Intelligenztests: der größte Unfug? Philosophiestudium: Bin ich zu dumm? Wenn ja, warum? :D
Mir ist bewusst, dass renommierte Psychologen und Wissenschaftler an solchen Tests sitzen - ich spreche hier nicht von den 5minütigen Onlinetests - und ihn nach entsprechenden Regeln konstruieren. Mich würde dennoch interessieren, ob jemand von euch bereits einen solchen anerkannten und kostenpflichtigen IQ-Test hinter sich gebracht hat und wie viel Glauben man diesen Dingern schenken kann! Auf den Gedanken kam ich, als ich mich fragte, ob ich für ein Studium geeignet bin. Mit Sicherheit gibt es auch Studiengänge, die das Auswendiglernen - wie es am Gymnasium so fein eingetrichtert wird (dass einem schon fast alle anderen Kanäle zu gehen) - fördern. Allerdings würde mich eher ein Philosophiestudium reizen. Gleichzeitig weiß ich, dass es Texte gibt, die man 10x lesen kann und noch immer nicht verstehen wird. Ich habe ziemlich große Angst, dass es das ganze Studium so sein würde und ich nur am Versagen wäre. Ich habe kürzlich erst die Schule gewechselt (aus persönlichen Gründen) und bin nun an einer Neuen - und in meiner neuen Q12 gibt es so viele hochbegabte Schüler, dass ich mir ziemlich klein und mickrig vorkomme und mich Frage, was ich überhaupt am Gymnasium mache. :D Ich weiß, dass ich nichts weiß - so viel ist klar. Nun frage ich mich, woran ich festmachen kann, ob mir ein solches Studium liegt. Ich hatte nie Philosophie als Unterrichtsfach und erst ab der 11. Klasse Ethik (und ich habe es geliebt) - und ich bin generell eher die Denkerin - ob das allerdings für ein solches Studium genügt sei mal dahingestellt. Auch im Ethikunterricht liest man schon einmal Texte von Aristoteles, die einen nur mit Fragezeichen zurücklassen. Wenn es dann tatsächlich Leute gibt, die sich auf Anhieb melden, frag ich mich direkt, was los mit mir ist. Andererseits habe ich die Hoffnung, dass es einfach an meiner fehlenden Allgemeinbildung (daran lässt sich ja aktiv was ändern) und meiner Blockade (ich MUSS leisten ich MUSS leisten) liegt - und nicht daran, dass ich zu dumm bin. Nun frage ich mich, ob bei einem solchen IQ-Test nicht auch irgendwelche Voraussetzungen gegeben sein müssen. Wie ein stabiles geistiges Wohl o.Ä. Jemand mit psychischer Erkrankung, kann der genauso gut an einem IQ-Test abschneiden (wahrscheinlich sind das noch die, die am besten Abschneiden? :D) - oder wird da komplett alles Mögliche berücksichtigt?
8 Antworten
Ich habe einen solchen Test gemacht und auch einen relativ hohen Wert erreicht, aber ich ich halte mich in jeder Situation damit zurück, eine Zahl zu nennen. Mir geht es schon sehr auf die Nerven, dass man versucht alles in empirische Zahlen zu quetschen und vor allem, dass Menschen so sehr geneigt sind, ihr Selbstwertgefühl davon abhängig zu machen. Dadurch bleibt eine Menge Potential ungenutzt, wie dein philosophisches, wenn das deine Entscheidung so stark beeinflusst. Im Endeffekt sagt ein Intelligenztest nur etwas darüber aus, wie gut du einen Intelligenztest lösen kannst. Ein guter Test, in Kombination mit einem guten Psychologen kann noch Aufschluss darüber geben, welche tendenziellen Stärken und schwächen du hast. Aber da sind die Grenzen dieser Tests meiner Meinung nach schon erreicht. Jeder Mensch kann philosophieren und macht es auch den ganzen Tag und jeder hatte garantiert schon mal eine total geile Idee und war verwundert, dass sie noch niemand anders hatte. Wenn wir Behinderungen mal aussen vor lassen, ist der einzige Unterschied zwischen geeigneten und ungeeigneten Studienanfängern, dass gute Philosophen keine Angst davor haben, etwas dummes zu sagen oder vielleicht sogar schon zu denken. Nach den paar Zeilen, die ich von dir gelesen habe, würde ich es dir kognitiv zutrauen, du musst dich halt trauen. Aber die Einschätzung sollte kein Typ aus dem Internet machen.
