Ich fühle mich im Ethik Unterricht unwohl und allgemein unsicher?
Hi,
ich bin 17 Jahre alt, männlich und Jude. Seit dem aktuellen Angriff auf Israel sprechen wir auch in Ethik viel darüber, aber auch über das Judentum und Antisemitismus allgemein.
Leider bin ich in der Klasse der einzige Jude, die überwältigende Mehrheit ist muslimischen Glaubens, ein kleiner Teil orthodox christlich und eine weitere ist Hinduistin.
Jedes mal, wenn wir darüber sprechen, sind alle Blicke auf mir und es werden teilweise Witze auf meine Kosten gemacht, wogegen der Lehrer nicht mehr tut, als zur Ruhe aufzufordern.
In der Pause wurde ich sogar schon mal bedroht, der Schüler ist aber inzwischen suspendiert worden, nachdem mein Vater Druck gemacht hat und letztendlich die Polizei eingeschaltet wurde.
Ich habe mich wirklich noch nie so fehl am Platz gefühlt. Meine Mutter verlässt kaum noch das Haus, weint den ganzen Tag, mein Vater hat gerade eine Alarmanlage installiert, ich traue mich nicht mehr meine Kette mit Davidstern offen zu tragen usw.
Was kann ich tun, um mich hier wieder wohler zu fühlen?
Wie bist du denn sonst mit den Leuten klargekommen? Die wussten doch früher auch schon, dass du Jude bist.
Ich hatte davor nie viel mit ihnen zu tun. Eigentlich gar nichts. Die waren halt mit in manchen Kursen, aber mehr auch nicht.
6 Antworten
Seit dem aktuellen Angriff auf Israel sprechen wir auch in Ethik viel darüber, aber auch über das Judentum und Antisemitismus allgemein.
Sehr gut, ein sehr, sehr wichtiges Thema.
Jedes mal, wenn wir darüber sprechen, sind alle Blicke auf mir und es werden teilweise Witze auf meine Kosten gemacht, wogegen der Lehrer nicht mehr tut, als zur Ruhe aufzufordern.
Sprich mit dem Lehrer und ggf. dem Direktor darübe.
In der Pause wurde ich sogar schon mal bedroht, der Schüler ist aber inzwischen suspendiert worden, nachdem mein Vater Druck gemacht hat und letztendlich die Polizei eingeschaltet wurde.
Wunderbar! Gückwunsch zu so reaktiven Eltern. Dein Vater hat alles richtig gemacht. Was in solchen fällen auch hilft, ist ggf. ein Gang - oder die Drohung davon - zu den lokalen Medien. Das mögen Schulen selten, aber hier ist ja das richtige passiert.
Was kann ich tun, um mich hier wieder wohler zu fühlen?
Im Moment? Leider nicht viel, so leid es mir tut. Unsere Politik hat sich die Wolle über die augen ziehen lassen und unter der Prämisse der Humanität sich viel zu viele menschenfeindliche, intollerante Menschen ins Land geholt, für die der Hass auf alle, die nicht ihrer archaischen Variante Gottes folgen, der Lebensmittelpunkt ist.
Es mag kein Trost sein, aber du bist nicht alleine. Auch alle anderen sitzen in deinem Boot, auch wenn du gerade als prominentes Opfer weit vorne sitzen musst, weil radikale Muslime und Palästina-Anhänger in ihrer Hilflosigkeit sich schwächere Ziele suchen, weil sie sonst zu schwach und hilflos sind.
Deutschland steht an der Seite Israels und der Juden.
Das ist schade - Stehe einfach zu Dir und fordere Unterstützung von Deiner Schulleitung ein, wenn sich der Ethiklehrer als feige erweist.
Verstecke Dich nicht, sondern stehe offen zu Dir und Deinem Jüdischsein - Wenn Du Dich wie Deine Mutter versteckst, passiert mit Dir das, was mit Deiner Mutter passiert: Du fühlst Dich nur noch schlechter.
Das ist eben jetzt ein Kampf, den Du ausfechten musst - Sei stolz auf Deinen Vater und die anderen Juden, die auch zu sich stehen!
Es tut mir sehr leid, dass du jetzt in diesen Umständen leben musst.
Seid ihr Mitglied einer jüdischen Gemeinde? Ich denke, es könnte dir helfen, dich mit anderen jüdischen Jugendlichen auszutauschen und mit ihnen Kontakt zu halten, denn sie erleben in ihrem Alltag Ähnliches wie du. Zur Zeit schwappt der Antisemitismus überall in die Höhe.
Bei uns organisieren die Gemeinden auch Info-Abende, die ein bisschen mit Argumenten helfen oder sagen, wie man sich in solchen Situationen zur Wehr setzen kann.
Antisemitische Vorfälle, auch Beschimpfungen von Mitschülern, und auf jeden Fall Bedrohungen solltest du bei der Meldestelle des Zentralrates melden.
In meinem Land organisiert der jüdische Gemeindebund auch Ausbildungen für Jugendliche, damit sie sich besser (verbal) zur Wehr setzen können.
Ich wünsche dir viel Mut für die nächste Zeit, die wahrscheinlich nicht einfach werden wird.
Falls die Schulleitung und Lehrer dich nicht genügend unterstützen, könnte es vielleicht auch helfen, wenn der Zentralrat interveniert, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Und wenn die Schule vielleicht jemanden kommen lässt (muslimischen Pädagogen oder so), der es versteht, solche Probleme zu lösen.
Das tut mir vom ganzen Herzen leid.
Du musst dir das nicht gefallen lassen.
Du kannst mit der Lehrkraft darüber reden, oder der Schulleitung.
Ansonsten bietet die Amadeu Antonio Stiftung Unterstützung an:
https://report-antisemitism.de/
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/opferfonds-cura/hilfe-fuer-betroffene/
Wichtig ist, dass du nicht allein bleibst! Protestiere und suche dir Unterstützung.
Am Israel Chai. Ich bin froh, dass Ihr Teil der deutschen Gesellschaft seid.
LG
Also ich bin Atheist, Deutscher und eigentlich sehr tolerant. Dein Problem sind wahrscheinlich deine muslimischen Klassenkameraden.
Kannst du vielleicht die Schule wechseln? Das man in Deutschland als Jude wieder Angst haben muss ist unmöglich aber diesmal sind nicht wir Deutschen schuld.
Ein Teil meiner muslimischen Mitschüler*, ich will das nicht pauschalisieren.
Die Schule wechseln kann ich nicht mehr, ich stehe kurz vor dem Abitur.