Hilfszügel beim Springreiten?
Hallo zusammen,
ich habe mich am Wochenrnde mit einem Bekannten unterhalten. Er sah mich verwundert an, als ich sagte, dass ich keine Hilfszügel beim Springen benutzen würde und fragte: Und dann willst du springen?
Ich bin der Meinung, dass jegliche Form von Hilfszügel sinnfrei und sinnlos ist und man auch gut ohne diese reiten kann.
Da hier gestern eine ähnliche Frage aufkam, wie man Dreieckszügel verschnallt, wollte ich euch um eure Meinung fragen.
Seht ihr das genauso wie ich? Und warum reiten viele mit Martingal oder Vorderzeug beim Springen? Gibt's da vielleicht doch einen "tieferen" Sinn dahinter? Auch viele Profispringreiter nutzen solche Hilfszügel...
Und warum ist es überhaupt so verbreitet, dass man Pferde zum Beispiel häufig ausgebunden sieht?
11 Antworten
Das Martingal ist kein Hilfszügel für schlechte Reiter, sondern der einzige Hilfszügel für das Pferd. Als Umlenkzügel kann er, wenn das Pferd ins Straucheln kommt und so den Kopf hochreißt - und das kann ja passieren - die reiterliche Einwirkung auf die Trense, die durch den hohen Kopf ja verloren geht wieder dahin lenken, wo sie wirken soll, ohne dem Pferd zu schaden. Natürlich muss das Martingal korrekt verschnallt sein. Es darf den Zügel bei normaler Kopfhaltung nicht brechen, und das Pferd nimmt ihn dann auch gar nicht wahr. Was ich schrecklich finde, ist, wenn gerade die Spitzenreiter das Martingal in alle möglichen Zäumungen einschnallen. Das Martingal gehört nur zur Trense und ganz bestimmt nicht zu Kandaren, Hackamores etc....
Wenn ich springen würde, würde ich ein Martingal benutzen,
ALLE anderen HIlfszügel sind zum Springen unbrauchbar und sogar gefährlich. Für Pferd und Reiter.
Es sei denn, man rät mir dazu, weil es die Anlehnungsprobleme meines Wallachs unterstützend beheben kann
Dafür ist das Martingal NICHT gedacht und das kann es auch nicht. Es ist generell für das Dressurreiten überflüssig. Ich kann mir aber vorstellen, dass viele Leute es auch beim Dressurreiten benutzen, weil sie keine Lust haben, es abzuschnallen. Es schadet ja auch nichts, ist halt nur mehr Leder. Wenn es korrekt verschnallt ist. Manche schlechten Reiter missverstehen es aber als Hilfe, den Kopf künstlich runterzuschnallen. Aber die haben halt keine Ahnung vom Sinn eines Martingals,
In der Dressur behebt man durch ein Martingal nicht wirklich grundsätzliche Anlehnungsprobleme. Es kann nur kurzzeitig hilfreich sein, wenn das Pferd zum Beispiel sehr schreckhaft ist, und dann aus der Kontrolle zu geraten droht. Wenn ein losstürmendes Pferd den Kopf hochreißt, und dann manövrierunfähig wird, kann das Martingal helfen, die Kontrolle schneller wieder herzustellen. Das kann sinnvoll sein, wenn das Pferd sonst sich oder andere gefährdet ( zum Beispiel, wenn Anfänger in der Bahn sind, die weder ausweichen, noch ihre Pferde vom mitreden abhalten könnten). Das hat aber nichts mit der Anlehnung zu tun, die wir erarbeiten wollen, sondern ist eben nur die Verstärkung der „Notbremse“ bzw. der Lenkung. Sind Ross und Reiter weit genug ausgebildet und aufeinander eingespielte, reagiert der Reiter schneller, und das Pferd kommt erst garnicht dazu, sich derart raus zu heben.
Wenn ich mit einem Pferd (noch) nicht so gut harmoniere, habe ich gern ein Stuck Leder mehr für den Notfall dabei. Dagegen bei solchen, die mir liegen, brauche ich sowas nicht. Ist vielleicht auch Kopfsache, wegen dem Vertrauen in das Pferd und die eigenen Fähigkeiten.
Als "Notbremse" habe ich es bei meinem auch eine Zeit lang dran gehabt, als er dazu tendierte aufgrund einer vegangenen Krankheitsgeschichte mal einfach vom Platz zu sprinten. Musste es dann aber doch nie benutzen.
