Hat Helmut Schmidt hier die Luftwaffe zu positiv dargestellt?
Schmidt sagte 2005 in einem Interview für die FAZ:
Nun war ich bei der Luftwaffe, und die war, abgesehen von Hermann Göring, eigentlich nicht nazistisch. Unter den mir persönlich bekannten Offizieren - meistens jüngere Leute, Hauptleute, Majore, mein Oberst und ganz selten mal der eine oder andere General, den man kennenlernte - war kein Nazi. Aber keiner hat daran gezweifelt, daß er seine Pflicht als Soldat erfüllen muß.
3 Antworten
Anscheinend - wenn man seinen Worten folgt - waren dies seine persönlichen Erfahrungen mit diesen Menschen, die andere nicht kennen und von daher nicht so gut beurteilen können wie Herr Schmidt, der diese Personen ja kannte.
Und dass mit der Pflicht war den Deutschen schon spätestens zu Kaisers Zeiten mental beigebracht worden, in Schule und Medien und auch Familie (also vor der Gründung der Nazi-Party). Schau dir mal das Buch bzw. den Film "Im Westen nichts Neues" von Remarque an oder andere Bücher über die Kaiserzeit, wie von Heinrich Mann, Carl Zuckmayer und viele mehr. Es war aber auch in einigen anderen Nationen so.
Abgesehen davon darf man niemals vergessen, dass die Nazi-Party - so einflussreich sie in den 30ern und ersten Hälfte der 40er Jahre auch gewesen ist - nur eine Partei von vielen war, und es viele Menschen gab, die vor dem Verbot anderer Parteien, Wähler und Mitglieder dieser Parteien waren. So viele vielfältige Meinungen kann man auch in 12 Jahren Diktatur nicht alle ausschalten. Es ist sowieso ein Mythos zu glauben, dass nur weil man in einer Diktatur lebt, alle oder die meisten Menschen alles glauben, was eine Diktatur in ihrer Propaganda von sich gibt.
Zudem war die deutsche Luftwaffe ursprünglich zu Kaisers Zeiten und in der Weimarer Republik eher nicht antisemitisch. Dort gab es auch jüdische Flieger(helden) des 1.Weltkriegs.
Er hat lediglich seine eigene (persönliche) Wahrnehmung wiedergegeben.
Dass innerhalb von nationalen Armeeverbänden wie Wehrmacht oder halt Luftwaffe lange nicht alle Soldaten ideologische Nazis waren, ist eigentlich bekannt. Sie waren lediglich (auch gegen ihren Willen) gezwungen, zu kämpfen....
Bei paramilitärischen Verbänden wie der Waffen-SS (oder auch der SA) sieht es dagegen gänzlich anders aus: das waren mit ziemlicher Sicherheit Nazis - und ideologisch auch noch recht radikale! In diese Vereine kam man überhaupt nicht rein, wenn man seine Herkunft und "unsterbliche Treue zum Führer" nicht vorher ausreichend nachgewiesen hatte!
Ähnliches habe ich auch von den Ubooten aus erster Quelle gehört. Da waren Nazis als Besatzungsmitglieder äußerst unbeliebt und auch extrem selten. Von den wenigen, die dienten, sagte man, die seien zwar nervig linientreu, aber feige.