Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten - welche Tapeten und Farben kann man verwenden?

4 Antworten

Wenn das Haus bauphysikalisch richtig gebaut ist (und nicht stur nach EnEV), dann gibt es kaum Einschränkungen bei der Auswahl von Wandbeschichtungen/Tapeten.

Die Kalziumsilikatplatten wurden nicht angebracht, weil der Vermieter dem Mieter geringere Heizkosten bescheren möchte. Die Kalziumsilikatplatten wurden montiert, weil es Schimmel an der Wand gab und man nun mit der Dämmplatte für höhere innere Oberflächentemperaturen sorgen will, um Luftauskühlung und damit erhöhte Luftfeuchten direkt vor der Wandoberfläche zu vermindern.

Kalziumsilikatplatten sind eine sehr teure Lösung, um die innere Oberflächentemperatur zu heben. Besser, billiger und vor allem von dauerhaftem Wert wäre es gewesen, wenn man für mehr Wärme auf der Wandoberfläche durch Änderung an der Heizanlage gesorgt hätte. Die Heizanlage hat dafür zu sorgen, dass die Wärme gleichmäßig im Raum verteilt wird.

Heutige Heiztechnik erfüllt diese Aufgabe nur sehr unzureichend, weil viel Wert auf Warmluft gelegt wird, um das Zimmer schnell warm zu bekommen. Das nützt aber nicht viel, wenn die Wandoberflächen kühl bleiben. Im Gegenteil, vor der Wandoberfläche kommt es durch Luftauskühlung zu Erhöhung der Luftfeuchte, womit die Gefahr der Schimmelbildung ansteigt.

Um die Wände dauerhaft schimmelfrei zu halten, ist die Frage nach dem richtigen Wandbelag eher von untergeordneter Bedeutung. Gut wären Kalkspachtel und Kalkfarben, da Kalk eine gewisse Zeit stark alkalisch bleibt, was die Schimmelbildung hemmt.

Zur Erwärmung der inneren Wandoberflächen sind Heizrohrschleifen unten vor den Aussenwänden hilfreich, die ggf. auch zu Heizleisten aufgerüstet werden können. Hilfreich ist auch mehr Wärmestrahlung im Raum durch die Verwendung des Heizkörpers Typ 10, der über 50% Wärmestrahlungsanteil bietet, im Gegensatz zu dem Heizkörper Typ 22, der nur ca. 25% Wärmestrahlung bietet.

Wärmestrahlung erwärmt zuerst die Wandoberfläche, woran sich im optimalen Falle danach die Raumluft erwärmt. Diese bekommt dann ein größeres Wasserdampfaufnahmevermögen. Die rel. Luftfeuchte direkt vor der Wand sinkt, die Wand wird dadurch getrocknet und bleibt schimmelfrei. Der Dämmwert der Wand erhöht sich wesentlich durch Austrocknung, was die Heizkosten sinken lässt.

Hilf- und lehrreich sind die Schriften von Alfed Eisenschink (Heizleistentechnik) und Henning Großeschmidt (Temperierung).


verreisterNutzer  13.10.2015, 17:04

Ein qualitativ hochwertiger Beitrag.
Eine Wandheizungsfläche ist in solchen Fällen auch eine Alternative.

EdwardHyde 
Beitragsersteller
 13.10.2015, 16:01

Ich bin mir nicht sicher, welche Verordnung in den 50er oder 60er Jahren galt, aber ich denke, dass es nicht die EnEV war. ;)

Warum und wieso so gedämmt wurde, ist mir nicht klar und ändert leider auch nichts an meinem Problem, weil ich die Dämmung weder entfernen noch ersetzen werde.

Ich versuche nur zu sehen, unter welchen Voraussetzungen diese Dämmung Probleme, wie Schimmelbildung verursacht.

Zudem ist mir nicht klar, ob eine falsche Tapete/Farbe die Wirkung der Dämmung vermindert oder negiert.