Ich habe selbst 10 Jahre lang hauptberuflich mehrere Tests konstruiert und kann Dich beruhigen.1. Wissenschaftliche Tests haben eine hohe Inhaltsgültigkeit (content validity), d.h. mesen das, was sie zu messen vorgeben. Eine Waage mißt das Gewicht. Ein Intelligenztest misst etwas anderes als ein Test für Neurotizismus.Es gibt verschiedene Arten der Intelligenz, z.B. formale, räumliche, emotionale etc. Intelligenz. Hingegen gibt es keine verschiedenen Arten von "Gewicht".Die Intelligenztests messen jeweils verschiedene Arten der Intelligenz, von denen man meint, sie seien für einen Beruf wichtig. Alle Bundesbehörden setzen den "IST70" (googeln) ein. Nur wer bestimmte Meßwerte auf den verschiedenen Arten der Intelligenz in diesem Test erreicht, kann Berufsbeamter werden. Haben eine hohe Voraussagegültigkeit, Prognosegültigkeit, weil sie das voraussagen können, für das sie konstruiert wurden, z.B. Eignung oder Erfolg in einem Beruf.Haben eine hohe Konkurrenzgültigkeit, weil die Meßwerte eines Test mit den Meßwerten eines anderen Tests für dasselbe Konstrukt übereinstimmen, z.B. die Waagen zweier Hersteller.Haben eine hohe Zuverlässigkeit, d.h. ergeben auch bei mehrfacher Wiederholug immer dieseleben Meßwerte wie z.B. eine Waage, wenn man zwischenzeitlich sein Essverhalten nicht ändert.2. Mir ist kein Test bekannt, der die Eignung für ein Philosophiestudium feststellen kann. Philosophiestudium, besonders Wissenschaftstheorie, ist Teil jedes ernsthaften wissEnschaftlichen Studiumsunabhängig von der Fakultät. 2. Wenn Du Deine Hochschulreife hast, darfst Du studieren was Du willst, also auch Philosophie.Schreibe Dich ein und höre ein oder zwei Semester die Vorlesungen und Proseminare. Dann ist Dir klar, ob das Philosophiestudium das richtige für Dich ist.3. Mache Dir einen Plan B. Was willst Du studiern, wenn Du merkst, das Philosophie Dich letztlich doch nicht so interessiert. Schreibe Dich dann gleich für die anderen Fächer gleichzeitig ein.Zwei Hauptfächer oder ein Hauptfach und zwei Nebenfächer. 4. Plan C. Mache vor dem Studium mehrere Praktika in verschiedenen Bereichen. Dann ist die Chance hoch, dass Du etwas findest, was Dich begeistert. Das kannst Du dann studieren.5. Plan D. Studiere die eingeschriebenen Fächer und mache das vorgeschriebenen Praxissemester im Ausland und das Inlandspraktikum. Danach weisst Du besser was Du willst und Dich begeistert.6. Ganz wichtig: Studiere nur, was Dich begeistert. Der berufliche Erfolg kommt danach ganz von alleine. Hochmotivierte, begeisterte Mitarbeiter suchen alle Personalabteilungen und Chefs. Die Welt ist leider voller Schlaffis - auch die Uniprofs
Meiner Ansicht (und Erfahrung) nach, ist jeder von uns für fast alles gut geeignet, was ihm wirklich Spaß und Freude macht.
Dich selbst in dieser Hinsicht zu befragen scheint mir zielführender zu sein als ein Intelligenztest.
