Gewissenskonflikt in einer ethischen Frage

9 Antworten

Du schreist: "Alles zurueck, der Zug kommt". Aber das wolltest du nicht wissen. Es geht dir um die Schuldfrage und das du dich entscheiden musst. Du machst nun aus dem Impuls heraus ohne Nachdenken das Richtige. Was immer du machst ist in Ordnung, solange du es aus dem Impuls machst, ohne vorher darueber nachzudenken. Wenn Gedanken kommen, dann kommt austomatisch Schuld, Entscheidung und Gerechtigkeit mit ins Spiel. Aber wenn du keine Zeit hast nachzudenken, dann handelst du automatisch richtig. Das ist das Gute daran, ohne Gedanken im Moment zu leben und zu handeln. Alles Gute!


RanjitHuber  15.10.2014, 11:49

Folgt aus der Tatsache, dass etwas "aus dem Impulst" gemacht wird automatisch, dass es ethisch richtig ist?

Falls nicht, woran können wir dann messen, ob etwas ethisch richtig ist oder nicht? Möglicherweise daran, ob die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt wurden. Um dies herauszufinden, ist es sogar essentiell wichtig, sich Gedanken zu machen.

Man zieht sich nicht aus der Verantwortung dadurch, dass man sich vorher schon sagt: "Am besten denke ich gar nicht darüber nach, sondern handle aus dem Impuls." Denn deine oben angesprochene "Entscheidung" wird dadurch einfach nur vorgeschoben - und ich meine - wie oben ausgeführt, dass dies nicht hilfreich ist.

Stimmst du dem zu?

2
asogama  15.10.2014, 22:06
@RanjitHuber

Folgt aus der Tatsache, dass etwas "aus dem Impulst" gemacht wird automatisch, dass es richtig ist? - JA -

Ist es ethisch richtig? Das muss ich nicht wissen oder entscheiden. Ich kann es nicht wissen.

0
RanjitHuber  16.10.2014, 16:21
@asogama

Das muss ich nicht wissen oder entscheiden. Ich kann es nicht wissen.

Diese Behauptung hält einer gründlichen Prüfung nicht stand.

In sehr vielen Situationen kann man analysieren, welche Beteiligten welche Interessen haben. Man kann es also wissen. Z.B. Hans möchte Peter willkürlich schlagen. Er fragt dich, ob dies in Ordnung ist. "Aus dem Impuls" heraus könnte es unter Umständen geschehen, dass du mit "Ja" antwortest, weil du eventuell wütend auf Peter bist. Hättest du nicht aus dem Impuls heraus gehandelt, sondern kurz nachgedacht und eine ethische Abwägung vorgenommen, wäre deine Antwort vermutlich anders ausgefallen.

Meinst du jetzt immer noch, dass "aus dem Impuls" zu handeln immer richtig ist?

3
asogama  19.10.2014, 07:18
@RanjitHuber

Natuerlich, es gibt nichts anderes, weil der, der prueft einfach nicht existiert. Der Pruefer ist das Problem, nicht der, der handelt, weil der, der handelt nicht existiert. Der Pruefer ist Illusion, der Handelne ist Illusion. Diese Frage ist Illusion. Entkomme der Illusion um frei zu sein. Alles Gute!

0
RanjitHuber  20.10.2014, 22:18
@asogama

Ich kann beim besten Willen nicht entziffern, was dieser Kommentar bedeutet.

Könntest du bitte nochmal auf meinen letzten Kommentar eingehen?

1

Das ist keine wirklich ethische Frage, sondern eine psychologische. Während der Ökonom sagt: 5 retten und 1 Opfern, ist es für den gefragten sehr schwierig, diese Entscheidung zu fällen. Im aktuellen IST-Zustand, gehen die 5 Leute drauf. Aber der Zustand existiert bereits und tritt ein. Ich könnte den Hebel bewegen - dadurch würde ich jedoch aktiv dazu beitragen einen Menschen zu töten. Das musste ich bei der ersten Version nicht.

Die meisten Menschen würden den Hebel nicht umlegen.

Solche angeblichen Entscheidungsfragen lieen der Moral zugrunde, die unsere politische Szene für sich beansprucht.

Um angeblich Schlimmeres zu verhindern, werden regelmässig Kriege angefangen, die viel Leid verursachen. Natürlich immer nur, weil wenige leiden müssen, um angeblich viel grösseres Leid durch Enthaltung (Pazifismus, Nicht-Teilnahme) zu verhindern.

Jahre später stellt sich regelmässig heraus, dass die jeweiligen Kriege gewaltiges Leid verursacht haben und ein Heraushalten doch die Variante gewesen wäre, die weniger verursacht hätte.