Sag ja - manchmal auch „Kopfsache“. Das beruhigende Gefühl, bewaffnet zu sein, macht die Waffen dann unnötig 😅
Ein Vorderzeug ist doch kein Hilfszügel 🤔
Es verhindert, dass der Sattel nach hinten rutscht. Das kann schon mal vorkommen bei Pferden mit konisch geformten Rumpf und wegen der Kräfte, die beim Absprung wirken.
Den Sinn eines Martingals habe ich nie verstanden. Kenne keinen Fall, wo das irgendwie geholfen hat. Das Pferd braucht nicht mal viel Kraft um dagegen anzugehen
Wieder was gelernt. Dass damit der Sattel nicht rutschen soll, wusste ich, aber dass man es nicht als Hilfszügel definiert, wusste ich auch noch nicht. Aber ich kenne mich im Allgemeinen auch nicht wirklich mit dem Zeug aus, weil ich selbst keine Hilfszügel nutze und sie für unnötig halte. Sollte mir jemand irgendwann mal einen Hilfszügel o. Ä. empfehlen, schaue ich mir natürlich im Internet an, was das ist und wofür man es per Definition braucht.
Der Händler, bei dem ich mein Pferd gekauft habe, meinte, ich solle mir Thiedemannzügel zulegen. Noch so eine sinnlose Erfindung. Weil ich keine Ahnung hatte, was das ist, hab ich es nachgeschlagen und meine heutige RL, die auch gleichzeitig Stallbesitzerin des Hofs ist, bei dem mein Pferd steht, gefragt und sie riet mir davon ab. Also hab ich es auch sein gelassen. Habe es keine Sekunde bereut.
Ich habe ihn beim Probereiten tatsächlich ohne Thiedemannzügel geritten. Erst als feststand, dass der Sattler kommt, meinte er, ich soll es mal ausprobieren. Ich habe keinen Unterschied gemerkt.
Dressurmäßig hatte und hat mein Wallach tatsächlich Defizite, sodass eine Korrektur vonnöten war. Er hörte anfangs überhaupt nicht auf den biegenden Schenkel, sondern schaltete stattdessen den Turbo an und rannte los. Die SB hat ihn für mich korrigiert, weil sie selbst mit ihren Hilfen anfangs nicht durchkam und meinte, er ließe mich nicht zum Sitzen kommen. Was ja auch der Fall war. Aber die Korrektur ging relativ schnell. Er hebt sich zwar immer noch raus ab und zu, aber er hört jetzt viel besser auf Schenkel und Sitz.
Dass damit der Sattel nicht rutschen soll, wusste ich, aber dass man es nicht als Hilfszügel definiert, wusste ich auch noch nicht.
Schauen wir uns doch ein gängiges Vorderzeug einmal an ... das hat nix mit den Zügeln oder dem Pferdemaul zu tun, also kann es gar kein Hilfszügel sein.
Was Du vielleicht meinst, ist ein Vorderzeug mit eingeschnallter Martingalgabel. Da gilt dann aber das, was schon zum normalen Martingal geschrieben wurde.
Vielleicht meint die Person eher nur einen indirekten Zusammenhang zum Springen. Möglicherweise ist sie der Ansicht, dass du viele Jahre überhaupt nicht dahin gelangen wirst, Springen lernen zu können, weil deine allgemeine Einstellung es erschwert?
Wir kennen uns noch nicht so lange. Der Bekannte ist erst seit Kurzem Miteinsteller bei uns. Hat mich auch noch nie springen sehen. Mit ihm war ich am Wochenende auch im Gelände. Er hat immer ein Martingal drauf, wenn wir ausreiten. Vielleicht ist es einfach nur seine Ansicht, dass man ein Martingal beim Springen benötigt, denn er reitet VS und ich vermute, dass er eines da auch benutzt.
Also unterm Strich, ganz ehrlich: wir können hier nur ein „heiteres Ratespiel“ draus machen. Ich an Deiner Stelle hätte direkt nachgefragt, was er genau damit meint. 😄
Übrigens nutze ich auch auf vielen Pferden gern ein Martingal vielleicht „für die Psyche“, weil man doch das Gefühl hat, für den Notfall einen „Verstärker“ dabei zu haben. Normalerweise hängt das Ding ja durch.
