Gibt es überhaupt "richtig" und "falsch" in der Moral?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

Frage der Einstellung. 89%
Deontologie. 11%
Utilitarismus (Konsequenzialismus). 0%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Frage der Einstellung.
  • Es gibt keine absolute Moral, kein absolutes Richtig und Falsch.
  • Innerhalb eines gegebenen moralischen Systems kann man den meisten Verhaltensweisen einen Platz auf der Skala von richtig bis falsch zuordnen, aber verschiedene Moralsysteme können zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
  • Moral ist relativ, nämlich relativ zu den eigenen Überzeugungen, zu den eigenen Wertvorstellungen. Religion, Weltanschauung, Logik stehen im Wettstreit miteinander, wenn es um die eigene Moral geht, und erst recht, wenn es um gesellschaftliche Konventionen der Moral geht.
  • Persönlich tendiere ich zu "der Zweck heiligt die Mittel". Es kann nicht sein, dass man ohnmächtig sehr viel Falsches hinnimmt, nur weil man wenig Falsches tun müsste. Es kommt auf die Bilanz an. Es gibt keine perfekte Welt, kein perfektes Handeln, aber es gibt das geringste Übel und das größte an Gutem.
  • Sich mit einer falsch-verstandenen absoluten Moralvorstellung selbst im Wee zu stehen und immer wieder und wieder viel Böses zuzulassen, nur weil man nicht bereit ist, Mumm zu haben und Courage zu zeigen, ist für mich keine Moral, die ich vertreten könnte.
  • Philosophisch gesehen bin ich der Meinung, dass es "objektiv Richtiges oder Falsches" nicht gibt. Alles ist relativ zur gegebenen Situation und zur Perspektive desjenigen, der es betrachtet.

Dhalwim2 
Fragesteller
 16.07.2019, 21:04

@Kajjo,

wunderbar. Ich weiß deine genaue Antwort zu schätzen, aber muss doch noch nachhaken.

Persönlich tendiere ich zu "der Zweck heiligt die Mittel".

Wenn das bei dir so ist, warum hast du dann "Frage der Einstellung", angekreuzt?

MfG Dhalwim numero zwo!

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Kajjo  16.07.2019, 21:23
@Dhalwim2

Danke für dein Feedback.

Unter Utilitarismus verstehe ich so etwas wie "the greatest sum of the greatest good", also eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung -- und das teile ich nicht. Selbst wenn man den Utilitarismus auf "die Gruppe, um die es einem geht" beschränkt, ist das meistens noch zu weit im Scope, zu weit weg vom Individuum.

Unter Utilitarismus werden zudem objektive Wertmaßstäbe vorausgesetzt, quasi ein vollständig rationales Handeln und Bewerten. Das ist in der Praxis gar nicht gegeben, sondern im Gegenteil geht es um Gefühle, Bindungen, Personen und um individuelle, höchst subjektive Werte, die wir Dingen zuweisen.

Moral muss etwas sein, das man erfassen, fühlen, für richtig halten kann. Moral muss Teil von tief empfundenen Wertvorstellungen sein, nicht von Berechnungen oder abstrakten Betrachtungen im Elfenbeinturm von abgefahrenen Philosophen.

Die Natur (auch die Natur des Menschen) funktioniert so einfach nicht. Wir müssen individuell für uns immer wieder und wieder Entscheidungen treffen. Und selbstverständlich richten sich diese Entscheidungen nach uns selbst. Wenn wir über uns selbst hinaus noch die eigenen Kinder, den Partner, die Familie berücksichtigen, ist das schon viel. Innerhalb von Gemeinschaften berücksichtigen wir auch ein "wie du mir, so ich dir". Aber alle und alles? Und das objektiv? Wie soll das gehen? Ich glaube nicht daran, dass man Zuständen einen objektive Wert zuweisen kann, der unabhängig von höchst subjektiver Einschätzung ist.

Wikipedia zitiert "Eine Handlung ist moralisch richtig dann, und genau dann, wenn ihre Folgen für das Wohlergehen aller von der Handlung Betroffenen optimal sind."

Da fragt man sich schon: Echt jetzt? Es muss "optimal" sein? Perfektion als Maßstab für menschliches Handeln halte ich für einen irreführenden, geradezu gefährlichen und ganz sicher unerfüllbaren Ansatz. Nützt eine Moral, die Perfektion voraussetzt? Hat eine Moral einen Wert, die praktisch unerfüllbar ist?

Aber ja, ganz grob gesehen tendiere ich zu utilitaristischen Gedanken a la "der Zweck heiligt die Mittel". Aber nur grob.

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Frage der Einstellung.

