In Österreich wurde in Mathe für die kommenden Jahrgänge ein Technologieverbot eingeführt: Wie findet ihr das?

PalBeron  26.03.2022, 14:02

Technologie an der Schule oder an der Uni?

DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:03

Schule

PalBeron  26.03.2022, 14:04

Woher hast du die Info?

DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:04

Von meiner Schule.

Wechselfreund  26.03.2022, 14:28

Wieso sollte eine schlechte Note in Mathe eine "unbezwingbare Hürde" sein?

DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 15:05

Weil es bei Dyskalkulie nicht nur um eine schlechte Note geht. Das ist sowas wie Legasthenie, nur bei Mathe.

PalBeron  26.03.2022, 14:45

Woher genau hast du die Info?

DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 15:04

Von einem Lehrer an meiner Schule.

Wechselfreund  26.03.2022, 15:49

Man kann auch mit einer schlechten Mathe Note Abitur machen und studieren, wohl nicht unbedingt ein Fach, in dem Mathe unabdingbar ist.

DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:08

Ich rede nicht von mir. Aber Leute mit Dyskalkulie werden ohne Technik wohl keine 4 mehr in Mathe bekommen, sondern durchfallen.

Wechselfreund  26.03.2022, 16:09

Wo soll das sein, wo man durchfällt, wenn man in Mathe keine 4 schafft?

DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:12

Österreich. Wir haben nur 5 Noten. Es steht ja in der Frage...

10 Antworten

Von Experte grtgrt bestätigt
Die Universitäten argumentierten, dass die Leute, die die Matura schaffen, zu einer großen Zahl zu dumm seien und keine Kompetenz fürs Studium mitbrächten.
Wie findet ihr das?

Sinnvoll! Die Aufgaben werden ja nicht mehr so sein, dass man sie ohne Taschenrechner nicht berechnen könnte. Aber oft fehlt das Verständnis um die Materie, die moderneren Taschenrechner haben ja bereits alles implementiert.

Dort gibt man nur noch eine Funktionsgleichung ein und bekommt Nullstellen, Ableitungen samt Extrema, etc. geliefert.

Ähnlich sieht es im Bereich Stochastik, Algebra, etc. aus.

Auch solltest du mal die Lehrer fragen: Ich habe mich vor einiger Zeit mal auf einer Party eines Bekannten mit einem Mathematik Lehrer unterhalten:

Der erzählte mir, dass das Abitur so inflationär geworden ist, dass sie als Lehrer angehalten sind, die Leistungserwartungen runterzuschrauben. Soll heißen, die Klausuren werden immer einfacher! Er hat zum Test fürs Abitur mal Probeklausuren von 1995, 2000 und 2005 vorgelegt.

Selbst die sogenannten 1er Schüler hätten bei den Klausuren gerade noch eine 3 geschafft. Mit dem Bewertungsschema von damals nur eine 4.

Das ist die traurige Realität!

Dass die Universitäten nicht bereit sind, das Niveau noch weiter nach unten zu schrauben und ein numerus clausus offenbar nicht mehr ausreicht, weil es zu einfach geworden ist ein sehr gutes Abitur zu erreichen, spricht doch für sich.

Was nutzt einem ein Universitätsabschluss, wenn dieser keine Kompetenz mehr verspricht? Wir wollen doch alle, dass der Arzt, der uns operiert, doch auch weiß was er da tut... Oder nicht? :)


DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:46

Im Grunde gebe ich dir ja recht. Ableitungen zB sollte man verstehen und nicht den Computer für sich machen lassen.

Ich denke bei der ganzen Sache aber an Wahrscheinlichkeitsrechnung mit vielen Kommastellen oder Binomialverteilung. Das ist ja nicht dasselbe, als einfach verstanden zu haben, wie das geht.

Ich meine, man soll wissen, was man tun muss, klar. Aber jetzt 50 über 36 im Kopf rechnen, mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,5647264833 zB? Da habe ich schwere Bedenken.

Inwiefern waren die Aufgaben früher eigentlich schwerer? Woran würden da "die heutigen Schüler" scheitern?

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GuteAntwort2021  26.03.2022, 15:12
@DoctorInge
Ich denke bei der ganzen Sache aber an Wahrscheinlichkeitsrechnung mit vielen Kommastellen oder Binomialverteilung. Das ist ja nicht dasselbe, als einfach verstanden zu haben, wie das geht.