Onki73  15.10.2015, 08:23
@EdwardHyde

Die Wirkung der Dämmung wird nur durch Feuchte negiert, weil diese die Dämmwirkung aufhebt. Tapetenleim und Tapeten bieten maximal eine gute Nahrungsgrundlage für den Schimmelpilz, der wächst, sobald genug Feuchte vorhanden ist. Die Farbe (hell, dunkel, etc.) hat keinen Einfluss auf den Dämmwert und die Schimmelbildung. Bildet sich Schimmel ist es zu feucht, das hat in der Regel bauliche Ursachen (ganz vorne liegt die Beheizung mit zu viel Warmluft - der Fehler wird jedoch oft nicht als solcher anerkannt - auch nicht vor den "Fachleuten") und liegt damit im Zuständigkeitsbereich des Vermieters/Eigentümers.

Eine diffusionsoffene Wand nimmt Raumluftfeuchte auf und gibt diese wieder ab, je nach dem, wann und wo es feuchter ist. Das nennt man Feuchteausgleich (mit der Umgebung). Die Wand puffert sozusagen Feuchtespitzen (durch Kochen/Duschen, etc.) ein und sorgt damit für eine annähernd gleichbleibendes Raumklima.

Erfolgt eine dampfdichte Wandbeschichtung (Latexfarbe, Ölfarbe), so wird kann die Wand die Feuchtespitzen der Raumluft nicht mehr temporär einspeichern. Es kann schneller zu Oberflächenkondensat auf der Wandoberfläche kommen. In Badezimmern auf den glasierten (und damit dampfdichten) Fliesen geschieht das nahezu immer beim Duschen.

Durch dampfdichte innere Beschichtungen wird der Aussenwand weniger innere Feuchte zugeführt, was zur Trocknung der Wand mit Dämmwerterhöhung führen kann, wenn die Fassade in der Lage ist, Feuchtigkeit an die Umgebung abzugeben (keine montierten WDVS!). Das kann zu geringfügig höheren inneren Wandoberflächentemperaturen führen, was der Kondensatbildung wiederum entgegen wirkt.

Die gleiche Wandbeschichtung kann also eine mindernde oder förderliche Wirkung auf die Oberflächenkondensatbildung haben. In der Regel soll sie Wandoberfläche ober diffusionsoffenen gestaltet sein.

Eine Raumlüftung durch die Wände hindurch hat noch nie funktioniert. Wichtig ist, dass du RICHTIG heizt und lüftest.


EdwardHyde 
Beitragsersteller
 13.10.2015, 13:48

Wenn ich den verlinkten Artikel und in Baumaterialforen richtige lese, hängt es hier auch am Material.
Da kann man die Lage wohl deutlich verschlechtern.

pharao1961  13.10.2015, 13:56
@EdwardHyde

Ich halte die hier verwendeten Materialien (fast) für vernachlässigbar. Innendämmung ist immer kritisch; nur gut, dass die Kalziumsilikatplatten nicht so gut ihren Job machen wie andere Dämmmaterialien :-)


Wie ich schon schrieb ist eine Dampfdiffusion durch die Wände hindurch nicht effektiv. Eine richtige Lüftung bringt hier wesentlich mehr.

verreisterNutzer  13.10.2015, 17:07
@EdwardHyde

Foren sind selten tatsächlich ein guter Ratgeber, denn es ist völlig unklar, über welche Fachausbildung der anonyme Anwortgeber verfügt.

Daher schließen die Forenbetreiber jegliche Haftung und Gewährleistung aus.

auf diese Platten kannst Silikatfarbe für innen streichen. Sollte man sogar. Tapezieren würde ich diese gar nicht. Gruss vom Maler

Hallo!

Ich habe eigentlich noch nie von irgendwelchen Einschränkungen nach dem Anbringen von Kalziumsilikatplatten gehört. Laut https://klimaplatten-shop.de/kalziumsilikatplatten/ kann man durch Kalkspachtel sehr glatte Wände erzielen, die eigentlich nur noch gestrichen werden müssen.

Allerdings denke ich auch nicht, das Tapeten Probleme machen sollten. Wenn Du ganz sicher gehen möchtest, kannst du ja auch den Hersteller direkt anschreiben und fragen, welche Tapeten und Farben für die Platten geeignet sind.