Gibt es nicht viel mehr Argumente für den Atheismus?
Die Frage beruht auf diesem Link: Pro und Contra Gottesglauben | TheoBlog (tobiasspeck.de)
Meiner Meinung nach ergeben diese Argumente hinten und vorne keinen Sinn. Auf der Seite Pro stehen Argumente die keinen Beweis haben, und auf der Contra Seite stehen Dinge die viel zu einfach sind... Was ist eure Meinung. Gibt dieser Artikel eine falsche Sichtweise auf den Atheismus?
17 Stimmen
18 Antworten
Da die Frage sich speziell auf die Gegenargumente, bzw. ihre schwache Performance bezieht, gehe ich auf diese Mal ein.
Die Evolutionslehre widerspricht dem Schöpfungsglauben
Das ist etwas seltsam formuliert, denn tatsächlich widerspricht die Lehre, womit also das WIE der Evolution gemeint sein sollte, nicht direkt dem Schöpfungsglauben. Das Wort widerspricht ist nämlich viel zu schwach. Es ist vielmehr so, dass die Evolution, egal wie sie nun im Detail ablief, eine Schöpfung vollkommen ausschließt. Selbst wenn die Evolutionslehre von heute noch mangelhaft wäre (was sie im Großen und Ganzen aber nicht ist), würde die Evolution im Widerspruch zum Schöpfungsglauben stehen. Aber der Schöpfungsglaube ist auch gar keine Äquivalenz zur einer wissenschaftlichen Erklärung. Daher widerspricht die gesamte wissenschaftliche Methodik bereits jedem Versuch, Naturereignisse/ - phänomene, mittels Legenden und Märchen zu beschreiben und/oder gar versuchen sie so zu erklären. So etwas gehörte sich schon vor 2000 Jahren nicht, was Lucretius Carus bereits wusste, bevor Jesus geboren wurde. Der Satz müsste also lauten: Die Evolution ist ein unbestreitbarer Fakt und der Schöpfungsglaube war schon im Ansatz unhaltbar, wurde aber durch Evidenz-basierte Argumente letztendlich hinweggefegt.
Es gibt keine direkte Antwort auf Gebete
Das interessiert höchstens indoktrinierte Kinder, die sich durch das selbstständige Denken aus den Denkfesseln ihrer Religion lösen. Für Debatten unter erwachsenen Atheisten sind solche Argumente höchstens für einen Schmunzler gut. Atheisten lassen dem Begriff "Gott" meist mehr Raum für Interpretation, daher ist ein nicht-christliches Verhalten eines "Gottes" gar keine Verwunderung wert, schließlich könnte es ja auch ein deistischer Gott sein, etc. pp. Viel irrationaler ist daher, dass Gläubige beten (man kann es natürlich emotional nachvollziehen), nicht dass ein Gott keine Antwort für die Gebete bereithält.
Man kann Gott nicht sehen.
Völlig irrelevant. Unser Sehorgan wird nunmal von Licht einer bestimmten Wellenlänge affiziert. Alles was unterhalb einer Lichtwellenlänge liegt kann prinzipiell schon nicht sichtbar sein. Dann gibt es laut der Physik noch die dunkle Materie. Aber wenn wir von Gott, bzw. einem "heiligen Geist" sprechen, dann ist sowieso klar, dass hier eine klassische Wechselwirkung mit der Materie nicht anzunehmen wäre. Aus diesem Grund suchen wir ja auch nicht mittels wissenschaftlichen Methoden nach Göttern.
Jeder hat ein anderes Gottesbild – welches davon stimmt?
Naja, es geht weniger um ein Gottesbild, so im Sinne einer ganz bestimmten Anschauung im Kopf eines Gläubigen. Eher geht es um die Vielheit der entstandenen Religionen, basierend auf ganz heterogenen Erfahrungen mit "dem Unbekannten", von denen viele (Regengötter etc.) ja wegerklärt werden konnten. Bloß sind noch einige tausend Gottheiten noch in Zirkulation und davon hat ja jeder nochmal seine in der Lebenszeit wandelnden Vorstellungen. Es ist eher interessant es Mal so festzuhalten und Gläubige damit zu konfrontieren - aber als Atheist kommt meine Überzeugung von woanders.
