In welchem Schulfach Präsentation über Autismus?

5 Antworten

Ihr werdet wohl kaum die Fächer "Neurologie", "Behinderung", "Entwicklungsstörung" oder "Neurodivergenz"/"Neurodiversität" haben, also eignet sich ein Vortrag über die Autismus-Spektrum-Störung in keinem Fach. Autismus hat auch nichts mit Psychologie zu tun.

Nicht nur das: Autismus ist eine extren komplexe Thematik, welche du nie und nimmer in 45 Minuten oder weniger, akkurat präsentieren können wirst. Du kannst nicht dort stehen und einen "Overview" über Autismus geben, denn zu jedem einzelnen Punkt wirst du so extrem viel zu sagen haben, dass du über Unterpunkte von Unterpunkten schon eine komplette Schulstunde am reden bist. Du kannst es nicht kurzhalten, weil Autismus so komplex und verworren und individuell ist, dass es keine Kurzfassung gibt. Und du müsstest so viel reden, erklären, denn ansonsten wirst du immer Gefahr laufen, dass dein Publikum dich falsch versteht oder nicht alles versteht.

Ich gebe dir ein Beispiel: Sagen wir, du erwähnst, dass wir Autisten Stimming betreiben.

Aber was ist Stimming genau? (Bitte sag nicht, dass es "stereotypisch, wiederholende Verhaltensmuster" sind, denn ich lese das so oft und dies ist die wohl pathologisierenste Beschreibung von etwas, was keine Pathologisierung benötigt. Sag' mir, dass du keinen Autismus hast, ohne mir zu sagen, dass du keinen Autismus hast.)

Weshalb machen wir Autisten es? (Tipp: Es hat viele verschiedene Gründe)

Wo sind die Unterschiede zwischen autistischem und neurotypischem Stimming? (Denn ja, neurotypische Menschen betreiben auch Stimming)

Können wir unser Stimming kontrollieren?

Welche verschiedenen Arten von Stimming gibt es?

Was sind die Folgen des Nicht-Stimmings für uns Autisten?

Wie unterscheidet man Stimming von Tics?

Wann wird Stimming selbst- oder fremdverletzend?

Was kann man gegen selbst- oder fremdverletzendes Stimming tun?

etc. pp.

Leider schreibst du nicht, was du alles über Autismus weißt, woher du besagtes Wissen ziehst (Bist du selber Autist/Autistin?), welche Quellen du benutzten würdest (98% der deutschsprachigen Quellen sind gefüllt mit Fehlinformationen, Halbwahrheiten, Klischees und Vorurteilen) etc.

Ich bin immer dafür, über Autismus aufzuklären, allerdings sollten das

a) ausschließlich Autisten selber tun (Deshalb auch die Frage, ob du ebenfalls Autist/Autistin bist)

und b) nicht in einem limitierten Zeitfenster stattfinden müssen

Ich muss sehr viele Fehlinformationen etc. wöchentlich - nicht selten täglich - über uns Autisten lesen, deshalb bin ich hier sehr kritisch eingestellt. Wie intensiv beschäftigst du dich mit Autismus? Was weißt du darüber? Wo informierst du dich? Seit wie vielen Jahren beschäftigst du dich damit? Bist du selber Autist/Autistin? Wie kamst du auf die Idee? Seit wann hast du die Idee? Was ist dein Ziel mit der Präsentation? Gibt es ein anderes Thema, über das du eine Präsentation halten könntest? (Sicherlich gibt es das.) Wie gehst du auf Nummer Sicher, dass deine Quellen, aus denen du deine Informationen ziehst, allesamt korrekt sind (Nein, nur weil ein Artikel von Ärzten geschrieben wurde, ist er sehr oft noch lange nicht korrekt)? Noch schwieriger: Wie stellst du sicher, korrekte und inkorrekte Informationen, Verallgemeinerungen und Vorurteile, sowie Ansichten, die nicht mehr up-to-date sind, innerhalb von einem einzigen Artikel voneinander zu trennen? Denn sehr oft ist ein Artikel nicht voller Fehlinformationen, sondern es gibt Punkte, die durchaus korrekt sind. Wie stellst du sicher, dass du keine ableistischen Ansichten teilst und/oder gefährliche Therapiemethoden (Davon gibt es sehr viele) promotest? Verwendest du noch den ICD-10 oder würdest du dich korrekterweise am ICD-11 bzw. DSM-5 orientieren (Heißt: Nur von einem Autismus-Spektrum sprechen und nicht von Unterformen). Weißt du überhaupt, was das Autismus-Spektrum ist? Die meisten Leute denken, man könnte Autismus in Schweregrade einteilen, allerdings ist das inkorrekt. Sehr, sehr, extrem viel, was Leute über Autismus und uns Autisten denken/behaupten, ist inkorrekt oder zumindest eine starke Verallgemeinerung.

Sei es der Mythos bezüglich der Inselbegabungen oder dass wir weniger Empathie haben oder so viel mehr. Oder dass Autismus eine Krankheit sei. Sehr viele können leider nicht korrekt zwischen Entwicklungsstörungen und Krankheiten unterscheiden. Desweiteren denken viele, behinderte Menschen wären krank, obgleich längst nicht alle Behinderungen Krankheiten sind. Sehr viele wollen nicht verstehen, dass Autismus an sich etwas rein Neurologisches ist. Lass mich gar nicht erst in Themen wie Masking oder dem Double-Empathy-Problem einsteigen. Wir wären übermorgen noch hier.

Autismus ist mein Spezialinteresse und ich weiß, wie viel da schiefgehen kann. Es ist generell eine sehr schlechte Idee, eine Präsentation über eine gesamte Personengruppe zu halten, welcher du damit direkt oder indirekt, im kleinen oder großen Rahmen, schaden könntest. Insbesondere über eine Personengruppe, welche sich nicht oder nur begrenzt wehren bzw. nur begrenzt Self-Advocacy anwenden kann und welche nicht oder nur begrenzt von anderen und vor allem Menschen, die etwas ändern könnten, gehört, akzeptiert und verstanden wird.

Wenn du wirklich über Autismus aufklären möchtest, da dir das Thema sehr am Herzen liegt, würde ich dir raten, dafür das Internet zu verwenden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Biologie fände ich passend.

Gesellschaftskunde oder ähnliches kann auch passen, wenn ihr sowas habt.

Kommt auch drauf an, wo du den Fokus drauf legen möchtet.

Ich finde Biologie passt, ist ja immerhin eine (tiefgreifende) neurologische Entwicklungsstörung

Religion vielleicht


Knoerf  17.07.2024, 12:12

Autistengott und König von Allem "Evil Gregor Blau". ^_^

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FrostherzWaCa 
Beitragsersteller
 17.07.2024, 09:13

Danke. Allerdings bin ich zum einen in Ethik und zum anderen, haben wir nächstes Jahr kein Erhik/Religion.

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Politik könnte es passen. Damit würde sich die Autisten-Partei erklären. :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – https://www.autisten-partei.com