Ich merke es mir für's nächste Mal ;) hab mir in dem Moment keine wirklichen Gedanken darüber gemacht, was er damit meinen könnte. Aber es ging ja auch nur indirekt um seine Aussage. Vielmehr ging es mir darum, wie ihr das seht. Mir wurde schon von meiner alten RL, die ich hin und wieder um eine dritte Meinung frage, gesagt, ich solle beim Springen ein Martingal drauf machen. Meine jetzige RL hat noch nichts dazu gesagt. Und die 12-jährige Miteinstellerin bei uns, deren Wallach gerade an das Springen herangeführt wird, soll eins verwenden. Daher war meine Intension der Frage, ab wann es sinnvoll ist bzw. ob man sowas generell braucht oder es auch getrost weglassen kann. Denn ich bin grundsätzlich kein Freund von Hilfszügeln.
Die wenigsten Pferd - Reiterpaare sind beide so perfekt ausgebildet und so gut aufeinander abgestimmt, dass immer alles harmonisch läuft; grade im Parcours, wo man ja nicht unbedingt wie im 4eck in aller Ruhe bei E Vorbereiten kann, was man bei A ausführen möchte. Auch sind viele Pferde beim Springen übereifrig. Da finde ich es n ihr ganz verkehrt, die üblichen Kompromisse einzugehen, und dafür auch aus Gründen der Sicherheit einen „Kommunikationsverstärker“ einzusetzen. Denn wenn da sPferd sich mal eben raushebt, hat man bis zum nächsten Sprung vielleicht keine Zeit mehr, das Pferd höflichst um Aufmerksamkeit zu bitten, sonst liegt man drin…
Ich weiß, ich muß jetzt damit rechnen, dafür jetzt hier verbal gesteinigt zu werden, aber ich hoffe, dass ich überlebe 🫣
Warum sollte man dich dafür steinigen? Ich finde, das ist eine sehr gute Begründung. Mein Wallach liebt das Springen und wird gerne heiß, lässt sich aber gut über den Sitz zurückholen. Wir haben generell noch das Problem, dass er sich in der Dressur gerne heraushebt, und es wird noch einen Moment dauern, bis er es nicht mehr macht. Wenn er dann ein paar Mal gesprungen ist, lässt er sich schön fallen, aber gerade am Anfang macht er es nicht. Wäre da ein Martingal hilfreich?
Ist ja in dem Fall nicht nötig. Bei einzelnen Sprüngen kriegst du das ja anscheinend auch so geregelt, und bis du den Parcours in Angriff nimmst, hast du das warmgesprungene Pferd ja demnach ohnehin „bei Dir“.
Wenn es aber je richtig um Leistung geht (Zehntel Sekunden), könnte es natürlich eher wieder sein, dass keine Zeit für perfekte Kommunikation bleibt 😉
Ok, danke dir! Ja, ich denke, in höheren Klassen, so ab L, wie Hjalti auch sagte, macht es Sinn. Das wird aber noch ein Weilchen dauern, bis ich soweit bin. Mein Großer kann das schon, aber ich noch nicht. Oder ich bleibe vor dem Hindernis und mein Pferd springt alleine drüber :D
Nun, ein Vorderzeug ist dazu da, den Sattel besser am Platz zu halten (gerade bei großen Sprüngen durchaus sinnvoll).
Und es hat, wie auch das Martingal, den Vorteil, einen Halsriemen (o.ä.) zu haben, in den der Reiter ggf. hineingreifen kann, um sich besser auszubalancieren.
Martingal generell hindert das Pferd, seinen Kopf gegen Deinen zu knallen, was in der Aufregung im Parcours vielleicht mal passieren könnte.
Auch bleiben bei einem Sturz dadurch die Zügel besser auf dem Hals und verhindern so ein Hineintreten des Pferdes.
Ob man das nun braucht, für sinnvoll erachtet oder nicht, ist jedem selbst überlassen, das Pferd hat jedenfalls keinerlei Nachteile dadurch.
das Pferd hat jedenfalls keinerlei Nachteile dadurch
Doch. Mehr Druck aufm Zügel. Spielt zwar ne eher untergeordnete Rolle, ist aber da.
Du meinst durch das Gewicht des Leders und der Ringe?
Nun, das würde ich bei "dynamischem Reiten" (Springen/Gelände) nun wirklich vernachlässigen.
Ja genau. Du brauchst einfach mehr Zug, um den "Knick" auszugleichen. Sehe es aber auch so, dass das nicht wesentlich ins Gewicht fällt.
