Hatten sie es mit Menschen nach Jugoslawien zu tun?
Ich verstehe, dass der Bürgerkrieg Jugoslawien wahrscheinlich vor ihrem Eintritt in den Beruf stattfand, aber kennen sie Fälle von Menschen, die all das Gräuel selbst miterleben mussten, vielleicht auch deutsche Friedenstruppen?
5 Antworten
Soldaten eher weniger, da diese von beispielsweise der Bundeswehr selbst in deren eigenem System versorgt werden. Die größte Gruppe sind Asylsuchende, beispielsweise aus der Ukraine. Da nicht nur eine andere Kultur besteht, sondern auch die sprachliche Barriere, sind deren Therapie oft eine besondere Herausforderung.
Es gibt nicht in jedem Krankenhaus Kollegen, die beispielsweise Afghanen, Syrer oder auch Ukrainer verstehen können und zusätzlich auch immer greifbar sind, wenn ein Gespräch ansteht. Mit Mühe kann man es organisieren, dass sie zumindest einmal in der Woche zum Übersetzen kommen, da sowohl Arzt/Therapeut als auch der Übersetzer Zeit haben müssen. Für die Gespräche müssen auch nicht nur wenige Minuten, sondern meistens 30-45min aufwärts eingerechnet werden, da die Kommunikation dann auch entsprechend langsamer läuft. Fremdfirmen zu organisieren kostet die Klinik jedes Mal Geld, das sie normalerweise nicht von den Krankenkassen erstattet bekommt (leider), da es ja in dem Sinn keine medizinische oder therapeutische Leistung ist.
Natürlich versucht man auch für nach dem Aufenthalt einen geeigneten Therapeuten zu finden, der sowohl eine geeignete Therapieform anbietet, als auch die Heimatsprache spricht. In Anbetracht der sowieso arg begrenzten psychotherapeutischen Plätze ist das leider oft nahezu unmöglich. Kein niedergelassener Therapeut wird sich bereit erklären, zu jedem Gespräch zusätzlich auf eigene Kosten einen Übersetzer zu bestellen. Auch die Patienten haben meistens nicht die Möglichkeit, das auch dann selber zu finanzieren.
Kommunikation auf englisch zu führen ist prinzipiell auch möglich, jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass oft den Betroffenen das Vokabular nicht ausreicht um auf einer therapeutischen Ebene kommunizieren und auch profitieren zu können. Gefühle und auch Befindlichkeiten können nur auf einem sehr basalen Level besprochen werden. Deswegen bleibt meistens nur die Heimatsprache übrig. Für stationäre Aufenthalte zur Stabilisierung reicht die Kommunikation in vielen Fällen in Englisch aus, doch eine ambulante Psychotherapie wäre natürlich am Idealsten, wenn sie dann in der Heimatsprache wäre.
Vielen lieben Dank für die ausführliche Antworten!
Der Krieg in Jugoslawien hat sehr sehr große Spuren des Leidens und Tod hinterlassen. Tausende Serben wurden in den MassenGräbern einfach entsorgt wie Müll,nach dem Krieg hat man Hunderte Massengräbern entdeckt wo man noch einigermaßen die Menschen religiös beisetzen konnten. Was DA abgelaufen ist kann man sich ein Exempel von Butcha nehmen aus der Ukraine. Vor dem Krieg da die Zeiten noch ruhig waren,haben die Serben mit den Kosovo Albaner wie Brüder gelebt und es war kein Hass. Bei der Hetzung des Krieges ist dieser unmenschlicher Hass Entstanden wo Sie sich bis heute NICHT mehr Leiden können und weiterhin Hass ist auf beiden Seiten. Man kann sich nicht mal vorstellen was ein Krieg alles bewirken kann das man einen Menschen und Volk vernichten kann.
Tausende Serben wurden in den MassenGräbern einfach entsorgt
Da hast du wohl die Volksgruppen verwechselt.....
Ich war als Journalist in verschiedenen Bürgerkriegssituationen im ehemaligen Jugoslawien unterwegs und bin einmal während des Krieges Kroatien-Serbien in einem von Serben besetzten Zipfel Kroatiens (Ilok) an der Donau von serbischen Milizionären festgenommen worden, die mich auf der Stelle erschießen wollten. Ein Offizier des regulären serbischen Militärs, ein feiner Mensch, war anderer Meinung und nach einiger Zeit kam ich frei. Eine andere bedrohliche Situation war kurz nach dem Kosovo-Krieg in Kosvska Mitrovica, wo es serbische Agitateure auf mich abgesehen hatten, als ich auf der Brücke über den Fluss Ibar in den serbischen Teil der Stadt wollte. Dort retteten mich französische Falllschirmjäger, die in Mitrovica den brüchigen Frieden überwachten. Auch an ukrainische Soldaten, die im Kosovo für Frieden sorgten, und an kanadische und österreichische (Tiroler!) Soldaten in Bosnien habe ich sehr gute Erinnerungen. Ich habe daher unterm Strich keine schlechten Erfahrungen in dieser Zeit gemacht, sondern eher nur Erinnerungen an viele gute Menschen, unabhängig von Sprache und Nationalität, die im Kriegschaos sich immer noch um Menschlichkeit bemüht haben.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort,
Was sagst du zu den Bombardierungen?
War es nicht eher ein Delikt gegen die Menschlichkeit?
Krieg ist als solches ein Delikt gegen die Menschlichkeit, und Bombardierungen sind ein Teil dieses "unmenschlichen" Verhaltens. Ich war in Sarajewo, das durch jahrlange serbische Bombardierungen schreckliche Verluste erlitten hat, ich habe die riesigen Friedhofsfelder gesehen, die diese Bombardierungen verursacht haben. Ich war auch in Donji Svilaj in Bosnien, wo die Serben die kroatisch-bosnische Bevölkerung, sofern sie nicht geflüchtet war, in die Kirche getrieben und die Kirche dann gesprengt haben. Niemand hat überlebt. Ganz ohne Bombardierung wurden da viele Menschen umgebracht. Wenn man durch Bomben aus der Luft einen Völkermord aufhalten kann, dann ist das zwar tragisch, aber oft leider unvermeidlich. Auch Nazi-Deutschland ist nicht durch gute Worte gestoppt worden, sondern durch Bombardierungen, die Millionen unschuldige Menschen umgebracht haben. Natürlich kann man immer diskutieren, ob es anders und ohne so viele unschuldige Opfer auch gegangen wäre. Ich glaube ja, aber ich bin weder Politiker noch Militär.
Meine Eltern 🙂.
Mein Vater musste es erleben. Wir lebten in der Nähe von Nas
Das tut mir echt leid, auch wenn Mitleid nichts zur Sache beiträgt.
Ich hoffe, dass hat sich nicht sehr stark auf deine Familie und schöne Kindheit ausgewirkt
Gibt es nicht genügend Fachkräfte die zumindest die Sprachbarriere überwinden können?
Wie sieht eine Therapie aus, wenn man die Patienten nicht versteht?