Ist tuen statt tun grammatikalisch korrekt?

Nein 88%
Ja 8%
Ich akzeptiere tuen nicht, weil 4%
Andere 0%

25 Stimmen

12 Antworten

Nein

Eine Abstimmung über Rechtschreibregeln? Interessant.

Wenn man den Konjunktiv I, 1. oder 3. Person Plural verwenden will, dann kann man tuen benutzen.

https://www.duden.de/rechtschreibung/tun_werden

Es wird in dieser Form in der indirekten Rede verwendet, wie z.B. "Unser Lehrer meint, es würde uns gut tuen das Wort tuen nicht zu verwenden".

"Wir tun harmlos" aber "Er sagt, wir würden harmlos tuen".

Ich persönlich bin immer gut damit gefahren das Wort "tun" so selten wie möglich zu verwenden. Meist ist es redundant (Wir tun spielen = Wir spielen), weshalb auch der Spruch "Man tut nicht machen" voll zutrifft.

Edit:

Ich habe falsch abgestimmt. Ich wollte "Andere" auswählen.

Nein

„Tuen“ ist überhaupt nicht richtig. Das Verb heißt „tun“.

Es heißt tun

Jetzt komme ich aus Brandenburg und hab 1990 nach Sachsen Anhalt geheiratet. Eine Katastrophe. Da war tun noch das Wort des Landes niemand nutzte das passende Verb. Es hat sich gebessert. Aber irgendwas geht immer um nicht das hässliche Ersatzwort zu nutzen.

Nein

Heutzutage? Dann nein! Warum? Weil sich die Kurzform im Laufe der Geschichte durchgesetzt hat; mehr steckt nicht dahinter.

Im Mittelhochdeutschen gab es ein paar Wörter, von welchen sowohl Lang- als auch Kurzformen existierten. Wenn ich mich recht erinnere, waren das z.B. "tun, stehen, gehen etc." Und wie man an letzten beiden Beispielen sieht, haben sich bei anderen Wörtern halt die längeren Formen durchgesetzt. Rein theoretisch könnte es heute also auch tuhen heißen, tut es halt nur nicht... :)

Nein

Alle normativen Grammatiken verdammen die Form. Das ist nur eine Feststellung, die Erklärung ist viel länger und komplizierter und beträchtlich verworren.

Es gibt im Deutschen drei Verben, die im Germanischen „athematisch“ waren, also ihre Formen ohne Bindevokal bildeten. Zwei davon sind einander sehr ähnlich (ge­hen und stehen), das dritte ist tun, und das tut im Wesentlichen, was es will — es war in allen Phasen des Deutschen irgendwie unregelmäßig, und paßt sich nur langsam den the­ma­ti­schen Verben an.

Das sind die Formen im Alt-, Mittel- und Neuhochdeutschen:

Bild zum Beitrag

Du siehst, daß die 1 Sg sehr lange die athematische Endung -n (← -m) hatte, so wie die athematischen Verben im Griechischen (δίδωμι dídōmi ‘ich gebe’, πίμπλημι pím­plē­mi ‘ich fülle’, ζεύγνυμι zeúgnymi ‘ich verbinde’, εἰμί eimí ‘ich bin’). Aber seit dem Neu­hoch­deutschen ist die Besonderheit des Verbs auf das nur sporadische Auf­tre­ten des Vokals -e- begrenzt, sonst ist das Präsens regulär. Das Präteritum tat ist ei­ne rätsel­haf­te Form, in der irgendeine Art Reduplikation steckt, die sonst kein ger­ma­ni­sches Verb zeigt.

Auch gehen und stehen hatten einmal einsilbige Infinitive, nämlich ahd. gēn/gān und stēn/stān, wobei die Variante mit ē eher im Osten und die Variante mit ā eher west­lich war (die alemannischen Dialekte haben bis heute ā-Vokalismus). Diese bei­den sind aber durch­gehend mit einer zweiten Silbe (mit -e-) aufgerüstet worden, ha­ben sich al­so der ty­pi­schen zweisilbigen Verbstruktur angepaßt.

Wir schreiben also gehen und stehen (das h ist dabei nur orthographisch, um die bei­den Vokale zu trennen), aber nicht *tuen oder *tuhen. Da steckt keine Regel dahinter, son­dern nur unterschiedliche Strategien, wie das Deutsche mit diesen drei eigen­arti­gen Verben umging.

Dieselben drei Verben sind übrigens auch im Griechischen zu finden: Τίθημι títhēmi ‘ich stelle’, ἵστημι hístēmi ‘ich stehe’, und das seltene κίχημι kíchēmi ‘ich gehe’, das in den meisten Dialekten früh thematisch ge­wor­den ist, z.B. attisch κιχάνω kichánō.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
 - (Deutsch, Sprache, Grammatik)