Verfolgung und Ausgrenzung der Juden?

cuber023  30.06.2022, 19:10

Bezieht sich das Thema auf Verfolgung der Juden im 20. Jahrhundert von den Nazis oder auch Judenverfolgung im Mittelalter?

verreisterNutzer 
Beitragsersteller
 30.06.2022, 19:11

Nein nur zum 20 Jahrhundert

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

https://www.youtube.com/watch?v=RMpsTFWv9oA

Hier sind noch Themen die du deiner Mind Map zufügen könntest. Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung

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Vom Mitbürger zum "Volksfeind"

Die erste Welle staatlichen Terrors gegen Juden setzte im Frühjahr 1933 ein. Ende März begann unter großem Propagandaaufwand die Vorbereitung einer Boykottaktion gegen jüdische Geschäfte, Warenhäuser, Anwaltskanzleien und Arztpraxen. Während des "Geschäftsboykotts" vom 1. April entlud sich der von der NSDAP seit Jahren geschürte Hass auf Juden. Zugleich machte die Aktion deutlich, dass die jüdische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit von der NS-Führung nicht als Teil des deutschen Volks betrachtet wurde. Doch die meisten der rund 525.000 Juden in Deutschland waren zu diesem Zeitpunkt noch der Auffassung, die antisemitischen Ausschreitungen und Übergriffe wären Teil der Jahrhunderte langen Verfolgung und würden sich nach der "nationalen Siegeseuphorie" der Nationalsozialisten wieder legen

"Nürnberger Gesetze" und Radikalisierung

Einen radikalen Einschnitt in das Leben der Juden in Deutschland brachten die sogenannten Nürnberger Gesetze von 1935, die Juden zu Menschen minderen Rechts stempelten. Um die "Reinhaltung" der "arischen Rasse" für alle Zukunft zu sichern, stellten die Gesetze Eheschließungen sowie den als "Rassenschande" bewerteten außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Nichtjuden und Juden unter Strafe. Abhängig gemacht wurde die Zugehörigkeit zur "jüdischen Rasse" von der Konfession der Großeltern. Die Nürnberger Gesetze definierten Menschen als "Volljude" oder "Halbjude", von denen sich viele zeit ihres Lebens nicht als Juden empfunden hatten. Auch sie wurden nun Teil der ausgegrenzten jüdischen Gemeinschaft und Opfer von Rassentheorien, die ein grundlegendes Element nationalsozialistischer Weltanschauung bildeten. Ideologisch orientierten sich die Nationalsozialisten an einer bereits im 19. Jahrhundert aufkommenden, aber wissenschaftlich unhaltbaren völkischen Rassedefinition. Juden galten aus nationalsozialistischer Sicht als die Angehörigen der bedrohlichen "Gegenrasse" und als Verschwörer sowohl hinter dem westlichen Kapitalismus als auch hinter dem sowjetischen Kommunismus. Die NS-Propaganda schilderte immer wieder, wie das "internationale Judentum" die Weltherrschaft an sich reißen wolle, was gleichbedeutend sei mit dem Untergang des deutschen Volkes.

Das "Novemberpogrom" und seine Folgen

Mit der Abschiebung von 17.000 als "polnischstämmig" bezeichneten Juden nach Polen erreichte die antijüdische Politik im Oktober 1938 nochmals eine Verschärfung. Von den Deutschen aus dem Land getrieben und von den Polen nicht ins Land gelassen, irrten die Abgeschobenen im deutsch-polnischen Grenzgebiet umher, bevor sie auf polnischer Seite primitivste Unterkunft fanden. Der 17-jährige Jude Herschel Grynszpan, dessen Familie unter den Abgeschobenen war, verübte am 7. November 1938 in Paris einen Mordanschlag auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath. Sein Tod zwei Tage später lieferte Goebbels den Vorwand für einen "spontanen Sühneakt". In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November ermordeten Nationalsozialisten etwa 100 Juden, steckten Hunderte von Synagogen in Brand und demolierten Tausende jüdischer Geschäfte und Wohnungen. Um den Druck zur Auswanderung zu erhöhen, wurden rund 30.000 jüdische Männer in Konzentrationslager (KZ) verschleppt und nur wieder freigelassen, wenn ihre Angehörigen eine baldige Ausreise zusicherten. Dem wegen der zerstörten Schaufensterscheiben auch "Reichskristallnacht" genannten Pogrom folgte eine Fülle antijüdischer Maßnahmen, mit denen die Juden endgültig jeglicher Existenzgrundlage beraubt wurden.