Meiner Meinung nach ist die "Soll-Frage" eher irrelevant. Vielmehr geht es um die Zurückführung von Handlungen auf ethische (prudentielle oder moralische) Prinzipien und deren Begründung. Und begründen kannst Du ein Prinzip entweder kognitivistisch oder non-kognitivistisch.

Bezogen auf Deine Frage: Utilitarismus und Deontologie sind mir persönlich zu umfangreiche Begriffe, man sollte eher die Sinnhaftigkeit derer Spezifikationen diskutieren (z.B. Handlungs- oder Regelutilitarismus).

Zu Deiner zweiten Frage: Streng genommen ist "Konsequentialismus" der weitere Begriff (im Vergleich zu "Utilitarismus"). Der Konsequentialismus schreibt vor, Du sollst die Beurteilung einer Handlung von deren Folgen (Konsequenzen) abhängig machen. Der Utilitarismus definiert die Nützlichkeit (lat. "utilitas") von Handlungen (als deren Konsequenz) als zentrales Beurteilungskriterium.

Frage der Einstellung.

Je nachdem, in welche Richtung man sein Gewissen schult, entschuldigt es einen, oder klagt einen an.

Denn wenn Menschen von den anderen Völkern, die ohne Gesetz sind, von Natur aus tun, was das Gesetz sagt, dann sind diese Menschen, obwohl sie ohne Gesetz sind, sich selbst ein Gesetz. Sie zeigen ja, dass ihnen der Inhalt des Gesetzes ins Herz geschrieben ist, wobei auch ihr Gewissen Zeuge ist und sie durch ihre eigenen Gedanken angeklagt oder auch entschuldigt werden.“ (Römer 2:14, 15)

Frage der Einstellung.

Es gibt kein richtig und falsch - ob nun mit Moral oder ohne. Es gibt Regeln (beim Arbeiten oder auch Gesetze) - ja. Aber an sich kannst Du immer selbst entscheiden.

Oder ist es einfach nur eine Frage der Einstellung und es gibt keine objektiv richtige Antwort?

Es gibt eine objektiv schlüssige Antwort, sagen wir einfach so:

Moral = Norm = Mehrheit = gibt vor was richtig und was falsch ist.

z. B. ist Fleisch essen = normal = die Mehrheit macht es (trotz oder sogar wegen besseren Wissens) = ist moralisch richtig.

oder romantische Beziehungen zum gleichen Geschlecht abhalten = unnormal = denn die Norm führt romantische Beziehungen zum anderen Geschlecht = ist moralisch falsch

aber du darfst - was viele leider machen - Moral nicht mit Ethik gleichsetzen.

denn sieht das Alles ganz anders aus.

Und wenn wir gerade dabei sind, ist "Utilitarismus", der Oberbegriff oder "Konsequenzialismus"

Konsequenzialismus ist der Oberbegriff unter dem sich der Utilitarismus anhängt.

Die Utilitaristische Ethik "Manchmal müssen tausend sterben, damit Millionen leben",

Das ist nicht ethisch, sondern Mao Tse-Tung Diktatur.

Übrigens gibt es gar keine "utilitaristische Ethik", denn ein Konzept, dass die Glückssteigerung höher Wertet als das Leiden (wie die Negativierung des Utilitarismus bspw) kann nicht ethisch wirken.

und die Deontologische Ethik "Taten sprechen für sich, ungeachtet der Folgen".

Es ist aber ein Unterschied - wenn wir uns an deinem Beispiel ausrichten - ob ein Straftäter lebt oder verstorben ist.

Um es mal negativ utilitaristisch bzw. realistisch auszudrücken: Ein Straftäter der lebt, ist weder ein Gewinn für die Wirtschaft, noch für die Arbeiter, noch für die wieder integrierten Opfer und nicht mal für die Tiere . Denn seine Erhaltung kostet Tierleid (er ernährt sich fleischlich) und Geld, er bereitet lebendig seinen Opfern mehr Sorge "was wenn er weggesperrt wird, wenn er ausbricht" usw. was sich auf deren Arbeitsleistung und Konsumleistung legt, wodurch ein wirtschaftlicher Schaden erzeugt wird.

= mehr Leiden das verhütbar gewesen wäre

Dagegen wird er umgebracht wie bspw. "Kira" das macht überwiegend durch Herzstillstand, leidet er nur kurz Schmerzen (wobei darauf grundsätzlich nicht geachtet werden sollte), und kann sobald verstorben niemanden mehr schaden. Selber wird er auch keine Leiden mehr spüren, denn dazu müsste er existieren. Die Existenz ist die Grundvoraussetzung um Leiden, Altern und Sterben zu müssen. = nicht mehr Leiden, weil verhütet