... ganz ehrlich? Über solche Dinge mache ich mir vielleicht, wenn ich mit Kandare reite (aber da gibt es solche Konstrukte ja nicht) Gedanken, aber sicher nicht beim Geländereiten/Springen, wo man eigentlich immer mehr "in der Hand hat" als beim Dressurreiten.
Bin kein Springreiter, deswegen kann ich da nicht so mitreden. Denke aber auch, dass das eher ein Problem ist, wenn man halt "normal" (also eher Dressurmäßig) mit Martingal reitet.
Vielleicht noch bei Gymnastiksprüngen.
In hohen Springen gibt es sowieso viel Geziehe in meinen Augen
dass das eher ein Problem ist, wenn man halt "normal" (also eher Dressurmäßig) mit Martingal reitet.
Da das völlig sinnbefreit wäre, braucht man sich auch keine Gedanken darüber zu machen. :-)
Im Normalfall, wenn das Martingal richtig verschnallt ist, bildet es doch keinen Knick. Der entsteht ja nur, wenn das Pferd den Kopf hochreißt und in so einem Fall habe ich lieber einmal mehr Druck auf dem Zügel, als eine gebrochene Nase. Ich hoffe ich hab den Kommentar richtig verstanden, ansonsten korrigiert mich gerne😅
Nee, auch durch das Eigengewicht des Martingals entsteht ein Knick. Merkt man aber wohl nur bei extrem feinem Reiten.
... reitest Du so fein, dass Du es merken würdest? Nur mal aus reiner Neugierde?
Mein Gefühl sagt eigentlich, dass die normale Anlehnung/Zügelverbindung immer "stark" genug ist, dass ein Martingal keinen Einfluss iSv "herunterziehen" hat. Zumal ein Martingal ja auch (zumindest früher!) sehr steif ist und das Leder quasi von alleine schon hochsteht.
Nö. Aber stören tut es mich trotzdem, wenn ich z. B. Den Zügel mal zur Seite aufmachen will etc.
nein, bei korrekter Verschnallung merkt das Pferd nichts vom Martingal, es sei denn es reißt den Kopf hoch. Allerdings benutzen viele schlechte Reiter das Martingal, um den Kopf des Pferdes herunterzuschnallen, Und das ist FALSCH. Man kann dem Martingal selbst aber nicht die falsche Handhabe vorwerfen. Falsch handhaben kann man auch ein Gummigebiss.
nein, dann ist das Martingal falsch verschnallt. Dass man es höufig sieht, ist dem Martingal aber nicht anzulasten,
https://www.gutefrage.net/frage/martingalvorderzeug-beim-springreiten-wichtig#answer-431350637
Hab ich mich doch erinnert, Pony(fliege) hat das mal hier erläutert
Magst Du den entsprechenden Teil (man weiß ja gerade gar nicht, worauf Du abstellst) mal hier einfügen?
Nun ja, Ponyfliege halt ... sehr theoretisch ... einfach mal live fühlen und dann urteilen.
Ich denke, es gibt ganz andere Dinge, die unnötig auf ein Pferd einwirken und ihm wirklich das Leben schwer machen ... und ein korrekt (!) verschnalltes qualitativ hochwertiges Martingal gehört ganz sicher nicht dazu.
Aber ... kann ja jeder halten wie er will ...
Jo, da stirbt sicher kein Pferd dran. Wollte da jetzt eigentlich auch echt nicht so ne riesen Diskussion draus machen :D
Er sah mich verwundert an, als ich sagte, dass ich keine Hilfszügel beim Springen benutzen würde und fragte: Und dann willst du springen?
Sinnvollerweise immer gleich nachfragen, warum jemand so etwas sagt!
Hab mir in dem Moment ehrlicherweise nicht groß Gedanken gemacht, warum er das gesagt hat. Aber ja, beim nächsten Mal werde ich gleich nachfragen ;)
Ja, gewusst wie...ist ja wie mit allem. Auch mit Sporen (ich hasse diese Dinger). Solange ich mir nicht sicher sein kann, dass ich sowohl Martingal als auch Sporen pferdefreundlich einzusetzen weiß, halte ich es für nicht sinnvoll, eines von beidem oder beides zu verwenden. Es sei denn, man rät mir dazu, weil es die Anlehnungsprobleme meines Wallachs unterstützend beheben kann. Aber das ist ja eher vorwiegend ein Dressurproblem und kein Springproblem. Und in der Dressur ein Martingal zu verwenden? Da erschließt sich mir der Sinn ehrlich gesagt nicht.