Ist Bildung eine Frage des Elternhauses?

12 Antworten

Bildung ist zu einem großen Teil bestimmt durch die Umwelt in der man aufwächst. Tatsächlich spielt hier auch Armut eine große Rolle. Eltern, welche nicht gut gebildet sind oder finanziell nicht viel zur Verfügung haben fördern die Bildung der eigenen Kinder im Durchschnitt deutlich geringer als Eltern mit hohem Bildungsstand oder mehr finanziellen Möglichkeiten.

Jedoch sollte man die Selbstbestimmung eines Kinder nicht unter den Tisch Kehren, es gibt einige Kinder welche Möglichkeiten finden sich selbst Bildung anzueignen und so ihren Eltern in der Bildung überlegen zu werden. Das geht heutzutage vor allem über das Internet relativ einfach und auch Schulen achten mittlerweile darauf dass es eine Chancengleichheit gibt.

Zum gewissen Grad schon, allerdings muss man sagen, dass ich unter Bildung anderes verstehe als gute Schulnoten. Ein gebildeter (erwachsener) Mensch kennt sich meiner Meinung nach in Sachen Politik, Wirtschaft, Geschichte, Wissenschaft usw. halbwegs aus, findet sich in der Gesellschaft zurecht, kann selbstständig (nach-)denken, weiß über Recht und Unrecht Bescheid, weiß wie der Staat funktioniert, ist in der Lage, mit anderen vernünftig zu sprechen beziehungsweise kennt und nutzt die unter Erwachsenen geläufigen Umgangsformen bis hin etwa dazu, dass man an bestimmten Anlässen eben die Krawatte und den Anzug anziehen muss und in der Kirche doch bitteschön die Kopfbedeckung abnimmt. Er kann gut lesen, gut schreiben, beherrscht die Rechtschreibregeln, kann mit den Namen großer Komponisten und Staatsmänner was anfangen und hat einen soliden Wortschatz. Er weiß, dass das Leben nicht nur eine Party ist und frei nach einem bekannten Schlager nicht nur "Sirtaki tanzt", sondern ein Geben und Nehmen sowie ein Kommen und Gehen ist. Über Politik usw. informiert er sich über qualitätsvolle Medien und ist in der Lage, die Gedanken weiter zu spinnen, hinterfrägt das eine oder andere, bleibt aber sachlich. Nicht mehr, nicht weniger.

Und hier merkt man schon, wer eine gute Kinderstube hatte und bei wem der Fernseher und die PlayStation die elterliche Fürsorge ersetzt haben, wer als Kind eher vorgelesen bekam und selber gelesen hat und wer eben nicht. Ganz viel kann man in den Umgangsformen, der Sprache und dem Allgemeinwissen ableiten - es gibt auch Ausnahmen, aber die bestätigen die Regel.

Die soziale Herkunft ist dabei nur bedingt maßgebend: Bin selbst in der Platte als Ausländerkind groß geworden und aus mir ist "was geworden", weil man drauf geachtet hat - und ich kenne einige "reiche Kids" meiner Jahrgänge (bin 30), die zwar ein fettes Elternhaus in der mondänen Siedlung mit drei nicht ganz billigen Autos vor der Neubaugarage und beste Anlagen sowie weithin als "seriös" wahrgenommene Eltern hatten ------> die aber noch in der zehnten Klasse Milano und Marseille durcheinander brachten und arglos der Meinung waren, die Mauer der DDR wäre 1949 gefallen. An diese Debatte im Speziellen erinnere ich mich noch sehr gut, obwohl es 14-15 Jahre her ist.

Außerdem ist ein gebildeter Mensch nicht notwendigerweise ein schweigsamer, elitärer Individualist und Intellektueller mit Vorliebe für Richard Wagner und schwerste Literatur, sondern kann durchaus auch ein lebensfroher, lustiger und leutseliger Schlagerhörer sein, der sich unters Volk mischt und durchaus auch die Bildzeitung liest... es gibt nichts, was es nicht gibt.

Und nur mal ganz grundsätzlich: Das Abitur und vergleichbare Abschlüsse können übrigens auch absolut ungebildete und wenig intelligente, einfachste Menschen ablegen, wenn sie alles auswendig lernen, ohne es im Kontext verstanden zu haben - und es gibt ganz viele, die das Abitur gerade so bestehen und sich sieben oder acht Jahre so richtig gequält haben bis zur Grenze ihrer Kraft, erst recht seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschul-Empfehlung. Was ich hier gerade während der letzten ca. acht Jahre erlebt habe, spottet teilweise jeglicher Beschreibung. Aber es ist halt en vogue, Abi zu machen und nicht wenige Eltern - auch in meinem Bekanntenkreis - denken, dass die Kiddies haben sollen, was sie selber nicht hatten bzw. projizieren ihre Träume auf den Nachwuchs. Da wurden sogar Kinder wirklich bildungsferner, fast debiler Eltern durch die Realschule geprügelt und beendeten sie mit Schnitt 4,0 nach jahrelangen Querelen - Hauptsache, die Mittlere Reife ist da. Viele wissen aber nicht, dass man mit schlechtem Abschluss noch weniger Chancen hat: Weitblick zeichnet Bildung aus, und manchmal ist beides halt nicht gegeben. Der denkende Leser wird wissen, was ich meine.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Nicht zwingend ... Bildung hat mit vielen Faktoren zu tun und u.a. natürlich auch das Elternhaus! :-)

Wäre also dennoch möglich, dass man tolle, erfolgreiche, Eltern mit eigener Firma hat und trottzdem auf der Hauptschule landet oder aber, dass man aus einer Hartz4-Großfamilie kommt und nach dem Abitur studiert und Doktor wird :-) Alles möglich!

Eltern spielen schon eine kleine Rolle, weil sich nichtakademiker Familien Nachhilfe seltener leisten können oder ihren Kindern ab gewissen Klassen oft nicht mehr so gut bei Problemen helfen können.

Von Experte Nordseefan bestätigt

Zunächst schon. Später dann nicht mehr. Ab einem gewissen Alter ist man selber für seine Bildung verantwortlich.

Aber das Elternhaus wird natürlich auch diesbezüglich prägen, sodass jemand, der aus einem sog. "bildungsfernen" Elternhaus kommt, erst mal die Glasdecke durchbrechen muss.