber wenn kein Kind da ist kann man sich nicht als Elternteil bezeichnen , da das ein Kind voraussetzen würde, oder?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Auf diese lange Fragestellung kann ich nur mit einer langen Antwort angemessen reagieren. Ich hoffe, dass alle meine Punkte verständlich werden und ich keine Frage übergangen habe. Wenn das nicht so ist, bitte einfach nachfragen.

Menschen, die sich als das andere Geschlecht identifizieren bzw. Transvestiten.

Man muss zwischen Transvestitismus und Trans* bzw. Transgender/Transidentität unterscheiden:

  • "Transvestitismus (...) bezeichnet das bewusste Tragen von Kleidung und Accessoires, die gemeinhin als stereotypisch gelten für die Geschlechterrolle des anderen Geschlechts" https://de.m.wikipedia.org/wiki/Transvestitismus
  • "Transgender/Trans*-Menschen bezeichnet Menschen, deren äußerliche Geschlechtsmerkmale (und damit das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht) nicht mit ihrem gefühlten Geschlecht, dem sogenannten Identitätsgeschlecht, übereinstimmen" https://gendertreff.de/definition/
Wieso ist es gesellschaftlich bzw. Staatlich angesehen, dass ein Mann sich als Frau umidentifiziert oder eben anders herum?

Seit 1975 wird Transidentität oder eine Variation davon von der WHO in ihrer internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) als Krankheit anerkannt. Bis vor kurzem hieß es noch "Transsexualität"/"Transsexualismus", nun ist "Geschlechtsinkongruenz" nicht mehr per se als Krankheit zu verstehen, kann aber immernoch ein behandlungsbedürftiges Ausmaß annehmen. Hier ein Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung zu diesem Thema.

Daher hat das Bundesverfassungsgericht schon 1978 festgestellt:

  • "Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG gebietet es, die Eintragung des männlichen Geschlechts eines Transsexuellen im Geburtenbuch jedenfalls dann zu berichtigen, wenn es sich nach den medizinischen Erkenntnissen um einen irreversiblen Fall von Transsexualismus handelt und eine geschlechtsanpassende Operation durchgeführt worden ist" https://www.servat.unibe.ch/dfr/bv049286.html

Seit 1980 gibt es das Transsexuellengesetz, das durch Gerichtsurteile seitdem so abgeändert worden ist, dass man für die Änderung des amtlichen Geschlechtseintrags nun nur noch zwei Gutachten braucht und keine Operation. Die Ampel-Parteien sehen dabei aber immernoch Diskriminierung, weshalb sie es mit einem Selbstbestimmungsgesetz ersetzen wollen. Hier ein Artikel der Tagesschau zu diesem Thema.

Männer sind aber biologisch und faktisch ja trotzdem Männer.

Wie Akaitori bereits angemerkt hat, fehlt im Deutschen oft die Unterscheidung zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und dem Identitätsgeschlecht bzw. sozialen Geschlecht (gender). Trans*Personen wollen nicht behaupten, sie seien biologisch bspw. Männer. Sie empfinden sich lediglich als Männer und leben das entsprechend aus.

Grundlage für das Empfinden von Trans*Personen ist häufig die sog. Geschlechtsdysphorie.

Dieser Leidensdruck lässt sich in körperliche, soziale und emotionale Dysphorie unterteilen, welche alle in dem verlinkten Artikel erläutert werden.

Trans*Personen haben ein mehr als fünffach erhöhtes Suizidrisiko und geschlechtsangleichende Operationen und Hormone sowie das Nutzen der gewünschten Anreden und Pronomen (auch bei amtlichen Mitteilungen - daher die Änderung des amtlichen Eintrags) können das Suizidrisiko erheblich verringern. Auch fehlende oder vorhandene Diskriminierung ist natürlich ein sehr relevanter Faktor. Studien dazu unten.

Das Ziel von Trans*Personen ist es also nicht, so zu tun, als würden sie einem anderen Geschlecht angehören. Sie wollen lediglich ihren Leidensdruck verringern.

