Hätte es ohne Thilo Sarrazin nie die AfD gegeben?
Vor 15 Jahren kam Thilo Sarrazins Buch Deutschland schafft sich ab auf den Markt.
Darin war Fundamentalkritik an der Sozial- und Migrationspolitik zu finden. Die Thesen Sarrazins finden besonders rechts der Mitte Anklang.
Hätte es ohne Sarrazins Thesen keine Gründung der AfD oder ein Erstarken des rechten Spektrums allgemein gegeben?
4 Antworten
Nun, es ist ja eine Neuauflage seines Buches erschienen: Deutschland schafft sich ab. Die Bilanz nach 15 Jahren. In dem er seine Aussagen von damals kommentiert und Irrtümer einräumt. Irrtümer, weil vieles schlimmer eingetreten ist, als befürchtet.
Leider habe er bei vielen Punkten recht behalten. Ab und an habe er sich aber auch getäuscht, sagt Sarrazin. Gibt er seinen Kritikern recht? Keinesfalls. Stattdessen müsse er sich heute nach oben korrigieren.
Nur Weil jemand etwas als einer der ersten ausspricht ist er nicht für die Folgen verantwortlich.
Nehmen wir die Behauptung, Intelligenz bzw. Dummheit würde sich vererben. Das war schon zu Zeiten der Nazis falsch. Das ist bis heute falsch.
Sarrazins These, dass Deutschland systematisch verdummt, wurde widersprochen:
Quelle: https://youtu.be/PRVYB_1THiM?t=1690 (28:10 - 29:30)
Frau Stern, Thilo Sarrazin bezieht sich unter anderem auf Ihre Aussagen, wenn er seine Thesen belegen will. Sarrazin sagt, dass 50 bis 80 Prozent der Intelligenz erblich sind, also nur 20 bis 50 Prozent von der Umwelt abhängen. Stimmt das so?
Nein, Herr Sarrazin hat da etwas fundamental falsch verstanden. Es muss heissen: 50 bis 80 Prozent der Intelligenzunterschiede sind auf Gene zurückzuführen. Der Intelligenzquotient ist keine absolute Grösse, sondern gibt an, wie stark jemand vom Durchschnitt nach unten oder oben abweicht.
Aber Intelligenz ist doch erblich?
Ja, alle Menschen verfügen über Gene, dank deren sie sprechen und schreiben lernen oder mathematische Symbolsysteme verstehen können. Diese Gene können aber nur zum Tragen kommen, wenn die Menschen entsprechende Lerngelegenheiten bekommen. Angenommen die gesamte Bevölkerung eines Landes hätte vergleichbare Lernchancen, dann würden Unterschiede in der geistigen Kompetenz der Einzelnen deutlich. Viele dieser Unterschiede haben genetische Ursachen.
Schau:
Frau Stern, Thilo Sarrazin bezieht sich unter anderem auf Ihre Aussagen, wenn er seine Thesen belegen will. Sarrazin sagt, dass 50 bis 80 Prozent der Intelligenz erblich sind, also nur 20 bis 50 Prozent von der Umwelt abhängen. Stimmt das so?
Nein, Herr Sarrazin hat da etwas fundamental falsch verstanden. Es muss heissen: 50 bis 80 Prozent der Intelligenzunterschiede sind auf Gene zurückzuführen. Der Intelligenzquotient ist keine absolute Grösse, sondern gibt an, wie stark jemand vom Durchschnitt nach unten oder oben abweicht.
Aber Intelligenz ist doch erblich?
Ja, alle Menschen verfügen über Gene, dank deren sie sprechen und schreiben lernen oder mathematische Symbolsysteme verstehen können. Diese Gene können aber nur zum Tragen kommen, wenn die Menschen entsprechende Lerngelegenheiten bekommen. Angenommen die gesamte Bevölkerung eines Landes hätte vergleichbare Lernchancen, dann würden Unterschiede in der geistigen Kompetenz der Einzelnen deutlich. Viele dieser Unterschiede haben genetische Ursachen.
Das bedeutet also, dass nicht alle Menschen gleich sind. Überhaupt sind wir Individuen. Wir sehen nicht alle gleich aus, sind nicht gleich groß, sind nicht alle extrovertiert usw.
Wie ich sagte: Der Rassist Sarrazin verbreitet die wirre Nazi-Eugenik und die ist schlichtweg falsch und oft genug wissenschaftlich widerlegt. Sie ist und bleibt einfach nur Schwachsinn.
