Kann ich extrovertiert werden?
Hi.
Ich befinde mich seit Jahren in einer Krise, die meine Lebensqualität stark einschränkt. Ich bin 19 Jahre alt und war früher in einer Siedlung aufgewachsen in der man jeden Tag raus ging, "kommste raus" anstatt mit Handys rumzuchatten. Mit dem Umzug hat sich auch mein Lebenstil so gewandelt, dass ich anstatt soziale Kontakte meinen PC hatte, vor dem ich nach und nach mehr Zeit verbracht habe. Heute sieht es so aus, dass ich den Alltag mit dem PC und der online Welt immer mehrentfliehe. Ich bin nicht süchtig aber ich habe zu viele negative Barrieren in meinem Kopf. Meine negativen Gedanken plagen mich, ich Stelle mir immer wieder vor das ich nicht gut ankomme, das peinliches schweigen entsteht und ich einfach unpassende Sachen sage. Wenn ich meine Freunde beobachte , die jeden Tag draussen sind und so eingespielt miteinander reden fühle ich mich so sozial inkompetent dass ich von mir selber schockiert bin. Sie reden mit so vielen Gimmicks und Wortspielen die bei mir irgendwie komisch kommen würden weil ich einfach ruhig bin.. also eig will ich es nicht aber die negativen Gedanken bauen mir eine Mauer die mich nichts sagen lässt.. ich hoffe ihr versteht was ich meine
Meine Frage ist wie kann ich meinen Charakter verändern ? Wie kann ich vom introvertierten zum extrovertierten werden ? Die Leute haben einfach mehr Spass und erzählen triviale Dinge so das man immer noch denkt man hätte eine aufregende Geschichte gehört
Ich habe das Gefühl, dass ich mit meinem Leben nicht zufrieden sein werde wenn es so weiter geht
Mfg
3 Antworten
Naja, wenn Du massgeblich introvertiert bist, in Form einer Funktion, also einer habituellen Einstellung, Du denkst beispielsweise nach innen, in die Tiefe, in das Subjektive - das ist das Urteil.
Dem Urteil im Subjektiven, steht die Wahrnehmung im Objektiven, zur Seite.
Diese - entsprechend Deiner habituellen Introversion - extravertierte Funktion steht Dir wie ein Bruder zur Seite, unterstützend.
Kurz: Du bist nie nur intro/extra- vertiert,
sondern hast auch immer die Unterstützung einer ausgleichenden, wegbereitenden Funktion.
Warum hast Du die Probleme mit Deiner Gefühlsseite - weil Du Dich distanziert hast, schreibste ja deutlich, also gilt es, sich wieder anzunähern
Beispiel:
Wenn die Leute "triviale Dinge" wie eine spannende Geschichte erzählen, kannst Du Dir ja mal abgucken wie,
und nicht-triviale Dinge entsprechend erzählen. Dafür gibt es Bedarf, und einen Markt.
Hey NoSmoKing,
Mir ging/ geht es ähnlich. Ich bin auch auf dem Dorf aufgewachsen, war viel draußen und habe nach dem Umzug für meinen Bachelor immer mehr vor dem Computer gesessen. Vor einigen Monaten hatte ich auch etwas wie eine Krise und habe mich intensiv mit dem Thema Introversion, Konversationstechniken und (Internet-/Computer-) Sucht auseinander gesetzt.
Was ich in vielen Texten gelesen habe ist, dass Konversation eine Fähigkeit ist, die man durch viel Übung trainieren kann. Doch letzendlich konnte ich mir noch so viele Techniken durchlesen oder auf Youtube Videos dazu anschauen, ohne praktisches Einsetzen der Techniken, ist das ganze theoretische Wissen nur halb so viel Wert. Sobald du das Wissen anwendest, sollte es auch von sich aus nach und nach besser werden.