Und hier sagte ich ja, dass die Aufgaben nicht so sein werden, als ob man sie ohne Taschenrechner nicht wird berechnen können.

Oft lohnt es sich eh, mit den Brüchen weiter zu rechnen statt mit den Dezimalzahlen.

Eine Münze wird 5 mal geworfen, wie ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung für Kopf und wie hoch der Erwartungswert für Kopf?

Das kann man locker im Kopf berechnen, wenn man weiß wie es funktioniert: 2^5 = 32...

p(X=k) = (5 über k) * (1/2)^k * (1/2)^(5-k)

Also wird alles mit (5 über k)/32 darstellbar sein. Dafür brauche ich keinen Taschenrechner.

Dass du da großartig den Logarithmus wirst berechnen müssen, vermute ich eher nicht. Höchstens einfache Aufgaben wo man sowas auch mit einer kleinen Nebenrechnung hinbekommt.

Inwiefern waren die Aufgaben früher eigentlich schwerer? Woran würden da "die heutigen Schüler" scheitern?

Das ist es ja, sie waren nicht wirklich schwerer! Sie setzen nur voraus, dass man verstanden hat, was man da rechnet. Wenn man die Binomialverteilung verstanden hat, kann man alle entsprechenden Aufgaben berechnen.

Heute sind alle Aufgaben aber nach Schema F angelegt. Man lernt Schema F auswendig und kann alle Aufgaben dieses Schemas dann mit dem Taschenrechner lösen, ohne genau verstanden zu haben, was man da eigentlich rechnet.

Und so bald die Aufgabenstellung dann leicht anders ist in den Abiturprüfungen, heulen die Leute überall rum (auf gf.net z. B.) wie schwer die Klausur doch war und verlangen dann, dass der Notenschlüssel zu ihren Gunsten modifiziert wird.

Und genau das ist ja das Kernproblem, welches die Universitäten nun ankreiden (wobei das schon deutlich länger kritisiert wurde). Es fehlt die Kompetenz - damit ist gemeint: Die Schüler können die Berechnungen nicht adaptieren auf andere Sachverhalte, obwohl es sich dort doch genauso verhält - was man verstanden hätte, wenn man wüsste, was man dort eigentlich rechnet.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:05
@GuteAntwort2021

Also 5 über k ginge ja noch und dein Beispiel kann ich auch im Kopf. Aber zB 50 über 37? Ich meine, du müsstest dann ja 50*49*48*... im Kopf rechnen usw. Das müsste in den Schularbeiten aber schon adaptiert werden mit kleineren Zahlen, sonst wird man ja nie fertig und wegen eines Rechenfehlers hätte man alle Punkte weg. Obwohl man die Aufgabe verstanden hätte.

Zum Rest: Also in meiner Schule kommt man in Mathe nicht weit, wenn man Schema F auswendig lernt. Wenn man es nicht verstanden hat, scheitert man an den Aufgaben. In den Schularbeiten müssen wir auch immer umdenken und anwenden, die sind genau so aufgebaut, dass das Verständnis abgefragt wird. Ich finde, da sollte man nicht pauschalisieren. Eine Freundin von mir geht auf die HAK, da ist es so, dass man einfach nur Schema F wiedergeben muss. In der Mittelschule ist es auch so. Da lernste irgendwas auswendig und das wars. Aber in dem Gymnasium wo ich bin, bekommst du ohne Verständnis keine positive Note. Einfach nur Schema F anzuwenden, nützt nichts.

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GuteAntwort2021  26.03.2022, 16:14
@DoctorInge

(50 über 37), da bleibt doch nur noch

(50 * 49 * 48 * 47 * 46 * 45 * 44 * 43 * 42 * 41 * 40 * 39 * 38) / (13 * 12 * 11 * 10 * 9 * 8 * 7 * 6 * 5 * 4 * 3 * 2 * 1)

stehen, davon kann man dann noch vieles kürzen:

  • 39 mit 13 -> 3
  • 48 mit 12 -> 4
  • 44 mit 11 -> 4
  • 50 mit 10 -> 5
  • 45 mit 9 -> 5
  • 40 mit 8 -> 5
  • 49 mit 7 -> 7
  • 42 mit 6 -> 7
  • 46 mit 2 -> 24

Und das werde ich wohl auch noch in 2 Minuten auf einem Blatt Papier lösen können. Vielleicht 5 Minuten.

