Blickwechsel 26. Juni 2024
Blickwechsel - Deine Fragen an eine Bürgergeldempfängerin
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Gibt Bürgergeld noch einen Anrzeiz zum arbeiten?

2 Antworten

Hi,

danke für deine Frage!

Erstmal: Kein Problem, dass du die Frage stellst. Ich kann gut verstehen, dass du die Möglichkeit nutzen möchtest.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich es gar nicht so reizend finde, Bürgergeld zu beziehen. Wir machen mal folgende Rechnung:

Der Mindestlohn liegt aktuell bei 12,41€ pro Stunde. Ein normaler Arbeitsmonat hat 21 Tage à 8 Stunden (Vollzeit). Dies ergäbe Brutto etwa 2085€. Für mich als Single ohne Kinder (Stkl. 1) blieben Netto etwas mehr als 1500 Euro übrig. Bei 30 Stunden Teilzeit gäbe es Brutto etwa 1564€, dies entspräche 1204€ Netto.

Als Vergleich: Aktuell habe ich etwa 1116€ (inkl. Miete) zur Verfügung. Zudem zahle ich in dieser Zeit weder in die Arbeitslosen- noch in die Rentenversicherung ein. Arbeiten ist also sogar bei Mindestlohn und Teilzeit lukrativer als Bürgergeld zu beziehen. Wie das aber im jeweiligen Einzelfall aussieht, ist natürlich fraglich; sicherlich wird es einige Menschen geben, die – vor allem angestachelt durch die Politik – keinen Anreiz mehr zum Arbeiten sehen. Das ist aber kein Problem des Bürgergelds, sondern ein Problem der Entlohnung.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – aktuell auf Bürgergeld angewiesen

Hallo Rolajamo,

ich kann nur aus ALG 2 Zeiten sprechen, also bis 2019 etwa. Die Essenz dessen ist aber das selbe. Bürgergeld/Alg2 sind alles andere als Umsonst und schon gar nicht für jeden ausreichend. Das fängt schon an das nicht jeder volles Geld bekommt und wie bei mir damals Kredite dich dennoch im Minus stehen lassen, da mit den Kreditraten die Kosten die Einnahmen übersteigen. Das ich theoretisch die Zinsen für übernommen bekommen könnte bringt mir nichts wenn die Bank die Summe nicht herausgibt.

Das größte Problem ist das Geld vom Staat russisch Roulette ist. Ich selbst stand 2 mal vor dem Problem, das mir das Geld vom Staat sehr teuer wurde, als das Amt immer wieder Mist baute. Du stehst dann nämlich gern mal vor Tausenden von Euro Rückzahlung. So toll wie Bürgergeld klingt und das Geld ohne zu Arbeiten, der Preis kann Psychisch aber auch finanziell so hoch sein das es dich ruiniert.

aber könntest du dir vorstellen, dass gerade Menschen mit schlechter Ausbildung durch Bürgergeld keinen Anreiz sehen einer Arbeit nachzugehen, wenn sie im Niedriglohnsektor einene ähnlichen Lebensstandard hätten?

Möglich ist alles und die wird es geben, laut Bundesagentur von 1,4 Millionen (Arbeitsfähigen) 15.000. Dazu kommt von mir aber ein GROßES ABER. Ein Teil der Leute, der Verweigerer sind vom Jobcenter und Agentur für Arbeit erschaffen worden. Was denkst du was Leute machen wenn die statt unterstützt nur traktiert werden? Wenn du Arbeiten sollst und wenn du wegen eben einer neuen Anstellung in Aussicht, ohne Termin kommst und dich dann noch voll labern lassen musst. Es ist das Amt was mit seinem ignorieren der Sozialgesetze eben die Leute erst so weit treibt, zumal Arbeitgeber bisweilen nicht besser sind.

Dazu kommen aber all jene welche vom Amt aus dem Arbeitsmarkt entfernt wurden. Menschen welche man in die Rente Zwang, egal ob Alters oder Erwerbsminderung, oder noch ganz wo anders hin. Wenn man sieht wie die Ämter arbeiten weiß man wo Verweigerer, Kosten, Jobverluste und einiges mehr herkommen. Bisweilen vernichtet nämlich das Amt selbst den Job den du hast.

MfG PlueschTiger

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung