Ist tuen statt tun grammatikalisch korrekt?
25 Stimmen
12 Antworten
Eine Abstimmung über Rechtschreibregeln? Interessant.
Wenn man den Konjunktiv I, 1. oder 3. Person Plural verwenden will, dann kann man tuen benutzen.
https://www.duden.de/rechtschreibung/tun_werden
Es wird in dieser Form in der indirekten Rede verwendet, wie z.B. "Unser Lehrer meint, es würde uns gut tuen das Wort tuen nicht zu verwenden".
"Wir tun harmlos" aber "Er sagt, wir würden harmlos tuen".
Ich persönlich bin immer gut damit gefahren das Wort "tun" so selten wie möglich zu verwenden. Meist ist es redundant (Wir tun spielen = Wir spielen), weshalb auch der Spruch "Man tut nicht machen" voll zutrifft.
Edit:
Ich habe falsch abgestimmt. Ich wollte "Andere" auswählen.
„Tuen“ ist überhaupt nicht richtig. Das Verb heißt „tun“.
Es heißt tun
Jetzt komme ich aus Brandenburg und hab 1990 nach Sachsen Anhalt geheiratet. Eine Katastrophe. Da war tun noch das Wort des Landes niemand nutzte das passende Verb. Es hat sich gebessert. Aber irgendwas geht immer um nicht das hässliche Ersatzwort zu nutzen.
Heutzutage? Dann nein! Warum? Weil sich die Kurzform im Laufe der Geschichte durchgesetzt hat; mehr steckt nicht dahinter.
Im Mittelhochdeutschen gab es ein paar Wörter, von welchen sowohl Lang- als auch Kurzformen existierten. Wenn ich mich recht erinnere, waren das z.B. "tun, stehen, gehen etc." Und wie man an letzten beiden Beispielen sieht, haben sich bei anderen Wörtern halt die längeren Formen durchgesetzt. Rein theoretisch könnte es heute also auch tuhen heißen, tut es halt nur nicht... :)
Alle normativen Grammatiken verdammen die Form. Das ist nur eine Feststellung, die Erklärung ist viel länger und komplizierter und beträchtlich verworren.
Es gibt im Deutschen drei Verben, die im Germanischen „athematisch“ waren, also ihre Formen ohne Bindevokal bildeten. Zwei davon sind einander sehr ähnlich (gehen und stehen), das dritte ist tun, und das tut im Wesentlichen, was es will — es war in allen Phasen des Deutschen irgendwie unregelmäßig, und paßt sich nur langsam den thematischen Verben an.
Das sind die Formen im Alt-, Mittel- und Neuhochdeutschen:
Du siehst, daß die 1 Sg sehr lange die athematische Endung -n (← -m) hatte, so wie die athematischen Verben im Griechischen (δίδωμι dídōmi ‘ich gebe’, πίμπλημι pímplēmi ‘ich fülle’, ζεύγνυμι zeúgnymi ‘ich verbinde’, εἰμί eimí ‘ich bin’). Aber seit dem Neuhochdeutschen ist die Besonderheit des Verbs auf das nur sporadische Auftreten des Vokals -e- begrenzt, sonst ist das Präsens regulär. Das Präteritum tat ist eine rätselhafte Form, in der irgendeine Art Reduplikation steckt, die sonst kein germanisches Verb zeigt.
Auch gehen und stehen hatten einmal einsilbige Infinitive, nämlich ahd. gēn/gān und stēn/stān, wobei die Variante mit ē eher im Osten und die Variante mit ā eher westlich war (die alemannischen Dialekte haben bis heute ā-Vokalismus). Diese beiden sind aber durchgehend mit einer zweiten Silbe (mit -e-) aufgerüstet worden, haben sich also der typischen zweisilbigen Verbstruktur angepaßt.
Wir schreiben also gehen und stehen (das h ist dabei nur orthographisch, um die beiden Vokale zu trennen), aber nicht *tuen oder *tuhen. Da steckt keine Regel dahinter, sondern nur unterschiedliche Strategien, wie das Deutsche mit diesen drei eigenartigen Verben umging.
Dieselben drei Verben sind übrigens auch im Griechischen zu finden: Τίθημι títhēmi ‘ich stelle’, ἵστημι hístēmi ‘ich stehe’, und das seltene κίχημι kíchēmi ‘ich gehe’, das in den meisten Dialekten früh thematisch geworden ist, z.B. attisch κιχάνω kichánō.