Hat es Moses, den Anführer des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten, historisch nachweislich wirklich gegeben?

16 Antworten

Moses Name taucht weder in den ägyptischen Schriften noch sonst in einem ausserbiblischen Zusammenhang auf. Er kann in Ägypten also keine bedeutsame Rolle gespielt haben, denn die Ägypter schrieben wichtige Dinge sehr gewissenhaft auf, insbesondere, wenn sie den Pharao betrafen.

Auch von einem grösseren Exodus von Sklaven wird in ägyptischen Quellen nichts berichtet. Weder erwähnen ägyptische Schriften, dass plötzlich Tausende von Sklaven gleichzeitig verschwunden wären, noch finden wir in der Wüste irgendwelche Spuren vom Exodus. Mit modernen archäologischen Mitteln, können die Wege schon viel kleinerer Menschengruppen präzise nachvollzogen werden. Es ist völlig ausgeschlossen, dass ein so grosses Volk 40 Jahre lang kreuz und quer durch die Wüste irrte, ohne Scherben, Speisereste und andere Spuren zu hinterlassen.

Schriftlich fest gehalten wurde die Erzählung von Moses und vom Auszug aus Ägypten erst 600 Jahre später, und zwar im zweiten babylonischen Exil, als eine Legende wie diejenige von Moses dringend gebraucht wurde. Es ging darum, die verschiedenen verschleppten Völker zu einem Volk zu verbünden, zu einen und zur gemeinsamen Rückkehr nach Israel zu bringen. Dazu ist die Geschichte von Moses natürlich geradezu ideal: Ein weiser Mann führt mit Gottes Hilfe sein Volk nach Jerusalem zurück. Es ist anzunehmen, dass die Geschichte extra zu diesem Zweck erfunden wurde.


Rudigems  18.10.2021, 16:29

Damit dürfte sich ja dann auch der Koran erledigt haben.

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Anastasia65  18.10.2021, 17:33

Die Ägypter fanden die Geschichte vielleicht nicht ruhmvoll genug, aus ihrer Perspektive, um sie aufzuschreiben.

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diderot2019  18.10.2021, 18:31
@Anastasia65

In der Bibel wird ja behauptet, Moses habe eine verwandtschaftliche Nähe zum Pharao gehabt. Da wäre er sicher erwähnt worden. Ausserdem ging es den Ägyptern um eine Rechtfertigung des Pharaos: Er musste nach seinem Tod vor dem göttlichen Gericht Rechenschaft über seine Taten und sein Leben ablegen. Davon hing sein Schicksal im Jenseits und gleichzeitig das Schicksal des ganzen Volkes ab. Da konnte man nicht die Flucht von Tausenden von Sklaven verschweigen. Man hätte sie allenfalls schöner darstellen können.

Wenn du heute in Ägypten rumgehst, dann wanderst du durch riesige Scherbenhaufen von beschrifteten Steinen. Es ist undenkbar, dass der Name Moses nirgends auftauchte, wenn der tatsächlich diese Bedeutung gehabt hätte.

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historisch nachweislich

Nein, aber:

“Die Frage nach der historischen Gestalt des Mose ist vor allem ein Problem der Quellen und ihrer historischen Auswertung. Über Mose berichten ausschließlich biblische Texte und davon abhängige Überlieferungen. […]

So lassen sich den biblischen Überlieferungen historische Informationen über Mose nur in sehr eingeschränktem Umfang und nur auf indirekte Weise entnehmen. Es sind dies Moses ägyptischer Name, seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Midian sowie ein in der Königszeit mit Mose in Verbindung gebrachter Kultgegenstand am Jerusalemer Tempel (Nehuschtan; Eherne Schlange). Spätere Erfindung dürfte in diesen Fällen aus tendenzkritischen Gründen ausgeschlossen sein: Es ist einfach nicht erklärlich, dass die Tradition dem Mann, den sie als Begründer des genuin Israelitischen ansah, ausgerechnet einen ägyptischen Namen beilegte. Zudem spricht die Schreibweise für ein hohes Alter des Namens, da sich in der hebräischen Wiedergabe des ägyptischen S-Lautes die Phonetik des 2. Jt.s v. Chr. spiegelt. Freilich sagt der Name angesichts des politischen und kulturellen Einflusses Ägyptens auf die Levante im 2. Jahrtausend noch nichts über eine ägyptische Herkunft Moses oder seine Beteiligung am Exodus aus. Ägyptische Namen sind in dieser Zeit auch in Palästina keine Ausnahme. 

Ähnlich wie der Name verstößt auch die Heirat mit der ausländischen Priestertochter gegen späteren religiösen Anstand. Hinzu kommt, dass sich die schweren Konflikte der Midianiter mit den mittelisraelitischen Stämmen in das kollektive Gedächtnis Israels eingebrannt haben (Ri 6-8). So ist auch hier aus tendenzkritischen Erwägungen mit einer historischen Reminiszenz zu rechnen. Die Verbindung mit den Midianitern weist geographisch in die Region zwischen Totem Meer und dem Golf von Aqaba. Damit ist eine Verbindung mit den Ereignissen eines Auszugs aus Ägypten zumindest nicht ausgeschlossen, zumal eine Flucht aus Ägypten nach Palästina jenseits der bewachten Küstenstraße durch das Gebiet der Midianiter führen musste. 

Darüber hinaus scheint es im Jerusalem der Königszeit einen Kultgegenstand in Gestalt einer Schlange gegeben zu haben, deren Installation auf Mose zurückgeführt worden ist (2Kön 18,4; vgl. Num 21,4b-9). Installation und Verehrung des Nehuschtan (Eherne Schlange) verstoßen massiv gegen die Forderungen der „mosaischen“ Tora (vgl. Ex 20,4f). Eine spätere Erfindung erscheint damit auch in diesem Fall ausgeschlossen, zumal die biblische Überlieferung nur berichtet, dass der fromme König Hiskia diesem (aus deuteronomistischer Sicht) Unfug ein Ende bereitete. 

Alles andere in der biblischen Mosebiographie ist in der Konkretisierung unhistorisch und allenfalls in den allgemeinen Umständen dem historisch Möglichen zuzurechnen – von der kaum noch zu klärenden Frage einmal ganz abgesehen, ob die geschichtlichen Ereignisse, die der biblischen Auszugserzählung zugrunde gelegen haben mögen, historisch überhaupt mit der Gestalt des Mose zu verbinden sind.”

Quelle unter Punkt 4.

Nein.

Sowohl für Moses als auch für den Exodus an sich gibt es keine historischen Beweise.

Was als gesichert gelten kann ist das der Exodus nicht so passiert ist wie in der Bibel beschrieben, sowohl für die Auswirkungen der 10 Plagen als auch für die Flucht von 100 Tausenden von Menschen aus Ägypten würde man sonst heute noch Nachweise finden.

Es ist davon auszugehen das dass ganze lediglich ein Mythos ist.


Felix968629  18.10.2021, 15:44

Das mit den Tausenden von Menschen war schon eh eine Standardübertreibung der Geschichts- oder Geschichtenschreiber.

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Muss nicht so exakt wortwörtlich interpretiert werden. Zum Verständnis desselben wurde manches bildhaft beschrieben. So gesehen wird es stimmen.

Nein.

Da ist nichts gesichert und alles hochspekulativ: Mose – Wikipedia