Es ergibt doch Sinn dass Männersport und Frauensport getrennt wird, wieso kann diese wichtige und richtige Trennung umgangen werden, weil sich ein Mann wie eine Frau fühlt?

Die Frage, ob Transfrauen an Sportwettkämpfen für Frauen teilnehmen dürfen, ist sehr kompliziert. Manche Transfrauen haben sehr früh mit einer Hormontherapie angefangen und daher die männliche Pubertät fast gar nicht erlebt, manche haben erst im Erwachsenenalter mit der Transition begonnen. Das Olympische Komitee hat als Kompromisslösung einen Testosteron-Grenzwert für Transfrauen eingeführt, doch auch das ist nicht unumstritten. Was die richtige Lösung ist, kann ich persönlich nicht sagen. Aber egal worauf es hinausläuft: Sportliche Regelungen sollten nicht als Grund genutzt werden, Trans*Personen generell zu diskriminieren. Hier ein Artikel der Neuen Zürcher Zeitung zu diesem Thema.

Wenn ich sowas lese wie, dass ein Sexualstraftäter, welcher Frauen vergewaltigt hat, sich aber als Frau identifiziert, ins Frauengefängnis kommt und da dann seine Zellenbewohnerin vergewaltigt

Solche Fälle sind, soweit ich weiß, bisher nur außerhalb von Deutschland aufgetreten. Bei einem Fall in Großbritannien wurde es als Fehler anerkannt, die Person überhaupt in ein Frauengefängnis zu bringen. Es wird also im Einzelfall überprüft, in welches Gefängnis so eine Person kommen sollte - Fehler sind dabei leider nicht auszuschließen.

  • "Das Justizministerium entschuldigte sich nun für die Entscheidung, White in ein Frauengefängnis zu bringen. Man habe dabei die Vergangenheit der Gefangenen nicht genügend berücksichtigt. Laut eigener Bekundung befindet sich White derzeit im Prozess einer biologischen Geschlechtsangleichung von einem Mann zu einer Frau." (Artikel des Spiegel)
Wie kann es also sein, dass LGBTQ+ nicht als gefährlich eingestuft wird sondern sogar unterstützt wird, und die Flagge überall polarisiert und es ein ABSOLUTES NOGO ist etwas schlechtes über das Movement oder Transvestiten (explizit im Sport oder in Gefängnissen) zu verlieren???

Wie in so gut wie jeder Gruppierung gibt es bei LGBTQ+ Vertreter, die positiv auffallen, und Vertreter, die negativ auffallen. Da LGBTQ+ keine feste Organisation ist, sondern alle mit einschließt, die sich mit einer der Abkürzungen identifizieren können, kann man hier noch schwerer auf einen gemeinsamen Konsens kommen als bspw. in politischen Organisationen.

Viele befürworten respektvolle Diskussionen, da so am besten Informationen ausgetauscht werden können. Leider gibt es auf beiden Seiten (pro und anti LGBTQ+) Personen, die dazu nicht bereit sind. Da diese dann mit ihrem Konflikt sehr auffällig sind, kann der Eindruck entstehen, sie würden die allgemeinen Ansichten und Methoden ihrer jeweiligen Seite darstellen.

Hier noch die erwähnten Studien zum Leidensdruck von Trans*Personen mit passend zitierten Abschnitten:


Haki126 
Beitragsersteller
 13.06.2022, 15:21

Danke für deinen Input das ist auf jedenfall hilfreich

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Das passieret, wenn sich Naturwissenschaften mit Geisteswissenschaften vermischen ;)

Tatsächlich haben Gender Studies in so fern einen validen Punkt, als das sie proklamieren, dass Geschlechterrollen ohnehin nur ein soziales, imaginäres Konstrukt sind.

Natürlich gibt es biologisch 2 verschiedene Geschlechter, aber wie sich diese zu verhalten haben, wurde vorher schon durch sozialen Druck determiniert.

