Kann ich einen Assistenzhund bekommen?
Hallo! Ich hoffe wirklich dass jemand eine Antwort auf meine vielen Fragen hat! Ich leide seit 3 Jahren an extremen Angststörungen, und habe mittlerweile so ziemlich alles versucht um diese zu bekämpfen. allerdings werden die Panikattacken nur noch schlimmer und ich werde immer eingeschränkter in meinem Leben. Ich kann momentan garnicht mehr reisen und nicht mehr ohne starke Ablenkung alleine in die Stadt (sprich ich brauche etwas was mich non stop von der Realität ablenkt!) Ich möchte dennoch ein normales Leben führen (wer will das nicht) und habe bemerkt, dass ich bei einem Spaziergang (der sonst bei mir sofort eine Panikattacke ausgelöst hätte) mit einem Hund von Freunden keine so starke Angst hatte und tatsächlich "normal" spazieren konnte ohne weitere Ablenkung! Ich wollte nun fragen ob eine so starke lebenseinschränkende Angststörung als Qualifikation für einen Assistenzhund genügt?
Ich entschuldige mich für den Roman und hoffe ihr könnt mir helfen <3 Herzlichen Dank schon mal im Voraus. Z.
9 Antworten
Es gibt mittlerweile für alles mögliche "Assistenzhunde" und vieles davon haben sich irgendwelche Hundetrainer ausgedacht, um Geld zu scheffeln. Der "Schlaganfallwarnhund" z.B.
Ich bezweifle jedoch nicht, dass ein Hund (auch ohne "Assistenz" im Vornamen) dir durchaus helfen könnte. Es ist nämlich so, dass die Anwesenheit und das Streicheln von hunden die Oxytocinproduktion im menschlichen Körper ankurbelt und dieses wirkt beruhigend und angsthemmend.
Vielleicht hast du ja mal vom PTBS-Assistenzhund gehört. Der kommt deinem Fall wahrscheinlich am nächsten und ist mittlerweile einer der am häufigsten ausgebildeten Assistenzhunde.
Dir sollte jedoch bewusst sein, dass
a) du die Ausbildung des Hundes komplett selbst finanzieren müsstest (und das kann je nach Anforderungen und Ausbildungsart auch gerne mal in den 5-stelligen Bereich gehen)
b) es in Deutschland bislang kaum gesetzliche Regelungen zum Thema Assistenzhunde gibt (wenn du keine anerkannte Schwerbehinderung hast, ist es noch schwerer, IRGENDWAS rechtlich durchzusetzen, was einen Assistenzhund betrifft)
und
c) du ab Einzug des Hundes keine Ausrede mehr hast, einen Tag mal nicht vor die Tür zu gehen. Mit einem Hund muss du IMMER raus und das mehrmals täglich, völlig egal, ob du Angst oder gerade keine Lust hast - und das für die nächsten 10 - 15 Jahre. Du solltest dir zudem eine Person suchen, die sich im Krankheitsfall um den Hund kümmert.
Was hast du denn schon alles versucht, um deine Ängste in den Griff zu bekommen?
Der Hund war, so scheint mir, genau die komplette Ablenkung, die du brauchst, um dich einigermaßen gut draußen bewegen zu können. Es war neu für dich , einen Hund dabei zu haben. Dieses neue Gefühl würde sich allerdings auch "abnutzen", weil du dich daran gewöhnen würdest.
Letztendlich kann keine noch so gute Ablenkung dir aus deiner Situation helfen. Alles, was du in dieser Richtung unternimmst, verstärkt auf lange Sicht
nur deine Ängste.
Um deine Frage zu beantworten: es steht dir frei, dir einen Hund zuzulegen, aber einen Assistenzhund wirst du sicherlich nicht bekommen. Ich rate dir allerdings dringend von der Anschaffung eines Hundes ab, da die Faszination des Neuen (tolle Ablenkung) schnell nachlassen wird. Mit deinen Ängsten wirst du nicht gewährleisten können, dass du dem Hund gerecht werden kannst (regelmäßige Spaziergänge, Hundeschule, Tierarztbesuche etc.).
Nur mit therapeutischer Hilfe wirst du dein Leiden in den Griff bekommen. Da führt kein Weg daran vorbei.
Alles Gute!
Du musst wissen, Assistenzhunde sind medizinische Hilfsmittel, das heißt sie sollen und können keine Therapie/Behandlung ersetzen - sie können diese nur positiv ERGÄNZEN!
In der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten für solch einen Hund nicht (nur bei Blindenführhunden) und ebenso sind sie auch nicht von der Hundesteuer in der Regel befreit. Du musst also selbst die Kosten für einen Hund aufbringen können.
(Hier siehst, ob man eine Hundesteuerbefreiung beantragen könnte; https://hundesteuern.wordpress.com/hundesteuerbefreiung/)
Vorerst solltest Du dir überlegen, ob für Dich ein "Emotional Support Animal" (ESA) oder ein psychiatricher Assistenzhund (Psychiatric Service Dog - PSD) in Frage käme. ESA's sind plump gesagt für "mildere" Fälle. Sie bieten durch ihre einfache Nähe und Begleitung Komfort. Sie haben kein spezielles Training und sind deshalb, wie andere Hunde auch, an Orten nicht gestattet, wo Hunde verboten sind. Sie genießen nur bei Thema Flügen besondere Rechte und wenn Dein Vermieter Hunde verbietet, sind sie davon befreit.