Sarrazin argumentiert doch kulturell, nicht ethnisch:
https://youtu.be/u1fmH93jCpk?t=961 (16:01 - 17:45)
Er hätte auch hiermit argumentieren können:
Die Frage nach der Intelligenz bestimmter Nationalitäten oder Bevölkerungsgruppen mag kontrovers betrachtet werden. Tatsächlich gibt es aber durchaus sowohl nationale, politische als auch geografische Faktoren, die Einfluss auf die Intelligenz haben. Oftmals noch überraschend, aber wissenschaftlich inzwischen nachgewiesen ist, dass ein wärmeres Klima einen merklich schlechten Einfluss auf den Intelligenzquotienten hat.
Mit einem durchschnittlichen IQ von 100 Punkten steht Deutschland in diesem Ranking auf Platz 13. Mit 106 Punkten erreichen die Einwohner in Hongkong den höchsten Intelligenzquotienten weltweit. Der letzte Platz mit gerade noch 51 Punkten wird von Nepal belegt.
https://www.laenderdaten.info/iq-nach-laendern.php#google_vignette
Bei uns in Düsseldorf leben über 8.400 Japaner (IQ 106) Japaner und es ist kein Problem:
Sarrazin argumentiert doch kulturell, nicht ethnisch:
Erstens argumentiert er mit Vererbung und Genen und zitiert passende Wissenschaftler, die ihn vermeintlich bestätigen. Insofern ist deine Aussage komplett falsch.
Zweitens ist es auch "kulturell" (der moderne Rassismus versteckt sich hinter diesem Feigenblatt) absoluter Unfug, was er verbreitet.
Er hätte auch hiermit argumentieren können:
Nur, wenn er seine Nazi-Eugenik mit noch mehr Blödsinn anreichern will. Denn es ist längst wissenschaftlich bewiesen, dass die Messung der Intelligenz genau in den Kulturen versagt, wo es eine andere kulturell bedingte Welt gibt. Sagen wir mal die Gedankenwelt und das Gedankentraining. Das hat aber exakt 0 mit Intelligenz zu tun, sondern liegt an etwas völlig anderem: Die typischen uns bekannten Intelligenztests basieren auf der westlichen Welt des Denkens.
Nimmt man Intelligenztests (und die gibt es), die weg kommen von so Dingen wie Mathematik (Führe die Zahlenreihe xxxx fort) und setzt stattdessen andere Dinge in den Vordergrund, beispielsweise Mustererkennung usw., dann überholen uns Europäer usw. plötzlich Länder, in bisher bisher schlechtere Ergebnisse erzielt wurden. Wie also kann es sein, dass Menschen je nach Intelligenztest unterschiedlich intelligent sind? Wie kann es sein, dass bei 2 Menschen in 2 verschiedenen Tests mal der eine und mal der andere intelligenter ist?
Die Forschung ist längst einen Schritt weiter und begreift Intelligenz inzwischen sehr vielschichtig. Sie begreift, dass es Dinge gibt wie
- sprachliche Intelligenz
- logisch-mathematische Intelligenz
- räumliche Intelligenz
- musikalische Intelligenz
- soziale/emotionale Intelligenz
- Handlungsintelligenz
und noch einiges mehr.
All diese Dinge lässt der Rassist Sarrazin weg, weil er in der These festhängt, dass die Intelligenz "kulturell vererbt" wird. Weil er nicht wahr haben will, dass gerade die nächste Generation, aber auch die hier herkommenden Erwachsenden durchaus problemlos zu uns aufschließen können, wenn man sie nur lässt und fördert.
Nein, die AfD wäre auch ohne Sarrazins Zutun entstanden. Vieles läuft halt nicht rund, die Bürger sind unzufrieden mit Themen wie EU oder Migration/Asyl.
Ich sag’s mal so. Der Umgang mit Sarrazin hat eine AfD begünstigt. Viele seiner Thesen waren verkürzt, andererseits hat er lediglich Integrationsstatistiken zusammengetragen, die die politische Klasse nicht hören wollte, weil die Wirtschaft auf Zuwanderung angewiesen ist.
Für die vielen Lügen, die Sarrazin verbreitet hat und für die Nazi-Eugenik u.ä. ist er freilich nicht verantwortlich. Erfunden haben das viele viele Jahre vor ihm schon andere.