Maßgeblich übrigens sehr wahrscheinlich während der neolythischen Revolution. Damals haben Menschen angefangen sesshaft zu werden und Siedlungen aufzubauen, aus denen Städte wurde. Zu dieser Zeit hat sich auch das Konzept von "Eigentum" etabliert, wie bspw. Häuser, Grundstücke, Werkzeuge, etc. Gleichzeitig sind Frauen signifikant häufiger schwanger geworden und konnte auf Grund dessen nicht in der gleichen Weise am gesellschaftlichen Leben partizipieren, wie die Männer. Außerdem wurde handwerkliche, körperliche Arbeit höher geschätzt, da es für den Aufbau der Siedlungen unbedingt notwendig war. So kam es vermutlich, dass auch Frauen als Besitztum des Manns angesehen wurden, als Beiwerk zur Fortführung seiner Familie und Vererbung seines Besitzes. Aus dieser Zeit stammen auch die "heiligen Schriften", auf denen Religion basieren, welche diese Sichtweise dogmatisch festgeschrieben haben.

Heute versucht man diese stereotypen aufzubrechen und die Geschlechterrollen zu hinterfragen. Was wenn ein Mann eigentlich lieber die gesellschaftliche Rolle einer Frau ausleben möchte?

Dem kann man kaum widersprechen, denn entgegen der biologischen Geschlechter gibt es kein Naturgesetz für die damit verbundenen, gesellschaftlichen Rollen, welche wie gesagt nur soziale Konstrukte sind, die wir als "normal" empfinden, weil sie seit tausenden Jahren so vorgelebt werden.

Das diese Community starken, gesellschaftlichen Druck ausübt, mag stimmen, aber jeder Form von kultureller Revolution neigt zu Beginn immer zu Extremen, bevor es sich in einem hoffentlich vernünftigen Mittelmaß einpendelt. Es geht ja darum, etablierte Denkweise zu durchbrechen und Raum für Neues zu schaffen. Das erreicht man selten durch Passivität.

Problem bei der Thematik ist nur das es sich hier immer um eine absolute Minderheit handelt. Es findet aktuell eine gesellschaftliche Überrepräsentierung statt.


Haki126 
Beitragsersteller
 13.06.2022, 14:50

Erstmal danke für die Logik die du gerade in meine Verzweiflung geholt hast. Total verständlich was du am Anfang geschrieben hast und jetzt kommt mein rationales Denken auch mit.

„Heute versucht man diese stereotypen aufzubrechen und die Geschlechterrollen zu hinterfragen. Was wenn ein Mann eigentlich lieber die gesellschaftliche Rolle einer Frau ausleben möchte?“

Zu dem Punkt:

Verständlich, fühle ich auch, dass jeder machen kann was er will. Frauen sollen sich Beinhaare wachsen lassen oder Männer mal in die Pediküre und Haushalt machen während evt. Mal die Frau Geld nach hause bringt zum Beispiel (kann ja jeder einfach die Rolle einnehmen die ihn passt).

Ein femininer Mann oder eine maskuline Frau. Das würde Sinn ergeben, ich verstehe aber den Sprung absolut nicht, dass man sagt, dass es sich nicht um einen femininen Mann handelt sondern tatsächlich um eine Frau.

Mir kommt es so vor, als ob wir als Gesellschaft sehr willkommen sind für neues (zumindest der offene Teil der ja extremen Zuwachs hat) und deshalb so unnachgiebig akzeptieren, dass wir bei dem Punkt eine Ecke zu weit gesprintet sind, da es ab da beginnt unlogisch zu werden. Der nächste Sprint bzw. hinter der nächsten Ecke wäre ja tatsächlich dann eine Person die sich als Hund oder ähnlichem identifizieren möchte.

Sobald der Bezug zum faktischen aufgegeben wird, wird es doch nur noch wirrwarr.

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II99II  13.06.2022, 15:46
@Haki126

Stimmt.