Aber das ist es ja, was ich meine mit Verständnis. Grundlegendes Verständnis ist bei vielen nicht mehr da, weil sie gar nicht wissen, wie (n über k) aufgebaut ist. Wozu auch, weiß ja der Taschenrechner...

Und genau das ist das Problem, was die Universitäten ankreiden.

Wobei du nicht wirst 50 über 37 wirst ausrechnen müssen im Kopf, kann ich dir garantieren!

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:22
@GuteAntwort2021

Ich weiß ja, wie das aufgebaut ist. Nur sprach ich vom Kopfrechnen, nicht vom Papierrechnen. Unsere aktuellen Schularbeiten hätten gar nicht den Platz dazu unter der Aufgabe, das anzuschreiben. Mit Kopf meine ich wirklich Kopf. Eine Division und Multiplikation auf Papier ist ja leicht.

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GuteAntwort2021  26.03.2022, 16:24
@DoctorInge

Wo ist dann das Problem?

Dann wird man in Zukunft zu den Klausuren wieder 5 Schmierblätter für Nebenrechnungen dazu bekommen. Hat doch früher auch funktioniert. :)

Die Schulen werden garantiert nichts von ihren Schülern verlangen, was selbst die Lehrer kaum hinbekommen können. Sondern nur das, was von ihnen selbst zu Schulzeiten auch verlangt wurde.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:35
@GuteAntwort2021

Dann wäre das ja irgendwie ok. Aber wie soll ich zB 0,9876 hoch 9 rechnen?

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GuteAntwort2021  26.03.2022, 16:46
@DoctorInge

Auch das wirst du vermutlich nicht rechnen müssen. Eher sowas wie z.B. 0,9^5 und das ist ja einfach:

(9^5) / (10^5)

10^5 ist einfach eine 1 mit 5 Nullen hinten dran: 100.000

9^5 ist 9*9 => 81*9 => 729*9 => 6561*9 = 59.049

Also 59,049%

Bekommt man offensichtlich leicht ohne TR hin, hab's gerade vorgeführt. ;)

..........................

Du tust immer so, als wenn die Aufgaben nicht zu schaffen sein werden ohne Taschenrechner. Fakt ist aber, das die Aufgaben so konzipiert sein werden, dass man sie auch leicht ohne Taschenrechner wird bearbeiten können.

Es wird wieder mehr Fokus auf das Verständnis gelegt, weniger darauf, dass man möglichst genaue Ergebnisse bekommt!

Denn wenn man die Berechnung verstanden hat und anwenden kann, dann kann man auch später im Beruf oder an der Hochschule jede Aufgabe mit Taschenrechner wieder berechnen können. Und darum geht es ja letztlich.

.........................

Um das ganze mal bildlich darzustellen: Man bringt Kindern in der Grundschule nicht das rechnen bei, indem man ihnen die Funktionsweise eines Taschenrechners erklärt.

Aber genau so läuft Mathematik momentan an den weiterführenden Schulen. Ohne Taschenrechner sind 95% der Schüler aufgeschmissen. Sie haben das eigentliche rechnen nicht gelernt, nur wie man den Taschenrechner bedient!

Das Problem jetzt begriffen?

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:57
@GuteAntwort2021

Ich dachte halt, man müsse die gleichen Aufgaben lösen, wie wir mit Taschenrechner.

Ja, ich habe es verstanden. Ein kurzes "da kämen aber keine Aufgaben mit solchen Zahlen wie jetzt" hätte es aber auch getan, anstatt dieser sehr unhöflich klingenden Frage am Ende inkl. Roman.

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GuteAntwort2021  26.03.2022, 16:59
@DoctorInge

Die Frage war nicht unhöflich, höchstens leicht genervt weil es eigentlich offensichtlich sein sollte, dass man nichts "unmögliches" von euch verlangen wird. ;-)

Der Roman sollte lediglich zum Verständnis dienen. Detailliert statt oberflächlich.

Ich kann dich nur zur Tür führen, durchgehen musst du alleine.
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GuteAntwort2021  26.03.2022, 17:05
@DoctorInge

Und zu meiner Verteidigung. hier ein Auszug meiner Erwähnungen

Direkt in meiner Antwort

Sinnvoll! Die Aufgaben werden ja nicht mehr so sein, dass man sie ohne Taschenrechner nicht berechnen könnte.

