Handy in der Wanne laden?
Man hört ja immer wieder, dass Menschen sterben, weil ein am Ladegerät befindliches Handy in ihre Wanne fiel.
Ich bin zwar kein Elektriker aber seit über 20 Jahren Bastler und ich weiß wie ein Trafo aufgebaut ist und was die Teile im großen und ganzen machen.
Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass man einen tödlichen Schlag erhält, wenn man ein USB-Kabel (Ja, mit Handy dran) in eine Wanne wirft. Es gibt ja nichmal eine galvanische Verbindung zwischen Steckdose und Wanne...
Kann mir jemand erklären wie es trotzdem zu diesen tödlichen Unfällen kommen konnte?
12 Antworten
Bei einem seriösen Netzteil passiert auch nichts.
Leider gibt es aber tonnenweise billigen Chinaschrott, wo das Netzteil sehr fragwürdig aufgebaut ist und unter umständen keine (ausreichende) galvanische Trennung zwischen Phase und USB Stecker da ist.
Da werden oft Sicherheitsabstände zwischen Primär- und Sekundärseite nicht eingehalten oder es sind minderwertige Transformaturen verbaut mit nur einem Hauch von Lack zwischen 230V und 5V Seite.
Am schlimmsten sind die ganz billigen Teiler, wo die Spannung nur über einen einfachen Kondensator reduzeirt wird. Da besteht die Möglichkeit, dass je nachdem wie herum der Stecker in der Dose steckt, die Phase direkt an der Masse des USB-Steckers anliegt.
https://www.youtube.com/watch?v=ehYYoU13i-I
Vertraue niemals einem Produkt dein Leben an, das irgendwo in Fernost zum billigst möglichen Preis hergestellt worden ist. Auch wenn scheinbar ein nahmhafter Hersteller drauf steht...
Oh mein Gott, es ist ja erschreckend wie viele hier prinzipiell von einem gut aufgebauten Netzteil ausgehen, wo sämtliche Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden...
Kenne die Geschichten aber halte dabei viele für nicht plausibel.
Das es Ladegeräte gibt die nicht gerade der Norm entsprechen ist klar, aber ein Isolationsfehler fällt da schon früher auf und nicht erst in der Badewanne.
Ich kenne zumindest eine bestätigte Geschichte wobei hier aber ein Verlängerungskabel benutzt wurde welches in der Wanne gelandet ist. Da das Verlängerungskabel aus einem anderen Raum in die Badewanne mitgenommen wurde fehlte hierbei dann auch zusätzlich der Schutz durch einen FI.
Ein Isolationsfehler fällt unter Umständen überhaupt nicht auf. Solange du die Kontakte im Stecker nie berührst und das Handy in einer Plastikhülle steckt, merkst du nicht, ob ein Pol eventuell volles 230V Potential hat.
Dem Handy ist das Potential zur Erde egal, solange es zwischen + und - nur 5V bekommt.
Und einem FI Schalter ist das auch egal. Allerdings würde der dann immerhin auslösen, sobald du einen Schlag bekommen würdest. Aber es ist noch lange nicht JEDE Steckdose FI gesichert.
Der Isolationsfehler fällt dir auf wenn du den Metallschirm am USB Stecker berührst und das kann auch unabsichtlich geschehen, der liegt ja komplett frei und ist idR mit dem - im Stecker verbunden.
Gut möglich dass du beim normalen Verwenden gar nie den metallenen Teil des Steckers berührst. Ich greife nach dem Kabel und danach direkt an den hinteren Teil vom Stecker. Das man den Stecker vorne anfasst kommt im normalen Umgang eher selten vor.
Ausserdem kann der Isolationsfehler auch zum positiven Pol sein und gerade bei USB ist es unmöglich diesen Kontakt zu berühren.
Du hast es ja vorher gesagt. Das Gerät liefert auch bei einem Isolationsfehler 5V.
Wenn also +5V hat und -230V gegen Erde dann muss +235V gegen Erde haben und -230V.
Wenn + 230V gegen Erde hat muss Minus 225V gegen Erde haben.
Also egal ob 230V oder 225V beides spürt man deutlich.
Hätte - 0V gegen Erde und +230V gegen Erde ist das angeschlossene Gerät kaputt.
Natürlich muss es nicht oft vorkommen, dass du den Stecker vorne am Metall berührst aber die Wahrscheinlichkeit ist dann doch nicht all zu gering. Natürlich wenn der Isolationsfehler zeitnahe zu dem Zeitpunkt auffällt wo dir das Handy beim Laden in die Wanne fällt ja. Ansonsten bin ich mir recht sicher, dass man da vorher schon ankommt.
Vor alle. bei Handys mit Metallrahmen ist zudem dieser Rahmen teilweise leitend mit dem USB Port verbunden. Natürlich muss der nicht unbedingte leitend nach außen sein, aber ich denke trotzdem, dass einem so ein Isolationsfehler nicht nur dann auffällt wenn einem das Handy in die Wanne fällt.
Wie gesagt ich kenne lediglich eine Geschichte welche nachgewiesen ist und dort ist das Netzteil samt Steckerleiste in die Wanne gefallen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch die anderen Geschichten so passiert sind, weil du selten eine Steckdose so nahe an der Wanne hast.
Das was ich sagen will ist, dass es meiner Meinung nach einfach wahrscheinlicher ist dass da eine Steckerleiste ins Wasser fällt wenn die irgendwo bei der Wanne sein muss.