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung-und-verfolgung.html

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
 - (Politik, Geschichte, Rassismus)

Udavu  02.07.2022, 06:11

⭐Danke

Für die Juden ist das Leben in Deutschland zur Jahreswende 1938/39 unerträglich geworden. Seit Beginn der NS-Herrschaft werden sie schikaniert und drangsaliert, jedes nationale Unglück, jede Katastrophe wird ihnen angelastet. Eine Fülle von Gesetzen und Verordnungen schränkt ihre Existenz immer weiter ein. Bis zum Jahre 1938 konnten die in Deutschland lebenden Juden noch davon ausgehen, das ein Weiterleben, unter welchen Einschränkungen auch immer, möglich ist. Die Novemberpogrome von 1938, die von den Nationalsozialisten organisierte Gewaltserie gegen Juden und jüdische Einrichtungen in ganz Deutschland, machen diese Hoffnung jedoch zunichte. Der staatliche Terror gegen die Juden wird ab 1938 brutaler, offensichtlicher und ihre Lebens- und Überlebenschancen werden immer stärker eingeengt. So werden Juden ab dem 1. Januar 1939 gezwungen die Beinamen Israel bzw. Sarah zu tragen, sofern sie an ihren Vornamen nicht als Juden erkennbar sind. Nach und nach wird ihnen untersagt, Radios, Fernseher und Fotoapparate zu benutzen. 

Bereits kurz nach der Gründung der NSDAP konnte man im Parteiprogramm im Jahre 1920 folgendes lesen: "Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksicht auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein." Die Umsetzung dieses judenfeindlichen Gedankengutes in konkreten Maßnahmen lässt nach Januar 1933 nicht lange auf sich warten. Die Judenfeindschaft ist jedoch keine Erfindung der Partei oder Adolf Hitlers, sie hat in Deutschland und Europa eine lange Tradition. Seit dem Mittelalter wird die Feindschaft gegen Juden religiös begründet, Juden werden für den Tod von Jesus verantwortlich gemacht. Im 19. Jahrhundert bildet sich eine scheinbar wissenschaftliche Rassenlehre heraus und der Begriff Antisemitismus wird geprägt. Dahinter steckt die Behauptung, dass semitische Völker (zu denen die Juden gehören) anderen Völkern unterlegen seien und somit auch als Fremdkörper und Schädlinge angesehen. Schon vor dem ersten Weltkrieg entstehen Parteien, die eine weitgehende Ausgrenzung der Juden befürworten. Der Antisemitismus ist in großen Teilen der Bevölkerung verbreitet, auch unter Intellektuellen. Statt den Ursachen nachzugehen, werden tatsächliche oder vermeintliche Probleme der Gesellschaft vornehmlich den Juden angelastet, die auf diese Weise als Sündenböcke herhalten müssen. Das gilt vor allem für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die völkische Rechte den Juden die Niederlage von 1918 und die Novemberrevolution anlastet. Wenn von "Novemberverbrechern" die Rede ist, dann sind in erster Linie Juden, Marxisten und Freimaurer gemeint. Aus dieser fanatischen und reaktionären Haltung entsteht eine fundamentale Gegnerschaft zur Weimarer Republik die als "Judenrepublik" diffamiert wird. Juden gelten als minderwertig aber gefährliche Feinde, die die "Arier" in einer "Weltverschwörung" bedrohen und es sind diese Einstellungen die der politische Nährboden für Adolf Hitler und seine Nationalsozialisten sind.