Im ersten Kommentar:

Und hier sagte ich ja, dass die Aufgaben nicht so sein werden, als ob man sie ohne Taschenrechner nicht wird berechnen können.

Im zweiten Kommentar:

Wobei du nicht wirst 50 über 37 wirst ausrechnen müssen im Kopf, kann ich dir garantieren!

Im dritten Kommentar:

Du tust immer so, als wenn die Aufgaben nicht zu schaffen sein werden ohne Taschenrechner. Fakt ist aber, das die Aufgaben so konzipiert sein werden, dass man sie auch leicht ohne Taschenrechner wird bearbeiten können.

Ich habe also in allen meinen Antworten/Kommentaren kurz und knackig erwähnt, dass die Aufgaben so sein werden, dass man sie ohne TR wird bearbeiten können!

Wenn du nicht liest, kannst du mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht erwähne. :)

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Meine Erfahrung als Lehrer ist, dass es, nachdem man den Schülern einen Taschenrechner gibt, etwa drei Wochen dauert, bis ein grosser Teil der Schüler den Unterschied zwischen Plus und Mal nicht mehr kennt. Beide Operationen sind dann nur noch eine Taste auf dem Taschenrechner und man muss nur die richtige Taste treffen, damit der Taschenrechner rechnet.

Es ist tatsächlich so, dass die Computer uns immer mehr Denkprozesse abnehmen können. Es sollten aber doch die Menschen sein, die den Computern sagen, was sie arbeiten sollen. Und das kannst du nur, wenn du zumindest die Grundoperationen selbst beherrschst. Der Chef muss zumindest eine Ahnung haben, was seine Angestellten tun. Wenn du dich dafür nicht interessierst, gehörst du eben nicht an eine Universität.


GutenTag2019  26.03.2022, 14:17

Richtig. Immerhin besteht die große Sorge, dass der Mensch irgendwann von der KI gesteuert wird.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:40

Also mir persönlich musst du es nicht sagen, ich habe kein Problem mit Mathe und rede auch nicht von so einfachen Dingen wie Plus und Mal.

Ich meine, denk dabei mal an Wahrscheinlichkeitsrechnung mit vielen Kommastellen und Binomialverteilung.

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diderot2019  26.03.2022, 15:44
@DoctorInge

Da kommt es auf die Aufgabenstellung an, was man noch sinnvoll rechnen kann. Wenn du dann durch eine dreistellige Zahl dividieren musst, ist das sicher keine sinnvolle Aufgabe. Aber das muss man ja nicht.

Ich gehe ausserdem davon aus, dass ihr in gewissen Situationen schon einen Kontakt zu Computern habt. Ihr werdet schon auch noch lernen, wie man z. B. Excel benützt, um Daten darzustellen.

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Richtige Entscheidung!

Wer diese nicht versteht, hat Mathematik nicht begriffen.

Ab einem gewissen Level geht es in der Mathik kaum mehr um einen "Zahlenwert" als Lösung, sondern um den Rechenweg.

Das Problem: mit heutiger Technologie kommt man ohne die Grundlagen verstanden zu haben oft auf die Lösung. Ist zwar nett, aber was bringt eon Msthematikunterricht, der keine Mathematik mehr beibringt.

Ich finde also nicht diesen "Move" "Nonsens" (um es mit deinem Ductus zu sagen), sondern deine gesamte "Argumentation".

Man sieht aus dieser, dass du die Mathik nicht verstanden hast.

Also: absolut richtige Entscheidung, hätte ich dem österreichischem Bildungssystem nicht zugetraut.


PalBeron  26.03.2022, 14:26
Das Problem: mit heutiger Technologie kommt man ohne die Grundlagen verstanden zu haben oft auf die Lösung. Ist zwar nett, aber was bringt eon Msthematikunterricht, der keine Mathematik mehr beibringt.

Du musst die Grundlagen verstanden haben, da du sie zeigen musst, bevor du den TR verwenden darfst. Außerdem geht es hauptsächlich darum, die Beispiele zu verstehen. Wenn das nicht gegeben ist, kann man auch nichts mit dem TR machen.

Abgesehen davon, dass ich die Behauptung des FS nicht bestätigen kann. Habe davon noch nie etwas gehört, und news gibt's auch keine dazu.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:32
@PalBeron

Höre endlich auf zu behaupten, ich würde Fakenews verbreiten.

Die Schulen scheinen ausnahmsweise mal etwas früher zu wissen als die Medien, wow, was für ein Wunder.

