Kann es sein das AFD im Osten so erfolgreich ist?

6 Antworten

Ich habe da so meine eigene Theorie gefunden. Zuerst einmal, die SED-Regierung kann man nicht direkt mit der AfD-Mehrheit vergleichen. Die Bevölkerung wusste eigentlich immer, dass sie von oben verarscht werden bzw. belogen werden. Auch das Ausspionieren durch die Stasi war allgemeinen bekannt. Das spiegelt sich auch in der Vielzahl der politischen Witze damals wieder. Man konnte damit aber gut leben, solange man sich angepasst verhielt. Inoffiziell gab es z. B. einen regen Handel innerhalb der Bevölkerung mit Dienstleistungen und Warentausch etc. Die Hetze der Oberen im Sinne der staatlichen Kommunikation mit dem Volk (wirklich gehetzt wurde nicht, wenn, dann nur gegen den Westen und dessen Kapitalismus) fand wenig Resonanz im Großteil der Bevölkerung, was am Ende auch die friedliche Revolution bedingte. Die Leute waren weit mehr aufgeklärt, als der damalige Führung es lieb sein konnte. Die AfD nutzt ganz andere Mechanismen, u. a. Angst, Unsicherheit, Enttäuschung, Schuldzuweisung oder soziale Lage.

Im Grunde genommen nehme ich an, dass es für einen Großteil der Ostwähler zutrifft, dass sie in der DDR ganz gut geführt worden sind. Alles und jeder wurde in quasi-staatlichen Organisationen geführt oder war Mitglied irgendwo, die Kinder wurden den ganzen Tag außerschulisch beschäftigt oder man begleitet auf Arbeit eine der unzähligen Funktionen. All das diente am Ende nur der staatlichen Kontrolle über die Bevölkerung. Abweichler wurden schnell gefunden und "nachjustiert". Viele Themen gab es in der Öffentlichkeit nicht, wie Rechtsextremismus, Rassismus, Armut, Schwerstkriminalität, kritische kulturelle oder philosophische Strömungen, freie Meinung und Presse, Staatskritik, offene Diskussionen, Partei-Selbstkritik, Ehrlichkeit über die reale wirtschaftliche Lage (wurde nur schön geredet, wusste auch jeder) oder einfach auch die Akzeptanz und Zufriedenheit in der Bevölkerung.

Die Menschen wurden über die Jahre staatlich gesteuert immer unselbständiger. Im reflektierten und kritischen Denken. Im eigenverantwortlichen Handeln. Das war auch vom Staat genau so gewünscht. In Russland kann man das seit vielen Jahren in stark intensivierter Form beobachten.

Und genau das wurde zur Wende vielen zum Verhängnis. Man wurde in eine Gesellschaft regelrecht geworfen, in der jeder selbst klarkommen musste. Im Westen ist das 40 Jahre lang gewachsen, in einer Demokratie. Viele DDR-Bürger sahen sich damit überfordert, und sind dies zum Teil heute noch, das sind dann oft die AfD-Wähler. Die bietet einfache Lösungen an, bietet Führung und Tatendrang an, zeigt Verständnis für die "Zurückgelassenen", weiß, wer Schuld daran ist. Hiermit catcht man viele Ossis. Und es fehlt die Reflexion, dass diese Wähler zuerst unter einer AfD-Regierung leiden würden. Und dass die Welt nun mal leider deutlich komplexer ist als AfD-Phantasien.

Hi Schulzefa,

durch das politische System der ehemaligen DDR, wurde auch nachträglich das politische Bild in Ostdeutschland verändert. Es gibt dort in vielen Ecken demokratiefeindliche Tendenzen und Ablehnung des Staates. Beides führt dazu, das besonders häufig rechtsextreme Richtungen gewählt werden. Die AfD konnte viele Wähler gewinnen durch Themen die besonders rechtsextreme aber auch politisch motivierte Menschen aus einer Richtung ansprechen. Durch den Populismus der AfD konnte die AfD weitere Wähler für sich vereinnahmen.

Dadurch das sich die Partei radikalisiert, radikalisieren sich auch die Wähler bzw. potenzielle Wähler auch. Das wurde besonders verstärkt durch die Corona-Pandemie und durch die Flüchtlingskrise.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Im Osten ist man eher etwas "stolzer" auf das Deutschtum als im Westen, weswegen die AfD da natürlich beliebter ist. Dass die AfD mit ihrer trivialen Polemik nicht wirklich dafür sorgen könnte, dass Deutschland wieder 'Great Again' wird, wird wohl nicht zuletzt aus Frust über die Murkseljahre und die "Ampel" vergessen.

Gute Politiker mit Weitblick, Charakter und Würde gibt es heute einfach nicht mehr — weltweit.

Durch freie Wahlen, werden die Politiker ins Amt gehievt, die den Interessen des Volkes entsprechen, sollte man meinen. Jetzt bestimmen 14 % der Wählerstimmen, wie es in DE vorwärtsgehen soll, bzw. sollte. Andere öffentlich auftretende Politiker sind ohne Wahl und zwar nur durch einen Listenplatz in Amt und würden, alles ein Resultat weil es einer Koalition bedurfte, um regierungsfähig werden zu können. Und diese Konstellation probiert mit DE herum, es ist wenig effizient und die Wirtschaft steckt in der Rezession. Und das erkennt der ehemalige Bürger der DDR somit besser, als der Rest der Bevölkerung. Mehr Schein als Sein und das wollen sie ändern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Schulzefa 
Beitragsersteller
 05.08.2024, 14:28

die Wirtschaft steckt in der Rezession. Und das erkennt der ehemalige Bürger der DDR somit besser, als der Rest der Bevölkerung. Mehr Schein als Sein und das wollen sie ändern......

Das klappt bestimmt nicht wenn man Gewerbesteuer abschafft und so den kommunen das Geld entzieht

Das reiche Steuererleichterungen bringt

Das arbeitslose nichts zahlt weil denkt die sind alle zu faul zum arbeiten

Das wir wieder die Atomkraftwerk subventionieren

Das wir alles privatsiren und dann so Desaster wie GB haben wo wasserrohe zerfallen und die Preise 100% teuer werden

Hä? Die SED hat nichts als Hetze bezeichnet, die Mühe musste sie sich gar nicht machen. Wenn, dann war man antisozialist/System-Klassenfeind.
Die AfD ist in den neuen Bundesländern (der Ausdruck Osten ist übrigens politisch völlig daneben) hauptsächlich deshalb so erfolgreich, weil die etablierten Altparteien den Leuten dort keine Lösungen für ihre Probleme anbieten und stark an der Bevölkerung vorbeiregieren - und sich die AfD als einzige große Partei Kritik daran erlaubt.

Man kann die AfD verteufeln wie man will, aber durch ihre bloße Existenz werden mit der Zeit Aspekte ihrer Politik in das Programm der Altparteien übergehen - auch ohne Koalition. Das sieht man teilweise schon an der CDU/CSU und der wachsenden Kritik an der Flüchtlings-, Energie- und Bürgergeldkritik.