Eine Lektion in Bescheidenheit
Bedenken wir, dass die Sonne, um die wir uns drehen und auf deren lebensspendende Energie wir angewiesen sind, nur ein unauffälliger Stern in einem unbedeutenden Spiralarm am Rande der Milchstraße ist. Allein unsere Heimatgalaxie umfasst zwischen hundert und zweihundert Milliarden wieterer Sterne. Die Andromeda-Galaxie, die sich mit etwa 120 kilometern pro Sekunde auf die Milchstraße zu bewegt und in rund zwei Milliarden Jahren mit ihr kollidieren wird, umfasst weitere tausend Milliarden Sterne. Schon dies allein sprengt jede Vorstellungskraft. Doch neben der Milchstraße und der Andromeda-Galaxie gibt es in dem von uns einsehbaren Universum etwa hundert Milliarden weitere Galaxien, die im Mittel aus bis zu Hunderten Milliarden Sternen bestehen. Das ergibt insgesamt eine unvorstellbare Anzahl von Sternen. Hätten wir die gleiche Anzahl von Glasmurmeln, könnten wir die gesamte Erdoberfläche etwa bis zur Höhe des Mount Everest damit bedecken. Und damit nicht genug: Möglicherweise ist unser gigantisches Universum nur Teil eines noch gigantischeren Multiversums, das unendlich viele Universen umfasst.
Ruft man sich diese ungeheuren Dimensionen ins Bewusstsein, so weiß man, dass die Erde in der Tat nichts weiters ist als ein Staubkorn im Weltall.
Was soll man angesichts dieses Faktums nun davon halten, wenn eine affenartige Lebensform, die sich zufällig auf diesem Staubpartikel entwickelt hat, eine Spezies, die es vor schlappen zwei Milliarden Jahren längst noch nicht gab und die es in zwei Milliarden Jahren wohl längst nicht mehr geben wird, Geschichten erfindet, die davon handeln, dass das gesamte Universum letzlich nur für sie geschaffen wurde? Ist es nicht Ausdruck eines kaum noch steigerungsfähigen Größenwahns, wenn sich diese Trockennasenaffen-Art, die ihre Existenz dem zufälligen Überleben rattengroßer Ursäuger nach dem Einschlag eines zehn Kilometer großen Asteroiden vor fünfundsechzig Millionen Jahren verdankt, sich einen imaginären Schöpfer des Universums (Gott) einbildet, der nichts besseres zu tun hat, als sich ausgerechnet in Gesalt dieser Affenart zu inkarnieren?
(Auszug aus "Jenseits von Gut und Böse" von MSS)