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PalBeron  26.03.2022, 14:34
@DoctorInge

Nein. Ich habe jetzt schon mit jemanden gesprochen, der in Verbindung mit dem Bildungsminister steht, und einer Lehrerin. Keiner hat jemals irgendwas davon gehört, mir eingeschlossen.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 15:03
@PalBeron

Ich habe ja auch mit einem Lehrer gesprochen. Wollen wir jetzt Lehrer und Lehrer gegeneinander abwiegen?

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:16
@PalBeron

Wie gesagt, beschlossen hätte es der alte BM, nicht dieser.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:31

Wo sieht man, dass ich jetzt Mathematik nicht verstanden hätte!? Welche Vorurteile hast du denn?

Ich bin gut in Mathe und das war schon immer so! Ich fürchte mich kein Stück vor der Matura, im Gegenteil, ich bereite mich darauf vor, eine 1 in Mathe zu erreichen, weil ich weiß, dass ich das Potential dazu habe.

Aber jetzt genug von mir. Zurück zu dir und deiner wenig durchdachten Antwort.

Meine Argumentation ist, dass jemand, der mit Zahlen aufgrund von Dyskalkulie nicht umgehen kann, doch nicht aus einem Studium ausgeschlossen werden soll, bei dem er das gar nicht braucht.

Es wäre doch die viel intelligentere Lösung, wenn man einfach nur den Zugang zu diesem Studien beschränken würde, wenn man schon die Technologie streichen muss, aber die Matura eben teilgültig wäre, ohne Mathematik. Qualifizierend dann halt nur für Studiengänge, die Mathematik nicht beinhalten.

Ich habe auch nichts dagegen, dass GeoGebra gestrichen wird. Für mich persönlich zumindest. Wobei da für andere schon eine große Hilfe wegfällt. Denn bei Geogebra kann man durchaus den Rechenweg verlernen, wenn man nichts mehr mit Hand macht. Aber wie gesagt, man muss es ja nicht bei jedem Scheiß verwenden. Da muss dann eben auch der Lehrer darauf achten.

Aber beim Taschenrechner? Man muss doch vorher wissen, wie man rechnen muss und was man eingeben muss, damit man zu einem richtigen Ergebnis kommt. Der nimmt einem nicht das Denken ab, die Aufgabe muss man trotzdem verstanden haben. Der TR ist doch eigentlich nur ein Zeitsparer für den "normalen" Schüler, für einen mit Dyskalkulie dann halt eine Rechenhilfe. Aber wenn der jenige nicht versteht, was er eingeben muss, dann hilft der TR auch nicht mehr weiter.

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weil jetzt Leute mit Dyskalkulie praktisch doch gar keine Chance mehr auf ein Studium haben, weil sie schon keine Chance mehr auf die Matura haben.

Ich habe selbst eine Rechenschwäche und bin froh, nicht in Österreich zu leben. Damit wäre meine Möglichkeit, einen höheren Bildungsweg zu beschreiten, revidiert.

Ich übe regelmäßig, aber werde mein ganzes Leben lang Probleme mit Mathe haben. Das geht nicht weg.


DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:04

Ich finde das einfach total falsch, dass da solche Hürden gesetzt werden. Eine Matheschwäche wäre nämlich in einem Literatur- oder Sprachstudium ja komplett egal.

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blurryeyes22  26.03.2022, 14:07
@DoctorInge

Das stimmt. Ich finde es entsetzlich. Aber Dyskalkulie wird oftmals stigmatisiert. Die meisten Leute werfen den Betroffenen vor, sie hätten einfach nur keine Lust, hätten nicht genug getan und so weiter...

Bei mir wurde es auch erst sehr spät festgestellt. Meine eigene Familie glaubt nicht, dass ich es habe. Wenn ich mir vorstelle, dass andere Leute systematisch deshalb aussortiert werden, macht es mich traurig.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:12
@blurryeyes22

Bei Legasthenie ist es oft auch nicht viel besser. Ich kenne ein paar Legastheniker. Anerkannt sind beide, einer ist im selben Gymnasium wie ich und bekommt Zeitaufschub bei den Sprachschularbeiten.

Ein anderer ist im "niedersten" (nicht wertend!) Schulzweig gelandent und hat jeglichen Mut verloren. Dem wird auch oft vorgeworfen, er sei dumm und würde einfach nicht wollen. Was ja kompletter Blödsinn ist.