Es geht eigentlich, wie gesagt, nur um die geschlechterspezifische Rolle. Die größtmögliche Akzeptanz für die Rolle ist aber die Rückspiegelung der gesellschaftlichen Bestätigung. Wenn man also auch als vollwertige Frau angenommen wird und nicht bloß als Mann, welcher nur eine Frau spielt.

Vllt. hat du schon mal von der "Maslowschen Bedürfnispyramide" gehört? Hier wurden stufenweise die eigentlich universell gültigen, sozialen Ziele von Menschen definiert, welche auch aufeinander aufbauen. D.h. erst muss die erste Stufe gesichert sein, damit die nächste Stufe in den Fokus der Bedürfnisse rückt.

  1. Grundbedürfnisse (Essen, schlafen, etc.)
  2. Soziale Sicherheit (Einkommen, Wohnung, Arbeit)
  3. Soziale Bedürfnisse (Freunde, Liebe, Partnerschaft)
  4. Individualbedürfnisse (Anerkennung, Wertschätzung, Status)
  5. Selbstverwirklichung

Die absolute Selbstverwirklichung kann also nur erfolgen, wenn es auch die gesellschaftliche Anerkennung/ Akzeptanz gibt.

Die Frage ist eher: kann man sich diese Anerkennung auch ersteiten bzw. einfordern, oder reguliert sich nicht jede Gesellschaft eigenständig?

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Soll ich mal die ganzen Fehlerchen aufzählen, die du allein in diesem Text schon gemacht hast?

Ich lass es bleiben und fokussiere mich jetzt mal auf das Wichtige.

  1. dass du fürchtest, diese Frage könnte gesperrt liegen, liegt nicht daran, dass es ein "sensiblesFettnäpfchen" ist - tatsächlich demonstrierst du lediglich dein Unwissen mit diesem ganzen Text - sondern daran, dass du mit Falschinformationen und Behauptungen um dich wirst, die widerlegbar sind.
  2. Nicht jeder, der Homo/Bi/Trans/whatever ist, gehört der sogenannten "LGBTQ-Szene" an. Und auch dort gibt es - wie überall anders auch - solche und solche. Verabschiede dich bitte von deinem Schwarz-Weiß-Denken, insbesondere, wenn du offensichtlich gar nicht weißt, wovon du redest. Hint: Transvestiten sind etwas ganz anderes, als Männer, die sich wie Frauen fühlen/wahrnehmen aber das wüsstest du, hättest du dich auch nur wenige Minuten mit dem Thema befasst.
  3. "Ich kann mich auch nicht als Polizist fühlen und raus gehen um schwere Verbrechen aufzuklären weil ich faktisch eben kein Polizist bin." Ähm doch, kannst du schon aber darum geht es jetzt mal nur nebensächlich, denn: sorry aber was ist das denn für ein Vergleich? Ist dir da nichts besseres eingefallen?
  4. dass Menschen generell dazu neigen, Dinge (und zwar ganz bewusst) zu tun, die biologisch betrachtet absolut hirnrissig sind, blendest du aus. Bewusst, weil es deine radikale These untergraben würde oder unbewusst, weil du nur ungenügend informiert bist?

Nett gemeinter Rat: informiere dich zuerst und schreibe dann deine seltsam anmutenden Tiraden, sonst machst du dich leider nur lächerlich.

sexistisch geschrieben. transvestit als mann nicht okay, aber frau inmannersachen schreibst du kein wort davon.

du bist durch und durch feminist. alles mit -ismus ist extreme und die ist nicht gut. auch pazifismus ist radikal. die dosis macht das gift. überlege dir deine extrem polarisierende haltung gut.

trennung von frau und mann macht nur bei deren unterschiedlichkeit sinn. also bei der fortpflanzung und körperlich nedizinischer behandlung. im alltag spricht man besser von Mensch und macht da keine unterschiede.

als was du dich bezeichnen willst liegt bei jedem selbst!