Ist die Energiewende doch nicht so schlimm wie behauptet (AKWs)?

7 Antworten

Das Problem sind nicht, dass es sich um AKWs handelt oder nicht.

Das Problem ist, dass immer mehr Kraftwerke abgeschaltet werden ohne für Ersatz zu sorgen.

Das es bisher noch nicht zu Stromabschaltungen ("Rolling Blackouts") gekommen ist, das ist schon ein kleines Wunder!

Das Ganze ist so als wenn Dein Chef die Hälfte der Angestellten feuert und Dir dann sagt, dass Du ab jetzt 80 Stunden die Woche arbeiten sollst. Und nach einer Woche sagt der Chef, Klappt doch super, das machen wir jetzt für immer und feuern einen nach dem anderen und lassen den Rest die Stunden übernehmen. Das geht dann ganz sicher für immer gut!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Natürlich ist es nicht so schlimm wie behauptet. Nur ist eben die Wählerschaft der Konservativen rückwärtsgerichtet und will entsprechend bedient werden. Der drohende Untergang durch Veränderung ist quasi Teil des Markenkerns.

Wenn wir mal von der Verteilungsproblematik absehen:

Wir haben etwa 84-85 GW an grundlastfähigen Erzeugern, also etwa 75 GW bei 10% Revisionsausfall. Peaklast liegt bei etwa 70 GW, insofern sind ansich genug Erzeuger da. Ich muß auch trotz Dunkelflaute keine Nullerzeugung bei PV+Wind annehmen, das aber nur am Rande.

Eine Verschiebung bei Import und Export, also einer Handelsgröße, war zu erwarten. Wir haben es den Betreibern der AKW durch entsprechende Subventionen ermöglicht, daß sie unnatürlich niedrige Gestehungskosten haben, weswegen sie ihren Strom auch unterpreisig anbieten konnten. Entsprechend hatten wir stets einen Überschuß an billigem Strom (billig natürlich nur aus aus Sicht dess Abnehmers,) und konnten entsprechend viel exportieren.

Heute stellt sich dann halt die Frage:

Teures Gasmotorenkraftwerk anwerfen oder günstiger importieren - weswegen es eben zu einer Veränderung der Außenhandelsbilanz kommt.

Was allerdings ein Problem ist - und da helfen auch keine AKW - ist der schleppende Ausbau der Transportwege und die Verzögerungen beim Neubau von Ersatzerzeugern, denn früher oder später erreicht jeder Erzeuger sein Lebensende.

Wenn ich weiß, daß ich 10-20 Jahre nach Planungsbeginn mit der Synchronisierung eines Blockes rechnen kann, dann sollte ich auch entsprechend 10-20 Jahre vorher mit den Planungen beginnen.

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Wir werden in den kommendne 2 Jahren (geplant) einen Rückgang auf etwa 75 GW bei den grundlastfähigen Erzeugern haben, das ist unter Berücksichtigung von Revisionsstillständen natürlich hart am Wind.

Haben die o.g Parteien aus ideologischen Gründen gewarnt statt aus vernünftigen Gründen?

Wenn man die Populismus/Ideologie-Keule schwingt, vergisst man allzu leicht eines der Grundprinzipien der Demokratie: Die Parteien müssen Wähler überzeugen, ihre Interessen am besten zu vertreten.

Und das tut man nicht, indem man bei einer Entscheidung des politischen Gegenspielers nickt und sagt "joa, kommt wohl hin". Denn dann können die Wähler ja genausogut auch die Partei wählen, die anscheinend die richtigen Entscheidungen trifft.

Sondern es gehört zur Politik dazu, möglichst deutlich zu sagen "die dort machen es falsch und wir machen es besser". Und als Begründung, weshalb es der politische Gegner falsch macht, nennt man eben alles, was schief gehen kann, was vielleicht Schwachpunkte sind... und adressiert damit die Sorgen der Wähler. Und wenn man weiß, dass das eigene Wählerklientel intellektuell eher eingeschränkt ist, ist es auch sinnvoll die Message in möglichst kurze, unkomplizierte, aber eben möglichst drastische Aussagen zu verpacken.

Also nicht Ideologie, sondern schlichte demokratische Logik.

Ich glaube keinen einzigen Moment daran, dass jemand der Politiker, die sagten dass Deutschland dann keinen Strom mehr habe, übersehen hat dass die ganze restliche Stromproduktion ja bestehen bleibt, das Stromnetz sowieso europaweit ausbalanciert ist und Deutschland in den letzten Jahren Nettoexporteur war. Es hat nur nicht ins politische Kalkül und in die deshalb angestrebte Rhetorik gepassst, also hat mans nicht erwähnt.

Doch nach Monaten der Abschaltung der AKWs gibt es weder einen Mangel noch einen Bedarf an more Strom.