Ich gab früher öfters Hausaufgabenhilfe bei Volksschülerm, war ein Schulprojekt. Da hatte ich auch manchmal ein Mädchen, das wahrscheinlich Dyskalkulie hatte. (Spekulierten auch die Lehrer.) Das hatte nämlich nirgends Probleme, nur Mathe ging gar nicht. Es war einfach kein Mengenverständis für Zahlen vorhanden, da kann man nichts machen. Ansonsten war aber alles normal.

Deshalb finde ich so ein Beschränken der Möglichkeiten auch bescheuert.

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blurryeyes22  26.03.2022, 14:17
@DoctorInge

Das habe ich leider auch schon hier in Deutschland so mitbekommen.

An meiner Schule wissen die meisten Lehrer vermutlich nicht einmal, dass Dyskalkulie existiert. Ich habe mir vorgenommen, offener über meine Probleme zu sprechen, damit so etwas wie ein 'Bewusstsein' dafür entsteht.

Ich habe früher die Aufgaben auswendig gelernt, die ich mit meinen Eltern gerechnet habe, damit es nicht auffällt, weil ich mich geschämt habe.

Ähnlich ist es bei psychischen Erkrankungen. Meiner Erfahrung nach gibt es wirklich viele bemühte Lehrer, die einfach nur nicht das nötige Wissen für solche Themen mitbringen.

Auch ist es schwer, einen Nachteilsausgleich wirklich durchzusetzen. (So heißt das hier in Deutschland, so können Schüler mit Legasthenie länger Zeit bekommen. Für Dyskalkulie gibt es diesen Nachteilsausgleich in einigen Bundesländern nicht einmal!) Wenn Schüler noch nicht die Volljährigkeit erreicht haben und die Eltern dagegen sind, offen über solche Probleme zu reden, haben sie ohnehin einen enormen Nachteil.

Oftmals bleiben all diese Dinge leider unerkannt, bei mir war es auch nur ein glücklicher Zufall.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:49
@blurryeyes22

Und dann kommen hier Leute und plerren raus, dass diese Entscheidung ja ach so gut wäre. Die haben das Problem, Dyskalkulie und mein ganzes Argument in der Frage auch nicht verstanden.

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blurryeyes22  26.03.2022, 15:28
@DoctorInge

...weil sie selbst (persönlich) nicht betroffen sind. Für Menschen mit Dyskalkulie ist Mathe auch mit Taschenrechner eine große Herausforderung.

Es gibt hier auch Community-Experten aus dem Bereich Mathematik, die die Existenz von Dyskalkulie leugnen...

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 16:11
@blurryeyes22

Wow, die haben den Expertenstatus dann ja echt verdient. Wie ein Arzt, der die Existenz von Viren leugnen würde. 😆

Jedenfalls finde ich, muss man nicht selbst betroffen sein, um zumindest mein Argument zu verstehen. Ob man jetzt die Existenz von Dyskalkulie anerkennt oder nicht. Mein Argument wäre jetzt wohl nicht so schwer nachvollziehbar, nämlich, weshalb ein Sprachler in Mathe gut sein müsse.

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Wenn in Mathe ohne Hilfmittel gearbeitet wird, ist das im Prinzip nicht schlecht. Denn dadurc hwird das Verständnis für Zahlen und deren Zusammenhänge gestärt. Und die technische Aufrüstung in Klassenzimmern gekappt. Schließlich läuft es sonst auf die Fähigkeit, möglcihst teure und leistungsfähige Geräte bedienen zu können hinaus.

Das Problem von Menschen mit Handikap lässt sich sicherlich lösen.


DoctorInge 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 14:38

Aber muss man wirklich eine Binomialverteilung mit vielen Multiplikationen im Kopf können, um "reif" zu sein?

Das wichtigste ist doch, dass man versteht, was man tun muss, wie die Berechnung geht, wie man ohne Geogebra ableitet und dass man natürlich die Grundrechnungsarten beherrscht und ein Verständnis für Brüche hat.

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Kleidchen2  26.03.2022, 17:59
@DoctorInge

Man muss es nicht im Kopf können, dafür gibt es ja Papier und Schreibgerät. Ich habe in meinem Berufsleben gesehen, dass es gut ist, im Kopf wenigstens die ungefähren Dimensionen mitlaufen zu haben. Dadurch entsteht ein Zahlengefühl, das für Einschätzungen gut ist.

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