Ein Assistenzhund muss min. 3 - 5 Aufgaben erfüllen, die die Beeinträchtigung seines Besitzers mildern. Er muss hohe Standards erfüllen und ist im Gegensatz zum ESA, auch an Orten erlaubt, wo Hunde verboten sind.
Diese Aufgaben bei DEINER Kondition könnten sein;
- Bei steigender Angst warnen
- Dich zu einem Ausgang oder ruhigen Ort führen, wenn Du von Angst überwältigt wurdest
- Eine Panikattacke unterbrechen bzw. Dich durch taktile Stimulation (z.B lecken, sich streicheln lassen etc.) oder durch DPT (Deep Pressure Therapy) beruhigen
- Grounding - helfen Dich hinzusetzen, wenn Dir schwindelig ist bzw. bei einer Panikattacke
- Menschen daran hindern, zu nah an Dir zu gehen bei einer Panikattacke (wenn das Dich nur noch mehr triggert, wenn Leute versuchen Dich bei so einer Episode zu trösten - jedenfalls ist es bei mir so und sie machen es um ehrlich sein nur noch schlimmer :'))
(Weitere Anregungen für die Auswahl der individuellen Aufgaben findest Du hier; https://www.psychdogpartners.org/resources/work-tasks/work-task-list
https://www.servicedogsociety.com/giant-list-service-dog-tasks/
https://www.servicedogsociety.com/how-to-choose-service-dog-tasks/ )
(Mehr Infos; https://www.nsarco.com/service-dog-or-esa.html)
Um für ein Servicetier berechtigt zu sein, muss man bestimmte Kriterien erfüllen wie:
- Man muss eine Behinderung oder eine schwächende Krankheit/Störung haben
- Man muss fähig sein, im Trainingsprozesses des Hundes teilnehmen zu können
- Man muss in der Lage sein, seinen Hund selbstständig führen und pflegen zu können
- Eine stabile häusliche Umgebung haben
(Mehr Infos und Quelle: https://www.healthline.com/health/service-dog-for-anxiety#psychiatric-service-dogs)
Wenn alles zutrifft, ist der nächste Schritt mit Deinnem Arzt zu reden, um einen Assistenzhund zu bekommen (z.B Psychotherapeut, wer auch immer für Dich zuständig ist). Bereite Dich gut auf dieses Gespräch vor. Erstelle eine Liste, über "Arbeit und Aufgaben" ("Work and Tasks"), die ein Hund leisten kann, um DEINE Beeinträchtigung zu mildern. Es müssen min. 3 - 5 sein. Danach mache eine Liste, wie Du im Leben eingeschränkt bist (müssen min. 1 - 2 Sachen sein) oder, wieso ein Assistenzhund gut für Dich wäre. Wenn er/sie mit Dir einverstanden sind, solltest Du, nach einem ärztlichen Attest/Schreiben fragen.
(Mehr Informationen und Tipps, wie man mit seinen Arzt dieses Thema ansprechen soll, findest Du hier; https://www.servicedogsociety.com/talk-to-your-doctor-about-a-service-dog/)
Wenn Du dich für einen psychiatrischen Assistenzhund entschieden hast, solltest Du dir überlegen, ob Du einen fertig ausgebildeten von einer Organisation haben möchtest (da musstest Du um die 2 Jahre warten und es ist SCHWEINE TEUER!! - und der Hund gehört dann nicht mal Dir), oder ob Du eine "Selbstausbildung" machst, indem Du alle paar mal zu einen speziellen Trainer gehst, wo jedoch jede Stunde locker 60€ aber der Hund am Ende der Prüfung Dir gehört. Du kannst auch Deinen Hund alleine, ohne professionellen Trainer ausbilden - "ownertraining". Jedoch, solltest Du dich darüber gut informieren. Es gibt viele Videos auf YouTube, Internetseiten oder Bücher dafür. Oder besuche einfach die Pfotenpiloten - eine deutsche Assistenzhundorganisation, die anscheinend keine Millionen für die Ausbildung solches Hundes verlangt; https://www.pfotenpiloten.org/
(https://de.wikihow.com/Deinen-Assistenzhund-ohne-professionellen-Trainer-ausbilden)
Ich hoffe ich konnte Dir einigermaßen helfen. Am besten solltest Du dich über dieses Thema selbst informieren. Unter dem Stichwort "Psychiatric Service Dogs", da es bei den englischen Quellen am meisten und die besten Informationen gibt rund um das Thema (USA ist unser Vorreiter über PSD's) und auch natürlich im deutschem Raum, wo es nicht gerade viele und befriedigende Informationen gibt :')
http://www.assistenzhunde-zentrum.de/index.php/mobilitaetsassistenzhund2
Ich hab dir hier mal die Kategorien für einen Assistenzhund rausgesucht.
Vielleicht hilft dir das weiter, weil soweit ich gesehen habe, gibt es keinen Assistenzhund für deine Ansprüche. Vielleicht würde auch schon ein normaler Hund aus dem Tierheim helfen, um dir Sicherheit zu geben.
Hi, leider kann man hier das Ausmaß deiner Ängste nicht einschätzen, solltest das also zusammen mit deinen Therapeuten besprechen. Hunde sind zwar cool, aber auch kein Allheilmittel, es kann helfen, es kann aber auch völlig nach hinten losgehen,so das noch mehr Angst dazukommt, Angst das der Hund nicht hört, wegläuft, gebissen wird oder krank wird, da man eine sehr emotionale Bindung zu den Tier entwickelt.