Der Antisemitismus wird zum wesentlichen Baustein der Ideologie und erfährt zugleich seine aller schärfste Ausprägung. Eine Vielzahl von Verordnungen, Gesetzen und Erlassen werden ab 1933 gegen jüdische Mitbürger platziert und alle verfolgen ausschließlich das Ziel den Juden klar zu machen, das für sie in Deutschland kein Platz mehr ist und sie nur noch geduldet werden, allerdings rechtlos. Die NS-Politik ist zunächst darauf ausgerichtet, den deutschen Juden neben den staatsbürgerlichen Rechten ihre existenziellen Grundlagen zu entziehen und sie aus dem wirtschaftlichen und öffentlichen Leben zu verdrängen. Juden dürfen zahlreiche Berufe nicht mehr erlernen und auch nicht ausüben. Vermögen über 5000 Reichsmark können jederzeit eingezogen werden. Das Führen und Halten von Autos ist nicht erlaubt. Ihnen werden die Telefonanschlüsse gekündigt. Jede Schikane soll ihren Willen zum Verbleib in Deutschland schwächen. Juden dürfen nicht mehr auf Märkten einkaufen, sie dürfen keine Schokolade mehr kaufen, keine öffentlichen Schwimmbäder oder Kinos besuchen, öffentliche Schulen sind auch tabu. Ab September 1941 müssen alle Juden ab dem sechsten Lebensjahr einen fest angenähten gelben Stern auf der Kleidung tragen. In dieser Lage versuchen verzweifelte jüdische Eltern, wenigstens ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Großbritannien nimmt fast 10.000 jüdische Kinder ohne Visum auf und diese in Pflegefamilien oder Pflegeheimen untergebracht, die meisten dieser Kinder werden ihre Eltern die in Deutschland zurückgeblieben sind nicht mehr wiedersehen. Es folgt 1941 das letzte Kapitel bei der Antwort der Nationalsozialisten auf die "Judenfrage", das Ausreiseverbot für Juden und der Beginn der Massentötung im deutschen Einflussbereich, welche etwa sechs Millionen von ihnen das Leben kosten wird.

Bedenke aber, die Judenfeindschaft war keine Erfindung der Partei oder Adolf Hitlers, sie hat in Deutschland und Europa eine lange Tradition. Seit dem Mittelalter wird die Feindschaft gegen Juden religiös begründet, Juden werden für den Tod von Jesus verantwortlich gemacht. Im 19. Jahrhundert bildet sich eine scheinbar wissenschaftliche Rassenlehre heraus und der Begriff Antisemitismus wird geprägt. Dahinter steckt die Behauptung, dass semitische Völker (zu denen die Juden gehören) anderen Völkern unterlegen seien und somit auch als Fremdkörper und Schädlinge angesehen. Schon vor dem ersten Weltkrieg entstehen Parteien, die eine weitgehende Ausgrenzung der Juden befürworten. Der Antisemitismus ist in großen Teilen der Bevölkerung verbreitet, auch unter Intellektuellen. Statt den Ursachen nachzugehen, werden tatsächliche oder vermeintliche Probleme der Gesellschaft vornehmlich den Juden angelastet, die auf diese Weise als Sündenböcke herhalten müssen. Das gilt vor allem für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die völkische Rechte den Juden die Niederlage von 1918 und die Novemberrevolution anlastet. Wenn von "Novemberverbrechern" die Rede ist, dann sind in erster Linie Juden, Marxisten und Freimaurer gemeint. Aus dieser fanatischen und reaktionären Haltung entsteht eine fundamentale Gegnerschaft zur Weimarer Republik die als "Judenrepublik" diffamiert wird. Juden gelten als minderwertig aber gefährliche Feinde, die die "Arier" in einer "Weltverschwörung" bedrohen und es sind diese Einstellungen die der politische Nährboden für Adolf Hitler und seine Nationalsozialisten sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Im fernen Osten wurden die Juden nicht vergast, sie wurden im großen Stil erschossen. Beispiel Babyn Jar.

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/340854/vor-80-jahren-massaker-von-babyn-jar/


Stressika  01.07.2022, 08:52

Der ferne Osten:

Indochina, China, Japan, Korea und die pazifiknahen Gebiete Russlands („Russisch-Fernost“), seltener auch der indische Subkontinent.

Die Ukraine ist ein Nachbarstaat von Polen, also nicht ganz so fern!

Du könntest noch über die "Arisierung" schreiben.

Die Verdrängung von Juden und „jüdischen Mischlingen“ aus Handel, Gewerbe, Wohnungen, Häusern und Wissenschaft.

Guckst Du hier