Gespaltene Ergativität durch gespaltene / fließende Intransitivität?
Hallo, ich habe eine Frage zu Linguistik, grammatische Kategorien.
Es gibt in manchen Sprachen die Phänomene gespaltene / fließende Intransitivität und gespaltene Ergativität (Split).
Meine Frage ist: kommt mit dem gespaltenen bzw fließenden SA / SP - System immer ein Split einher?
Wenn in der Ergativ-Absolutiv Kasusaliniierung S und P sowieso immer gleichmarkiert sind, müsste dann nicht auch gleichzeitg immer dann ein Split in der Ergativität entstehen, sobald ein S wie ein A behandelt (markiert) wird? (Während der gespaltenen / fließenden Intransitivität)
Ich stütze mich hierbei gerade auf ein Sprachbeispiel aus dem Eastern Pomo (Hokan, USA)
Ich hoffe, jemand kann mir das erklären! Vielleicht verstehe ich etwas auch einfach völlig falsch!
Danke. :)
-Rose
4 Antworten
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Gute Frage, ich benötige aber ein wenig Zeit, um mich da reinzudenken.
Ergativität und Split-Ergativität sagen mir etwas (z.B. in Bezug auf Georgisch), aber weitergehende Unterscheidungen muss ich mir noch ein wenig durch den Kopf gehen lassen. Ich melde mich dann etwas später wieder.
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ja, Georgisch ist dafür auch ein gutes Beispiel! Aber ich weiß nicht, ob Georgisch speziell gespaltene /fließende Intransitivität hat, also, dass das S teilweise wie ein A oder P markiert wird.
Ich danke dir sehr für deine Hilfe!!! Falls du etwas rausfindest, schreib mir gern. Ich versuche auch nochmal in der Zeit, es herauszufinden
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Also: in diesem Beispiel handelt es sich um etwas, was nicht zu den "klassischen" Ergativsprachen (wie z.B. Baskisch) gehört, sondern um eine Unterscheidung, die man besser mit aktiv/statisch umschreiben kann. Klassische Ergativsprachen unterscheiden nach der Transitivität des Verbs (baden = intransitiv, töten = transitiv), das ist hier aber nicht der Fall im Pomo.
Der aktive Vorgang (baden, töten) erhält hier nun eine andere Form des Subjekts (im Buch als "Nominativ" bezeichnet) als der statische (passive) Vorgang (gebissen werden, krank werden) (das Subjekt steht laut Buch im "Ergativ" beim "krank werden", obwohl der Vorgang intransitiv ist).
https://en.wikipedia.org/wiki/Active%E2%80%93stative_language
Im englischen Sprachraum nennt man dies active-stative-language (und der Begriff "Ergativ" scheint mir hier eher zur Verwirrung beizutragen, denn dessen Funktion ist hier im Pomo de facto anders als in echten Ergativsprachen).
Daher würde ich die Frage mit ja beantworten, in so einer Sprache wird gesplittet (aber eben anders als in Sprachen wie Baskisch oder Georgisch). Der Split erfolgt hier nach der Semantik "das Subjekt ist aktiv" (badet, tötet) oder "das Subjekt (oder das Attribut) ist statisch" (wird gebissen, wird krank).
Im ersten Satz ist ja xásulà (Klapperschlange) das Subjekt. Du hast ja die beiden Formen der ersten Person farblich markiert.
Noch eine Frage: S = Subjekt , A = Attribut & P = Prädikat?
Sa = Subjekt (Agens) (baden)
Sp = Subjekt (Patiens) (krank werden)?!
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die benötigt man, um die primäre oder sekundäre grammatische Relation zu bestimmen
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Ah ok, verstehe. Jedenfalls splittet Baskisch anders:
bainatu nintzen = ich habe gebadet (absolutives Subjekt)
hil nuen = ich habe ihn getötet (ergatives Subjekt)
(bain ez zuen ezer topatu = aber sie haben ihn nicht gefunden, das weiß ich zufällig noch auswendig)
Im Pomo hat das "ich" aber die identische Form.
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Wie soll ichs dir sagen? Vertief dich einfach mal in Thomas Stolz' Werk 'Ergativ für blutigste Anfänger' . Danach bist du fit, dem Artikel über den Ergativ bei Wikipedia fertigzustellen - wie wär's?
Die Experten für Hokan (Eastern Pomo) treffen hier meist erst später am Abend ein (Zeitverschiebung), wenn du dich also noch ein bisschen gedulden magst?
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Kaum - ich hätte nur Anglistik und Romanistik (Linguistik) zu bieten - aber der Richtige hat dich schon gefunden. Bin mir sicher, da kommt noch was. Ich schaue dann nochmal rein, weil es mich auch interessiert.
Weißt du, ob Armenisch zu den Ergativsprachen zählt?
Gruß
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ich würde sagen nein, weil Armenisch keinen Ergativ- oder Absolutiv-Fall besitzt, sondern nur Nominativ, Akkusativ, Lokativ, Genitiv, Dativ, Ablativ und Instrumental.
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![](https://images.gutefrage.net/media/user/rumar/1477913002241_nmmslarge__0_22_299_299_88d8bb49dc32bb33a75eda94d0272938.jpg?v=1477913002000)
Die Onkoquengologie ist intraspezifikatorisch durch avergationale Blaneovizismen so sehr gestört, dass meine inzivolutorischen Kanzerozeptoren noch angioprematural abregial und rogizistisch reagieren.
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Ich suche wirklich dringend jemanden, der mich aufklärt oder mir meinen Denkfehler deutlich macht....je mehr ich darüber nachdenke, desto verwirrter werde ich.
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Naja, ich weiß halt nicht so recht, ob du für dein ziemlich exotisches Forschungsgebiet (?) hier Leute finden kannst, die damit irgendwas anfangen können.
Mit meinem obigen Phantasietext wollte ich nur deutlich machen, dass dich hier wohl kaum einer versteht. Ich musste schon "Ergativität" googeln und wüsste eher etwas über "Ergodentheorie" zu sagen - aber das wäre wieder ein ganz anderes Feld, von dem die allermeisten eben keine Ahnung haben.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Kaydina97/1652022546018_nmmslarge__261_816_525_525_164a5e46c7d0773559a00b9b350c9002.jpg?v=1652022546000)
Ich wollte es wenigstens versuchen, ich wüsste sonst nicht, wo ich sonst fragen könnte... so exotisch ist mein Fachgebiet gar nicht, es ist einfach empirische Sprachwissenschaft (hier Unterkategorie Linguistik). Ich dachte, dass sich damit vielleicht ein paar Leute hier auskennen würden...
![](https://images.gutefrage.net/media/user/rumar/1477913002241_nmmslarge__0_22_299_299_88d8bb49dc32bb33a75eda94d0272938.jpg?v=1477913002000)
Danke für deine ausführliche Info!
Ich muss da jetzt erstmal drüber nachdenken.
S ist der alleinige Handelnde in einem intransitiven Satz, A ist der Handelnde, wenn es ein P gibt und P ist der passive Part sozusagen, also der, mit dem A irgendwas tut.
SA ist ein S, was wie A behandelt wird und SP ist ein S, was wie ein P behandelt wird. Das liegt daran, dass damit zum Ausdruck gebracht wird, dass die Aktion gewollt oder ungewollt geschieht, also ob das S darauf Einfluss hatte (wie ein A) oder nicht (wie ein P)