Ich schäme mich Deutscher zu sein?
Ich habe heute das KZ Dachau besucht und dabei einen hervorragenden Guide abbekommen der mir viel erklären konnte. Nun standen wir am Ende der Tour vor dem Tor des KZ mit einer Stahltüre mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“. Dort beobachtete ich die Menschen ein wenig und bemerkte das Leute dort vor dem Tor grinsend Selfies machten, zwei Mütter haben sogar ihr Kind davor gestellt und Bilder von den grinsenden Kindern gemacht die zwei Daumen nach oben hielten. Kein Mensch hat darauf negative reagiert bis auf ein paar aus meiner Gruppe. Der Guide sagte später sowas geschähe täglich und noch schlimmer. Haben wir Deutschen denn nichts aus dem Holocaust gelernt? Alle beschweren sich immer über zu viel Erinnerungspolitik aber ist es nicht eher zu wenig wenn wir Idioten es immer noch nicht gelernt haben. Die AfD und andere Rassistische, Völkische und Antisemitische Gruppen werden wieder grösser, Politiker verprügelt und langsam beginne ich mich wirklich für mein Land und meine Leute und sogar mich selbst und meine verblödeten Vorfahren die bei der SS und Sa waren zu schämen. Schämen ist vielleicht das falsche Wort, aber ich weiss nicht wie ich es sonst sagen soll. Was ist los mit uns? Bis vor vier dachte ich auch wir hätten diesen Kapitel der kollektiven Dummheit hinter uns aber anscheinend schaffen wir es einfach nicht die braune Pest loszuwerden.
Wer sagt, dass es Deutsche waren?
Sie Sprachen Deutsch mit Saarländischen Akzent. Die anderen auch aber ich kannte das Deutsch nicht.
6 Antworten
Ja, die Erinnerungskultur hat versagt. Sie ist keine Erinnerungskultur, sondern eine Schuldkultur, deshalb greift es nicht mehr. Die Menschen haben es satt, sich für Taten vor 80 Jahren verantwortlich zu machen. Anstatt eine gesunde Einstellung zur Vergangenheit zu fördern (positives und negatives), wird hier die Kollektivschuld propagiert. Das die Deutschen irgendwann keine Lust mehr haben, der Prügelknabe der Geschichte zu sein, ist da wohl verständlich. Die Gefahr daran ist eben, das die Menschen sich aus Trotz gegen die Erinnerung stellen, weil sie den Schuldkult satt haben und das ist ein Problem.
Du musst wissen das wir deutschen lange nicht die schlimmsten waren.
Klar wir hatten das 20te Jahrhundert aber schau dir mal Die USA an die Erstens die Indianer ausgerottet haben und sich in jeden Krieg eingemischt und auch viele angezettelt haben.
Du solltest es aber nicht so sehen als müsstest du dich für die deutschen schämen sondern für die Nazis
Scheisse aber wir taten das meiste zwischen 1942 und 1945. Andere wie Stalin, Mao und Amerika brauchten Jahrzehnte. Amerika sogar mehr. Aber warum nur andere zeigen?
Lass das mal wirken und überleg dir dann was du tun kannst dass das nicht wieder passiert.
Hat denn von der Gedenkstätte niemand reagiert? Ich war noch nicht in Dachau, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass es da gar keine Security gibt, die die Leute höflich aber bestimmt zu angemessenem Verhalten ermahnen könnte.
Geschichtsverharmlosung und Rechtsextreme Parolen sind leider in den letzten Jahren teilweise salonfähig geworden. Alles, was man da machen kann, ist im Rahmen der eigenen Möglichkeiten jederzeit und überall dagegen zu halten. Wenn wir schon bei kleinen Verstößen (z.B. der antisemitische Witz am Stammtisch) Zivilcourage zeigen, dämmen wir vielleicht auch solche Vorfälle ein, wie Du sie geschildert hast.
Ich bin selbst zweite Nachkriegsgeneration und habe verstanden, dass Erinnerungskultur wichtig ist. Ich kann heute sagen "nie wieder" und übernehme Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft, die ich mit gestalten kann.
Jedoch schäme ich mich nicht für Dinge, auf die ich nie Einfluss hatte.
Treffend beschrieben. Ich nenne es Fremdscham. Geht mir genauso.
(Nicht nur in Sachsen)
"Die Partei" war noch nie lustig und Du bist es auch nicht.
Wir besitzen definitiv eine kollektivschuld.