Unfälle, Katastrophen, Ungerechtigkeiten, Kriege kommen trotz eines guten Gottes vor
und
Unschuldige leiden trotz eines guten Gottes
Das ist schon Mal was. Ich halte den abrahamitischen Gott für widerlegt, allein aus dem Theodizee-Dilemma heraus. Dieses reicht völlig aus die Absurdität eines Glaubens an einen allgütigen und allmächtigen Gott aufzudecken. Dazu lassen sich Bücher füllen und es gibt sie ja bereits auch. Man könnte bei Schopenhauer anfangen.
„In der Bibel stehen Märchen – ich habe noch kein Wunder erlebt“
Das sind eigentlich zwei Punkte. Der erste ist nur auf die Richtigkeit des biblischen Glaubens gerichtet und irrelevant, da ja das meiste der Bibel nicht als Dokumentation verstanden wird (zumindest in gebildeten, thelogischen Kreisen). Der zweite Punkt ist aber ganz entscheidend: Weshalb erfahren nur Menschen Wunder, die sonst auch auf unwissenschaftlichen Schwachsinn reinfallen? Und wieso wird oft versucht den Glauben rational zu verteidigen, dann aber, wenn man merkt, dass die pro-Argumente ausgehen, ist es "reine Erfahrungssache"? Mir dünkt es, dass die Menschen die irgendetwas erfahren haben, nicht einmal ehrlich zu sich selbst sind. Sie bemühen sich nicht ihre Erfahrung und die heterogenen Berichte über anderweitige Erfahrungen zu konvergieren. Vielmehr missbrauchen sie diese wie auch immer geartete Vision für diese "gotcha!"-Punkte gegen Nicht-/Andersgläubige.
Gebete werden nicht erhört, Gott beschützt nicht immer
Das hier zeigt die absolute Verzweiflung des Erstellers. Hat er doch die Punkte 2 und 6 einfach in Verbindung miteinander nochmal als eigenständigen Punkt angeführt. Wie soll man dazu noch was schreiben? Diese christliche Seite braucht dringend neue Schreiberlinge.
Das sind Aussagen von Schülern, die sich auch noch teilweise gegenseitig widersprechen - gibt es nun Menschen, die Gott als vertrauenswürdig erlebt haben, oder hat nie jemand eine Antwort auf Gebete bekommen?
So ziemlich alle Argumente kannst du auch auf GF lesen.
Und so wie (fast) jeder Atheist Argumente für seinen Glauben vermisst, so auch (fast) jeder Gläubige einer Religion.
Jede der positiven Antworten lässt sich mit nein beantworten.
Menschen haben Gott als vertrauenswürdig erlebt
Von was für einen Vertrauen ist die Rede? Laut seinem Buch gab er den Menschen einen freien Willen, überflutete jedoch die gesamte Erde und ertränkte alle Lebewesen auf ihr weil ihm nicht gefiel was sie daraus machten. Er befiel Abraham seinen eigenen Sohn zu töten. Gab Moses und seinem Volk eine Freikarte für Genozid und Kindesmisshandlung und hielt Adam und Eva die Erkenntnis vor die Nase, verbat ihnen aber diese zu erlangen.
Wenn er etwas ist, dann ist er ein grausamer, eifersüchtiger, sadistischer, eingebildeter Narzisst mit einem absoluten Hang zur Übertreibung und keinesfalls jemand dem man auch nur eine Finger breit vertrauen sollte.
Menschen, die glauben, leben länger
Dafür gibt es keinen Beweis und ich habe auch stark die Vermutung, dass es da keine Verbindung gibt.
die Mehrheit der Menschen glaubt, Atheisten sind in der Minderzahl (zumindest weltweit gesehen)
Es ist eine Sache an etwas zu glauben und eine andere an Gott zu glauben. Wahrscheinlich glaubt wirklich die Mehrheit der Menschen an irgendwelche Götter, Naturgeister und der gleichen. Dass Menschen glauben ist kein Argument für Gott.