Was mir außerdem geholfen hat, war ein Video zum Thema Storytelling (spannende Geschichten erzählen). Dort wurde vorgeschlagen, sich jedes Mal, wenn man etwas spannendes, lustiges oder interessantes erlebt, es auf Papier auszuformulieren und aufzuschreiben. Auch hier werden deine Geschichten immer besser, je öfter du Geschichten aufschreibst und es ist erstaunlich, wie viele Geschichten du doch erlebst. (Youtube:The magical science of storytelling I David JP Philips I TEDxStockholm)
Ein anderer Punkt, der mir ziemlich gut geholfen hat, etwas vom Computer weg zu kommen, war eine tägliche oder wöchentliche To Do Liste mit verschiedenen, unter anderem auch sozialen Ansätzen, zum Beispiel 2-3x die Woche zum Sport gehen (vorzugsweise mit einem Trainingspartner/in), ab und zu einfach mal spazieren zu gehen, öfter zu kochen, pro Woche x Briefkarten an Verwandte/Freunde zu schreiben oder bei einem Messengerdienst täglich kurz mit 3 oder 4 Leuten zu schreiben... Wenn man das ganze als Spiel sieht und versucht, eine möglichst lange Serie zu schaffen (seit 13 Tagen mindestens jeden 2. Tag spazieren gegangen oder seit 1 1/2 Monaten mindestens 2x/Woche beim Sport gewesen), macht es sogar noch mehr Spaß.
Und ein letzter Tipp, der mir fast am meisten geholfen hat, war eine Reflexion über Aktivität und Passivität von mir aus. Welche Situationen gefallen mir gut, wovon möchte ich mehr haben? Wie kann ich solche Situationen aktiv erreichen? Also habe ich mir täglich abends aufgeschrieben, in welchen Situationen ich tagsüber passiv war, ob es eine angenehme Situation war und ob ich sie nächstes mal aktiv herbeiführen kann. Zum Beispiel treffen mit Freunden zum kochen. Anstatt darauf zu warten, eingeladen zu werden, habe ich einfach selber eingeladen. Dabei habe ich immer mehrere Freunde eingeladen, damit sich die Freunde auch untereinander unterhalten können und ich mich wohler fühle, da so kein oder zumindest deutlich weniger peinliches Schweigen auftritt. Und bei solchen Beisammensein kannst du dann auch zum Beispiel deine aufgeschriebenen und ausformulierten Geschichten erzählen und schauen, wie sie ankommen.
Ich hoffe, es hilft einigermaßen und ich konnte dir zumindest etwas Motivation und Inspiration geben :)
Pauschal kannst du deinen Charakter nicht ändern und die Frage,ob intro-oder extrovertiert ist genetisch bestimmt und hängt mit der frühen Kindheit zusammen. Was du tun kannst ist das Üben mit Leuten zu sprechen. Das ist für Introvertiere ein Graus (hatte ich selbst durch) das geht z.B. so,dass du am Spiegel übst zu sprechen und zu lächeln,oder du suchst dir einen Mini-job,bei dem du mit Leuten reden musst. Du kannst dir auch extrovertiere Leute ansehen und versuchen sie nachzuahmen,bis du selbst nicht mehr so schüchtern bist .(fake it till u make it) . Außerdem musst du dir darüber bewusst sein,dass die extrovertiertesten Leute meistens in sich drinnen Probleme mit sich haben und auch ihr Leben kein Ponyhof ist. Außerdem wären die meisten Leute lieber mit einem Introvertierten als mit einem Extrovertierten befreundet,weil die Intros nicht einen Haufen Freunde haben,aufmerksamer sind und mehr denken. Ich schlage auch vor,dass du mal eine Woche online frei machst,klingt natürlich hart,ist aber halb so schlimm. Da redest du schon aus Langeweile mehr mit Mitmenschen. Nun denn,viel Glück beim extrovertierter werden :)
ich werde das im Spiegel üben durchsetzen. wenn ich nachdenke weiss ich eig garnicht wie ich beim lachen aussehe .. und bei anderen Sachen etc. ich muss Mal daran arbeiten
Trau dich und gehe jedes mal etwas weiter :) erst beginnst du mit dem Spiegel,dann grüßt du Nachbarn wenn du sie siehst,dann könntest du wenn du in einen Bus steigst den Fahrer fragen,ob er an dein Ziel fährt (obwohl du weißt,dass der Bus richtig ist) die Meisterklasse ist es dann im falschen Bus zu fragen,ob er zu dir nach hause fährt. Du kannst auch beim Einkaufen erst eine Quittung ablehnen und im letzten Moment sagen,dass du sie doch willst. Man muss halt üben. Denk daran: Dein Gegenüber ist auch nur ein Mensch und der erinnert sich sicher nicht tagelang an dich. Bei Problemen kann man mir gerne schreiben. Wenn du etwas sagen willst zählst du kurz bis 3 und dann sagst du es einfach.
sehr gute Antwort mit einem Beispiel ich danke dir für die Ermutigung und die Vorschläge