Auch das (angebliche) ethische Dilemma, das Dir konstruiert wurde, kann möglicherweise später anders aussehen als in dem Moment, wo Dir möglicherweise tatsächlich nur diese beiden Optionen mit den angeblichen Konsequenzen erscheinen.

Was wäre z.B., wenn sich später herausstellte, dass zwischen dem Zug und Deiner Weiche noch eine Weiche war, die den Zug an allen Arbeitern vorbei gelenkt hätte?

Was wäre, wenn da noch viele andere Dinge wären, die Du gar nicht übersehen kannst?

Und jetzt kommt das Empörendste: Du würdest später wegen Mordes oder Totschlag verurteilt. Auch wenn Du Dich darauf berufen würdest, es aus dem guten Impuls getan zu haben, 1 Menschen zu opfern, um 9 zu retten. Man würde Dir vorhalten: es liegt nicht an Dir, zu entscheiden, wer leben und wer sterben darf...

Eine Entscheidungssituation damit zu "lösen", dass man irgendwelches Leid verursacht, ist immer die falsche Option.

In früheren Zeiten hätte man Dir das damit begründet, dass nur Gott entscheiden darf, Leben zu nehmen. Gott ist heute zwar keine Instanz mehr, aber irgendwie ohne eine solche Instanz, gibt es diese Überzeugung immer noch.

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass in diesem Problem folgende Annahmen vorausgesetzt werden:

  1. Alle Personen sind gleich viel wert
  2. Man kann keine Person retten, sondern lediglich den Hebel umlegen oder nicht

Wenn diese Vorausetzungen gegeben sind wäre es aus utilitaristischer Sicht ethisch korrekt, den Hebel umzulegen, sodass nur eine Person anstatt fünf sterben.

Die Diskussion mit "oh je, dann greife ich ja aktiv ein!" finde ich unpässlich, da das absichtliche Unterlassen auch als "aktives eingreifen" gewertet werden kann.

Letztlich entsteht (in diesem Beispiel) mehr Nutzen (bzw. weniger Leid), wenn man den Hebel umlegt. Daher sollte ein rationaler Mensch dies auch tun.

Natürlich ist es eine überflüssige und hypothische Frage. Aber das liegt daran, dass der Fall SO einfach gestrickt ist – damit man keine ZU lange Geschichte erzählen muss – dass kaum einer die eigentliche Frage ernst nimmt.

Es ist so: Du weißt um den Umstand, dass der Ist-Zustand 5 Menschen töten kann. Tust Du nichts, kommen diese 5 um – und der eine sagt: „Mensch, habe ich ein Glück gehabt.“ Aber EINER weiß, dass er NICHT Glück hatte! Nämlich DU hast ihm SEIN Glück geschickt – und 5 anderen den Tod zugedacht! – Es ist leider genau SO: DU hast entschieden, indem Du NICHTS tust, dass die anderen 5 sterben müssen, der eine aber nicht!

Auch wenn andere hier anderes behaupten: Auch PASSIVITÄT beläd mit Schuld! In jeder Passivität steckt nichts als die Umkehrung von Aktivität.

Du hättest das Schicksal wenden können. Du hättest 5 (!) retten können – und EINEN vor dem Tod nicht bewahren! – Natürlich kannst Du dabei nur nach der Zahl gehen. Und die Zahl kann auch ein fehlerhaftes Kriterium sein. Aber zunächst KANNST Du nur nach der Zahl entscheiden. Denn wen in Person von diesen willst Du vorrangig behandeln? Den einen? Auf welcher Grundlage soll das Leben des einen mehr wert sein als das Leben der 5 anderen?

Angenommen, die 5 kennst Du nicht, der eine aber ist Dein Schwager: Wird Deine Entscheidung gerechter, wenn Du Dich in Passivität übst und nichts machst – damit aber tatsächlich durch Deine Einflussmöglichkeit den vorziehst, den Du kennst? Aber nun, wenn Du etwas über die Personen weißt, kommt Dir evtl die Fragestellung immer näher: Der eine ist Dein Bruder. Und dann: Der eine ist Dein Sohn!!! NUN wird die Frage zur Frage der Nothilfe mit der Abwägung, Deine eigene, engste, kleine Familie zu schützen.

RÜHMEN wird man Dich, wenn Du die 5 rettest, OBWOHL Du weißt, dass der eine Dein Sohn ist. NACHSEHEN wird man es Dir, wenn Deine spontane Entscheidung so ausfällt, dass Du Deine eigene Familie schützt.

Aber RICHTIG ist die eine Entscheidung nicht allein dadurch, dass es die spontane Entscheidung ist, die Du in jenem Moment triffst!