Kann man sich bei Architekten einen Kostenvoranschlag machen lassen oder geht man ab der Planung bereits etwas Verbindliches ein?
Und: was könnte der Kostenvoranschlag selbst kosten? Ist der überhaupt iostenpflichtig?
4 Antworten
- Worum geht es? Gartenhäuschen oder Wolkenkratzer?
- Wofür brauchst Du es (Genauigkeit)?
- Muss die Zahl verbindlich sein (Haftung des Architekten)?
- Benötigt man Grundlagenermittlung (z.B. Baurecht) und/oder eine Planung?
Fangen wir mal mit den Antworten darauf an, um überhaupt einen Rat geben zu können.
Ob sich ein Architekt findet, der aus humanitärer Einstellung ohne Honorar arbeitet, wer weiß?
Ansonsten hast Du schon den Tipp zur HOAI - hier etwas detaillierter als Vorarbeit auf weitere Fragen bei gf.net oder einem Architekten:
Die einzelnen Leistungen findest Du hier: HOAI Grundleistungen und besondere Leistungen - HOAI.de
Zur Honararberechnung: HOAI Rechner für die Honorarberechnung online auf HOAI.de
Und zu den Baukosten ein wenig Statistik: Baugenehmigungen /Baufertigstellungen Baukosten z.T. ab 1962 - 2019 (destatis.de)
Generell kann man auch mit dem Architekten eine phasenweise Beauftragung vereinbaren oder eine Pauschale, die dann bei einem kompletten Auftrag mit verrechnet wird. Das hängt massiv vom Auftrag ab.
Gehen wir mal davon aus, du willst mit einem Architekten ein Haus bauen und hast bereits das Grundstück. Dann kann der Architekt dir aufgrund deiner Wünsche ein Haus planen, und grob berechnen, was das kosten könnte. Danach kann er den Bau begleiten, ausschreibungen machen (also handwerker suchen) und vor allem immer wieder kontrollieren, dass korrekt gebaut wird (das größte Plus eines Architekten).
Du kannst aber keinen Festpreis o.ä. bekommen. Ein Architekt kann auch nur aufgrund seiner Erfahrungen mehr oder weniger grob Schätzen, wass der Bau kosten wird. Er hat keinen direkten EInfluss auf die Preise, die die Handwerker aufrufen. Der Preisentwurf ist daher auch nicht verbindlich.
Im Ramen der Ausschreibung wird er mehrere Firmen anschreiben und sich Angebote einholen. Dann wird er das beste (nicht immer das günstigste) Angebot, ggf. in Absprache mit dir, einholen. Er kann auch im Bauverlauf nen Überblick über die Kosten haben.
Du kannst in den Architektenvertrag einen Bonus für ihn eintragen, wenn das Projekt im Preisramen bleibt. Ob das Sinnvoll ist ist eine andere Frage. Er ist ein Berater auf deiner Seite.
Zu den Kosten: Das regelt grob die HOAI, und ist abhängig vom Hauspreis und den Phasen die er übernimmt (also was soll er leisten). Verhandlungsspielraum gibt es theoretisch, aber ein guter Architekt findet auch Leute die seine Preise zahlen und wird da nicht groß handeln.
Ansonsten: Aktuell explodieren die Baupreise. Selbst Großhändler abreiten für vieles mit Tagespreisen, die sich schnell ändern. Eine Kostenschätzung ist aktuell seehr schwer.
Das Problem sind trotzdem die aktuell stark steigenden Baupreise für manche Baustoffe. Wie will ein Architekt jetzt eine Schätzung der Kosten für ein WDVS erstellen, wenn sich die Preise täglich ändern, und Kostenvoranschläge / Angebote der Handwerker oft nur knapp eine Woche gültig sind? Der Ausschreibungsprozess dauert meist länger.
Klar kann man sagen, ich rechne einfach 10% auf den letzten Preis drauf, aber wenn jetzt mit der Planung begonnen wird, dann sind manche Phasen halt erst in knapp einem Jahr.
Man frägt ab. Mühseliges Brot für Kostenberechner. Bauleiter greifen auf kürzliche Abrechnungen zurück und knallen einen Index drauf. Profis, die das ständig machen, sind im Vorteil. Ein kleiner Architekt oder Häuslebauer tut sich schwer.
Schon klar, aber aktuell kann keiner sagen, wie die Preise für Dämmaterial, Bauholz, Baustahl usw. in drei-vier Monaten oder einem halben Jahr sind. Ein Architekt, der letztes Jahr ne Kostenplanung für nen Bau dieses Jahr gemacht hat wird um 50% oder mehr daneben gelegen haben für diese Bereiche. Und da nützt dir weder Erfahrung noch sonst was, die Preise in ein paar Monaten weiß nur die Glaskugel.
Ja, leider. Die Bauherrn mit festem Budget sind verunsichert. Die anderen mit langem Atem können pokern. Im Moment muss man froh sein, Material + Firmen zu bekommen.
Um eine Kostenschätzung machen zu können, mss man die Kubatur des Hauses kennen, dazu braucht man Pläne oder zumndest Skizzen. Für meine Begriffe geht das über Akquise eindeutig hinaus und wäre kostenpflichtig.
Gibt es schon Pläne? Wenn nicht, kann man eine Kostenschätzung machen. Wenn die Leistung "Kostenschätzung" nicht in eine Leistungsphase eines Architektenvertrages eingebunden ist, kann man nur eine Stundenleistung vereinbaren. Kostenvoranschlag gibt es nicht sondern es gibt Kostenschätzung, Kostenberechnung und Kostenfeststellung. Kann man bei Leistungsphasen und HOAI nachlesen. Eine Schätzung ist nie verbindlich.
Oder man geht zu einer Baufirma. Das ist ganz was anderes. Dort gibt es gleich Verbindlichkeiten
Ich habe nochmal nachgeschaut. Eine Kostenschätzung ist mit plus minus 20% verbindlich. Dann müssen aber schon gute planungsgrundlagen vorliegen. Es gibt vorher noch eine Kosteneinschätzung. Die ist nur wegweisend.
Nach der Kostenschätzung kommt die Kostenberechnung. Und die muss vor den Beauftragungen der Firmen schon ziemlich genau sein. Staatlich öffentliche Auftraggeber lassen höchstens 10% Überschreitung durchgehen. Deswegen werden die Leistungsverzeichnisse schon vorher fiktiv bepreist. Wenn dann was schief gegangen ist, muss der Entwurf geändert werden. Dann gibt es Kunststofffenster und Betonziegel und die Keramikfassade wird ein Wärmedämmverbundsystem. Wahrscheinlich werden jetzt einige auf die reißerischen Bildzeitungs-Baupleiten hinweisen. Die sind jedoch nicht die Regel.