Als dass das Ladegerät selbst einen defekt hat.
Das geht schon, wenn das Netzteil in einer 3 er Verteilersteckdose steckt (die an Rand der Badewanne abgestellt wurde) und die mit ins Wasser plumst, weil der Akku am Telefon keine Kapazität mehr hat, man aber auch noch beim baden nicht vom Gerät lassen kann. Ein Problem bei dem ist natürlich, dass die Akkus nicht mehr schnell mal gewechselt werden können und man so immer (nach 2-3 Jahren) gezwungen ist, ein neues Gerät kaufen zu müssen, dessen Geld man erst mal wieder haben muss usw... usw.. An solchen Vorfällen sehe ich die Handyhersteller so auch definitiv in der Mitschuld.
JA, dass jemand einen tödlichen Stromschlag trotz galvanischer Trennung bekommt ist durchaus möglich!
Beim Hineinfallen des Smartphone in die Badewanne/Duschwanne, kann es noch gut gehen, ABER !!!
JEDOCH:
Der Mensch wird reflexartig das geliebte Smartphone aus dem Wasser retten und wird dadurch gefährdet. Er wird in das Wasser greifen und das Smartphone anheben. Das Wasser von der Hand/Arm und aus/am Smartphone wird das USB-Kabel entlang laufen, und in den USB-Port des Ladegerät hineinlaufen. Die leitende Verbindung zwischen Ladegerät und menschlichen Körper (=nasses USB-Kabel) wird/kann einen tödlichen Stromfluss hervorrufen. Das Wasser im USB-Port verbindet Primär- und Sekundärseite im Netzteil, und das USB-Kabel bekommt dann Primärspannung (=230V~).
Zusätzliche Folge: Der Mensch wird unkontrolliert zappeln&zittern und greift mit nassen Händen nach Allem was er erreichen kann. Auch ein Ladegerät wird dann zum Haltegriff! Autsch!
Fazit:
Wasser und Strom (Netzspannung) ist immer sehr gefährlich, auch wenn man im Glauben ist, dass alles sehr sicher und zuverlässig aufgebaut ist.
PS:
Meine Beschreibung hier beweist es, dass Derartiges eintreten kann, denn häufig sind Menschen beim Baden oder Duschen allein und können nach dem tödlichen Stromschlag ihr Vorgehen nicht mehr beschreiben. Sie werden leider nur tot aufgefunden.
Viel Erfolg!
Ein Trafonetzteil ist je nach Aufbau Galvanisch getrennt. Aber die meisten Handyladegeräte sind günstige Schaltnetzteile wo selten Galvanisch getrennt sind und bei den Billig Teilen wird oft auf kosten der Sicherheit gespart.
Schaltnetzteile sind idr alle galvanisch getrennt. Das ergibt sich bereits aus der Wandlertopologie (Flyback).
Aber sie müssen nicht zwingend den notwendigen Sicherheitskriterien bezüglich Kriechstrecken etc einhalten.
Wären die nicht galvanisch getrennt würde bereits das anfassen des USB Steckers elektrisieren, was mir aber noch bei keinem Netzteil passiert wäre, auch nicht bei extrem billigen.
... galvanisch getrennt....?
Wie gut ist eine galvanische Trennung, wenn etwas Wasser in den USB-Port des Netzteils läuft? Ich glaube, da versagt die galvanische Trennung und das USB-Ladekabel mit samt Smartphone wird zu 230V~ Kontaktfläche. Up's
Das Ladekabel muss garnicht nass sein, es genügen Wassertropfen (z.B. bei Blumengießen/Duschen) auf die USB-Buchse, das angeschlossene Smartphone ist ja per USB-Kabel hervorragend mit dem Ladegeräte (=Phase im Störfall) verbunden.
Viel Erfolg!
Wie gut ist eine galvanische Trennung, wenn etwas Wasser in den USB-Port des Netzteils läuft?
Dass die Netzteile selbst nicht Wasserdicht ist, ist ja klar.
Die Geschichten sagen aber oft aus, dass das Handy während es am Netzteil hing den Stromschlag ausgelöst hat, was ich bezweifle.
Wenn das Netzteil selbst mit Baden geht ists ja klar und auch das was ich für plausibler halte.
Das Ladekabel muss garnicht nass sein, es genügen Wassertropfen
Das ist natürlich richtig und dem werde ich auch nicht widersprechen.
Allerdings bezweifle ich hier lediglich oft den Gesamthergang.
Wenn jemand sein Handy in der Badewanne lädt, denke ich drann, dass es vermutlich 30-50cm nahe an der Wanne ist vermutlich auf einem Sessel oder gar am Rand der Badewanne mit Verlängerskabel oder Mehrfachverteiler.
Wenn der ins Wasser fällt braucht man gar nicht mehr weiter reden was der Grund war.
Von den meisten Geschichten kenne ich den Unfallhergang nur meist ungenau. Also irgendwo war ein Handy irgendwo ein Ladegerät und danach eine Tote Person im Wasser.
Ich kenne eine Geschichte genauer und die wurde in dem Medien selbst eben auch so beschrieben. Handy fällt ins Wasser-Mädchen verstorben. Die Unfallermittlung hat ergeben, dass dabei allerdings nicht nur das Handy sondern Netzteil + Verlängerungskabel in die Wanne gefallen sind.
Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass die Dinger ja aus China kommen und somit mit allem zu rechnen ist. Super Antwort, danke!