Noch wichtiger aber ist die Frage, wie du nach dem Studium deinen Lebensunterhalt bestreiten willst. Mit Philosophie ist das höchstens dann möglich, wenn es dir gelingt, Hochschullehrer für Philosophie zu werden -- was aber nur EXTREM wenige schaffen.
Hinzu kommt: Wer selbst philosophisch tätig sein möchte, benötigt dazu jede Menge Lebenserfahrung. Die zu gewinnen hilft es, irgend einen Beruf zu haben, in dem man ständig systematisch, zielgerichtet und genau zu denken hat.
Mein Ratschlag also: Suche dir ein Studium aus, das dir einen Abschluss verspricht, mit dem du Geld verdienen UND hauptamtlich vorwiegend geistig tätig sein kannst.
Wenn du zusätzlich -- nur im NEBENFACH -- Philosophie studiert, wirst du gute Chancen haben, dich dein ganzes Leben hindurch wenigstens nebenbei (zur Erholung sozusagen) mit Philosophie zu befassen.
Stellt sich dabei dann heraus, dass du in Philosophie wirklich extrem gut bist, kannst du dann immer noch den Kontakt zu Hochschullehrern suchen mit dem Ziel, vielleicht selbst einer zu werden.
Siehe auch: https://www.gutefrage.net/frage/philosophiestudium---und-was-dann
Tja, Philosophie ist schon ein recht anspruchsvolles Studium, wenn man die ganzen Texte verstehen will. Für eine Seite Kant braucht man manchmal länger als für 10 Seiten Mathematik :).
Warum versuchst du es nicht einfach mit dem Studium. In den ersten Semestern merkst du dann schon, ob es dir liegt oder nicht. Das Studienfach wechseln kannst du dann ja immer noch.
Ich will dir einen Rat geben und erlaube mir, dich eindringlich aufzufordern, ihm nachzukommen, weil er aus meiner eigenen Erfahrung äußerst hilfreich war:
Lege dir Kants Kritik der reinen Vernunft zu und fang an, sie zu lesen. Bereits die Vorreden werden dir einiges abverlangen und es ist durchaus wahrscheinlich, dass du das meiste zu Anfang nicht verstehst. (Ein philosophisches Wörterbuch sollte dem in Teilen abhelfen, besonders was die vielen Fremdwörter angeht.) Hieran wirst du sehen, ob es dir überhaupt zusagt, dich stundenlang über einen Text zu beugen und philosophische Gedanken in der Präzision ihres Autors aufzunehmen. (Die Gespräche darüber im Schulunterricht lassen es aus meiner Erfahrung an Präzision gerne mangeln, indem sie mehr einem Küchentischgespräch gleichen. Das gilt sogar für manch Hochbegabten, der vielleicht intelligent, aber im Denken nicht ernsthaft oder aufrichtig ist.)
Diese Erfahrung ist viel wichtiger als jeder IQ-Test. Die können allgemeine Intelligenz wohl ganz gut bestimmen, aber für deine Fähigkeit, Philosophische Texte zu verstehen, tritt ihr Ergebnis hinter jede direkte Erfahrung zurück. Äußerst wichtig ist übrigens nicht bloß deine Verständnisfähigkeit, sondern auch die Disziplin und Ernsthaftigkeit bei der Erarbeitung.
Falls du unschlüssig bist, welche Ausgabe du nehmen solltest: Die Aufbereitung von Wilhelm Weischedel ist exzellent. Alle drei Kritiken (der reinen Vernunft, der praktischen Vernunft, der Urteilskraft) gibt es zum Beispiel unter ISBN 978-3518093276.
Übrigens werden die Vorreden zur Kritik der reinen Vernunft deinem Allgemeinwissen gewaltig auf die Sprünge helfen. Noch mehr davon erlangst du, wenn du einfach mal, statt dich zu langweilen, die Wikipedia-Artikel über irgendwelche Philosophen durchliest und alles anklickst, was dich interessiert. Wenn dir jetzt gerade langweilig ist, fang doch mit ihm an: http://de.wikipedia.org/wiki/David_Hume Das wird dir nämlich helfen, Kants Gedanken einzuordnen.