Es tut Menschen gut, ihre Probleme an IHN loszuwerden
Wenn das der Grund für den Glauben wäre, würde es ein ziemlich erbärmlichen Eindruck von Gläubigen Menschen vermitteln, die nicht in der Lage sind ihre Probleme ohne ein allmächtige Entität bewältigen können. Wozu dann überhaupt noch eine Autonomie?
Glaubende fühlen sich nicht so allein
Das ist zu pauschalisiert. Unabhängig davon ob man glaubt oder nicht gibt es Menschen die auch dann einsam sind, wenn sie Freunde haben. Ein imaginärer Freund der nicht mit einem interagiert, ändert daran nichts.
Wer betet, gewinnt neue Kraft und neue Hoffnung
Das nennt man Autosuggestion. Gebete haben allerdings wissenschaftlich belegt keinen Effekt.
Glaubende Menschen lassen sich dafür motivieren, anderen Gutes zu tun
Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Missionierungen, Kindesmisshandlungen von Priestern, Verbot von Kondomen, Intoleranz gegenüber Sexualitäten, anderen Religionen und dergleichen, Terrorismus und noch viele weitere Dinge. Wenn man einen guten Menschen dazu bringen will etwas wirklich Böses zu tun ist Religion eine Notwendigkeit.
Der Glaube gibt Ausdauer und lässt schwierige Situationen besser ertragen
Das Halte ich für einen Trugschluss, da es nur eine Art der Verdrängung ist und eine Aufarbeitung verhindert.
Die Liste der Gegenpunkte ist allerdings ebenfalls alles andere als gut.
Die Evolutionslehre widerspricht dem Schöpfungsglauben [Anmerkung: oder scheint dies zumindest]
Was für ein Argument soll das sein? Die Evolutionstheorie ist eine Theorie, eine die dieses Wort auch verdient. Als Theorie werden in der Wissenschaft Dinge bezeichnet für die wir schlüssige Beweise haben. Die Evolutionstheorie ist eine der am besten bewiesenen Theorien, die wir haben. Für die Schöpfungsgeschichte, die das Wort Geschichte nur im Sinne einer Erzählung verdient, gibt es keine Beweise. Es gibt nichtmal irgendwelche Hinweise. Im Gegenteil sogar gib es überall nur Dinge, die ihr widersprechen.
Es gibt keine direkte Antwort auf Gebete
Wie bereits erwähnt gibt es Blindstudien, die belegen, dass es egal ist ob man betet oder nicht.
Man kann Gott nicht sehen
Man kann ihn auch nicht schmecken, riechen, tasten und hören. Man kann ihn nichtmal messen oder irgendeinen Effekt, den er haben müsste feststellen.
Jeder hat ein anderes Gottesbild – welches davon stimmt?
Das ist richtig. Praktisch gesehen gibt es so viele unterschiedliche Götter wie es Gläubige gibt.
Unfälle, Katastrophen, Ungerechtigkeiten, Kriege kommen trotz eines guten Gottes vor
Das liegt wahrscheinlich am freien Willen, den er gerade anscheinend toleriert und nicht wieder alle ertränkt obwohl wir in der heutigen Zeit deutlich grausamere Taten vollbracht haben als das weshalb er es das letzte Mal gemacht haben soll.
Unschuldige leiden trotz eines guten Gottes
Wahrscheinlich weil in seinem Buch keine gute Version von ihm existiert.
„In der Bibel stehen Märchen – ich habe noch kein Wunder erlebt“
Magie existiert auch nicht.
Gebete werden nicht erhört, Gott beschützt nicht immer
Das Argument ist identisch mit dem vorherigen.
Die verlinkte Seite ist ein weitere Beweis dafür, dass man im Internet jeden Stuss verbreiten kann.
Leider finden sich genügend Menschen, die jede Behauptung oder persönliche Meinung ungeprüft als wahr betrachten (Es steht im Internet, also MUSS es wahr sein)
Der Artikel ist schlicht und einfach falsch. Es geht um Argumente für und wieder den Glauben, nicht für und wider Gott, angeblich.
Bei den angeblichen Argumenten wider den Glauben ist aber kein einziges aufgeführt.
Die Liste und die ganze Seite ist also systematisch falsch, wenn nicht verlogen, denn die Seite stammt von einem Lehrer.