Es hat sich tatsächlich was geändert. Schaue dir mal diese Tabelle von Stromdaten.info an:

  • 2016 hat Deutschland netto 57.998,2 GWh Strom exportiert.
  • 2017 hat Deutschland netto 60.118,7 GWh Strom exportiert.
  • 2018 hat Deutschland netto 54.201,5 GWh Strom exportiert.
  • 2019 hat Deutschland netto 35.129,0 GWh Strom exportiert.
  • 2020 hat Deutschland netto 18.458,6 GWh Strom exportiert.
  • 2021 hat Deutschland netto 17.386,4 GWh Strom exportiert.
  • 2022 hat Deutschland netto 26.272,6 GWh Strom exportiert.
  • 2023 hat Deutschland bisher netto 14.543,4 GWh Strom... importiert.

Also doch, Deutschland ist vom Strom-Exporteur zum Strom-Importeur geworden.

Die Differenz zwischen Exportmenge in 2022 und Importmenge in 2023 von gut 40 GWh entspricht ziemlich genau der Gesamtleistung der drei letzten AKW.

Sprich: Es ist genau das eingetreten, was rechnerisch zu erwarten war. Nicht mehr und nicht weniger.

Es war sehr unvernünftig, die verbliebenen AKWs abzuschalten.

Unsere Energie wird teurer und definitiv genau das Gegenteil von dem, was die Regierung doch so gerne will: Umweltfreundlich.

Wieso die AKWs genau dann abschalten, wenn man sowieso schon teure Energie hat und gerade eine "Umstellung" auf grüne Energie verfolgt? Warum in der Übergangszeit nicht die Laufzeit etwas verlängern? Warum?

Die in deinen Augen "rechtspopulistischen" Parteien sind die, die am wenigsten eine Ideologie verfolgen und wahnhaft jegliche Anträge von anderen ablehnt, nur weil diese aus der Opposition kommen.

Woher ich das weiß:Hobby – Interessiere mich für Politik, die Deutschland gut tut

RedPanther  04.11.2023, 13:46

Weil das mit der Laufzeitverlängerung nicht so einfach ist/war. Ich hatte da ein sehr interessantes Gespräch mit einem Ingenieur des AKW Brokdorf. Der sagte, es seien sämtliche Wartungspläne darauf ausgerichtet gewesen, dass sie nach dem Tag X nicht mehr stattfinden brauchen. Sprich, sämtliche teuren und aufwändigen Maßnahmen, die z.T. auch ein wochenlanges Herunterfahren erfordern würde (z.B. auch ein Wechsel der Brennstäbe) wurde so getimed, dass es genau bis zum Ende der geplanten Laufzeit reicht und man das alles dann nicht mehr machen braucht.

In etwa so wie mit einem 20 Jahre alten 500€-Auto, das dir unterm Hintern wegrostet, noch Tüv bis Jahresende hat und wo du sagst, bis dahin fährst du es noch und dann gehts auf den Schrott. Und dann überlegst du dir am 20.12., dass du es doch noch zwei Jahre fahren möchtest.

Die in deinen Augen "rechtspopulistischen" Parteien sind die, die am wenigsten eine Ideologie verfolgen

Oh. Schade, ich hätte wissen müssen dass du nicht an realen Tatsachen interessiert bist.

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oklein  05.11.2023, 22:09
@RedPanther

Das ist inhaltlich korrekt, allerdings muss man auch den Zeitfaktor betrachten. Wenn sich die Ampel angesichts Ihrer Zukunftspläne darüber Gedanken gemacht hätte, wäre eine Verlängerung problemlos möglich gewesen.

Alleine das sehr moderne AKW in Neckarwestheim (BW) sorgte für 22 % (!) der Energieversorgung in Baden-Württemberg. Nachdem aber SüdLink frühestens 2029 in Betrieb gehen wird, lag eine Verlängerung technisch auf der Hand - aber eben nicht ideologisch. Nun bekommen wir Strom über den europäischen Verbund aus veralteten franz. AKWs.

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gonzo1233  06.11.2023, 22:48
@RedPanther

Hallo Panther, eine vollständige Revision und ein Brennelementewechsel (jeder Jahr gibt es 30 Tonnen neue Brennstäbe) und schon kann es weiter gehen.
Eine Revision dauert immer einen Monat, das ist ja bekannt.

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Klar, von den Gegnern wird Panik gemacht, von den Befürwortern wird noch zuviel versprochen. Man müsste realistisch und pragmatisch vorgehen.

Zuerst wäre der Begriff "Energiewende" mit Inhalt zu füllen bzw. zu präzisieren:

  • Bisher meinte man nur Stromwende, also weg von AKW und dafür mehr erneurbaren Strom. Das ist möglich; nur 4% der globalen Energie sind Kernkraft.
  • Viel schwieriger hingegen ist die "Wärme-Wende", weil für die Wärmeerzeugung extrem viel mehr Energie benötigt wird als für das, was wir (ohne Heizen) mit Strom so machen können
  • Dann kam die Klimabewegung und will die totale Fossil-Wende. Diese ist mit der heutigen Wirtschaft (Menge und Wachstumswahn) undenkbar, physikalisch sehr schnell an Grenzen.
  • Dann könnte man noch die Verkehrswende separat betrachten, also die Dekarbonisierung der Mobilität und der ganzen Transportindustrie inkl. Schiffs- und Flugverkehr. Auch davon sind wir physikalisch weitest entfernt, weil fossile Enerige noch viel zu verbreitet und viel zu billig ist. 85% der Weltwirtschaft hängt an den Fossilen.